Tagebuch Valentin
von Weis/Funk

Diese nachfolgende Familienchronik ist ein von dem im Revolutionsjahr 1848 geborenen Kripper Bürger Gottfried Valentin vor über 135 Jahren angefangenes handgeschriebenes Buch, das von dessen Nachkommen wie ein Familienschatz über Jahrzehnte gehütet wurde. Darin schildert ein Kripper Bürger glaubhaft Begebenheiten aus der Sicht der damaligen „Gemeinen“ in der Zeit von 1876-1920. Resigniert und verärgert beendete der Chronist als gläubiger Christ wegen dem nun fehlenden heimischen Glockenklang infolge der Entnahme der Kirchglocken für Kriegsmaterial fast demonstrativ die Familienchronik mit den letzten Sätzen:


...unser Pastor hatte nichts eiligeres zu tun als.......? „.....wer trägt nun die Schuld??"

Diese Aufzeichnungen verdeutlichen, wie die damalige Weltpolitik, die Ortsgeschichte und die Politik mit den Augen des einfachen kleines Mannes 
gesehen wurde. Die bestechende Einfachheit dürfte hier wohl für die Richtigkeit dieser handschriftlichen Aufzeichnungen bürgen. Der Kripper Bürger Friedel Valentin (+2002) überreichte uns 1993 ein in Schutzpapier eingepacktes Buch von 14 cm x 30 cm mit einfachem Kartoneinschlag, in dem sein Großvater von 1876 bis 1920 auf 37 Seiten in gestochen schöner Sütterlinschrift eine 44jährige Dorfinterna aus der Sicht des einfachen Bürgers handschriftlich recht illustriert fixiert ist, um den damaligen Kampf um das tägliche Brot und des Daseins gegen das Vergesen der Nachwelt zugänglich zu machen.

Da wir der Sütterlinschrift, die um 1940-50 durch die lateinische Schrift abgelöst wurde, einiger Maßen mächtig sind, haben wir 1993 diese Chronik in heutiger Schriftform unter Beibehaltung der vom damaligen Verfasser Georg Valentin gewählten Orthographie transkribiert. Mit etwas Geduld und Fantasie kann der heutige Leser den Sinn des damaligen Geschriebenen deuten und erkennen.

Tagebuch

der Familie Gottfried und Theresia Valentin

Kripp 1876-1920

Transkribiert von der Sütterlinschrift unter Beibehaltung der Orthographie im Mai 1993
von Willy Weis und Hildegard Funk

(Anmerkung: in Klammern versehene Texte stellen Vermerke, Erklärungen bzw. Ergänzungen dar. Die laufende Seitennummerierung erfolgte nach der Fassung von 1993)


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Familien Chronick der Familie Gottfried und Theresia Valentin
getraut in der Pfarrkirche in Remagen den 18ten Februar 1876

Geburtsregister: Gottfried Valentin, geb. 15. Oktober 1848, Theresia Valentin, geb. Müller 25. August 1856

Kinder
Maria geb. 23. August 1876 gest. 18. Jan.1886
Joh. Georg „ 19. Sept. 1878 gest. 1958
Margaretha „ 16. Dezb.1880 gest. 9.2.1945 ( Bombenopfer)
Gottfried Johann „ 15. Januar 1883 gest. 1972
Joseph „ 26. Novb. 1885 gest. 28. Juni 1886
Anna „ 4. Febr. 1889 gest. 5.10.1977
Joseph „ 22. Mai 1890 gest. 24.6.1950
Peter „ 31. Jan. 1895 gest. 9.2.45 (Fährmann, Bombenopfer)
Helena „ 5.Novb.1896 gest. 3.8.1966


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Erlebnisse, Ereichnisse und Begebenheiten

Anfang März 1876 Hochwasser. Das Wasser stand bei Bäcker Wahl auf der Straße. Im Unterdorf musten die Leute alle mit Nachen ans Land kommen. Vom 12ten auf den 13ten März 1876 war ein furchtbarer Orcan welcher eine Masse Bäume und Telegraphenstangen umgeworfen hat. Das Wasser hatte den höchsten Stand erreicht und waren die Wellen so stark das Niemand in dem tobenten Element den hülferufenten Unterbewohnern am Rhein Hülfe bringen konnte und musten die Leute in Ihren Häusern die ganze Nacht in Angst und Schrecken zubringen. Die bereits 1 Meter dicke Hofmauer des Herrn Kolk (Kolk, später Villa Nagel) wurde von der gewalt des Sturmes und des Wasses umgeworfen. An der alten Landstraße in der Wiese stand eine mächtige große Weide mit sehr weitragenten Ästen, der größte Baum in der ganzen Umgegend auch sie wurde durch den Sturm umgerissen. Ueberall wo man hinsah war ein Bild der Zerstörung und Verwüstung.


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1879. im Frühjahr haben wir unser Haus gebaut. 1880 den Winter war es sehr kalt. Oberrhein und alle neben Flüße waren zugefroren. Durch vielen Schnee und später Regen bekamen wir wieder Hochwasser. Das Eis im Ober-rhein und Nebenflüße löste sich man sah bei bei dem Hohenwasserstande keine Lücke mehr im Rheine die vom Eise frei gewesen wäre alles Eis wo man hinsah. Die Eisschollen trieben dicht an unserem Hause vorbei. Mächtige Eisblöcke bedeckten nachher die Wiesen und Felder.


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Hochwaßer im Winter 1882 83. Durch sehr vielen und anhaltenen Regen bekamen wir sehr hohes Wasser. Alles muste geräumt werden, denn das Wasser stieg schnell, wir hatten es schon hoch im Hause da kamen die Meldung das die Mosel noch 7 Fuß gestiegen wäre und die folgende Nacht war der Rhein noch 2 Fuß gestiegen. Das Wasser hatte den höchsten Stand erreicht, es stand bei uns in den 2ten Fensterscheiben der Stube. Wir hatten alles nach Oben gebracht, konnten uns aber da auf die länge der Zeit nicht aufhalten und musten am Speicherfenster heraus in einen Nachen, damit ans Land kamen.

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Das Nothdürftichste wurde mitgenomen und bezogen eine andere Wohnung und zwar bei Heinrich Lohmer. Flurhüter im Gäßchen. Es war ein furchtbares Rauschen des Wassers zwischen den Häusern hindurch. Das Allerheilichste muste mit einem Nachen aus der Kirche geholt werden. Im Prinzendisch (westliche Flurbezeichng. „Prinzentisch“, nähe Godenhaus ) stand das Wasser so hoch auf der Schosee (Chaussee) das die Pferde bis an den Leib dadurch gehen musten. Der Wasserstand war so hoch wie 1845. Ueberal war Noth und Elend. Endlich fiel das Wasser wieder wech und zogen wir wieder in unser Haus

Bonner Pegel am 30.Novb.1882 9,30 Mt

Bonner Pegel am 30.Dez. 1882 8,60 Mt


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das Wasser war so weit weggefallen das der Leinenpfad vor Kolks Haus (spätere Villa Nagel) eben frei war, da fing es wieder zu steigen an, und wir bekamen es nochmals 2 Fuß hoch in die Stuben. Wir waren aber früh genug ausgezogen auch weil es zu feucht in unserer Wohnung war, und zogen bei Adolf Breuer gleich nebenan ins ober Stockwerk. Da haben wir so lange gewohnt bis unser Haus einichermaßen wieder trocken war. Beim 2ten Hochwasser ist viel mehr Wasser herrunter getrieben als das 1te mahl, denn es hat sehr lange gestanden und wollte gar nicht weichen manchmal fiel es in 24 Std höchstens 1 bis 2 Ctm. 2 kleine Häuser im Badenacker sind beim Hochwasser eingestürtzt das der Geschwister Wachendorf und der Familie Peter Adenacker. Sehr viel ist zur linderung der Noth geleistet worden fast aus allen Gegenden flossen. Gaben sogar aus Amerika und ist dem Herrn Bürgermeister von Lassaulx volles Lob anzuerkennen für die vielen Gaben welche Er durch seine vermittlung unserem Ort hat zukommen lassen. Leider sind dieselben aber durch das hierzu bestimmte Ortskomite nicht immer an den richtigen Mann gekommen. Es gab Familien welche nachher in besseren Verhältnißen gelebt haben wie vorher.


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Am 18ten Januar 1886 starb unsere Tochter Maria nach langjähricher Krankheit im alter von 9½ Jahren. In demselben Jahre am 28ten Juni starb auch unser Söhnchen Joseph im alter von 7 Monaten. Am 9ten März 1888 starb Kaiser Wilhelm, im Juni deßelben Jahres starb sein nachfolger Kaiser Friedrich. Am 9ten März 1889 starb mein Vater an Lungenenzüntung im alter von 67 Jahren.


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Witterung
1892. den 25. Dez. etwas Eis im Rhein den 26. stärker Ponte nicht mehr fahren: Vor Neujahr Schnee ziemlich kalt. 1893. den 5. Januar ½ Fuß hoch Schnee den 6. kalt 7.noch kälter die Kälte hielt an am 16. 20 Grad R
(Remour=frühere Temperaturbezeichnung vor Celsius). Den 17. 18 Grad in der Nacht vom 17. zum 18. stand das Rheineis fest. Am 18. morgens ½11 Uhr wurde der Rhein von Johann Müller Schreinermeister von Linzhausen überschritten, um 12 Uhr von Kripp nach Linz am 19. 17 Grad R. Am 21. Termometer auf 0- Vom 22. auf 23.Schnee und Regen. Den 23. Regen,- den 24.leichter Regen, Tauwetter Ostwind, den 25. Nachmittags 4 Uhr setzte sich das Rheineis in Bewegung um 5 Uhr stand es am Ahrort und Unkelstein wieder fest. Die Ahr hatte viel Eis gebracht. In der Nacht vom 26. auf 27. 12¼ Uhr setzte sich das Eis wieder in Bewegung und ging ruhig ab um 6 Uhr Morgens kam das Moseleis vorbei kein Hochwasser. Vom 1. auf 2. Februar Wasser stark steigend, am 2. morgens kam das Oberrheineis in dicht getränkter Masse bis in die Nacht hinein.Das Wasser stand an Kolkseck auf der Straße. Den 3. morgens wieder Eis warscheinlich aus dem Main. Nachmittags nochmals ein Stoß Eis aus dem Neckar


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Am 11ten Juni 1900 bin ich nach 27½ jähricher tätichkeit als Metalldreher in der Sinziger Mosaikfabrik freiwillich ausgeschieden. Im Jahre 1900 wurde mit dem Bau einer neuen Kirche in Kripp begonen. Am 6ten Februar 1902 wurde dieselbe von Herrn Dechant Müller Eingeweiht. Es war dieses eine großartige Feierlichkeit. Das Hochwürdigste Gut wurde in Feierlicher Prozession aus der alten Kirche in die neue gebracht, sehr viele Geistliche Herrn welche auch zum Theil als Kapläne früher hier thätig waren, waren zu der Feierlichkeit erschienen sowie auch viele Leute aus der Umgegend. Es war an diesem Tage Schneegestöber.

Am 18ten Februar haben wir Silberne „ Hochzeit gefeiert. Am 28ten Oktober 1902 hat sich unsere Tochter Margaretha mit Wilhelm Schürheck aus Kendenich b.Köln verheirathet. Es war dieses das erste Brautpaar welches in der neuen Pfarrkirche in Remagen (gemeint ist Kripp) getraut wurde. Ihr Brautamt wurde in unserer Kirche gehalten und hat unser Sohn Joseph daßelbe gedient.


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Am 7ten Juli 1903 wurde vom Herrn Weihbischof von Trier unsere neue Kirche eingeweiht. Es waren zu dieser Feier viele auswärtige Geistliche Herrn erschienen namentlich solche die hier früher als Kapläne thätig gewesen sind. Es war eine großartige Feier. Am Aschermittwoch 1904 morgens gegen 4 Uhr ertrank der Schiffer Anton Kyll aus Linz bei der retourfahrt von Kripp nach Linz. Derselbe hatte das nächtliche überfahren von Linz nach Kripp zu besorgen. Es war Hochwaßer und zur benanten Zeit starker Ostwind mit Schneegestöber. Wahrscheinlich ist er durch den starken Ostwind nicht vor den Bugnachen hergekommen und ist -weil er Allein im Nachen war- dagegen getrieben und untergegangen. Das Hülferufen von Ihm ist in Kripp von den am Rhein wohnenten Leuten gehört worden, aber sehen konnte durch die Dunkelheit und Schneegestöber keiner was. Die Leiche ist 3 Wochen später bei Bortz (Porz) von Kindern in den Weiden hängent aufgefunden worden und in Linz beerdigt.


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Im Frühjahr 1904 wurde mit dem Bau einer Wasserleitung hier im Dorfe begonnen. Anfangs November des nähelichen Jahres war dieselbe fertig. Am 14. Novb.1904 habe ich auf dem Dorn (Feldflur Ahrmündung) zwei junge Apfelbäume gesetzt. Sorte: Schöner von Boskoop. Am 14 Dez 1904 sind wir beim fischen mit dem Geil in höhe der Station 126,2 (heute Stromkilometer 628,2 ) zimlich weit ab vom Lande hängen geblieben und kamen nicht mehr los. Wir schickten zu Joh. Breuer um Hülfe welcher auch schnell mit Grundhaken und Leine zur Stelle war und suchten die Stelle um das Geil herum ab, beim 3ten mahl suchen brachten wir eine schwere Kette zu Tage. Wir ließen das Dreibord da liegen und fuhren mit Breuer nach Hause einen schweren Nachen und Hebezeug holen, nun holten wir die Kette an wie es mit der Hand nicht mehr ging, setzten wir einen Flaschenzug an und brachten nach vieler Mühe ein schweres Anker mit zirka 10 Mt Kabel und 10 Mt Oeringkette herauf. Wir kamen nun mit unserem Netz allmählig los, mit der beschädigung derselben hat es noch leidlich gut gegangen.


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Am 1ten Januar 1905 fing es an zu frieren am 3ten Jan: ging der Rhein mit Eis, dann gab es wieder Thauwetter und am 7ten Jan: war der Rhein wieder Eisfrei. In der Nacht vom 6ten zum 7ten Jan: hatten wir einen Orkanartigen Nord-West Sturm hiel auch am 7ten noch an. Die Nachen waren merstens unter Wasser geschlagen. Den 16ten Januar 1905 wieder Eis im Rhein. Am 25ten Januar 1905


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war der Rhein wieder frei. Am 5.März 1905 hat Johann den Joseph mit aufs Schiff genommen als Schiffsjunge. Am 30.März 1905 ist der Tauereidrath aus dem Rhein geholt worden. Am 8.April 1905 ist überall viel Schnee gefallen. Vom 8. auf den 9.April 1905 hat es stark gefroren. Termometer 4 Grad Cels: unter 0. Vom Juni bis 15.Oktb 1905 hat Joseph als Schiffsjunge auf der Dampfjacht Fürstenberg von Georg Caracciola in Remagen gefahren. Johann fährt auf dem Schiff Katarina von Koblenz Schiffer Zenns. Am 18ten Dezb 1905 zwei junge Apfelbäume in der Wiese gesetzt, nach dem Rhein zu ist ein Goldbaromene, der nach Sinzig zu ist ein Bunapfel. Am 5ten März 1906 Hochwaßer, es stand 10 ctm an Schons Ecke (Straßenecke spätere Villa Nagel) auf der Straße


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bei Herrn Richartz in Oberkassel auf ein Motorboot gekommen. Am 2ten August 1906 abends gegen 7 Uhr ist der Brückenmeister Gottf: Lütgen aus Kripp beim auffahren des ersten Döppers (Boje) ertrunken. Die Leiche wurde am 5ten Aug. in Remagen gelandet und nach Kripp gebracht.
Am 14ten Oktb:1906 ist in Leubsdorf die neu erbaute Kirche Eingeweiht worden. Es war dies eine erhabene Feier. Die Mutter und ich waren auch da. Vom 1.Sept: bis anfangs Dezeb: hatten wir sehr kleines Wasser. Linzer Pegel stand 0,65. viele Schiffsgesellschaften hatten ihre Fahrten eingestellt.
Weihnachten 1906

Am 23ten und 24ten Dezb:hatten wir morgens 11 Grad C:Kälte, am 24ten ging der Rhein mit Eis. Den ersten Feiertag hatten wir wieder Tauwetter. Unsere Jungen Joh:und Josef liegen mit dem Schiff auf mit welchen Sie in Dienst stehen in Antwerben (Antwerpen). Am 13ten Dezb 1906 wurde der Reichstag aufgelößt. Ende Dezb hatten wir Eis im Rhein, hat aber nicht lange angehalten. Ende Januar hatten wir wieder Eis im Rhein und zwar so stark das an einem Tage nicht übergefahren wurde, es hat zirka 8 Tage angehalten. Die Ponte hatte grade einen Tag gefahren, als am 21ten Febr:wieder Eis im Rhein war und mußte die Ponte am Lichtmeßtage wieder abgefahren werden. Am 23.Februar 1907 Hochwasser viel Sturm und Schnee.


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Am 7ten April 1907 ist Peter zu ersten heiligen Communion gegangen in der Pfarrkirche in Remagen. Wir sind mit Lurtz seinem Motorboot nach dort und zurück gefahren a Person 40 Pfg. es wahren 45 bis 50 Personen. Auf der Hinfahrt war schönes Wetter bei der returfahrt etwas Regen und starker Thalwind.

Johann und Josef lagen zu der Zeit in Mannheim. Am 6ten April 1907 hat Kripp Gasbeleuchtung erhalten. Anna hat mit Schiff Arenfels Bes: Joh.Breuer mit Joh: und Jos: eine Reise mit nach Antwerben gemacht und ist auf Kirmesdienstag den 21.Mai 1907 wohlbehalten hier angekommen. Dieses Frühjahr und Sommer hatten wir immer guten Wasserstand. Ende August fiel es aber stark weg und blieb anhaltent klein. Bonner Pegel am 19 Novb 1907 0,67. Im Septb. 1907 war von Mannheim bis Cöln eine Motorboot Wettfahrt, Es war großartig wie verschiedene Boote mit einer fürchterlichen Schnelligkeit durch das Waßer schossen. Das Boot Zariza (Zarin) war das schnellste. Es durchlief die Strecke von Coblenz nach Köln (98 Kil) in 1¾ Stunden. Vom 3ten bis 11ten Novb 1907 hatten wir hier im Orth eine heil: Mission.

Unterschrift von Helene Valentin

Unterschrift von Peter Valentin

Unterschrift von Anna Valentin


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In der Neujahrsnacht 1907-08 fing es an zu frieren. Die Kälte nahm zu. 3 Tage nacheinander 13 Grad C:

Am 6=ten Januar morgens 12 Grad C: und abends Regen, es war alles Glateis geworden und sehr gefährlich gehen. Das Thauwetter hat ein par Tage angehalten dann gab es wieder Frost am 11=ten Januar 14 Grad C:, lies aber die folgenden Tage wieder nach. Josef besucht seit dem 3=ten Januar die Schifferschule in Coblenz. Am 16ten Januar 1908 Tauwetter. Am 20. Juli 1908 von Joh Gerhard Kirschbaum ein Grundstück neben unserem Hause von 2 Mt breit 66 Mt lang für den Preis von 200 Mark: und 15 Mark: für Entschädigung der ausfallenten Pflaumenbäume gekauft und gleich baar bezahlt. Die Bäume welche stehen bleiben und überhängen wird der Ertrag getheilt und zwar so lange bis die Bäume eingehen. Am selben Tage habe ich es im Katasteramt Sinzig zur vermeßung angemeldet.

In diesem Jahre hatten wir Glück im Fintenfischen wir haben 2 Salme gekricht eine von 13 (Pfd.) und einen in der Fronleichnamsnacht von 21 (Pfd.). Am Dreifaltigkeits „ Sonntag ist die Mutter die Treppe herunter gefallen und hat sich den linken Fuß verstaucht und die Sehne zerissen, hat 5 Wochen gelegen. Sie war in einem ¼ Jahre nicht mehr aus dem Hause gekomen


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In der Nacht vom 16ten zum 17ten Septb.1908 haben bei einem Manöver die Coblenzer Pionere eine Potonbrücke von Kripp nach Linz über den Rhein geschlagen. Morgens marschierten viele Truppen von Kripp nach Linz über dieselbe. Um 1 Uhr mittags wurde die Brücke geöffnet zum Durchfahren der inzwischen angesammelten Dampfer und Schiffe. Ein Schraubendampfer hatte die angegebene Fahrt nicht richtig eingehalten und ein Anhängeschiff desselben trieb nach der Linzerseite gegen die Brücke und riß zirka 20 Poton von der Brücke wech. Die Ankertaue waren alle gerißen und tauerte es bis Abend ehe dieselbe wieder hergestellt war, dann marschierte das ganze 8te Armekor von Linz nach Kripp über dieselbe. An beiden Seiten des Rheines hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt und schauten zu. Der Schraubendampfer kam zu Thal gefahren. Das ganze Brückengeräthe war mit Wagen hierhin gefahren worden. Am 19ten Septb:wurde die Brücke wieder abgeschlagen und mehrere Schraubendampfer zogen die Potons mit Brückenmaterial beladen wieder nach Koblenz. Es ist kein Menschenunglück beim an und abbau der Brücke vorgekommen.


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Im Monat Januar 1909 haben wir 2x Eis im Rhein gehabt. Ende Januar fiel viel Schnee namentlich im Westerwald. anfang Februar hatten wir Nordweststurm mit mehrere Tage anhaltenem Regen was zur folge hatte das die Östlichen Nebenflüße des Rheines alle sehr schnell stiegen, und alles überschwemten. Das Waßer in der Lahn, Wied, Sieg stieg zu einer noch nie dagewesenen höhe. Die Eisenbahnbrücke in Oberlahnstein war unbasierbar die Wiedbrücke bei Irlich stürzte ein die bei Troisdorf über die Sieg war ebenfalls dem Einsturz nahe. Der Bahnverkehr für Güter war gänzlich unterbrochen, Passagiere wurden durch umsteigen befördert. Es hat fast den ganzen Monat Februar gedauert ehe der Verkehr wieder vollständich hergestellt war. Es kam viel Holz und Möbelstücke getrieben und haben wir sehr viel gelandet. Josef hat diesen Winter die Oberstufe der Schifferschule wieder besucht hat ein schönes Zeugniß, und für gute Führung und Fleiß einen Preis (zwei schöne Bücher) erhalten. Am 1ten Mai waren die Bergkupen alle mit Schnee bedeckt, haben bis zum 15ten viele Nachtfröste gehabt Kartoffeln und Bohnen sind erfroren.


Am 15ten 1909. haben wir einen ständigen Vicar bekommen und wurde derselbe von Remagen koment feierlichst am Kirchhofe mit Prozesion abgeholt. Abends großer Fakelzug.


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1909. Heute den 16ten Mai haben wir Kirmes und waren unsere Kinder noch einmal alle zu Hause zum Andenken folgen ihre Unterschriften17

gez. Georg Valentin Schlosser
gez. Margaretha Schürheck, geborene Valentin
gez. Johann Valentin Matrose
gez. Anna Valentin
gez. Josepf Valentin, Matrose
gez. Peter Valentin
gez. Helene Valentin


Heute den 19ten Juni 1909 ist unser Schwager und Bruder Joh:Müller in Linzhausen sein Sohn Theodor beerdigt worden. Derselbe stand in Zell asd.Mosel im Postdinst und ist am 7 Juni abends beim Baden ertrunken. Er war 23 Jahre alt.

Am 2ten August 1909 kam Graf Zepelin mit seinem Luftschiff von Frankfurt koment, über unsern Ort geflogen. Er wollte nach Köln, muste aber im Remagener Flur die weiterfahrt wegen plötzlich eintreten starken Sturmes (West Nordwest) aufgeben, und fuhr wieder nach Frankfurt zurück. Es war großartig wie derselbe so lange gegen den Sturm ankämpfte und hatten wir Zeit genug, denselben in seiner Fahrt zu beobachten. Auf vielen Bergkupen hatten sich hunderte Schaulustige am morgen schon eingefunden bis er gegen 4 Uhr erst ankam, Er hatte unterwegs viel mit wiedrigen Winden zu kämpfen. Am 5 August kam derselbe morgens 7 Uhr 15 wieder hier vorbei konnten aber wegen dem starken


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Nebel nichts sehen wohl hörten wir das Heulen der Motore. Er flog mit einer sehr großen geschwindigkeit denn ¼ nach 8 Uhr war. Er schon in Köln.

Ein Loth Glück wiegt mehr als ein Pfund Verstand.

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Sich regen bringt Segen von selbst wächst nur Unkraut

Am 5ten Dezb 1909 hatten wir Hochwasser es stand auf dem Leinpfacht (Leinpfad) Am 1ten Januar 1910 stand es wieder so hoch. Am 23ten Januar 1910 wieder Hochwasser 30 ctm an Schons Ecke (Villa Nagel) auf der Straße. Am 10ten Febr:1910 wieder Hochwasser bereits an Schons Ecke auf der Straße. Am 6ten März wieder Hochwasser wieder an Schons Ecke auf der Straße. In der Nacht vom 13ten zum 14ten Juni 1910 ist in Schuld an der Oberahr ein furchtbarer Wolkenbruch niedergegangen. Viele grade am Bahnbau beschäftigte Arbeiter meist Croaten und Italiener sind dabei ertrunken. Durch das abgeschwemmte Holz und Möbelstücke, welches sich vor den Brücken staute, wurden die Brücken fas t alle mitfortgerissen auch die alte Steinbrücke bei Altenahr. Die Ahr hatte ein bis jetzt noch nie dagewesenes Hochwasser. Die Ahrbrücke am Rhein ist stehen geblieben, doch war das Wasser so hoch das es oberhalb der Brücke überall über den Leinpfad lief ja sogar hier durch den Badenacker gelaufen kam


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Der ausnahmsweise schöne Graswuchs war durch den zurück Schlam alle verdorben. An der Sinziger Ahrbrücke lief das Waßer über die Schosee (Chaussee), aller Verkehr war gehemmt. Einen Riesichen Schaden hat das Hochwaßer angerichtet. Die Ahrkrippe am Rhein wurde auch mit fortgerissen, mit einer furchtbaren Gewald und Meterhohen Wellen kam das Wasser in den Rhein gestürtzt. Es kam viel Gehölz zu treiben und ist hier sehr viel gelandet worden.
Am Sonntag den 13 Novb:1910 hatten wir wieder Hochwaßer, der Rhein stand an Schons Ecke einen ½ Mt auf der Straße. Am Rhein war blos noch ein schmaler Streifen von der Straße frei. Auch wir hatten Wasser im Keller.
Am 28.Novb:1910 haben wir auf der großen Wiese 3 junge Apfelbäume gesetzt, nach dem Rheine zu ist ein Bohnapfel die beiden anderen sind Malmediener.
Der Monat Juli 1911 war ein sehr heißer Monat. Die Hitze war fast unerträglich, am 23ten Juli zeigte das Termometer 36 Grat Cels: es war der heißeste Tag, die Hitze hielt an bis halben August, währent der ganzen Zeit hat es nicht geregnet, es herrschte eine furchtbare Trockenheit. Es gab von der Sonne gebratene Aepfel auf den Bäumen. In unserem Garten waren die Bläter am Selerie vollständig verbrant. Die Wiesen

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sind fast alle Türr (dürr) geworden. Sehr viele Leute sind beim Baden im Rhein ertrunken. Das Strandbad bei Rodenkirchen wo sich 40000 Menschen in einem Tage abkühlung verschaften, ertranken am selben Tage 11. Ueberall hörte man wo Leute beim Baden ertrunken waren. Ende August haben wir dann endlich mal Regen bekomen. Die Hitze hielt an bis halben Septb: Da bekamen wir ein Gewitter mit tüchtig Regen. Ende Novb:1911 ist unser Sohn Johann Schiffer geworden bei Herrn Erlenbach. Im Novb:1911 auf dem Dorn 2 Nußbäume gepfanzt. Am 16 Febr.1912 in der Wiese 3 Stck Birnbäume gepflanzt. Vom 18ten auf den 19ten Septb:1912 haben die Koblenzer Pionire zwischen Kripp und Linz bei einem Cormanöver eine Brücke über den Rhein gebaut. Am 21ten Septb: ist dieselbe wieder abgebaut und am 22ten Septb das ganze Material und Manschaft mit 2 Schraubboote nach Coblenz gefahren worden. Ein Unfall hat sich nicht ereichnet.

1912
Im Monat Juli hatten wir wieder große Hitze und keinen Regen, umsomehr im Augst: hat fast den ganzen Monat nicht aufgehört. Der Septb: war sehr rauh und kalt hat anfangs ein parmahl tüchtig gefroren, ein morgen hatten wir 5 Grad C: In den Gärtnereien hat der Frost viel Schaden verursucht. Im Oktb. hat Josef sein Schifferpatent erhalten.


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1912
Am 14 Oktb: ist Jos: Soldat geworden. 6te Comp:3tes Eisenbahn Regiment in Hanau am /Main. Am 6ten Dezb: in der Wiese 2 Stck junge Apfelbäume gepflanzt Rheinischer großer Bonapfel. Am 16 Oktb: ist Peter bei Johann als Matrose aufs Schiff gekommen.

1913
Am 24ten Febr: kam der Erste Aeroplan den Rhein herunter geflogen ¼ vor 5 hier ½ 6 Uhr schon in Köln. Es war ein Doppeldecker besetzt mit einem Major und einem Leutnant. Diesen Winter 12 auf 13. haben wir kein Eis im Rhein gehabt.
1914
Am 15 Januar Eis im Rhein, hat gefroren bis zum 25 Jan: ein par mal 12 Grd;C: und 1 mal sogar 19 Grad C: In Bingen wars 17 Grad C. Am 12ten März Hochwasser ¼ Mt an Schonsecke (Villa Nagel) auf der Straße. Linzer Pegel 7,28. Den ganzen März war der Leinenpfaht (Leinpfad) unter Waßer.


Krieg! 1914

Am 1ten Augst: wurde der Bereich des 8ten Armekorps in Kriegszustand erklärt. Am 2ten Augst: erfolgte die allgemeine Mobilmachung der ganzen Deutschen Arme. Es hatten uns Krieg erklärt, Frankreich, Ruhsland und England. Die Deutschen Truppen musten durch Belgien marschieren und fanden dort heftigen Wiederstand. Es haben dort schreckliche Kämpfe statgefunden somit hatte Belgien auch


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den Krieg erklärt. Unsere Truppen sind überall Siegreich dort gewesen. Die Kämpfe sind dort sehr erbittert gewesen, da die Belgische Zivielbevölkerung aus dem Hinterhalt auf unsere Truppen geschossen haben und nachher auch unsere verwundeten Soldaten schrecklich verstümelt haben. Georg mußte als

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Landwehrmann auch fort. Josef ist auch aus Hanau mit ausgerückt. Peter hat sich als Freiwilliger gemeldet ist am 16.8. eingetreten in Hanau und am 1ten Oktb ausgerückt. Alles Eisenbähner. Georg und Josef sind in Frankreich wo Peter ist wissen wir noch nicht. Peter ist am 6.10. von Hanau nach Ruhsland ausgerückt.


Am 2ten Oktb 1914 ist unser Hochwürdicher Herr Pfarrvikar Joh: Rossmann gestorben und am 5ten begraben worden.


Am 9ten 10.14. ist die Festung Antwerben (Antwerpen) von unseren Truppen genomen worden. Am 24ten Novb: 1914 hat Kripp wieder einen Hochwürdigen Herrn Pfarrvikar bekommen. Die ganze Welt soll es wissen, das keinem Deutschen ungesühnt ein Haar gekrümt darf werden. Worte unseres Reichkanzlers Herrn von Behtmann- Holweg im Reichstag 1914 im Dezember.


Trotz neunmonatlichem Weltkampfe hat die Modethorheit des Weibervolkes noch nicht aufgehört.----


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n der Nacht vom 13ten zum 14ten Juni 1915 sind uns folgente Gegenstände aus der Werkstatt und Anbau gestohlen worden. Dem Peter seine Wasserstiefel, meine Sonntagsschuhe, Anna ihre Sonntagshalbschuhe, Lena ihre Sonntagshalbschuhe und ein paar Schnürschuhe verschiedene Leder und Zeugne Pantoffeln, 4 Arbeitshosen von dem Jungen , 1 Arbeitshemd und 2 paar Socken. Tags vorher haben sich 2 fremde Männer wahrscheinlich Vagabunden Oberhalb der Ahr in den Weiden aufgehalten, einer ist auch hier im Dorfe gesehen worden. Wahrscheinlich hatten Dieselben als wir Alle im Heu waren die Sachen ausgekundschaft. Zufällicherweise hatten wir den Abend nicht abgeschlossen. Wir habe es Polizeilich angemeldet, ist aber nichts mehr aufs Dapet gekommen. In Niederbreisig hat der Kerl die Stiefel einem Schiffer für 6 Mark verkauft die andere Schuhe hat er auch dort zum Verkauf angeboten. Der Niederbreisiger Schandarm* (Gendarm) hat ihn verhaftet weil er keine Papiere hatte, wuste aber nichts von dem Diebstahl. Die Remagener Behörde hat das ruhig für sich behalten und hat die Meldung nicht -wie dieselbe doch wohl verpflichtet gewesen wäre- in den Nachbarorten nicht weitergegeben. 8 Tage später hat der Remagener Schandarm es dem Nibreis: erzählt. Den Namen des Schiffers hat der Breisiger festgestellt.


28ten Augst 1915. Der Weltkrieg hält noch an. Im Monat Augst 1915 sind 10 
Russische Festungen von Deutschen und Oestreichischen Truppen genommen worden.


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Peter war erst in Ruhsland dann in Galizien und jetzt wieder in Warschau. Jos: ist auch jetzt in Ruhsland. Peter am 2ten Oktb von Warschau nach Serbien. Am 29ten Septb 1915 von Eichmeister Küpper aus Linz eine Dezimalwage von 3 Zt tragkraft gekauft 23 Mk. Novb:1915. Der Krieg hält noch immer an. Jos: ist von Ruhsland 14 Tage in Urlaub gekommen. In Serbien geht es gut vorwärts die Bulgaren helfen uns mit. Der Weg Berlin, Wien, Konnstandinopel ist frei. Am 14ten Dezb. Hochwaßer 10 cm auf der Straße.

Mai 1916. Der Krieg hält noch immer an. Peter ist aus Serbien auf 14 Tage in Urlaub gekommen. 4 Tage u Nächte gefahren. Ostern 1916 haben wir hier den Kanonendonner von der Westfront gut hören können. Alle Lebensmittel sehr knap und rießig theuer. Fleisch gibts fast gar keins mehr, die Metzgerläden sind fast alle leer. Preis des Rindfleisches 2-50 bis 3 Mark das (Pfd). Am 31 Mai 1916. Die erste große Seeschlacht des Weltkrieges in der Nordseee vor dem Skagerak. Großer Sieg der Deutschen über die Engländer.
Septb:1916. Peter war wieder 14 Tage in Urlaub hier. Der Weltkrieg hält noch an. Josef ist mit seiner Comp: von Frankreich nach dem Balkan ausgerückt. Peter ist jetzt in Constanza am Schwarzenmeer. Georg noch immer in Frankreich.


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Am 6ten Dezb:1916 Bukarest (die Hauptstsadt von Rumänien) eingenomen. Januar 1917. Peter ist von Constanza wieder wech. Josef ist am 2ten Januar aus Siebenbürgen in Urlaub gekommen. Neujahrstage Hochwaßer ½ Mt an der Wohnung Nagel auf der Straße. In der Neujahrsnacht mußten wir den Keller räumen. Georg war Weihnachten 1916 einige Tage hier in Urlaub. Anfang Januar 1917 leichter Frost dann gabs 5 ctm hoch Schnee und gegen den 20ten Januar setzte starke Kälte ein 10,12,14,16 Grad C:,heute den 4ten Feb: sogar 20 Grad C. In der Eifel waren schon bis 24 Grad. Es hat lange gedauert eh Treibeis im Rhein war. Es muß am Oberrhein wenicher kalt gewesen sein. Heute geht der Rhein stark mit Eis. Die Nachen in unserem Hafen sind alle eingefroren. Am 10ten Febr an der Holländischen Grenze hat sich das Rheineis festgesetzt. Mosel ist auch zu. Laagersee (Laacher See) ebenfalls. Johann liegt in Senden im Kanal eingefroren. Die Kälte hielt an bis zum 15ten Febr: am 17ten leichter leichter Regen almähliges Tauwetter.


Am 18ten kam das Moseleis, am 20ten das Ahreis, Brocken von ½ Mt dick es ist aber Nachts abgetrieben.


Am Freitag den 23ten Febr: Nachmittags 3 Uhr ist unsere Lena in der Waschanstalt mit der rechten Hand und Unterarm bis an den Ellenbogen, in die Dampfmangel zwischen die Walzen gekommen. Der Arm ist schrecklich verbrant und gequetsch.


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Sie wurde gleich nach Sinzig ins Krankenhaus gefahren und am 7 März nach Bonn in die Klinik fand aber dort keine Aufnahme und kamen wieder zurück. Am 8 März bei schrecklichem Schneesturm wieder nach Bonn ins Herz Jesu Hospital wo sie Aufnahme fand. Fast jeden Tag fährt Anna zu Ihr, mit der Hand und dem Arm sieht es nicht gut aus. Am 22ten März ist dem Lena sein rechter Arm abgenomen worden. Am 23 war Lena sehr schlecht, am 24 hat Sie die Sterbesakramente empfangen, am 25 war Sie wieder etwas besser. Den 30 März Lena ist auf der Besserung. Am 28 März 1917 in Bodendorf eine Ziege gekauft für 120 M. Hornlos weiß 3x gelambt. Am 30 März 1917 in der Bodendorfer Mühle eine Ziege gekauft für 110 M: Hornlos weiß trachbar. 6x gelambt.
Den 9ten April Lena ist auf der Besserung. Am 1 Mai ist Lena aus dem Hospital entlasen worden. Anna hat Sie geholt ist jetzt wieder zu Hause. Der Arm ist noch nicht zugeheilt. Behandelnter Arzt D.Leydecker.

Ende Juni ist Peter aus Rumänien in Urlaub gekomen am 4.Juli wieder abgefahren. Jos: kam zur nähmlichen Zeit von der Westfront in Urlaub und hat geheiratet (Kriegstrauung). Seine Frau Marg: Büchler aus Limburg. Der Krieg tobt weiter, ein entsetzliches Menschenmorden. Die Lebensmittel werden immer knaper und schrecklich theuer. Weihnachten 1917 war Josef in Urlaub. Peter ist von Rigga nach der Westfront hat in Rigga das E.K. II bekommen. Am 15 Jan: 1918 war die Brücke in Remagen soweit fertig gestellt, das die Schiffahrt wieder frei war.


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1 Mann ist bei dem Pfähle ausziehen abgestürtzt kam zwischen die Eisschollen und eh Hülfe da war ging Er unter. Lena besucht seit 1.Dezb 1917 die Handelsschule in Bonn ½ Jahr lang. Am 16 Jan 1918. hatte die Ahr in Folge der warmen Witterung 10 G.C. Und Schneeschmelze furchtbares Hochwaßer Dieselbe hat ganz schrecklich gehaust. An der Mosel und Nahe hat es noch schlimmer gegangen. Daß Waßer im Rhein stand am 16.1. ¼ Mt unten auf der Rampe des abends schon auf dem Leinenpfat und anderen Morgen 8 Uhr schon auf der Straßenecke von da ab stieg es langsam, hat ¾ Mt auf der Straße gestanden. Da kamen Nachen Floßstämme Bäume Sträucher Fäßer Bretter und alles mögliche zu treiben. Vom Brückenbau Engers waren 160 Stämme ohne das kleine Gehölz abgetrieben. Von der Firma Noll in Valendar 1000 Faß rohe eingekochte Marmelade. alles Fäßer von 15 bis 20 Zt schwer hier in Kripp sind auch vieleicht 1 Dutz: gelandet worden. Anna mein Steuermann und ich haben auch viel Holz gelandet, aber nur was oben in den Weiden hing, denn für heraus zu fahren reichte unsere Kraft nicht. Am 24ten Jan:1918 haben ich und Joh. Zihs als wir mit der Koppel fischen fuhren ein fremdes Mädchen welches absichtlich in den Rhein gegangen war, grade aber den hohen Haken vor dem Ertrinken gerettet. Habe daßelbe in Niederbreisig bei Herrn Simon gebracht wo es Aufnahme fand. Bis jetzt haben wir nichts mehr von Ihr gehört. Dieselbe hies Grütefin und war aus Berlin.


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Am 6ten Novb:1917 eine Weckeruhr von Uhrmacher Gisch in Linz gekauft. Am 10 Febr:1918 ist zwischen den Verbündeten und der Ukraine Frieden geschlossen worden. Niemand gelangt zum Ziele, der: Erst aufsteht, wenn andere schon in voller Tätigkeit sind. 

Etwas über Lebensmittelpreise:

Ein Huhn 12 Mk. Für 28 Mark ist kein Litter Rüboel mehr zu Haben. 1(Pfd) Butter 3 und 4 Mk, 1 (Pfd) frischer Käse 1 Mk, 1 Schinken 100 Mk, ein junges Schweinchen 5 bis 6 Wochen alt 180 bis 200 Mk Kleider sind fast nicht mehr zu haben, die Preise gehen in das unerhörte, ebenso mit Schuhwerk.
Juni 1918: Der Krieg geht immer noch weitert. Im Monat Mai haben wir tüchtig heiß gehabt aber keinen Regen, Juni war sehr kalt, Die Erde war furchtbar ausgetrocknet infolge dessen sehr schlechtes Wachstum der Feldfrüchte. Am 17ten Juni bekamen wir in der ganzen Zeit zum erstenmahl Regen, von da ab immer Regenschauern Sturm und kalt. Man fühlte sich wohl in einer gut geheizten Stube. Den 22ten Juni war abends ein ganz entsetzliches Unwetter Sturm und Regen. Das spärliche Obst hat der Sturm noch vielfach
abgeschlagen. Man meint wir wären in den Spätherbst versetzt.
Vom 12ten Augst 1918 bis 31ten Aug: war Peter in Urlaub hier. Im Okt:1918 ist Bulgarien von den Mittelmächten ausgeschieden und hat Frieden mit den Alligierten geschlossen was für die Deutschen nicht gut war.


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Ende Okt. fiel Oestereich , Ungarn auch ab und dann die Türkei. Nun waren die 
Deutschen noch allein gegen eine Welt voll Feinde die nicht mehr zu bezwingen waren. Allmählig mußte die Westfront zurück weichen und die Disziblin der Truppe lockerte sich. Am 7.Novb: wurde die Volksregierung proklamiert. Die Sozialdemokratischen Truppen von der Marine besetzten Kiel und andere Seestädte es wurden gleich Soldaten und Arbeiterräte gebildet Die Militär und Polizeigewald ging an dieselben über. Am 8 Novb: waren die Marinetruppen schon in Köln besetzten gleich den Hauptbahnhof alles ankomente Militär wurde entwaffnet Gewehre u.d.g. Wurde auf Haufen geworfen und die Entwaffneten konnten nach Hause fahren, die Zuchthäuser wurden gewaltsam geöffnet, alles strömte heraus, leider kamen auch die Spitzbuben und Verbrecher mit in Freiheit. Zu derselben Zeit fuhren Deutsche Deligierte nach der Westfront und verhandelten mit den Feinden über Waffenstillstandsverhandlungen welche dann auch am 11.11. vormittags 11 Uhr perfeckt wurden. Aber für die Deutschen ganz schreckliche bestimmungen aber besser die als das entsetzliche weitermorden. Die Kanonen schwiegen. Unsere Truppen müssen das besetzte Gebiet räumen alles strömt haufenweiße


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zurück zu Fuß per Wagen und per Bahn. Es muß ein schrecklicher Rückzug sein für die Millionenheere. Unser Jos ist noch mit seinem Bauzug zurück gekomen. Unser Georg kam Heutemorgen Sonntag den 17.11. nach 5tägigem Fußmarsch und eine Nacht Bahnfahrt Todmüde hier an. Von Peter haben wir noch nichts gehört. Peter ist in der Nacht vom 14ten auf den15ten an Linz vorbei mit dem Bauzug nach Hanau gefahren und kam am Montag den 18ten von Hanau hier an. Von Jos: erhielten wir eine Karte von Limburg das Er dort sei. Kaiser Wilhelm ist nicht mehr, Er ist in Holland interniert. Der Kronprinz sitzt auf einer Insel im Zuytersee, ob er da seinen Sport betreiben kann wie an der Westfront ist fraglich. Nach dem Waffenstillstande kamen zuerst die Flieger hier in Östlicher richtung vorbei, dann die Fuhrparkskolonnen immer mehr und mehr. Die Straße stand voll von der Ponnte (Fähre) bis an die Kirche, das hat sehr lange gedauert, eh die alle übergesetzt waren. Dazwischen kamen auch noch Fußtruppen welche dann mit einem Köln Düßeldorfer- Dampfer übergesetzt wurden. Bei der Gärtnerei Parkow war eine Landebrücke hergestellt worden und von mehreren kleinen Schiffen Potonns zurecht


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gemacht worden wo die Wagen drauf fuhren und dann mit einem Schrauber nach der Linzerseite gezogen wurden. Alles sah furchtbaar heruntergekommen von der langen Reise und vielem Regen aus. In Mehlem und Neuwied waren Potonnbrücken geschlagen worden. An der Remagenerbrücke waren die Auffahrtsrammpen noch nicht ganz fertig und wurde Tag Nacht an denselben gearbeitet bis sie soweit hergestellt waren, das Fuhrwerk, Attlerie Kavalerie und Fußvolk noch rechtzeitig hinüber konnten. Unsere Truppen waren am 4 Dezb. alle auf der östlichen Seite. Die Westfront war also planmäßig am 5 Dezb. geräumt. Die feindlichen Truppen kamen dicht hinterher. In hiesiger Gegend liegen Amerikaner, hier im Ort liegen 700 Mann es sind aber gute Leute, wir haben 2 Mann. Am 1ten Advendssonntag 1918 ist Kripp zur Pfarrgemeinde ernant worden. Zu Weihnachten waren hier in der Kirche Exezitien. Neujahr 1919 Hochwaßer 30 ctm an Nagelsecke auf der Straße. Wir mußten den Keller räumem. Schlechtes Waßer für Fischfang. Im Monat Januar kein Eis, bis halben Febr: Frost viel Eis im Rhein. Am 16ten Febr: warder Rhein wieder frei von Eis.

Am 5ten April 1919 ist die bisherige Amerikanische Besatzung durch andere


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Amerikanische Truppen abgelößt worden erstere sind nach Amerika. Es ist von den bisherichen Truppen recht viel Annoliert worden. Die Lebensmittelpreise sind noch weiter in die höhe gegangen. Die zweite Besatzung ist am 24ten Mai auch wieder weg, die beiden die wir hatten hießen Amik und Lorenz. Am 24ten Mai 1919 hat unsere Tochter Anna Hochzeit gefeiert mit Fritz Schäfer aus Kripp. Die erste hälfte des Monats Mai war sehr kalt, die zweite hälfte sehr heiß aber keinen Regen. Den 24ten Juni bekamen wir Regen, von da ab bis anfangs Juli wurde es wieder ungemütlich kalt, man fühlte sich behaglich in einer gut geheizten Stube. Die Amerikaner haben den ganzen hohen Dorn vom Leinpfat bis alte Straße einschließlich Ahr rechtes Ufer und von der alten Straße einschließlich Mühlenteig bis zur Eisenbahn linkes Ahrufer eingezäumt für Pferdeplätze. Zirka 25.000 Pferde sind da eingebracht wovon 2 x Wöchentlich Pferde versteigert werden und kommen immer wieder andere dazu. Kein Graßhälmchen sieht man mehr auf diesen Plätzen. Am 28ten Juni ist endlich nach langem hin und herfeilschen der für uns klägliche Friedensvertrag in Versailles bei Paris unterzeichnet worden. Mit schwerem Herzen und zitternder

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Hand musten unsere Delegierden den für Deutschland vernichtenten Vertrag unterzeichnen. Währentessen ging in Deutschland die unerhörte Streikerei und Revoldieren immer weiter, in den Großstätten Berlin und Hamburg ist ganz entsetzlich gehaust worden, fast jeder wollte viel Geld verdienen aber nicht viel arbeiten. Es waren ganz entsetzliche Zustände. Der Monat Juli war fast Regenlos und kalt. Im Monat August hatten wir 8 Tage heiß sonst kalt und keinen Regen. Bis halben Sept: hatten wir ganz gewaltiche Hitze 30,31,32 Grd C im Schaten und immer noch keinen Regen eine ganz schreckliche Trockenheit. Ganze Wolken von Staub, verursacht durch die Pferde und Mios zogen jenachdem der Wind kam durch die Luft, nichts wie Stau überall. Bäume, Futter, Bohnen, Gemüße alles voll Staub. Kirmessen und Tanzbelustigungen aller Orts und dabei noch im besetzten Gebiet. O, welche Zustände.---- Das Geld wird mit vollen Händen zum Fenster hinaus geworfen, und erst die Sittlichkeit, o, Sodoma Gomorra. Vom 1ten auf den 2ten Novb 1919 ist hier 10 ctm hoch Schnee gefallen am 11 wieder viel Schnee, am 13, 14. und 15ten Novb viel Schnee am 16ten lag er 28 ctm hoch. Am 16ten Novb: starb meine Schwester Marie im Alter von 72 Jahren an Lungenenzündung u Rippenfeldentz:


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Weihnachten 1919 Hochwaßer ! Das Waßer stieg sehr schnell und haben viele Leute ihre Sachen nicht aus den Kelern und unteren Stuben retten können. Wir hatten noch 10 ctm ehe es im Hause war, dann fiel es wieder 16 ctm und stieg wieder von neuem und bekamen es 30 ctm hoch ins Haus. Neujahr 1920 stand es am höchsten von daab fiel es ganz langsam wieder wech. Eine unmenge Zeug kam getrieben. Fässer gefüllte Amerikanische Benzinfäßer, Eichen und Buchenstämme sehr viel anderes Holz Möbelstücke ein Badehaus hängt noch am Leinpfat. Von Weihnachten bis 4ten Januar fuhren keine Dampfer mehr, alles lag still. Joh. war hier, Schiff lag in Coblenz. ist heute Sonntag d 4ten wieder auf der Thalfahrt herausgefahren. Jos: auf der Bergfahrt in Köln gelegen. Seit 1882-83 ist der Rhein nicht mehr so hoch gewesen. Das Waßer hat ganz entsetzlich gehaust, am mersten hat es die Firma Nagel betroffen, wie es den betroffen hat ist gar nicht zu beschreiben. Joh und Peter haben auch viel gelandet. Am 5ten Januar war das Waßer wieder so weit gefallen das die Straße an Nagelsecke wieder frei war. Am 9ten Jan: stand das Waßer 30 ctm unter dem Leinpfad, dann stieg es wieder am 10ten abends 25 ctm auf dem Leinpfad, am 11ten mittags wieder auf der Straßenecke, steigt weiter. Am 14ten wieder Waßer im Hause, steigt weiter.


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15 auf 16ten stillstand. 16 etwas gefallen, 17ten stark fallend. Coblenzer Pegel am 16ten 8,88, Trier 7,74.

Am 18 Waßer aus dem Hause. O welche zerstörung es ist nicht zu beschreiben. Wege ausgetrieben Haufen Kitz (Kies) an anderen Stellen angetrieben und erst die Gärten. Die Firma Nagel und auch Schmitz tragen die merste Schuld an der Zerstörung weil dieselben ohne Strompolizeiliche Erlaubniß ihre Werke nach dem Dorfe zu größer gebaut haben und in folge dessen der Hauptstrom nicht mehr die Straße herunter konnte. Sie haben aber auch mahl Hochwaßer gekostet. Das Waßer war kaum auß den Häusern kam schon gleich von der Behörde die aufforderung Schäden angeben, ist dann auch geschehen. Nach 14 Tagen kam dazu eine Coms: mit dem Stadtbaumeister an der Spitze fanden alles zu hoch angegeben und was hats gegeben, bis heute 22/3 noch nichts. Die Leute können sich ihre Sachen wieder selbst herstellen, das ist dann die groß versprochene Hülfe. Es sind tüchtige freiwillige Summen geflossen, aber die sind in noch größere tüchtigere Löcher hinab gefallen. 1882 hat es genau so gegangen. 12/3 hat die Mutter in Leubsdorf eine Ziege z. P. v. 450 M. gekauft. Beim 2ten Hochw: war in Benndorf ein Amer: Oehllager abgetrieben. 1000 und abertausente volle und leere Faß und Kisten kamen wie die Eisschollen den Rhein herunter getrieben. Da gabs zu landen. Aber alles abgegeben nichts erhalten.


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Am 20 Ap: 1920 ein Schweinchen gekauft für 350 M. von Terporten. Im Jahre 1917 oder 18 ist die Kaiserglocke aus dem Kölner Dom in Stücke geschnitten und herunter geholt worden. Ein Kunstwerk von 504 Zt: wer weiß ob in 1000 Jahren noch mal so eine Glocke hergestellt wird. Nun hatten die Fanatiker doch ruhe. Mit unseren Kirchenglocken hat es ebenso gegangen. Unser Herr Pastor hatte nichts eiligeres zu tun als ebenfalls die Glocken herunter holen zu lassen (weil nach Verordnung) und teilweiße weil es kein Harmonisches Geläute gewesen sein soll. Die Geistlichen Herrn aus den Nachtbar Städten und Dörfer die hatten es nicht so eilich, die haben ihre Glocken noch Alle, was ist das für ein herrlicher Genuß, wenn man die Glocken läuten hört, blos wir sind die Dummen und hören nichts, zu keiner Messe zu keinem Hochamt zu keinem Begräbniß rundum zu nichts, nur ein par dumpfe Urschläge auf ein altes stück Blech (Glockenersatz) tröhnen (dröhnen) vom Turm der Katedralle (Kirche). Ist das nicht traurig so lange ohne Kirchliches zeichen zu sein. Wer trägt nun die Schuld ??


Wein- und Essigfabrik

von Weis/Funk

Der nach dem Blitzkrieg über Frankreich 1870/71 aufkommende deutliche wirtschaftliche Aufschwung, bewog viele betuchte Bürger aus den immer enger werdenden Städten aufs Land zu ziehen, um hier ihren Traum von Betrieben und Fabriken zu verwirklichen. Preiswerter Grund und Boden; sowie billigere Arbeitskräfte als in den Ballungsgebieten dürften dabei neben der neuen Transportmöglichkeit durch die neue Rhein anliegende Eisenbahnlinie ausschlaggebend gewesen sein.


Betriebsgründung 1872

So gründete in Kripp nunmehr vor 140 Jahren die aus Köln stammende begüterte Familie des Clemes Wenzeslaus Sorgenfrey mit einem Ortsansässigen Herrn Obermann 1872 eine Weinessigfabrik in einem bereits bestehenden kleinen älteren Gebäude. Näheres ist über die Gründung, außer dem in der gewerblichen Tabelle von 1876 aufgeführten Vermerk "Essig- und Liquer(!)-Fabrik" nicht bekannt. Lediglich der Eintrag, dass dort zwei männliche Arbeiter über 16 Jahren beschäftigt waren, ein Dampfkessel nicht vorhanden war und der Betrieb nicht mit Dampf,-Gas-oder Wasserkraftmaschinen ablief, lässt einen Einblick über den damaligen Betriebsablauf vermuten. 1)  



Der Mitbegründer C.W. Sorgenfrey verstarb am 13. Mai 1872 im Alter von 54 Jahren in Kripp. Seine Tochter Maria Sybilla vermählte sich am 27.5.1876 mit einem Louis Obermann, vermutlich der andere Firmenteilhaber. Dieser verstarb zu einem uns unbekannten Zeitpunkt, jedoch vor 1887. Es besteht die Annahme, dass die Witwe nunmehr die kleine hinterlassene Essig & Likörfabrik alleine leitete.

Schicksalhafte Steuerprüfung 1887

Die Dienstpflicht wollte es, dass der 40jährige Vincenz Gabriel Vohs*, in seiner Eigenschaft als Obersteuer- Kontrolleur des Finanzamtsbezirks Mayen, der mit einem amtlichen Pferdezuschuss von 300 Mark als mobiler berittener Steuerprüfer 1887 in Kripp auftragsgemäß die dort ansässige Weinessigfabrik Obermann & Sorgenfrey eine Steuerprüfung durchzuführen hatte, die jedoch Schicksals bedingt für ihn und Kripp nicht ohne Folgen bleiben sollte. So lernte er in seiner dienstlichen Eigenschaft die Fabrikantenwitwe Sybilla Obermann, geb. Sorgenfrey kennen, die es pflichtgemäß „zu prüfen“ galt. Es kam nun so, wie es kommen musste. Der Steuerprüfer verliebte sich in die Witwe und beide planten ihre gemeinsame Zukunft, die einschneidende Veränderungen in seinem Leben mit sich bringen sollte. Dies tat er in einem Brief am 10.8.1887 an seine Freunde voller Stolz und Freude kund: "Meine Frau hat alle Vorzüge, die man bei einer Frau wünscht, ist außerdem reich, hat ein großes Bestitzthum mit einer großen Fabrikanlage am schönen Rhein. Unsere jetzigen Entscheidungen gehen dahin, daß ich in den nächsten Monaten meine Stellung aufgebe, Fabrikant werde und dauernd meine Wohnung im eigenen Sitz am schönen Rhein aufschlage."Der Inhalt dieses Schreibens dürfte wohl aus „fachkundiger Sicht“ Aufschlüsse über die damalige Liquidität bzw. Bonität der Firma und Witwe geben. 1887 schied Vohs* auf eigenen Wunsch unter Verzicht jeglicher pensionsrechtlicher Versorgung aus dem Staatsdienst aus, vermählte sich am 3. Oktober 1887 mit der Fabrikbesitzerin und Witwe Maria Sybilla Obermann, geb. Sorgenfrey und übernahm den Familienbetrieb unter neuen kauf- männischen Gesichtspunkten. Aus dieser Ehe gingen von 1889 bis 1894 vier Kinder hervor, wovon ein Junge im Alter von eineinhalb Jahren an einer Gehirnhautentzündung starb.

Zur Person Vincenz Vohs*

Vincenz Vohs wurde 1846 in Paderborn geboren, besuchte das Gymnasium und machte als 23 jähriger Mann sein Abitur. Als freiwilliger Kriegsteilnehmer nahm er als Vice-Feldwebel der 8.Compagnie des Hannoverschen Füsilier-Regiments Nr.73 an der Schlacht bei Verdun teil, wofür er nach dem sogenannten glorreichen Sieg über die Franzosen am 1.August 1871 in Verdun mit der Kriegsteilnehmerplakette aus erbeuteter Kanonenbronze ausgezeichnet wurde.

Nach Kriegsende bewarb er sich mit einem einwandfreiem militärischen Führungszeugnis bei beim Finanzamt Rheine und wurde dort nach Ablegen des Diensteides 1871 als "Sugernumerar" ins Beamtenverhältnis auf Widerruf eingestellt. Dort erlebte er zur damaliger Zeit eine steile Karriere. Mit Bestallungsurkunde von 1877 wurde er zum Steuer- Aufseher in Münster ernannt, 1 Jahr später zum Hauptassistenten in Hannover und 1882 wurde er durch diese Bestallungsurkunde zum Ober- Grenz- Kontrolleur befördert. Mit Ernennung zum Obersteuer-Kontrolleur anno 1885 erfolgte gleichzeitig seine Versetzungsverfügung zur Finanzdirektion Neuwied, die ihn im Finanzamtsbezirk Mayen (ehemaliges Zollamt Niedermendig) einstellte.2)


Ausbau der Firma

Der Zwang zur betriebswirtschaftlichen Optimierung machte ein größeres Gebäude notwendig. Als neuer Chef der Weinessigfirma Obermann & Sorgenfrey in Kripp sorgte Vohs* für ein expandierendes Geschäft, so dass das alte Gebäude auf Dauer zu klein wurde. 1898 entschied man sich für den Neubau eines Wohnhauses mit Produktionsräumen, die 1900 fertiggestellt wurden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. Februar 1898. Vorhandenen Bauakten entnehmen wir, dass das kleine ehemalige Haus teilweise mit dem neuen 16 Zimmergebäude integriert wurde. (heute Quellenstraße Nr. 41) Eine westliche Gebäudeerweiterung um 8 m fand später zu einem unbekannten Zeitpunkt statt.

Schlechte wirtschaftliche Zeiten kamen auf die Essigfabrik zu, als ab 1899 der Spritpreis um das Dreifache stieg. Es wurde zeitweise mit Verlust gearbeitet und das Leben der Fabrikantenfamilie musste einige Jahre aus Erspartem bestritten werden. Frau Sybille Voß* verstarb 1901 nach einem Asthmaanfall 45-jährig und hinterließ 3 kleine Kinder im Alter von 6-11 Jahren. Vincenz Voß* überlebte sie um 5 Jahre. Er starb mit 59 im Jahre 1906 in Kripp. 


  

Verkauf

Nach dem Tod des Fabrikbesitzers wurde der Betrieb an Karl Werner, dem späteren Besitzer der Kripper Maria-Luisenquelle, verkauft. Der treuhänderisch angelegte Verkaufserlös diente der Ausbildung der verwaisten Kinder. Der neue Firmenbesitzer erweiterte die bisherige Angebotspalette noch um eine Senfproduktion. Neben der Herstellung und Vertrieb von hochfeinen säurestarken Weinessigen und feinstem Tafelsenf, wurde der Betrieb um einen Lebensmittelgroßhandel erweitert. Hauptkunden waren Ordensschwestern von Remagen. 3)


Werner, der später durch Probleme bei der Erbohrung der Maria-Luisenquelle mit der Bohrfirma prozessierte und in Geldnot geriet, verkaufte kurzerhand für Sage und Schreibe 180 Mark das gesamte Weinessiggeschäft mit Rezepturen an seinen ehemaligen Mitarbeiter und Senfmeister Anton Luchs aus Kripp. Dieser produzierte unter der Gründerfirmierung Obermann & Sorgenfrey weiterhin in diesem Gebäude bis kurz nach dem 2. Weltkrieg, indem er seine gesamte Weinessig- und Senfproduktion in neue Produktionsräume auf der Oberkripp, heutiges Anwesen Quellenstraße 131 verlagerte. 4) Dort erlosch 1965 nach über 90 Jahren die Tätigkeit der ehemaligen Kripper Essigfabrik unter der damaligen Firmierung „Obermann & Sorgenfrey“ durch Anton Luchs.



Das Gebäude der Weinessigfabrik gelangte kurz nach 1930 an einen Deutsch-Amerikaner, der es von einer Bank erwarb und dort in den Nebenräumen mit einem Schreiner namens Dahlendorf eine Schreinerei betrieb, obwohl Luchs noch in diesem Gebäude sein Gewerbe ausführte. Mitte März 1939, annähernd ein halbes Jahr vor Kriegsausbruch, erwarb Friedrich Atzenroth dieses Gelände, um dort über viele Jahre eine Möbelfabrikation zu betreiben. Dahlendorf wurde in leitender Position übernommen, schied jedoch später aus der Firma aus .5) Um den Produktionsablauf der damaligen Möbelfabrik Atzenroth während des Krieges wegen Fehlstellen infolge Einberufungen zur Front zu sichern, wurden eigens 131 französische Kriegsgefangene (davon 18 als Zivilpersonen übergegangen) sowie 34 deportierte russische Zivilisten aus dem Lager Nr. 49/1801-23 des Arbeitskommandos 17 A der Stalag XII/ D, Neuwied abgestellt. Unter der Bewachung durch Angehörige der 1. Kompanie des Landesschützenbataillon 789 unterstützten sie den dortigen Produktionsablauf von Feldbetten und Spinden. 6).Zwei Großbrände ruinierten später das einstmals stolze Firmengelände, wobei der letzte Brand 1980 die gesamten Produktionsräume vernichtete. Das sich im fast ruinösen Zustand befindliche Gebäude der ehemaligen Kripper Weinessig & Mostertfabrik erwarb 1989 ein Remagener Bauunternehmer, der diese Baulichkeiten als neuer Besitzer in ein Mehrfamilienhaus (heute Quellenstr. 41) umbaute. 

Familie Vohs* war für ihre großen Sozialdienste im Ort bekannt und beliebt. Sie engagierten sich besonders für die Kinder unterer sozialer Schichten, insbesondere zur Weihnachtszeit. Alljährlich veranstalteten sie zusammen mit anderen Kripper Fabrikantenfamilien zur Freude der armen Kinder von Kripp eine große Weihnachtsfeier mit Weihnachtsbaum und Bescherung im Gasthaus Rhein-Ahr bei Lohmers, wobei der Weihnachtsbaum dort an Kaisers Geburtstag von den Kindern gemeinsam geplündert wurde.

Von 1897 bis zu seinem Tode war Vincenz Vohs* als Remagener Stadtverordneter tätig und vehementer Verfechter des Wasserturmes mit seiner hygienischen Wasserleitung. Wegen seines sozialen und unermüdlichen politischen Engagement für den Ort Kripp wurde ihm zum ehrenden Gedenken die einstmalige mit Linden gesäumte Nobelstraße auf der "Oberkripp" mit seinen damaligen repräsentativen Bürgerhäusern im Bereich "Ober dem Zaun" in „Voßstraße“ umbenannt. Sie trägt heute noch seinen Namen. 7)
*Anm.: Schreibweise des Namens durch Änderungen in der Rechtschreibung unterschiedlich (Vohs,Voss,Voß

Quellen: 

1.) LHAKO 635/445)
2) Heimatjahrbuch Mayen-Koblenz, S. 134 ff, „Als Niedermendig noch ein Zollamt hatte“, von HansReiff.
3.) mdl. Angaben: Marianne Ueberbach +, Kripp
4.)wie 2
5.) mdl. Angaben: Arno Matuszak, Kripp
6) LHKO 635/783
7) Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2004, S.184 ff, Die ehemalige Weinessig-und Senffabrik „Obermann & Sorgenfrei“ in Kripp, von Willy Weis und Hildegard Funk, alle familienbezogene Angaben (Obermann, Sorgenfrei und Voß) resultieren aus einer Tagebuchaufzeichnung der Frau Syilla Voß, geb. Sorgenfrey, sowie den Originalunterlagen des V.Vohs aus der Nachkommenschaft in Köln.

Zusammenstellung weiterer Belege um die Essigfabrik in Kripp am Rhein:

                 

      

  

Kripper Fähren 1800 - 1914

von Alex Bohrer


1803 - 1805

Nachdem Linz 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen gekommen war, wandte sich der Stadtrat am 1. Februar 1804 an den Fürsten zu Nassau mit der Bitte, bei den französischen Präfekten in Koblenz zu vermitteln, dass ihr wieder das alleinige Überfahrtsrecht zugestanden werde.
Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Stadt durch die vielen Kriegsjahre und die schlechten Zeitumstände sehr gelitten habe und auf eine Verbesserung der Lebenshaltung ihrer Einwohner bedacht sein müsse. Für die Rheinüberfahrt solle eine fliegende Schiffsbrücke geschaffen werden, um den Verkehr über den Rhein zu regeln. Bevor dieses geschehe, müsse aber die alleinige Fährgerechtsame der Stadt Linz geregelt werden. Der Präfekt zu Koblenz entschied. dass, wenn die Behauptungen der Stadt Linz wahr seien, dieser ihr altes Recht wieder eingeräumt werden müsste.

Aus späteren Akten geht hervor, das er keinen Erfolg hatte und so wurde 1805 das Rheinfahr, wie es dermalen ist, verpachtet mit dem Bemerken, sollte während dieser Zeit das ganze Rheinfahr, so wie es vor dem Kriege war, wiederum der Stadt allein belassen warden, so solle diese Pachtung ipso jure aufhören.
In den Pachtbedingungen ist noch bemerkt, dass der Pächter verpflichtet ist, alle halbe Stunde überzufahren, falls auch nur eine Person vorhanden ist. Sollten aber mehrere da sein, so muss gleich gefahren werden. Ferner muss der Schiffer bei einer Strafe von 3 Reichstaler entweder an der Überfahrt oder in der Bürgernachtstube anwesend sein, damit Fremde beim Überfahren nicht aufgehalten werden.  Quelle: *4, 6

1814 - 1820

Als 1814 die Rheinlande preussisch wurden, erneuerte die Stadt wieder ihre Ansprüche auf das alleinige Überfahrtsrecht. Am 27.Juli 1817 erging folgende Entscheidung der Regierung in Koblenz:
"Dass diesem Gesuch aus dem Grunde nicht willfahrt werden kann, weil dieses Recht, insoweit es die Stadt Linz nicht mehr besitzt, durch einen förmlichen, vom Kaiser und Reich bestätigten Friedensschluss an Frankreich abgetreten worden ist, die Stadt Linz also dadurch alle Ansprüche auf die Rheinüberfahrt verloren hat. Es kann derselbe auch dafür ebenso wenig als den übrigen Gemeinden, welche durch die im letzten Pariser Frieden bestärigten früheren Friedensschlüsse etwa Verlust erlitten haben sollten, unsererseits Entschädigung zugestanden werden".

In der Folge wurden nun die Fähre von Linz nach Kripp von der Stadt, umgekehrt vom preussischen Staat verpachtet. Hierdurch entstanden natürlich dauernd Unzuträglichkeiten. Die Pächter versuchten eine Vereinfachung dadurch, dass sie unter sich vereinbarten, jede Woche mit der Überfahrt abzuwechseln. Aber es ergaben sich dann wieder Schwierigkeiten in Bezug auf die Stellung der Fährgäste und Unterhaltung derselben und vor allem auch durch die unterschiedlichen Tarife. Quelle: *4

1821 / 1822

Am 8 Januar 1821 pachtete der Schiffer Kaspar Gemünd aus Linz als Haupt= pächter mit den 5 Unterpächtern Baltasar Böhm, Gottfried Münch, Hubert Speich und den Gebr. Gerhard und Gottfried Oellig (*6) die Querfahrt auf dem Rhein bei gleichmäßiger Entrichtung des Pachtgeldes. Sie richteten einen gemeinsamen Betrieb ein mit je 1/6 Anteil. 
Die Unterpächter verpflichteten sich, den Anordnungen des Hauptpächters bei außergewöhnlichen Fahrten, wie Übersetzen von Fuhrwerk, Pilgern, Kaufmannswaren, Militärkommandos usw. pünktlich Folge zu leisten. Die Besorgung der gewöhnlichen Überfahrten, wozu in der Regel der Nachen benutzt wurde, wechselte jede Woche unter den vertragsschließenden Schiffern. Falls einer der Unterpächter durch Trunkenheit oder sonstige Fahrlässigkeiten seine Pflichten nicht erfüllte, mußte er auf Geheiß des Hauptpächters aus der Pacht ausscheiden. Sein Anteil an den Fahrzeugen wurde ihm vergütet, auf eine weitere Vergütung hatte er keinen Anspruch. Fuhrwerk und Vieh wurden mit der „Schaal", das ist ein langer, breiter Kahn, übergesetzt, wozu zwei Mann nötig waren. Einzelpersonen wurden sofort übergesetzt, wenn sie am Tage 6 Stüber und nachts 12 Stüber zahlten. Das Fahrgeld für eine Person betrug laut Tarif 1 Stüber.
Interessant ist ein Auszug aus den Pachtbedingungen über die Linz/Kripper Überfahrt. Es heißt hier:

Im allgemeinen hat der Pächter einer Fährgerechtigkeit die Verpflichtung, die Passage an dem bestimmten Übergangspunkt fortdauernd und zu jeder Jahreszeit mit polizeilich anerkannter Sicherheit zu erhalten. Die unmittelbaren Vorsteher einer Fähranstalt, Pächter oder Setzschiffer als auch deren Leute, müssen der Stromfahrt kundig sein. Das Übersetzen muß zu jeder Tages- oder Nachtzeit ohne Zeitverlust erfolgen. Der Schiffer hat, nachdem er die Leute übergesetzt hat, ohne auszusteigen, gleich nach Linz zurückzufahren. Nachts muß das doppelte Fahrgeld gezahlt werden. Wenn der Rhein bei Hochwasser den Leinpfad bedeckt, oder halb mit Eis geht, wird das doppelte Fahrgeld und bei völliger Überschwemmung oder Eisgang das Dreifache gefordert. Einzelpersonen müssen sofort übergesetzt werden, wenn sie am Tage 6 Stüber und nachts 12 Stüber zahlen. Das Fahrgeld für eine Person beträgt lt. Tarif 1 Stüber.

Die Belastungsfähigkeit einer jeden öffentlichen Fähre (Prahm = langer, breiter Kahn) oder der Übersetzboote muß mit einer unauslöslichen weßen Marke um das Schiff herum gekennzeichnet werden. Das Übersetzen muß halbstündlich, und zwar wenn die Stadtuhr halb oder ganz schlägt, erfolgen, wenn auch nur eine Person übergesetzt werden muß. Sind aber 6 Personen zusammen, muß sofort abgefahren werden, ohne die Uhr abzuwarten.

Der Anpächter muß mit einer guten und starken Prahm und wenigstens 2 anderen guten Übersetzbooten mit den dazugehörenden Gerätschaften versehen sein. Er hat dabei 2 Schiffer zu halten, welche bei Tag und Nacht immer erreicht werden können. Es ist ihnen deshalb ein bestimtmter Aufenthaltsort in der Nähe des Rheines anzuweisen. Der Pächter ist für allen Schaden, den Menschen, Tieren und Waren durch seine Nachlässig keit erleiden verantwortlich. Ein Schiffer muß mindestens 16 Jahre alt sein, bzw. darf das 60. Lebensjahr nicht überschritten haben. Für die Pacht soll eine Sicherheit gestellt werden. Sollte durch Krieg oder sonstige außerordentliche Zufälle der Pächter das Fahrzeug verlieren, kann er keinen Ersatz bei der Stadt verlangen, sich aber auch nicht durch Ermäßigung der Pacht schadloshalten.
Diese Bedingungen sind am 22. November 1822 im Schöffenrat beschlossen und von allen Mitgliedern unterschrieben worden. 
Quelle: *4, 5, 6

1830 - 1831

1830 regt die Regierung in Koblenz eine gemeinsame Verpachtung der Fähre an und im gleichen Jahr stellt die Stadt Linz bei der Regierung den Antrag zur Hebung des Verkehrs und Förderung des Handels eine fliegende Brücke einzurichten zu dürfen und ihr dafür wieder das Überfahrtsrecht von Kripp nach Linz zurückzugeben. Das letzte wird abgelehnt, jedoch will man die Anschaffung einer Ponte befürworten. 
Der Posthalter Schwert, früher in Linz, machte den Vorschlag, eine Aktiengesellschaft zu gründen zur Anschaffung einer Ponte, was aber nicht zur Ausführung gelangt.
1831 macht nun der Staat den Vorschlag, die Stadt Linz solle ihm das Überfahrtsrecht von Linz nach Kripp gegen eine feste jährliche Rente übertragen, dann könne über die Beschaffung einer Ponte weiter verhandelt werden. Der Stadtrat erklärte sich hiermit einverstanden unter der Voraus= setzung, dass durch die Vereinigung der beiden Überfahrten eine bessere Verkehrsverbindung geschaffen wird. Quelle: *4

13. Oktober 1832 - 1836 / Anschaffung der ersten hölzernen Gierponte

Mit der Abtretung der jahrhundertealten Gerechtsame der Stadt Linz an den preußischen Staat mit Vertrag vom 13. Oktober 1832 gab es einen tiefen Einschnitt in die Fährgeschichte. Der Staat zahlte für die Abtretung der Gerechtsame jährlich 150 Taler und hat das Recht, jederzeit diese Rente durch eine Zahlung von 3000 Taler abzulösen. Der Staat verpflichtet sich, zur Belebung des Verkehrs eine kleine Gierbrücke anzulegen. Der Vertrag tritt mit dem 1. Januar 1833 in Kraft, aber die versprochene Gierponte wurde nicht geliefert. Im April 1834, also nach über einem Jahr, schreibt die Regierung auf eine Mahnung der Stadt, die Ausführung dürfe nicht übereilt werden, damit auch gute Arbeit geliefert würde. Erst im Oktober 1834 kommt die Fähre an. Sie wurde an eine Kette gehängt, die an der Ahrmündung verankert war und auf 7 Bugnachen lag. Die Kette war aber zu kurz und musste über 2 Nachen verlängert werden. Ein Buchtnachen hat damals rund 97 Taler gekostet.

Am 3. November 1834 wird die Gierbrücke in Betrieb genommen. Landerampen waren nicht vorhanden, man landete dort, wo man gerade ankam, so dass sich die Passagiere beschwerten, da sie öfters auf ins Wasser geworfenen Steinen die Fähre erreichen mussten. Unter dem 16.01.1835 schreibt die Stadt Linz an das Wasserbauamt, das sie ihre Fährgerechtsame an den Staat für eine Jährliche Rente von 150 Talern abgetreten habe und es deshalb nicht übernehmen könne, eine Auffahrt zur Gierponte zu bauen, die mehr als 250 Taler koste.

1836 stellt der Fährpächter Heribert Broicher Entschädigungsansprüche, weil die Fähre nicht ohne Verlust betrieben werden könne. Die Gierkette war zu schwach, so dass sie öfteren brach und die Fähre alleine bis zum 08.11.1834 bereits 15 mal abgetrieben sei und bis zum Jahresende 100 - 120 mal. Die Bugnachen seien in dieser Zeit wohl 40 mal untergegangen.

Der Pächter beansprucht als Entschädigung die Summe von 1001 Taler, 20 Groschen. Zugleich macht er den Vorschlag, er wolle andere Buchtnachen liefern, man solle Ihm die Fährpacht dafür auf 12 Jahre erlassen.
Zuerst ging man nicht darauf ein, später schien man aber doch einen ähnlichen Weg gefunden zu haben, nur erhiehlt Broichert das in dieser Höhe geforderte Geld nicht. 
Quelle: *4, 5, 6

1845 - 1846 / Das Ende der ersten Gierponte

1845 standen für den Querverkehr auf dem Rhein die Gierponte und zwei Nachen zur Verfügung.
1846 war die erst vor 12 Jahren gelieferte Ponte so schlecht, dass sie nicht mehr verkehrstüchtig war und somit nicht mehr gebraucht werden konnte. Zwei Jahre lang war keine Gierbrücke mehr vorhanden, denn die neue hölzerne Gierponte wurde erst im Oktober 1848 geliefert. Die Stadt Linz verklagte den Staat unter Bezugnahme auf den Vertrag von 1833 auf Schadenersatz, wurde aber mit ihrer Klage abgewiesen. Quelle: *4, 5, 6

1. November 1846 / neuer Pächter Jacob Liethert

Am 1. November 1846 trat ein neuer Pächter ein und zwar Jacob Liethert, der ein Angebot von 250 Talern gemacht hatte. Quelle: *Vertrag

Oktober 1848 / Eine neue hölzerne Gierponte

Mit der Witwe des Pächters Broicher schwebte ein Prozess, weil die Fährgerätschaften in einem schlechten Zustand waren.Die Gerätschaften waren so schlecht, daß der neue Pächter Liethert nichts mehr damit anfangen konnte, und es wurde der Bau einer neuen Ponte und Buchtnachen genehmigt. Diese wurde am 31. Oktober 1848 dem neuen Pächter übergeben. Sie kostete 3.333 Taler, 12 Silbergroschen und 9 Heller. 

Die Witwe Broichert wurde wegen Vernachlässgung der Fährgerätschaften vom Landgericht zum Schadenersatz verurteilt. Ihre Berufung an das Appelationsgericht wurde abgewiesen, Sie mußte 1.958 Taler, 19 Silbergroschen und 16 Heller nebst Zinsen und 3/4 der Kosten zahlen. 

Die Versteigerung der alten Ponte nebst Zubehör brachte 156 Taler, 15 Silbergroschen und 11 Heller ein. Der Pächter Liethert hatte einen Teil der Gerätschaften für 204 Taler, 20 Silbergroschen übernommen. Im ganzen wurden 2.318 Taler, 54 Silbergroschen und 17 Heller gelöst.Die Forderungen gegen die Witwe Broicher wurde auf Grundstücke hypothekarisch festgelegt. Quelle: *4, 5, Vertrag


Foto unten: Vorgeschriebener Aushang des Fährpächters an der Fähranlegestelle.

Quelle: StAL BA 219 


1851 / Ablösung der Rentenzahlung

Im Jahre 1851 machte der Staat von seinem Recht, die Rente gegen Zahlung von 3.000 Talern abzulösen, Gebrauch. Diese Summe sollte zum Bau eines neuen Schulhauses verwendet werden und wurde zwischendurch den Bürgern Kahn und Neuerburg als Hypothek ausgeliehen, um höhere Zinseinnahmen zu bekommen. Quelle: *4,5

10. März 1855


Am 10. März 1855 beschwert sich der Bürgermeister von Linz einmal wieder darüber, das die Ponte 5 Monate nicht in Betrieb sei. Er spricht dabei von einem Vertrag vom 10.05.1832, der lautet:

"Da die Stadt Linz bei Abtretung ihrer Gerechtsanme vorzüglich bezweckt, durch Vereinigung der beiden Überfahrten die Passage zu erleichtern und dadur den Verkehr zu beleben, so verpflichtet sich der Staat zur Erreichung dieses Zweckes eine Gierponte anlegen zu lassen." Quelle: *Vertrag


1858 - 1870 / neuer Fährpächter Rahm


1958 erhielt der Fährpächter Liethert eine Vertragsverlängerung um 1 Jahr, und die Pacht wurde Ihm bis zum 01.01.1859 erlasssen.

Am 16. November 1858 wurde ein neuer Verpachtungstermin abgehalten: Dem künftigen Pächter sollte das Recht eingeräumt werden, den Pachtvertrag zu kündigen, wenn wärend der Laufzeit des Pachtvertrages in Remagen eine Gierponte eingerichtet werden würde.

Peter Rahm erhielt den Zuschlag. Sein Pachtvertrag begann am 1. Dezember 1858. Er mußte für die Ponte eine Kaution von 2.500 Talern stellen. Seine jähliche Pacht betrug 370 Taler.

1861 wir auf der Linzer Seite eine neue Fährrampe gebaut. Die Stadt Linz erklärt sich bereit, die nötigen Basaltsteine unentgeltlich zu liefern. Der Kostenanschlag endete mit einer Summe von 285 Talern. 

Ende 1869 verstarb Rahm senior. Seine Erben führten das Geschäft weiter, bis die Söhne Peter und Bertram Rahm es Dezember 1870 übernahmen. Beiden gelang es, einen neuen Pachtvertrag auszuhandeln, der nun von Jahr zu Jahr lief und innerhalb von 3 Monaten vor Vertragsablauf von beiden Seiten gekündigt werden konnte. Quelle: *Vertrag


20 .Oktober 1873


Im Jahr 1873 bewarb sich ein Thomas Ottgen zu Linz um die Fähre. Öttgen erklärte, das er bei einer öfffentlichen Ausbietung der Fähre ein Angebot machen wolle, das die jetzige Fährpacht um 10 Taler übersteige.
Der Provinzial Steuerdirektor verfügte deshalb im August 1873, daß das 
Pachtverhältniss mit den Gebrüdern Rahm gekündigt werden solle. Die öffentliche Versteigerung fand am 20. Oktober 1873 im Geshäftslokal der Kgl. Steuer-Receptur zu Linz statt.

Öttgen bot 500 Taler, Lurz 509 Taler und die Gebrüder Rahm 510 Taler. Die Gebrüder Rahm erhielten den Zuschlag auf 12 Jahre. Quelle: *Vertrag


23. Mai 1876 / Eine kleine Anekdote ...


Eine kleine Anekdote aus der Zeit des Kulturkampfes (1871 - 1886) soll hier nicht unerwähnt bleiben:

Das vom evangelischen Preußen dominierte zweite Kaiserreich stand mit der katholischen Kirche in Konflikt. Der eiserne Kanzler, Fürst Otto Bismarck, hatte die Rechte der Kirche durch mehrere Gesetze stark eingeschränkt. Priester sollten eine staatliche Prüfung ablegen, Orden wurden aufgehoben und Bischöfe ihres Amtes enthoben. Im katholischen Rheinland, dass seit dem Wiener Kongreß (1815) zu Preußen gehörte war die Auseinandersetzung besonders hart.

Der Ausgangspunkt unserer kleinen Linz-Kripper Geschichte ist folgender:

Weihbischof Dr. Kraffaus Trier durfte in Linz nicht in gebührendem Maß empfangen werden. Unter normalen Umständen fanden sich Pfarrer und alle Honoratioren am Stadtrand ein, begrüßten den Bischof unter Abfeuern von Salutschüssen und geleiteten ihn mit allen Ehren unter Glockengeläut und Musik in den Ort. Dort zollte man dem hohen Herrn alle nur erdenklichen Ehren. Das alles war aber am 23. Mai 1876 nicht möglich. Nichts desto trotz eine günstige Gelegenheit für ein paar verwegene Männer, einen Lausbubenstreich auszuführen.
Der Linzer Fährmann Rahm und die Fischergilde wollten trotz Verbot den Bischof empfangen. Der Plan flog jedoch auf und Rahm wurde vom Linzer Bürgermeister auf Strengste ermahnt. Der ließ sich jedoch nicht abhalten, änderte allerdings seinen Plan. Er besorgte ein paar Fässer Teer und deponierte sie auf dem Kripper Ufer. Entgegen der normalen Gewohnheit, aber ganz zufällig, machte er sein Fährboot in Kripp fest. Gegen Abend zündeten dann wie verabredet die drei Kripper Brüder Edmund, Adolf und Johann Breuer sowie der Nachtwächter die Fässer an.Ein tolles Freudenfeuer zu Ehren des Bischofs. Der begab sich auch hoch zufrieden zum Rheinufer und genoß still die katholische Treue seiner Linzer und Kripper Schäfchen. Gar nicht gut fand dies die Preußische Gendarmerie, die am Linzer Ufer auf- und abreitend, wild nach dem Fährmann gestikulierte. Der aber wollte davon in Kripp nichts mitbekommen und so mußte die Polizei hilflos am rechten Ufer zusehen, wie linksrheinisch das erste "Rhein in Flammen" veranstaltet wurde.

Das ganze hatte dann auch noch ein gerichtliches Nachspiel, bei dem sich sämtliche Hauptbeteiligten allerdings unwissend stellten, so das dem verzweifelten Richter nichts anderes übrig blieb, als den Fall ungesühnt zu den preußischen Akten zu legen.
Siehe auch "Das Kripper Gericht zur Zeit des Kulturkampfes" von Willy Weis / Hildegard Funk. Auf der Internetseite www.Geschichte-Kripp.deQuelle: *3c

1881

1881 beklagten sich die Fährpächter darüber, das es öfters vorkam, dass die Gierkette brach oder auch versandete, so das eine neue verlegt werden musste. Der Rheinstromdirektor erklärte, dass gegen die Versandung nichts zu machen sei und das hierdurch entstehende Kosten von den Pächtern zu tragen seien.

1884

Wie bereits bemerkt, war die Gierfähre an der Ahrmündung verankert, so dass das Fahrwasser, wenn die Fähre auf der Linzer Seite lag, für die Schiffahrt völlig gesperrt war.

Im Jahre 1884 erbot sich der Wirt und Schiffer Koenig an, auf eigene Kosten eine Dampffähre anzuschaffen, wenn man ihm die Pacht erlassen würde.
Dieses Angebot wurde von der Regierung abgelehnt, da ein Bedürfnis für eine Dampffähre seitens des Linzer Bürgermeisters und anderer Linzer Persönlichkeiten angeblich nicht bestand. Gleichfalls würde auch der Schifffahrt nicht durch die Gierponte gestört.

Dem König wurde dann mitgeteilt, das die bestehende Pacht noch bis zum 1.1.1886 daure, und das man Ihm anheimstelle, bei der nächsten Verpachtung als Mitbewerber aufzutreten.

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Es wurde dann zum Ausdruck gebracht, das die Einrichtung einer Dampffähre eigentlich nicht notwendig sei, das man aber im Interressse der Schiffahrt dem geplanten Unternehmen nicht entgegen treten wolle, selbstverständlich müsse auch eine Jahrespacht gezahlt werden. Irgendwelche Nachteile für die Staatskasse dürften nicht eintreten.

Auch müsse König die bei der Fähranstalt vorhandenen Fährgerätschaften von dem abgehenden Pächter übernehmen. Der Staat könne sich auch an irgendwelchen Kosten für die Einrichtung der Dampffähre nicht beteiligen.

Quelle: *5

1. Januar 1886

Der Schiffer Christian Lurz aus Linzhausen tritt ab 1. Januar 1886 als Fahrpächter auf.

Er hatte als einziger beim Versteigerungstermin am 12. Oktober 1885 ein Angebot abgegeben und erhielt mit 1590 Reichsmark den Zuschlag auf 12 Jahre. Bei den Übernahmeverhandlungen wurde der Wert der dem Staate gehörenden Inventarteile auf 5.190 Reichsmark und der Wert des den bisherigen Fährpächter gehörenden Inventaren auf 2.209 Reichsmark geschätzt. Einem Beschwerdebrief nach zu urteilen, den ein Unbekannter geschrieben hat und der noch heute in den Akten zu finden ist, soll es bei der Fähre einiges trauriges gegeben haben: So schreibt er unter anderem: Am 25.07.1888 sei ein Fährnachen umgeschlagen und dabei ein Mann ertrunken sein.
Der Fährpächter Breuer soll bis halbwegs Remagen abgetrieben sein. Er solle Betrunken gewesen sein und das er sich häufiger in diesem Zustand befinde.
Es seien überhaupt traurige Verhältnisse bei der Fährponte, da der Pächter Lutz niemals nüchtern, sondern Tag für Tag von früh bis spät besoffen sei. Von den 3 auf der Ponte beschäftigten Leute seien meistens 2 zugleich betrunken.

Der Absender dieser Mitteilung konnte nicht ermittelt werden und der Obersteuerkontrolleur berichtete, das Klagen gegen Lurz bislang nicht erhoben worden seien. Der ebenfalls in dem Brief erwähnte Unfall sei nicht in einem Kahn der Fähre, sondern einem Privatkahn passiert, ein nicht von Lurz eingestellter Mann namens Breuer habe übergefahren. Quelle: *Vertrag

1. Januar 1891

Nach dem Tode von Christian Lurz übernahm seine Witwe vom 1.1.1891 bis 31.12.1904 den Pachtvertrag. Als Fährmann stellte Sie den Peter Gemünd aus Linzhausen ein. Ihr Schwager, Simeon Lurz, der bisher schon immer auf der Fähre mitgefahren sei, sollte als Fährmeiter weiter dort tätig bleiben. In dem Bericht des Hauptsteueramtes Neuwied wird erwähnt, das beide, Peter Gemünd und Simeon Lurz das Rheinschifferpatent haben und somit als Färmeister befähigt sind. Im Frühjar 1891 beschwert sich die Witwe Lurz über Simeon Lurz, er habe die Fähre sehr vernachlässigt. Der Wasserbauinspektor Bretting, der als Sachverständiger hinzugezogen wurde, weist die Beschwerde als unbegründet zurück. Im Mai 1891 tritt der Schiffer August Römer Mühlheim / Ruhr als Brückenknecht ein. Auch er muß nachweisen, das er ein Rheinschifferpatent besitzt. Quelle: *Vertrag 

1893 / Anschaffung einer eisernen Gierponte

Aus den Akten des Stadtarchiv Linz geht hervor, dass Simeon Lurz und die Witwe Lurz zu gleichen Rechten Pachtteilhaber waren.

Ab 1892 wird über die Beschaffung einer neuen Gierponte verhandelt. Der Wasserbauinspektor Bretting befürwortet den Bau einer neuen Gierponte und zwar aus Eisen.

1893 schaffte die Pächterin Witwe Lurz aus Linzhausen für 10.000 Mark (Goldmark) eine Eisenponte an. 1 Mark (1881) entsprächen 6,40 Euro, 1 Mark (1900) nur noch 6,00 Euro, 

Quelle: *2,4,5 / Foto: Stadtarchiv Linz BA unverzeichnet

1901 - 1905 / Erstes Motorboot für den Personentransport

Im Jahre 1901 verlangt die Stadt Linz von der Rheinstromverwaltung die Einstellung eines Personen - Motorbootes, was aber, auch der Kosten, wegen abgelehnt wird. Die Fährpächterin Witwe Lurz erklärte sich am 11. September 1902 bereit, ein Motorboot von 6 PS, 11,5 m lang, 2,35 m breit, mit 40 Sitzplätzen bauen zu lassen. 


1912 / Eine Begebenheit beim Kaisermanöver 1912

Viele der Fährleute stammen aus Linzhausen, welches heute ein Stadtteil von Linz ist. Wie ausgeprägt der Zusammenhalt und der Freiheitsgedanke in dieser kleinen Gemeinde der Schiffer und Fährleute war, haben wir bereits in der Anekdote vom 23. Mai 1876 lesen können. Wie der Linzhausener sich aber auch zu behaupten weiß, zeigt eine andere Begebenheit, die sich während des Kaisermanövers 1912 abspielte.
Beim Brückenbau befahl der der kommandierende Hauptmann einigen Untergebenen, mit dem Nachen an eine Stelle des Rheins zu fahren, die eine große Gefahr für die Menschen darstellte (Strudel). Alexander Lurz, der die Fähre gepachtet hatte, machte auf die Gefahr aufmerkam und wurde deshalb von einem General getadelt, der ihm widersprach, so daß Lurz aus seiner Meinung keinen Hehl machte, als der General zu Alex Lurz sagte, die Preußen seien die Kulturbringer. Darauf antwortete ihm Lurz, hier am Rhein habe man bereits Wein getrunken, als die Vorfahren des Generals noch in Bärenfellen herumgelaufen seien.Versteht es sich von selbst, wenn Albrecht Dörries aus Kripp die Fähre bald übernahm ?


Quelle: 1100 Jahre Linz am Rhein 874 - 1974 von Hans Peter Petri,
Ausschnitt aus dem Bericht "Die Kapellle in Linzhausen"

1914 bis 1920 / Letzter Fährpächter Albert Dörries

Bei der Verpachtung im Mai 1913 wurde dem neuen Pächter zur Bedingung gemacht, dass er in Jahresfrist eine freifahrende Fähre zu beschaffen oder die Gierponte in eine freifahrende Fähre umzuwandeln, sowie die erforderlichen Umbauten an beiden Ufern auf eigene Kosten auszuführen habe. Weiterhin
sollte er ein Motorboot halten. Den Zuschlag erhielt Albert Dörries aus Kripp bei einer Jahrespacht von 1200 Reichsmark. Der Pachtvertrag lief vom 1. Januar 1914 an auf unbestimmte Zeit. Im im Laufe des Sommers legter der Pächter Dörries Pläne für eine freifahrende Fähre vor, aber durch den Ausbruch des Krieges unterblieb der Bau des neuen Schiffes. Stattdesen wurde die Kölner Schiffbrücke nach Linz verlegt und damit ging vorübergehend der Fährbetrieb ein. Auf der Schiffbrücke wurde Brückengeld erhoben. Vom 01.10.1914 ab übernehm Dörries die Brückengelderhebung und fuhr zugleich mit dem Motorbooot bei geöffneter Brücke Personen über. Von den Einnahmen wurden die Kosten der Gelderhebung und der Betriebsmaterialien des Bootes in Abzug 
gebracht, und die verbleibende Summe zwischen der Militärverwaltung und Dörries geteilt. In diesem Sinne wurde mit Dörries ein Vertrag geschlossen. Anfang März 1915 wurde die Kriegsbrücke in Linz wieder entfernt. Quelle: *4, 5, 6, Vertrag

Quellenangaben:

*1) Stadtarchiv Linz, Meinen Besonderen Dank an Frau Rönz.
*2) www.fjordfaehren.de von W. Langes
*3) www.kripper.de (Horst Krebs) 
*a) Der Tag an dem die Franziska sank , Originaltext Willy Weis
*b) Die Rheinfähre - Brücke zwischen Westerwald und Eifel von Hermann Josef Fuchs nach originalem Text von Willy Weis.
*c) Chronik Kripp, Herausgeber Traditionsverein Kripp, Dr. Peter Ockenfels
*4) Stadtarchiv Remagen: Rede von Stadtbaurat i.R. Walter Fuchs: "Entwicklung der Rheinfähre Linz-Kripp" gehalten zur Einweihung der Querseilfähre am 7. Juli 1948 im Lokal "Zur Fähre" in Kripp.
*5) Seit 550 Jahren ist die Rheinfähre Brücke zwischen Westerwald und Eifel Artikel aus dem Heimatjahrbuch des Kreis Ahrweiler von 1995 von Hermann Josef Fuchs nach originalem Text von Willy Weis
*6) "Aus der Geschichte der Rheinfähre Linz-Kripp" von Josef Siebertz veröffentlicht 1974 im Festbuch zur 1100 Jahrfeier von Linz.
*7) Schöning Verlag/
*a) Der Tag an dem die Franziska sank von Rolf Plewa, Originaltext Willy Weis
*b) Die Rheinfähre - Brücke zwischen Westerwald und Eifel von Hermann Josef Fuchs nach originalem Text von Willy Weis.
*c) Chronik Kripp, Herausgeber Traditionsverein Kripp, Dr. Peter Ockenfels


Kripper Glockengeschichte

von Weis/Funk

Ein geschichtlicher Rückblick der Kripper Glocken

in einer Zeitspanne von über 163 Jahren.


Der im November 2005 vorgenommene Glockenwechsel des nach 83 Jahren Läutebetriebes ausgedienten Kripper Stahlglockenensemble in der Glocken= stube der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk zu Kripp ist vollzogen.
Dieses besondere Ereignis stellt heutzutage für die gläubigen Kripper kein Weltuntergang mehr wie in früheren Zeiten dar, als das religiöse Leben der Kripper Landbevölkerung allumfassend war und das Glockenläuten für sie das hörbare Zeichen zum Gebetsaufruf sowie des Arbeitsbeginn- und Ende darstellte, Freud und Leid verkündeten oder Menschen bei Brand, Unwetter und Gefahren warnten. Waren die Glocken doch in der Kripper Dorfgemeinschaft ein nicht mehr wegzudenkender Orientierungspunkt.


Erster Glockennachweis 1832.

Der erste Nachweis des Vorhandenseins einer Glocke in der altehrwürdigen Kapelle zu Kripp, dem heutigen Wohnhaus Ockenfels in der Quellenstraße 34, ergibt sich aus einem Eintrag im Kirchenrechnungsbuch vom 29. Juli 1832 über „16 Silbergroschen dem Joh. Tempel und Henr. Lütchen für Arbeit an der Glocke bezahlt".

Des Weiteren erscheinen nachfolgend Eintragungen vom 21.5.1838 über „7 Sgr, 6 Gro, Briefporto für den Glockengießer“, vom 6.6.1838 „ 4 Sgr. für den Arm an der Glocke zu befestigen“, vom 15.8.1841, „3 Sgr, 6 Gr. Christoph Breuer für Reparatur und Anbringung eines Glockenseiles“ und am 6.1.1842 über „ 3 Sgr. für die Reparatur eines Glockenseils“ im Manual für die Kapelle zu Kripp von 1834- 1874.

Da es sich von der Höhe der Forderung her lediglich nur um eine Reparaturrechnung gehandelt haben kann, ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich bereits schon vor dieser Zeit eine Glocke in der Kripper Kapelle, Johannessaal genannt, befand.
Anno 1843 dürfte während einer erfolgten umfangreichen Kapellenreparatur das Glockengebälk wegen der bevor stehenden Aufnahme einer zweiten und dritten Glocke vermutlich verstärkt worden sein. Am 19. Mai 1844 gelangten 2 Glocken der renommierten Sieglarer Glockengießerei Claren mittels 
Pferdegespann nach Kripp. Für die Abholung der Glocken von Bonn nach Kripp wurde einem gewissen „Laurens Breuer 27 Silbergroschen als Frachtlohn“ gezahlt. Dieser Glockenkauf erfolgte auf Ratenzahlung, denn 1859 war nach 15 Jahren noch ein finanzieller Rückstand der Glocken laut Kirchen- rechnungsbuch auszugleichen.


Die aus Köln stammende traditionsreiche Glockengießerfamilie hatte den Ruf der guten Herstellung von musikalisch hervorragenden Geläuten durch generationsweiser Übertragung des Geheim- nisses des Glockengusses in der eigenen Familie. Der Guss der zwei Kripper Glocken erfolgte in einem 6x 10 m ehemaligen großen Gebäude in der heutigen Rathausstraße in Sieglar, auf dem jetzigen Krankenhausgelände, wo ein holzbeschickter Gießofen das Rohmaterial von Kupfer und Zinn zur Herstellung der Glockenspeise verflüssigte, um die Hohlräume der mit Pferdemist gebundenen lehmigen Glockenform in einer dortigen Glockengrube auszufüllen. (Matth. Dederichs, Troisdorf)

Das kleine in der Kripper Kapelle eingebrachte bronzene Dreiergeläut von jeweils 13, 17 und 24 Zentnern befand sich oberhalb der Decke der Apsis und dürfte zur damaliger Zeit der ganze Stolz der Kripper Gläubigen gewesen sein, da die Ausstattung ihrer kleinen Kapelle von den hiesigen Gläubigen mit Sach- und Geldspenden ausgestattet wurde, um die wirtschaftliche Sicherheit der kleinen Religionsgemeinde zu gewährleisten.


Der Austritt des Klangvolumens des vorhandenen Bronzegeläutes erfolgte über Öffnungen des über dem Chor vorhandenen schalloffenen achteckigen Dachreiters mit Schweifhaube und verlief störungsfrei bis 1867, nachdem infolge zweier in der Mitte durchgefaulter Balken des Balkenlagers unter dem Glockenturm während einer sonntäglichen Messfeier die Decke über dem Altarraum um 4 Zoll absackte und sich der zelebrierende Geistliche genötigt sah, den Glockenstuhl mittels Leiter selbst augenscheinlich zu inspizieren. Auf Grund des lebensbedrohlich bezeichneten Bauzustandes erfolgten die Sicherungsarbeiten am Glockengebälk ohne mindesten Aufschub mit Untersagung des Glockenläutens. Nach erfolgter Sanierung läuteten die Glocken noch 35 Jahre störungsfrei.


Umzug der alten Glocken in die neue Kirche.

1902 wurden 2 Glocken des ehemaligen Bronzegeläutes aus dem ausgeweithen Johannessaals in luftiger Höhe der Glockenstube des quadratischen Turmkörpers der neu errichteten katholischen Kirche, der südöstlich neben dem Chorraum außerhalb des kirchlichen Hauptkörpers integriert und mit einem schlank aufsteigendem achtseitigen schieferbedeckten Spitzhelm bekrönt ist, übernommen.
Über den Verbleib der dritten Glocke liegen uns derzeit keine gesicherten Erkenntnisse vor. Angeblich war sie durch den täglichen Gebrauch rissig geworden.

1911 erfolgte auf Initiative des damaligen Kripper Bürgervereins der Einbau einer Kirchenuhr, deren Zeigerachsen sich in 28 m Höhe mittig in den rechteckigen Zifferblättern der 4 betürmten Gaupen im unteren Turmkranz befinden und durch ein mechanisches Uhrwerk der Firma J.F. Wenle aus Bakenheim bis zum Einbau eines vollautomatischen elektrischen Uhrwerk in 1975 gedreht wurden.



Fast unmerklich für viele Kripper Bürger begleitete von nun an der viertelstündliche Glockenschlag der Kirchenuhr den Tageszeitablauf. Zum Leidwesen der Kripper Gläubigen wurden beide Bronzeglocken nach 73 jährigen Läutedienst im 1. Weltkriege infolge der staatlichen Metallmobil- machung zur Einschmelzung für Kriegsgüter 1917 requiriert und aus dem Turm geholt. Für die religiös verwurzelte Landbevölkerung glich der fehlende Glockenklang beinahe einem Weltuntergang.Hierzu notierte der Kripper G. Valentin in seinem Tagebuch traurig und resignierend: "1917 ist die (mit 28 Mann zu läutende) Kaiserglocke aus dem Kölner Dom in Stücke geschnitten und heruntergeholt worden. Ein Kunstwerk von 504 Zentner; wer weiß, ob in 1000 Jahren nochmals so eine Glocke hergestellt wird. Nun hatten die Fanatiker doch Ruhe. Mit unseren Kirchenglocken ist es ebenso ergangen.


Unser Herr Pastor hatte nichts eiligeres zu tun als ebenfalls die Glocken herunterholen zu lassen (weil nach Verordnung) und teilweise weil es kein harmonisches Geläut gewesen sein soll. Die anderen Geistlichen Herren aus der Umgebung hatten es nicht so eilig. Sie haben ihre Glocken noch alle. Was ist das für ein herrlicher Genuß, wenn man die Glocken läuten hört. Bloß wir sind die Dummen und hören nichts. Zu keiner Messe, zu keinem Hochamt, zu keinem Begräbnis, rundum zu nichts. Nur ein paar dumpfe Schläge auf ein Stück Blech (Kirchenuhr) dröhnen vom Turm der Kathedrale. Ist das nicht traurig, so lange ohne kirchliches Zeichen zu sein. Wer trägt nun die Schuld?".


Der Wunsch nach neuen Glocken.

Der ersehnte Wunsch der Hiesigen nach neuen Glocken lies nicht lange auf sich warten. Noch während der Besatzungszeit wurde ein Glockenfonds eingerichtet, wobei 800 Mark direkt infolge von Zinszuschreibungen in diesen Fonds aus den 1921 zum Kurs von 92 % veräußerten kirchlichen Kriegsanleihen einflossen. Der Rest von 300 Mark wurde dem Orgelfonds und 1000 Mark einem Reparaturfonds gutgeschrieben. Erhebliche Summen zum Ausgleich des Glockenfonds erwirtschaftete man aus einem von der Pfarrei organisierten Glocken-Bazar, der nach Art einer amerikanischen Versteigerung abgehalten wurde und 140.000 Mark einbrachte. Namhafte Kripper Geschäftsleute spendeten eigens dafür ansehnliche Gegenstände von erheblichen Wert wie Uhren, Möbelstücke, Steppdecken, etc.



Die dank der großen Opferbereitschaft der hiesigen Bevölkerung in Auftrag gegebenen neuen drei Gußstahlglocken im Klangton "E, Fis und Gis" von der Glockengießerei Schilling & Lattermann aus Apolda/ Thüringen erreichten 1922 Kripp und fanden nach einem feierlichen Umzug und Weihe Aufnahme in der hochgelegenen Glockenstube unseres Kirchturmes. Für die Kripper war es ein freudiges Ereignis, als wieder das Klangvolumen der Glocken als harmonisch klingende Stimmen des Ortes, sei es in Freud oder Leid, durch die vorhandenen Schalluken in alle Himmelsrichtungen drang und die Gläubigen zum Gebet riefen.

Das angeforderte Material zum Bau des Glockenstuhls lieferte der Remagener Stadtwald mit 4 Eichenbalken von 20 x 22 cm , davon 2 Balken von 4,25 Meter Länge und 2 von 3,65 Meter Länge, sowie 5 Balken von 18 x 20 cm , davon 3 Balken von 4,25 Meter Länge und 3 von 3,65 Meter Länge. Die Angelusglocke mit der Inschrift im äußeren Glockenrand "Maria mit dem Kinde lieb/ uns alle Deinen Segen gib - 1922" war mit 1,22 m Durchmesser und 744 kg Gewicht die kleinste Glocke. Als oberste Glocke im Glockenstuhl schlug sie mit Gis- Tonlage alle Viertelstunde. Die mittlere Glocke (Fis) mit einem Durchmesser von 1,37 m und 1096 Gewicht hing mit der großen Glocke von 1,56 m Durchmesser und 1598 kg auf einer Ebene nebeneinander. Ihre Inschrift lautete "Heilig heilig Herr Gott Sabaoth - 1922" und auf der großen Glocke stand "Barmherzigkeit Friede und Liebe werde Euch allen in Fülle - Judas Thadäus". Die große Glocke (E- Tonlage) gab den Stundenschlag der Kirchenuhr an. 


So erklang nach kriegsbedingter 5 jähriger akustischer Abstinenz nun ein dreistimmiges Glockengeläute vom Turm, das mit Hilfe einer kleinen Hilfsglocke wieder das „Beierns“ ermöglichte. Dieses traditionelle Festgeläute als Taktläuten nach genau festgelegten melodischen Rhythmus durch manuelles Anschlagen der Klöppel an die nicht schwingenden Glocken stellte in früheren Zeiten, wie es zur Einstimmung an Fest- und Feiertagen üblich war, eine Zeiten,
wie es zur Einstimmung an Fest- und Feiertagen üblich war, eine Besonderheit dar. Die mit Seilen angebundenen Klöppel aller Glocken befanden sich dabei konstant einige Zentimeter vom Glockenrand und wurden von dem Beiermann, der die an Armen und Beinen festgebundenen Seile im melodischen Rhythmus anstraffte, gegen den Glockenrand geschlagen. Dieses Festgeläut wurde alljährlich bei kirchlichen und weltlichen Festtagen am Spätnachmittag des Vortages bis annähernd des 2. WK durchgeführt. Anton Schumacher (1860-1936) fungierte lange in Kripp als Beiermann und bildete später den Nachwuchs in diesem speziellen musikalischen Fach aus.


Vom lokalen Humor zeugt der Glockenvers, der durch das Beiern eine Festtagsstimmung einläutete, jedoch annähernd nach dem Kriegsende 1945 für die Kripper Ohren nicht mehr vernehmbar war. "Faul Fisch und Finte, ruch ens wat se stinke" oder "Spinategemöös und Limmesjenfleisch, Dat es de Remagener ihr Kirmesspeis, dat denk eis, dat denk eis". Diese alte Tradition wird seit dem 2.WK in Kripp nicht mehr gepflegt.


Eine weitere Besonderheit in der Umgebung stellte das spezielle Abläuten der Totenglocken vor Einbruch der Dunkelheit am Sterbetag dar. Anhand des Glockenspiels war zu erkennen, ob ein Mann, eine Frau oder ein Kind verstorben war. Bei einem Mann wurde mit der großen Glocke begonnen, dann wurden alle 3 Glocken zusammen geläutet und wieder mit der großen Glocke ausgeläutet. Bei einer Frau wurde mit der mittleren begonnen, dann läuteten alle drei Glocken zusammen, und ausgeläutet wurde mit der mittleren Glocke. Bei einem Kind begann man mit der kleinen Glocke, dann wurde die mittlere dazugeläutet und wieder mit der kleinen Glocke ausgeläutet. Bis zum Einbau des elektrischen Läutewerks 1975 versahen die Messdiener, außer beim Angelusläuten, den Läutedienst.


Glockennachwuchs 
eben dem Klangvolumen der Glocken der Kath. Pfarrgemeinde gesellte sich nach dem Bau der Evangelischen Kirche in Kripp ab dem Reformationstag 1966 noch ein Glockenensemble von 3 Bronzeglocken hinzu. Die mit nachfolgenden Schriftbändern versehenen Bronzeglocken der Glockengießerei

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Rincker aus Sinn (Dillkreis) fanden in einem unaufdringlich nördlich vor dem eigentlichen Kirchenkörper stehenden 16 m hohen quadratischen Stahl- betonturm, dessen oberer Turmabschluß ein großes Kreuz bildet und die Ost- und Westwand als Schallaustritt wabenartig durchbrochen ist, ihre Aufnahme.


Die Glocke im Klangton "h" mit einen Durchmesser von 860 cm und einem Gewicht von 353 kg mit den Majukeln „ ERHALTE UNS HERR BEI DEINEM WORT + „(oben) und „ KRIPP „ (unten) ist die größte.. Die mittlere Glocke mit Klangton "cis" hat 785 cm im Durchmesser und weist ein Gewicht von 274 kg auf. Sie trägt die Majukeln „ LASSET UNS WAHRHAFTIG SEIN IN DER LIEBE+ „ (oben) „ KRIPP „ (unten). Die kleinere Glocke im Klangton "e" mit ihrem Durchmesser von 650 cm wiegt mit den Majukeln „ GLAUBT IHR NICHT, SO BLEIBT IHR NICHT + „(oben) „ KRIPP „ (unten) nur 158 kg. Fast 39 Jahre läuteten diese Glocken in Eintracht und Harmonie neben den stählernen Glocken der kath. Pfarrgemeinde einher.


Glockenwechsel
Im November 2005 fand im Kirchturm der kath. Pfarrkirche zu Kripp das historische Ereignis eines Glockenwechsels statt. Das bisherige harmonische gusseiserne Dreiergeläute, das annähernd 83 Jahre lang die katholischen Kripper Gläubigen zu allen Zeiten zum Gebet rief, stellte mit seinen altersbedingten Verschleißerscheinungen ein Sicherheitsrisiko dar und wurde aus dem Glockenturm entfernt. Nach erfolgter Umrüstung des Glockenstuhles fanden nun gebrauchte Bronzeglocken des bereits am 16.12.1960 in Saarbrücken geweihten Vierergeläutes der dortigen St. Paulus Pfarrei ab 9.11.2005 ihren Platz in unserer Kirche. 
Das gebrauchte Glockenensemble, das wegen des bereits erfolgten Abrisses des dortigen Kirchenturmes wegen Betonschäden zum Verkauf stand, wurde von der hiesigen Katholischen Pfarrgemeinde erworben.


Gegossen wurden die Glocken „ZUR EHRE GOTTES IM JAHRE DES HERRN 1960 FÜR DIE KIRCHE ST. PAULUS SAARBRÜCKEN“ bei der Glockengießerei Mabillon in Saarburg. Dieser Schriftzug in Latein befindet sich auf jeder Glocke. 
Die „CHRISTUS KÖNIG“ Glocke „cis“ ist mit 1930 kg und einem Durchmesser von 150 cm die größte Glocke, gefolgt von den Glocken „HL. APOSTEL PAULUS“ im Klangton „e“ mit 125 cm Durchmesser und 1200 kg, der 795 kg schweren „fis“ Glocke „MARIA KÖNIGIN.


Chaussee Barriere 1852-1876
von Weis/Funk

Die heutige Quellenstraße in Kripp war bis vor ihrer Chaussierung ein ausgefahrener und ausgeweiteter ehemaliger Fußweg, über deren mit Kuhfladen und Pferdeäpfeln übersäte Einschlämmdecke aus Sand und Kies einst ungefügige Pferdekarren und Wagen rumpelten. Wie damals die meisten Verbindungen im Kreis Ahrweiler war sie auf Karten nur als erkennbare Route anzusehen, auf der Menschen, Vieh und Fuhrwerke ihre angestrebten Ziele erreichten, weder befestigt noch in irgendeiner besonderen Weise markiert. Neben größeren Schlaglöchern gab es unzählige ausgefahrene Spurrinnen, die schwer beladene Pferdefuhrwerke mit ihren großen eisenbeschlagenen Karrenrädern in den Straßenbelag gefurcht hatten. Die vorhandene unbefestigte Verschleißdecke war bei Regen ein einziger zernarbter Kies- Matschweg, in den angesammelten Wasserpfützen die hiesigen Kinder bis zu ihrer Chaussierung gefahrlos spielten und herumtollten, da die weit hörbaren knarrenden Pferdefuhrwerke, die diese Strecke für ihr Tagewerk behäbig benutzten, keine Gefahr darstellten.


Diese Durchgangsstrasse ist einigen älteren Krippern noch vom Hörensagen aus früheren Zeiten her unter den Namen als Provinzialstraße, Ahr-Bezirksstraße, Kripper Chaussee, unter dem Namen Hermann Göring-Straße während der NS- Zeit und Hauptstraße erinnerlich, bevor sie 1969 als ausgebaute Bundesstraße 266 in Quellenstraße umbenannt wurde. Seit eh und jeh war sie wegen ihrer Fähranbindung auf die gegenüberliegende Rheinseite eine beliebte Route für den Verkehr zwischen Eifel und Westerwald und dementsprechend frequentiert.

Ausbau/ Verlauf.

1851 wurde die Auskofferung und Chaussierung der Kripper Ortsdurchgangsstraße als Provinzialstraße in Angriff genommen. Bis dahin bestand das Wegenetz in Kripp aus unchaussierten Straßen, Feldwegen gleichend in einem mangelhaften Zustande.

Mit verschleißarmen Pflastersteinen aus Blaubasaltquadern (ugs. Katzeköpp) von annähernd 12-15 cm gestickt und einem überschütteten Basaltfeinschlag auf der Straßenoberdecke wurde die Kripper Durchgangsstraße in einer Breite von 22-24 Fuß von der Rheinfähre bis Sinzig als wetterharte Kunststraße chaussiert, um auf die dortige linke Rheintalstraße Köln- Mainz einzumünden. Diese von der preußischen Regierung um 1822 fertig gestellte Staatsstraße, die dem etwaigen Verlauf nach der nun heutigen Koblenzer Straße in Sinzig als vormalige Bundesstraße 9 entspricht, war unter französischer Herrschaft als bedeutende Staatsstraße unter dem bezeichnenden Namen "routes impériales de troisiéme classe de Balé á Nimégue par la rive gauche du Rhin" klassifiziert.
Etwas südlich zur Ahr hin versetzt bestand nun die Möglichkeit, die bereits 1846 in Angriff genommene und fertig chaussierte Ahrstraße von Sinzig bis Altenahr zu befahren.

Mit der kunststraßenmäßigen Vollendung der Kripper Chaussee war nun das letzte Teilstück der Ahrstrecke fertiggestellt, dessen 1834 durchstoßener 175 Fuß langer Tunnel vor Altenahr zur damaligen Zeit als einziger Tunnel einer preußischen Chaussee eine Attraktion darstellte. (Statistik 1860, S.42) Sie eröffnete nach ihrer Fertigstellung dem Kripper Hauderergewerbe einen lebhaften Aufschwung, indem man nun gelöschte Schiffsladungen auf dem schnellsten Wege ins Ahrtal und die Eifelregion speditieren konnte.
Zur Unterhaltung dieser Strecke wurde laut Bekanntmachung im Wege der Submission am Montag, den 18.Mai 1846 „die Sinzig- Altenahrer-Straße in Pos.16 zur Unterhaltung der Strecke zwischen Bodendorf und Walporzheim 78 Schachtruthen Basalt, auf 1 bis 1½ Zoll kleingeschlagen, angeschlagen zu 540 Thaler und 24 Silbergroschen“ öffentlich ausgeschrieben.

Finanzierung/ Unterhaltung

Zur Realisierung der Chausseearbeiten der Ahrstrecke wurden Teile der dort anliegenden Gemeindeeinwohner zu Hand- und Spanndiensten herangezogen. Insgesamt wurden für die Neubauten an der gesamten Ahrstrecke 31500 Taler verbaut, inclusive der von Kripp bis zur Gemeinde Rech gepflanzten 1150 Bäumen, wovon alleine 600 Kirschbäume die Chausseeränder alleenmäßig säumten.(siehe Kreisstatistik 1860)

Diese seitlichen Baumbepflanzungen außerhalb von Ortschaften wurden neben der Zierde und Schattenwirkung wegen zur optischen Abgrenzung des Fahrweges bei Schnee und zur Nacht vorgenommen. Die Beaufsichtigung der gesamten Strecke von Kripp bis Walporzheim unterstand als fester Aufsichtsbezirk dem Chaussee- Aufseher zu Wadenheim. Zum Zwecke der laufenden Unterhaltung wurde als Benutzungsgebühr der wetterharten Schnellstraße ein Chausseegeld erhoben. Eigens dafür wurden auf der gesamten 26,650 km langen Ahrstrecke Chausseehebestellen mit Barrieren in Kripp, Lohrsdorf und Dernau eingerichtet, wobei die Hebestelle Kripp mit ihrem hebepflichtigen Einzugsbereich von „einer halben Meile“ im Zeitraum von 1859- 1862 mit 100 Talern die geringsten Einnahmen der Ahrstrecke verzeichnete. (in Sinzig u.s.Stadtteile, -Sinzig 1815-1969, S.247,248, H. Kleinpaß)

Grundlage des Hebegeldes war eine preußische Order von 1838 und einem Regulativ von 1841, wonach nach der 1806 abgeschaften "taxe d´entretien" auf den linksrheinischen Bezirksstraßen mit festen Gebührensätzen für Wagen, Schlitten und Vieh Chausseegeld erhoben werden konnte, wobei sich die Tarife nach der Breite der Räderfelgen berechnete. So war die Gebühr für breitere Felgen wegen Schonung des Straßenbelages geringer als die der schmalen Felgen einer Kutsche. Ein allgemeines Chausseegeld-Tarifexemplar war im Hebestellenlokal an einer „dazu bestimmten Stelle zur beliebigen Einsicht des Zahlungspflichtigen“ anzuschlagen, des weiteren einen für Berechtigte „besonderen Tarif, auf eine Holztafel geschrieben, welche er, an dem dazu bestimmten Orte außerhalb des Lokales, zu Jedermanns Anschauung auf seine Kosten anzubringen hat.“ (LHAK 403/11971-2, § 4 der Kontraktsbestimmungen für die Verpachtung von Chausseehebestellen

Für die 7159,9 Ruthen lange ahrbegleitende Chausseestrecke, die von der Rheinfähre bis Altenahr in die dortige Bonn- Trierer Straße einmündete, betrug das Chausseegeld einer Kutsche insgesamt 24 Silbergroschen. Selbst der Viehtrieb über die Chaussee wurde, wenn auch gering, mit einer Gebühr belegt. Von der Bezahlung waren jedoch Wagen- und Viehbesitzer innerhalb ihres Wohnortes oder der Gemarkungsgrenze sowie die Post befreit.(HJB 1968,S.97-98, H.Schmalz)

Desweiteren hatte man Fuhren mit "thierischem Dünger" (Stalldünger) ..." und Abtrittsdünger" (Jauche) nach dem Gesetz vom Juni 1844 "frei passiren zu lassen"(Ahrweiler Kreisblatt, Nr.10, vom 9. März 1862,S.1)

Die laufende Unterhaltung der klassifizierten Kripper Chaussee als Bezirks= straße im Verband der "westrheinischen Straßen" erfolgte aus dem westrhein= ischen Bezirksstraßenbaufonds.

Kripper Barriere/ Verpachtung

Die Kripper und Dernauer Chausseehebestellen wurden bis zur Aufhebung der Chausseegelderhebungen für Bezirks- und Staatsstraßen an Privatleute verpachtet. Die Verpachtung der Chausse-Hebestellen geschah gemäß des § 2 der Kontraktsbestimmungen für die Verpachtung von Chausseehebestellen „in Bausch und Bogen, ohne Gewährleistung für den Ertrag und Benutzung. Eine „Afterverpachtung war nur mit Genehmigung der verpachtenden Provinzial- Behörde zulässig.“ (LHAK 403/11971-2)

Erster „Agent“ (Pächter) der Kripper Chausseebarriere war Johann Lohmer, der vor Errichtung seines Gasthofes, des heutigen Hotel „Rhein- Ahr“, auf gleichem Grundstück in seinem dort befindlichen kleinen Haus (heute links neben der Toreinfahrt) das Schusterhandwerk betrieb und geschäftstüchtig den Kunden die Wartezeit mit Fuhrmannsschnaps verkürzte. In diesem Haus sollen nach Angaben mündlicher Überlieferungen der Vorfahren vormals auch die Treidelmannschaften zusammengestellt und die entsprechenden Fuhrverträge ausgehandelt worden sein. Erste Benennung dieses Gasthofes soll der mündlichen Überlieferung nach „Zur Vorstadt Remagen“ gewesen sein. Als späterer Pächter gleicher Hebestelle ist ein Eberhard Johann Eulenberg, Maurer zu Kripp, benannt.(LHKO 635/ 387)

Der Hebestellenpächter, „Agent“ genannt, war in seiner amtlichen Stellung“ als ein öffentlicher Beamter, als ein Erheber öffentlicher Abgaben, angesehen und vereidigt“ und hatte somit seine „allgemeinen Beamtenpflichten in Beziehung auf sein öffentliches, als auch in Beziehung auf sein Privatleben zu erfüllen, und muß insbesondere in seinen Berührungen mit dem Publikum, auch wenn er gereizt wird, Anstand und Ruhe beobachten, seine Geschäfte, so viel als möglich, selbst verrichten, und neben den Seinigen einen anständigen Lebenswandel führen.“ (LHAK 403/11971-2, §10 der Kontraktsbestimmungen für die Verpachtung von Chausseehebestellen)

Lage
Wo sich genau die Chausseebarriere in Kripp befand, blieb uns unbekannt. Alte Vermutungen, die hiesige Barriere könnte sich an der ehemaligen Metzgerei Linden Quellenstr. 30?) oder am Haus Wilhelm (Quellenstr. 78) befunden haben, konnten nicht bestätigt werden.

Viele Gründe sprechen jedoch dafür, daß sich eine solche im Bereich des heutigen Rhein- Ahr- Hotels befand. Denn wie früher in anderen Regionenüblich, siedelten sich häufig Gasthöfe an Barrieren an. Sie dienten als markante Treffpunkte der Fuhrleute. Die Gründe waren vielerlei. Ausschlaggebend für eine Barrierenstelle in Kripp dürfte neben einer hochwasserfreien Lage eine ebene Straße gewesen sein, damit die Fuhrwerke bei der Mauterhebung nicht wegrollten. Dafür spricht auch, dass das Gasthaus sich im Gegensatz zu den anderen früheren Kripper Gaststätten nicht am Rheinufer oder Dorfzentrum, sondern am damaligen westlichen Ortsende unmittelbar an der Einmündung der heutigen Mittelstraße, 1851- 52 zeitgleich mit dem Bau der Chaussee errichtet wurde. Dass sich das Hebestellenlokal jedoch im dortigen Gasthof des Hebestellenpächters selbst befand, dürfte bezweifelt werden, denn die Erhebungen des Chaussegeldes durfte „nur an der Hebestelle selbst geschehen, welche der Pächter zu diesem Behuf vom Untergang bis zum Aufgang der Sonne, auch bei Mondenschein, durch die, dazu vorhandenen Laterne auf seine Kosten so zu beleuchten hat, dass der Schlagbaum schon in einiger Entfernung wahrgenommen werden kann.“(LHAK 403/11971-2, § 3 der Kontraktsbestimmungen für die Verpachtung von Chausseehebestellen)

Unter diesen Gesichtspunkten betrachtend besteht jedoch die begründete Annahme, dass sich das Hebestellenlokal unmittelbar im Einmündungsbereich der Mittelstraße auf dem städtischen Schulhofgelände der 1845 erbauten ehemaligen Dorfschule befunden haben könnte, zumal älteren Ortslageplänen zufolge sich direkt in dieser Kurve ein kleineres Gebäude befand, in dem man vor dem Abriss nähelich des 1. Weltkrieges noch Streichölzer der Marke „Fix- Feuer“ fabrizierte. (mündl. Angaben: Christel Schumacher, Kripp)

Hinzu kommt noch die Exaktheit der Chausseelänge einer „halben preußischen Meile“ bis zur Einmündung der Anschlussstraße in Sinzig (Preußische Meile = 7,532 km) sowie die Kenntnis, dass der „Agent“ Johann Lohmer als erster Barrierepächter fungierte und das durch diese Ideallage der innerörtliche Chausseebetrieb von den Gebührenerhebungen unbehelligt blieb.

Mit der Übernahme dieser Bezirksstraße in 1876 als Provinzialstraße im Provinzialstraßenfonds entfiel auch die Chausseegelderhebung und die Kripper Chausseebarriere mit halbmeiliger Hebebefugnis verschwand exakt nach einem Vierteljahrhundert aus dem Kripper Ortsbild. Lediglich ein im Landeshauptarchiv Koblenz archiviertes „Ein-oder Ausgabejournal der Hebestelle Kripp“ nach durchgeführter Kassen- und Geschäftsrevision im Chausseegeld- Empfangslokal durch den Remagener Bürgermeister als Revisor unter Zuziehung des Kripper Hebestellenpächters Johann Eulenberg am 4. Januar 1855 erinnert an die ersten Versuche der heutigen Mautgebühr vor über 150 Jahren in Kripp.

Der ehemalige Verlauf dieser 1851 gefertigten Chaussee wurde nach großem Ausbau mit Asphaltbelag und einigen Korrekturen in 1968 als Bundesstraße 266 weitergeführt. Die am westlichen Ortsausgang im einstigen Ziegeleibereich befindliche Chausseesenke, die bei großen Hochwasser stets unpassierbar war, wurde im Zuge dieses Ausbaues hochwasserfrei ausgerichtet. Mit der Übernahme dieser Bezirksstraße in 1876 als Provinzialstraße im Provinzialstraßenfonds entfiel auch die Chausseegelderhebung und die Kripper Chausseebarriere mit halbmeiliger Hebebefugnis verschwand exakt nach einem Vierteljahrhundert aus dem Kripper Ortsbild. Lediglich ein im Landeshauptarchiv Koblenz archiviertes „Ein-oder Ausgabejournal der Hebestelle Kripp“ nach durchgeführter Kassen- und Geschäftsrevision im Chausseegeld- Empfangslokal durch den Remagener Bürgermeister als Revisor unter Zuziehung des Kripper Hebestellenpächters Johann Eulenberg am 4. Januar 1855 erinnert an die ersten Versuche der heutigen Mautgebühr vor über 150 Jahren in Kripp.


Mit der Übernahme dieser Bezirksstraße in 1876 als Provinzialstraße im Provinzialstraßenfonds entfiel auch die Chausseegelderhebung und die Kripper Chausseebarriere mit halbmeiliger Hebebefugnis verschwand exakt nach einem Vierteljahrhundert aus dem Kripper Ortsbild. Lediglich ein im Landeshauptarchiv Koblenz archiviertes „Ein-oder Ausgabejournal der Hebestelle Kripp“ nach durchgeführter Kassen- und Geschäftsrevision im Chausseegeld- Empfangslokal durch den Remagener Bürgermeister als Revisor unter Zuziehung des Kripper Hebestellenpächters Johann Eulenberg am 4. Januar 1855 erinnert an die ersten Versuche der heutigen Mautgebühr vor über 150 Jahren in Kripp.

Der ehemalige Verlauf dieser 1851 gefertigten Chaussee wurde nach großem Ausbau mit Asphaltbelag und einigen Korrekturen in 1968 als Bundesstraße 266 weitergeführt. Die am westlichen Ortsausgang im einstigen Ziegeleibereich befindliche Chausseesenke, die bei großen Hochwasser stets unpassierbar war, wurde im Zuge dieses Ausbaues hochwasserfrei ausgerichtet.

Aufkommende Gerüchte und Vermutungen , dass sich die Barriere zuerst am Hause der Ochsenmetzgerei Linden befunden habe und später zum Haus Wilhelm verlegt wurde, konnten trotz intensiven Nachforschungen nicht gefestigt werden und widersprechen jeglicher Logik.
Genaues Wissen über die Lage der Barriere haben wir nicht. Lediglich die logische Vermutung der v. g. Aspekte geben uns das Gefühl der Annahme im heutigen Ortsmitte.

Mit der Schließung des früheren schienengleichen Bahnüberganges am Godenhaus hat die alte Kripper Straße ihre Funktion als durchgehende, überörtliche Verbindungsstraße verloren.

Quellen:

1) Heinz Schmalz: Die Entstehung der Ahrtalstraße. In: Heimatjahrbuch Kreis AW 1968, S. 97ff
2) Kreisarchiv Ahrweiler, Statistik des Kreises Ahrweiler, 1858-62
3) Preußische Meile = 7,532 km
4) Hans Kleinpass: Sinzig. In: Sinzig und seine Stadtteile, Sinzig 1983, S.274, 248
5) Helmut Weinand: Die preußischen Staats- und Bezirksstraßen im Regierungsbezirk Koblenz bis
zum Jahre 1876. Bonn 1971. (Rheinisches Archiv 77)
6) Kreisblatt Ahrweiler Nr.10 vom 9.März 1862, S.1
7) Zeitungsausschnitt vom 15.6.1978 des Rhein- Ahr- Anzeigers anlässlich des 125jährigen
Jubiläums des Rhein- Ahr- Hotels in Kripp
8) Angaben zur Familie Lohmer von Christel Schumacher, geb. Lohmer, Kripp
71

9) Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 635/ 387, „Ein-und Ausgabejournal der Hebestelle Kripp“
vom 4.1.1855
10) Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 403/ 11971-2, „Kontraktbestimmungen für die
Verpachtungen von Hebestellen“
11) wie Nr.5

Nr.16) Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008, S. 168-170, "Barrieregeld" in Kripp 1852-1876, von Willy Weis und Hildegard Funk.

 

Umsiedlungsaktion 1838

von Weis /Funk


Einen unerwarteten Bevölkerungsanstieg von 59 Personen verzeichnete man in Kripp 1938 nach einem Exodus infolge einer staatlich angeordneten Umsiedlungsaktion. Wegen der Einrichtung eines Luftwaffenübungsplatzes im Bereich der Eifelregion Ahrbrück waren aus 12 umliegenden Orten insgesamt 2.200 Personen aus 400 Familien im Auftrag Hermann Göring´s vom 27.11.1937 als damaliger Reichsminister für Luftfahrt, durch die Reichsum= siedlungsgesellschaft m.b.h. Berlin (RUGes) und dem Reichsfiskus (Luftfahrt) des Großdeutschen Reiches aus militärischen Gründen umzusiedeln.

Das Schicksal nahm nun seinen Lauf. Innerhalb weniger Monate wurden schweren Herzens über Generationen gewachsene Dorfgemeinschaften mit ihren alten Traditionen aufgelöst. Über ein Drittel der Aussiedler konnten innerhalb des Kreises Ahrweiler und Mayen umgesiedelt werden. So auch die nachfolgenden 11 Familien aus dem Kesselinger-und Denntal, die sich nach einer angemessenen Entschädigung in Kripp niederließen.


Namentlich waren dies aus den Orten:


Denn: (Räumungstermin bis zum 1. März 1938)
Joseph Meurer und Luzia, geb. Barz mit den Kindern Joseph, Hilde und Helene; zur Mittelstraße
Weidenbach: (Räumungtermin bis 1. Juli 1938)
Peter Lenz und Josefine, geb. Parsch mit den Kindern Johann und Hubert; zur Rheinstraße, des Weiteren Ww. Peter Mezen mit den Kindern Johann, Maria und Katharina zur Mittelstraße, sowie Johann Parsch und Maria, geb.Mezen, mit den Kindern Katharina, Anna, Maria, Christina und Antonius zur Mittelstraße
Herschbach: (Räumungstermin bis 1. Juli 1938)
Jakob Hüppen und Margareta mit den Kindern Wilhelm und Jakob; zur Rheinstraße. (Kötschepittes)
Ww. Katharina Molitor mit den Kindern Johann und Therese zur Hauptstraße.
Theisen, Johann und Franziska mit dem Kind Maria, zur Hauptstraße.
sowie Hubert und Annemarie Kreuer mit dem Sohn Johann, zur Hauptstraße.
Oberheckenbach: (Räumungstermin bis 1. November 1938)
Familie Jakob Schmitz und Christina mit den Kindern Alois, Irene- Maria, Karl, Hermann- Josef, Erich; zur Mittelstraße (Schwiegervater des Herrn Thiebes)
Fronrath: (Räumungstermin bis 1. Juli 1938)
Josef Gäb und Maria mit den Kindern Johann, Richard und Hildegard, zur Voßstraße.
Johann Kaspari und Elisabeth mit den Kindern Kunibert und Angela, zur Mittelstraße.
Konrad Klapperich und Angela, mit den Kindern Hermann- Josef, Maria- Ottilie, Anna- Cäcilie und Stefan, zur Mittelstraße.
Staffel (Mühle)
Seifert, Peter und Maria mit Sohn Anton, zum Batterieweg
Elisabeth Müller, Batterieweg

Alle Familien haben sich in ihrer neuen Wahlheimat Kripp gut eingelebt und viele Ihrer Nachkommen wohnen heute noch hier.
Quellen: 
1) "Eifelland", K.E.Plachner, S. 279 ff, Kollbach- Verlag, 1940 Remagen.
2) „Der Luftwaffenübungsplatz Ahrbrück – vor 60 Jahren begann die Räumung von12 Dörfern“ in Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1997, S. 123, von Rudolf Leisen
3) mündliche Angaben Herrn Seifert, Kripp, Batterieweg 78
4) mündliche Angaben des Zeitzeugen Richard Jäb, Kripp +
5) Bildnachweis: Slg. Rudolf Leisen wie Nr.2


Fehde 1575

von Weis /Funk

K R I P P

Die Linz-Remagener Fehde auf hiesigem Areal 1575.

Schon vor der eigentlichen Existenz des Ortes Kripp gab unser fruchtbares Areal wiederholt des öfteren Anlass zu Misshelligkeiten zwischen den Linzer und Remagener Bürgern, so dass diese recht streitbare Vorgeschichte in einer offenen Fehde eskalierte, wodurch sich der vom Linzer Magistrat angerufene Kaiser Rudolf II. zur Beendigung der Zwietracht gezwungen sah, den Streithähnen mit der Acht (Strafe des altdeutschen Rechts bei schwerem Friedensbruch) zu drohen. Die Hauptgründe für diese Auseinandersetzungen waren jedoch wirtschaftlicher Natur.

So wurde 1576 „an einem hohen dinglichen Dag“ ein vager Frieden geschlossen, deren Handhabung, wie zu erwarten, nicht von allzu langer Dauer war. Jahre des ingrimmigsten Haders hielten die Feuer der Zwietracht in Gang. Der Remagener Gemeindebann erstreckte sich zur damaligen Zeit bis über den Rhein und nahm teilweise Uferbereiche von Linz ein. Wegen der rechtsrheinischen unmittelbaren Angrenzung an den Linzer Gemeindebann waren Streitigkeiten vorprogrammiert und unvermeidbar, da das zu Kurköln gelegene Linz mit dem auf jülichem Territorium liegenden Remagen seit der Pfandeinlösung konkurrierte.

Bis zur Pfandeinlösung im 16. Jahrhundert lebten die Bewohner der Städte Linz, Remagen und Sinzig unter Kurkölnischer Herrschaft recht einträchtig hüben und drüben nebeneinander, mit freundschaftlichen und eng geknüpften Verbindungen untereinander. Die drei Gebietsgrenzen der Gemeinden Linz, Remagen und Sinzig trafen schon damals beim heutigen Rheinstromkilometer 629,5 (Kripp, ehemaliger Bereich Villa Nagel) zusammen. Linz, Remagen und Sinzig erhielten im 14. Jahrhundert die Stadtrechte und jede Stadt erhielt als neuen Verwaltungsbezirk einen Amtssitz. Zum Kölner Erzstift war Linz seit dem 13.Jahrhundert gehörend, wobei die Städte Sinzig und Remagen als Reichsland in Wechselfällen an das Herzogtum Berg und später an Jülich gelangten, aber im 15. Jahrhundert wieder an das Erzstift Köln verpfändet wurden. 1) So kam es, dass unser Gebiet mehrmals den Landesherrn wechselte. Eine damals durchaus übliche und legitime Angelegenheit. Als königliches Privileg besaß der Erzbischof zu Köln nicht nur alle Gerechtsame des Rheinstromes, sondern auch die Benutzung des am linken Rheinufer verlaufenden Leinpfades, auf welchem mittels Pferde Schiffe bergwärts expediert wurden.

So wurden auf Anordnung des damaligen Erzbischof Engelbert am 21. Juli 1365 die Bürgermeister und die Schöffen der Stadt Remagen nach Linz entboten, um zu geloben, " daß sie keinerlei Bau an Mauern oder Gräben, an Planken oder Porzen noch an sonstigen Befestigungen auf das kölnischen Erzbischofs und Erzstifts Leinpfad, Geleite, freier Straße und Strom aufführen wollte".
Durch den Landesherrn war bereits die Bewilligung eines Fährbetriebs 1409 erfolgt, die zugunsten der Stadt Linz gegen Entgelt in Erbpacht verliehen war, sowie das Privileg jeden Mittwoch einen "offenen freien Wochenmarkt" abzuhalten, damit jeder in der Lage war, "unverhindert, ohne jemandes Einreden oder Verspott solchen freien Wochenmarkt zu besuchen, seine Commercia zu treiben und angelegen Fürteil bester Vermögenheit zu befürdern"...um den Erzeugern durch eigene Handelstätigkeit und ohne Zwischenhandel über ihren Gewinn selber zu bestimmen bzw. sich preisgünstiger mit dem Lebensnotwendigen versorgen zu können. Dieser Linzer Frucht-und Viehmarkt, der großen Anklang der angrenzenden Städten Remagen und Sinzig fand und wirtschaftlich genutzt wurde, erfreute sich zunehmender Prosperität.

Als Folge der einheitlichen Landesherrschaft war es durchaus legitim, dass Linzer auf der gegenüberliegenden linken Stromseite in Ahrnähe auf dem Remagener Gemeindebann Felder oder Wiesen käuflich erwarben und diese zur Bewirtschaftung durch das der Stadt Linz gehörende Rheinfahr leicht erreichen konnten. Ein katasterlicher Nachweis ergibt sich noch heute aus der Flurbezeichnung „Linzer Wiesen“ am westlichen Ortsausgang zwischen der Straße „Zum Ahrtal“ und dem Godenhaus. 2)
Im Rheinuferbereich pflegten die Linzer Bürger zur Versorgung der Treidelpferde die von ihnen hier aufgestellten Pferdekrippen mit frischen Gras zur Fütterung zu füllen. 
Solche Futterstellen bestanden schon, wie nachweislich aus einem Schreiben des Ratsherr Peter von der Glocken an den Rat und Bürgermeister der Stadt Köln schon während den hiesigen Kampfhandlungen im Burgundischen Krieg 100 Jahre zuvor 1475 zu entnehmen ist. ...( Orginaltext>) … „Sij haint ouch dat bolwerck tegen Lijns, da men die perde zo fuderen plege, uffgeslagen […] 3)

(<normalisierter Text)....„Sie haben auch das Bollwerk gegenüber Linz da, wo man die Pferde zu füttern pflegt, aufgeschlagen [...]“

Wie aus dem nachfolgenden Bericht ersichtlich, haben sich bereits schon vor der regulären Ortsentstehung Baulichkeiten in Form von Stallungen und provisorischen Schutzhütten für die Halfen auf unserem Gebiet befunden.

Die Zeiten der bisher gehandhabten Eintracht und des friedlichen Verkehrs untereinander endeten jäh mit der Auflösung der einheitlichen Landesherrschaft, als Sinzig und Remagen durch Pfandeinlösung des Herzogs Wilhelm, teils 1554, teils 1560, wieder hoheitsrechtlich als jüliches Territorium vom Erzstift Köln und der Stadt Linz gelöst wurden. 
Ausgelöst durch den Wechsel territorialer Verhältnisse infolge der Pfandeinlösung und geschürter Intrigen diensteifriger landesfürstlicher Beamten wurde aus der bisherigen Eintracht nun Zwietracht. Fortan kam es nun zwischen Bürgern der Stadt Linz und den Städten Remagen und Sinzig laufend zu Misshelligkeiten. 

Nachdem 1575 Sinzig die herzogliche Erlaubnis zur Abhaltung eines Wochenmarktes erhalten hatte, wurde nun die Bürgerschaft von Remagen in gleicher Angelegenheit in der Düsseldorfer Kanzlei bittstellig. Herzog Wilhelm gestattete den Remagenern auf ihre Bitte hin die Abhaltung eines Wochenmarktes am Mittwoch, dem gleichen Wochentag des allwöchentlichen Linzer Wochenmarktes mit der Bedingung, das "bei hoher und ernster Straf" es den jülich-bergischen Untertanen von Remagen, Sinzig, Ahrweiler und der Grafschaft geboten war, ihr Viehzeug und andere feilzubietende Waren ausschließlich nur auf den Remagener Wochenmarkt zu bringen. 

Konkurrierend zum gleich tägigen Linzer Wochenmarkt legten jüliche Beamte, obwohl "gegen alt Herkommen und uralten Brauch", zwischen Remagen und Erpel mit 2 "Laurdannen" 4) und anderer größeren Schiffen eine Überfahrt an, um ein Übersetzen von Vieh und Pferdefuhrwerken aus dem rechtsrheinischem Gebiet über den Rhein zum Remagener Wochenmarkt zu ermöglichen und somit die für den Linzer Wochenmarkt bestimmte Handelsprodukte „verderblich“ zu entziehen. Die Streitereien wurden 1576 durch einen an einem hohen dinglichen Dag“ geschlossenen vagen Frieden beendet, der jedoch, wie zu erwarten, nicht von allzu langer Dauer war. Die Linzer und Remagener Bürger bekundeten zur "Handhabung des Friedens und zur gegenseitiger Unterstützung im Falle eines Brandschadens, wozu dann ein jeder Bürger zur Beilage verpflichtet war." 5) 

Schon bald danach wurde offenbar, dass auf der Suche nach neuen Streitobjekten es den Beamten des jülichen Amtes Sinzig-Remagen nun in den Sinn kam, die linksrheinischen befindlichen Feld-und Wiesenfluren auf ihrem Gemeindebann bis zur Ahr von den Linzern zurückzugewinnen und sich gegen deren illegalen errichteten provisorischen Behausungen auf unserem Gebiet zu mokieren. Die Remagener traktierten von nun an die auf hiesiger Uferseite arbeitenden Linzer Bürger und störten diese bei ihrem Arbeitsablauf fortlaufend. Ganz offensichtlich wurde diese Zwietracht durch wetteifernde herzogliche Beamte geschürt, um die vermaledeiten Linzer sukzessive in ihren althergebrachten Privilegien und Gewohnheitsrechten zu beschneiden und von ihren begehrten und fruchtbaren Ländereien auf dem Remagener Gemeindebann (heutiges Kripper Gebiet) zu verdrängen, indem sie die Linzer an der Arbeit hinderten. Trotz mahnender Versuche des Erzbischofs zu Köln, der mit gütlichen Versuchen im friedlichen Nachbarschaftsgedanken alles versuchte, obrigkeitlich die Rechte seiner Linzer zu schützen, ließen es die Remagener unbeirrt in ihrer "feindseligen Art" weiter verfahren.

Offene Fehde.
Dieses Vorgeplänkel fortwährender kleinlicher Streitereien, welche die bisher in Eintracht lebenden Nachbarn Linz und Remagen bedrohten, akkumulierten sich und eskalierten 1575 zu einer offenen Fehde, als an die 100 Remagener Bürger, davon 10 bis 20 zu Pferde, im heutigen Kripper Feld erschienen und mit ihrer „Privatarmee“ chancenlos die dort auf ihren Feldern arbeitenden Linzern malträtierten, die Gäule von den Pflügen spannten und diese hinter das Sinziger Werth brachten. Die Remagener Bürgerarmee teilte sich alsdann in zwei Kampfgruppen, wovon eine sich in die Richtung "Krippen" gegenüber Linz bewegte, um das dortige Linzer Fährschiff in ihre Gewalt zu bringen, was ihnen jedoch dadurch misslang, da der Fährmann aller Voraussicht nach das Vorhaben erkannte und das Boot am Linzer Ufer ließ. Wutentbrannt zündeten sie die hier von den Linzern errichteten Hütten und Stallungen an und vernichteten deren Feldfrüchte. Der andere Trupp Remagener lief zu den "Wiesen und Benden", wo Linzer Mägde und "Kruderschen" krautjätende Feldarbeiten durchführten. Einige Frauen wurden unter Androhung von Gewalt gezwungen, ihre gemähten Grasbüschel nach Remagen zu tragen. Fünf in den "Benden" mähenden Linzer bzw. beschäftigte Linzer Mühlenarbeiter wurden kurzer Hand gefangen genommen und im Remagener Gefängnis arrestiert. Rheinaufwärts Flüchtende wurden von 20 Schützen zu Fuß und einige zu Pferd verfolgt. Da sie aber bereits in Höhe Leubsdorf mit dem Nachen vom Ufer ablegen konnten, versuchte man mittels direktem Büchsenbeschuss, wenn auch vergeblich, sie zur Umkehr zu zwingen "Das Fahr" (Fähre) wurde mit "Büchsen und anderen Wehren" der Remagener Tag und Nacht bewacht und der Berg-und Tal fahrenden Schifffahrt verboten, Linz auf dem Rhein zu passieren. Dabei wurde ein des Leinpfades ziehender Linzer Treidelschiffer kurzerhand ins Remagener Gefängnis geworfen und seines Hab und Gutes konfisziert. 

Die Linzer griffen in diesen "kriegerischen Vorfall" nicht tätlich ein, sondern Schultheiß, Bürgermeister, Rat und Gemeinde Linz richteten Schutz suchend einen Beschwerdebrief an den Kaiser Rudolf II., der von 1576-1612 Deutscher Kaiser war. Dieser Briefinhalt gab die kriegerischen Geschehnisse auf dem Kripper Feld in den letzten Tagen wieder, der sinngemäß eine Feldschlacht mässige geordnete Belagerung durch die Remagener, in vier Fähnlein geordnet, mit großem Geschrei, Trompeten und Trommelschlag“ der Kripper Au wiedergab und sogar über den Rhein geschossen worden sei. Die Aussperrung der Linzer von ihren Äckern bringe einen großen Verlust etlicher Malter Fraucht“, da sie weder die Felder "bebauen noch beherbsten" können und somit einige Linzer in Nahrungsnot gelangen könnten. 6)

Mit Schreiben vom 24. September 1578 erging an den Herzog von Jülich-Berg und seine Untertanen nachlautenden mahnenden kaiserlicher Befehl, um die Linzer weiterhin in ihren Rechten und Gewohnheiten zu belassen.
"Wir Rudolph der ander von Gottes Gnaden gewölter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, zu Germanien, Hungaren, Behem, Dalmatien...empieten dem hochgebornen Wilhelmen Herzogen zu Gülich, Cleve und Berg...und samptlichen Underthanen zu Reimagen unser Gnadt und alles Goetz. Hochwohlgeborner lieber Oheim...haben unsere und des Reiches lebe getrewe Schultiß, Burgermeister, Raadt und gantze Gemeindt der Stadt Linß supplicirend anbracht, wie daß newlicher Zeit D.L. und aus dero Befelch der Amptmann zu Remagen nitt allein etliche Personen auß Ihnen der Burgerschafft zu Linß, samt dero Pferden uf Linßischen Aeckern bei Remagen und jenseidt Rheintz gelegen thatlicher Weiß unverschulter Sachen und ohne einig rechmeßige
Ursachen vo iren Pfloegen abhollen, außspannen und gefenglich hinwegschleppen, auch gegen andre dergleiche Thaitlichkeidt vurgenommen sich betrawlich hoeren und verlauten laßen, dadurch sie von irer nottürfftigen Feldarbeidt, bevorab zu dißer koestlichen Saettzeitt geschreckt und abgehalten, also künfftiglich uhm etlich vill Malder Freucht jemerlich in Schaden gefurt und endlich zu besorgen auß Mangell nottürfftiger Alimenten sich des bitteren Hungers nitt erweren, noch mitt Weif und Kinderen vur äußerstem Verderben, Jammer und Ellendt erretten kunnen werden, sundern auch die Schoepf und 
Stell, so der Endtz Leuten und Pferden zu gutem ufgericht, gantz feindtlicher landfriedbrüchigweiß in Feuer stoßen, zu Grunde abbrennen und verwüsten, über das auch die Underthanen zu Remagen beneben noch andre Angehörigen in der Graffschafft Altennewenar zu Feldt und fast in Angesicht der Cleger mitt großem Geschrei, Trommetten, Trommelschlagen und ungebürlichem zuroeffen, musteren, undern veir Fänlein außtheilen, in Ring lauffend, und leich zu einer Feldschlacht gerust erzeigen, auch vilmal gegen innen und die Stadt Linß abscheißen, zur Wehr sich richten und stellen, furthern das Fahr und Gestatt deß Rheins mitt vollen Hauffen und Heereskrafft belegeren, und seithero Tage und bei Nacht bis uff diße Stundt etwae mit zehn, zwantzig, vunffzig oder mehr gewapneten Mannern verhüten und bewachen laßen, also das feie Burgere zu Linß zu iren deß Orthen unstreitigen eigenthumblichen Güttern, taglichen notwendigen Bawen halben nitt faren, noch die Aecker besehen, oder Herbst machen dörffen, wie dan ir beklagte Amptmann und Underthanen zu Remagen ahn dem allen noch unersättiget euch eweren freventlichen unpilligen Vorhabenß mit immerwehrenden betrawlichen Zuschreien ferner vernemmen laßendt, da seye Clegern sich bewuster irer eigenthümblichen Gütter, ja auch deß offnen freien Rheinstraums in uff,- ab- oder uberfharen, gebrauchen wurden, seye alsdan mit strengerm Ernst anzugreiffen, zu theruen, zu stoecken und ploecken, und im Fall ires Widersetzens an Leib und Leben zu befharen. In maißen ir dan zu Vortsetzung sulchs eweres uffsetzigen fridheßigen Gemeudts, da ir etlichmall uff Linßischen Fahrschiff und Nachen mitt Leuthen, bey Tag und Nacht betretten,denselbigen feindtlich zugesetzet und ob seye wol mitt gotlichen Hilff entrunnen, jehdoch mit Haecken und Pirschrhoren nachgeschoßen, und so ir jemantz erwischt und bekommen, Zwivelen ohn gantz unmenschlich tractiert haben würdet. Dweil dan solches alles nit allein in geistlichen und weltlichen beschriebenen Rechten, der gulden Bull und andern meher Reichsconstitutionen, sonderlich dem offnen außgekundten Landtfridden bei hoechster Pfoenen verpotten, und auch natürlichen Pilligkeit zuwidder, und aber heilsamlich dagegen versehn, welcher Gestalt die schwacheren durch den oberichten geschützet und geschirmet werden sollen, und sie einig andere Zuflucht außerhalb unß und unser hechsten Justitien nitt haben, indem hechlich zu besorgen, daseye iren Gnedigsten Herrn unsere leben Neffen und Churfürsten zu Coeln zu Rettung anruffen werden, darauß mher geferlicher Widderung und großer Jamer anstehen und wie es anzusehen beide Theil feindlich aneinanderwachsen moechten; derowegen umb diese unsre Kais. Mandat widder D.L: und euch samptlich zu erkennen und abzuschaffen, auch meniglich bey Rechtt und Pilligkeit Handt zu haben geneigt, also inne am heut. Dato gepettene Proceß erkandt worden. So gepetten wir D.L. und euch von Römisch Kais. Macht bei Poen deß gemeinen Landfridden und Constitutionen inverleibt, sunderlich unser und deß heiligen Reiches Acht , hiemit ernstlich und wollen, daß D.L. und Ir gegen innen Cleger dero... Haab und Guett, außerhalb und unverlangt Rechtens, mit verspottener Gewaltthat, eigens Willens und Vurnemens nichtz beschwerlichs handeln, üben oder volbrengen, selbs oder durch andere, in keinerlei Weiß noch Weegen, und sei bei iren Rechten und Gewohnheiten, täglichste gewönlichen Handarbeidt und von Natur erlaubtem Geprauch des freien Rheinstraumes in uf, ab oder uberschiffen unbetrübt sicher seyn und pleiben, weberen und wanderen laßen, dawidder nitt anfechten, betrawen, verfolgen oder beschedigen, noch betrawt, angefochten, verfolget oder beschedigt werden verschaffen, geferlich nachsehen oder gestatten. Sunder ob D.L. und ir gegen innen gemeiniglich oder besunders Spruch und Forderung zu haben vermeinen, derhalben sich ordentlichen rechtlichen Austrages, dazu seye geseßen, und erpeutig gebrauchen, settigen und begnügen laßen, alß lieb D.L. und euch sei abbestimpte Poen, sünderlich unser und deß heiligen Reichs Acht zu vermeiten. Dran thue D.L und ir zur Pilligkeit unsern ernstlichen Willen und Meinungh.

Geben in unser und deß Reichs Stadt Speir am veir und zwantzigsten Tagh Monats September nach Christi unsers lieben Herrn Geburt funffzehen hundert und im acht und Siebenzichsten unserer Reich: deß Römischen im dritten, deß Hungarischen im sechsten, und deß Behemischen im veirten Jar." 7)

Die "angeordnete" Eintracht, die für Zeit und Ewigkeit gedacht war, hielt nur kurz, indem nun der Kölner Erzbischof als Rachakt die Linzer anstiftete, den Remagener auf gegenüber jülich- bergischem Gebiet eine Lektion zu erteilen und diesen 2 Laurdannen und einige Fährboote unter dem fadenscheinigen Vorschein " zur Erhaltung und Handhabung deroselben Erzstifts Hoch- und Obrigkeit, auch deren von Lins Gerechtigkeit und uralten Gebrauch des freien Wochenmarktes, auch Abwendung alles unziemlichen verbottenen Gewalts" wegnehmen ließ. Eine Petition der Linzer an das Reichskammergericht 8) wurde mit Erfolg beschieden und die ehrgeizige Rivalitäten unter den Städten gerichtlich entschärft, indem der Wochenmarkt Mittwochs fortan nur noch in Linz abgehalten werden durfte.

Mit der Zeit fanden die beiden Städte allmählich zu einem friedlichen Einvernehmen zurück, so dass am 24. Sept.1708 der Landesherr Johann Wilhelm, als Kurfürst von der Pfalz und Herzog von Jülich-Berg, zur Bequemlichkeit seiner Untertanen der Markttag am Mittwoch in Remagen wieder einführte, "...umb dieselbe bey Abholungh Ihrer Notturfft an Früchten zu Lintz denselben zufügenden devexationen zu endtheben gnädigst verordtnet, daß in dero Statt Remagen wochentlichst, und zware am Mittwogh ein Früchten-Mark gehalden werden solle, ..." 9) Aufgrund des zwischenzeitlichen gesteigerten Warenverkehrs dürfte der Remagener Markt nicht mehr konkurrierend mit dem gleichtägigen Linzer Markt gestanden haben.

Um wieder die selbstständige Verfügung über ihre gesamte Feldmark zu erlangen, wurden nach Verhandlungen mit der Stadt Linz und der jülich-bergischen Regierung am 2. August 1730 die bisherigen Rechte der Linzer Bürger an Grund und Boden in der Remagener Gemarkung teilweise abgelöst. Im Gegenzug behielten die Linzer ihre althergebrachten Rechte zur Abhaltung eines Wochenmarktes und der Rheinfähre, jedoch mit der Maßgabe eines jährlichen Entgeltes für das Anlege der Fähre am Kripper Ufer.

Quellen:

1) LHAKo 635/654, ZA: Westdeutsche Tageszeitung Nr.65, vom 14.3.1926, "Streitigkeiten zwischen den rheinischen Nachbarstädten Linz und Remagen im 16. Jahrhundert". Prof. Dr. L.Wirtz
2) Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz Koblenz, Topographische Karte Linz am Rhein 5409, „Linzer Wiesen“
3) „Die Andernacher Bäckerjungen“ – Hintergründe einer Sage - Andernach 1994, Beitrag Dr.Huiskes, „..und man mangelt der von Andernach hundert und funfundzwenzig“,S. 51-100, s. S.67, Fußnote 54.
4) Lauertanne, kurzlebige aus rohem Tannenholz gezimmerte einfache Schiffe.
5) Rheinischer Antiquarius III, Band 9 , S.198. 
6) wie 1
7) Rheinischer Antiquarius III,Band 9, S.196-198
8) höchstes unabhängiges Gericht des 1. Deutschen Reiches
9) Rheinischer Antiquarius III, Band 9, Seite 193


Eheberedung 
von Weis /Funk

Die "Eheberedung" für Maria Christina von Meurers 1735 „an der Kripp gegen Linz über". 

E
ine rechtliche Absicherung zwischen Eheleuten mit irdischen Gütern ist keine Erfindung der heutigen Gesellschaft. Gleiches wurde auch früher schon zwischen Eheleuten in Kripp praktiziert, wie in einer Urkunde " Im Namen der Aller- Heiligsten Drey Einigkeit" des Breisiger Pfarrarchivs zu entnehmen ist. 1) Zur Zeit des Feudalismus galt die Ehe in der aristokratischen Gesellschaft und im Großbürgertum als politische und mit viel Bedacht anzugehende Angelegenheit, die diplomatisches Geschick erforderte und bei der der wirtschaftliche Aspekt kein unbeachtlicher war. Bevor sich der zarte Keim der Liebe entwickelte und eine Ehe eingegangen wurde, ging in erlauchten Kreisen üblicherweise eine ausführliche "Eheberedung" zwischen den Brauteltern voraus, bei der die peinliche Erörterung beiderseitige Mitgift und vor allem die finanzielle Versorgung der Braut ausgehandelt und notariell mit der Anrufung Gottes eröffnet und beurkundet wurde.
Drei handgeschriebene und mit 11 Siegeln natariell beglaubigte Seiten geben Zeugnis von einer solchen, in Kripp stattgefundenen, "Beredung"

Am Donnerstag, dem 10.4.1735 wurden in Anwesenheit des Notars v. Rupprecht die Bedingungen der Eheschließung zwischen allen sieben Anwesenden der beiden Familien festgelegt. Gegenwärtig waren das Brautpaar (Freiherr Johann Friedrich von Oeynhausen 2) und Maria Christina Theresia Rosa von Meurers 3)), die Eltern der Braut, die Witwe des Freiherrn Johann Friedrich Christoph von Oeynhausen, Nassau - Hadamarscher Obristhofmeister, Landeshauptmann und Kammerherr 3), Anna von Oeynhausen, genannt Schmiz,? und der Hochedelgeborene Hochgelehrte Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht zu Essen und Thorn Hofrat, Richter des Ländtleins Breisig, Sydici der Stadt und des Amtes Sinzig Johann Wilhelm von Meurers, beider Rechte Doctor sowie seine Frau Assuera Maria Margaretha von Meurers, geb. Baronese von und zu Metternich, Heimerzheim, Nechtersheim und Holtmühlen.


Vergleichbar mit einer heutigen Verlobung hatten die Eheleute sich bereits bei der Hillich 4) unter dem 5. des Monats per "Handstreich" versprochen, "sich einander zur heiligen Ehe zu nehmen und christkatholischem Gebrauch nach durch priesterliche Copulation und Beilager fürderab bestätigen zu lassen und gegen- und miteinander in treuehelicher Pflicht und Liebe, wie es frommen Christgetauften zukommt, bis ans Ende ihres Lebens zu verharren." 5)


Natürlich wurde auch der Witwenstand rechtlich vorbedacht. Die wirtschaftliche Regelung des Ehevertrags sah vor, dass im Fall des Todes des Ehegatten die Frau und etwa geborene Kinder sich das Erbe teilten, wobei das beiderseitige Testamentsrecht unberührt blieb - diese Regelung entsprach der "Erzstift-Köllnischen Landverordnung".


Außerdem erhielt die Ehefrau "um die Bürde des Ehestands zu erleichtern", insbesondere für Ausstaffierung "standesmäßiger Kleidung und Leibzierde" einen Betrag von zweitausend Florin Rheinisch zur selbsteigenen Disposition, wovon der 
Brautvater und der Bräutigam je 52 Albus Köllnischer Währung Anzahlung leisteten und sich verpflichteten, den Rest verzinslich in ratierlichen Teilbeträgen auszugleichen. Nach der Unterschriftsleistung der beiderseitigen 7 Familienangehörigen, sowie der 3 Zeugen, dem Pfarrer Peter Mürll von Erpel und dem dortigen Frühmesser Anton Hütig und dem Breisiger Frühmesser Mattias Ulrich wurde die Richtigkeit des Contractes durch die Unterschrift des Notars beglaubigt und eigens für jede Signatur die Echtheit mit einem Siegel bekräftigt. Als Zeit und Ortsangabe sind beurkundet : "so geschehen an der Kripp Linz über, Ambt Sinzig, den 10ten Aprilis 1735". 6)

Der Grund, aus welchem Grund die Brauteltern für den Abschluss dieses Ehevertrages ein Gasthof „an der Kripp gegenüber Linz" wählten dürfte vermutlich in der Annahme nahe liegen, das die begüterte Breisiger Familie Meurers mit der Familie Oeynhausen, die vermutlich in Erpel in direkter Rheinlage wohnten, Kripp als neutraler Ort zwischen den beiden Wohnlagen Breisig und Erpel wählten. Diese Vermutung des Wohnsitzes Erpel resultiert aus einer noch heute befindlichen Wappensteinplatte in der rheinseitige Begrenzungsmauer sowie einer wappenverzierten Grabplatte des bekannten niedersächsischen Geschlecht des Freiherrn Ludwig von Oeynhausen, der durch seine Frau Grundbesitz in Erpel erhielt.7)

1) Carl Bertram Hommen, Von Hexen, Schiffern und Papiermachern am Rhein, Ahr und Eifel, Bad Breisig 1991.

2) Sohn der begüterten Familie niedersächsiches Geschlechts mit Grundbesitz in Erpel

3) Tochter der begüterten Familie Meurers aus Breisig

4) Hillich= altes rhein. Wort für eheliche Versprechung, Verlobung. Nach der damaligen Volksauffassung legte bereits die Verlobung die Treuepflicht auf und wurde als bindendes Eheversprechen bewertet. Auf dem Tridenter Konzil (1563) erhielt die kirchliche Trauung den Rechtssinn unter Zuziehung von 2 Brautzeugen einen Rechtssinn der eigentlichen Eheschließung.(Peter Weber in Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1991,S.155, Hochzeit im Wandel der Zeit) Ab der franz. Revolution wurde die Zivilehe durch die Code Civil geregelt, die auch ab 1876 für das Deutsche Reich obligatorisch wurde.

5) Frauenzimmerlexikon 1715 : "Morgengabe ist ein ansehnliches Praesent, welches ein neuer Edelmann vonAdel seiner Braut den anderen Hochzeits- Tag früh Morgens nach dem ersten Byschlaf und beschlagener Decke statt eines Lohnes und einiger Ergötzlichkeit vor die verlorene Jungfernschaft zu verehren pflegt. (Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1987, S.202-203, Fußnote 2 „Eine Reifferscheider >>ehelige Heiratsverschreibung<< aus dem Jahre 1744“, von Peter Weber)

6) wie 1

7 Rheinische Kunststätten, Heft 29, S.14, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 1981) 

Anmerkung zu 1): Die nach Angaben von Hommen im Bad Breisiger Katholischen Pfarrarchiv befindlichen Originalurkundenkonnten laut schriftlicher Auskunft des Bad Breisiger Pfarrers Hoellen wegen Personalknappheit nicht nachgesucht werden. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass von uns, aus diesem Grund die Urkundenabdrucke aus dem Bericht von Carl Bertram Hommen, „Von Hexen, Schiffern und Papiermachern am Rhein, Ahr und Eifel,“ Bad Breisig 1991, für diesen Beitrag reproduziert Verwendung fanden. 


Alte Wegkreuze in Kripp - Hagelkreuz 
von Weis / Funk

Untersuchungen unbekannter Zusammenhänge zur Errichtung von Kreuzen mit Ereignissen der Ortsgeschichte.

Als mannigfache Zeugen kulturgeschichtlicher Vergangenheit zählen außer den Kapellen und Kirchen u.a. auch Gedenkkreuze, Bilderstöcke und Heiligenhäuschen als altehrwürdige frömmigkeitsbezeigende Denkmäler.
Als sichtbare Kulturdenkmäler stellen sie als stumme Zeugen den Ausdruck des religiösen Lebens und Verbundenheit der Ortsgeschichte dar. Regional bedingt wurden sie im Rheinland wegen des hier geherrschten Vulkanismusses aus Witterung resistentem heimischen Steinmaterial Trachyt, Andensit oder Basaltlava hergestellt. Diese, teils steinernen Gottseligkeiten, entstanden vermutlich aus dem Bedürfnis, ein kultisches Abwehr- und Schutzdenkmal zu errichten, Sei es zur Abwehr von Unwetter, als Denkmal eines Unfalles oder wie bei Votivkreuzen die Einhaltung eines in Not getanes löbliches Versprechens.
Votivkreuze (votum : Gelübde) sind Kreuze mit Benennung der Stifter und wurden von diesen meist selbst in Auftrag gegeben. Stets steht hinter ihrer Errichtung ein Versprechen, sei es aus Situationen einer Lebensgefahr, unverhoffter Gesundung oder Dankbarkeit.

In Kripp stehen sie in ländlicher Idylle, wie das Hagelkreuz dominant inmitten weiter Feldflur, oder wie unter anderem das Balthasarkreuz an Wegkreuzungen oder -gabelungen. Vier von diesen alten Kreuzen stehen auch heute noch an ihren ursprünglichen Standorten.
Davon dürften die zwei ältesten steinernen Hochkreuze in der Feldflur als Wetterkreuze und Segensaltar gedient haben, um die Flure durch gemeinschaftlich geführte Bitt- und Flurprozessionen am 25. April (St. Markustag) sowie an 3 aufeinanderfolgenden Tagen vor "Christi Himmelfahrt" (40 Tage nach Ostern) vor Unwetter und Hagel zu schützen. Diese Flurprozessionen dienten dem Glauben nach den Zweck, um Gott für Gedeih und Verderb von Feldfrüchte und Vieh gnädig zu stimmen. Dabei war es naheliegend, dass der Leib Christi in Form einer in der Monstranz befindlichen Hostie bei den Bittgängen zu den Segensaltären der vier Himmelsrichtungen mitgeführt wurde, um sinngemäß als Amulett dienend, den Verderb und das Böse abzuwehren.

Zur Aufrrahme der Monstranz dienten die vorhandenen Kreuznischen während der Segen über die Feldflur und das Saatgut erteilt wurde. Anhand dieser noch vorhandenen Segenskreuze könnte man teilweise noch den Weg der damaligen Feldprozessionen rekonstruieren, da diese früher den Himmelsrichtungen zugeordnet wurden. Als Haltepunkte von Prozessionen haben die Wege-und Prozessionskreuze heute leider ausgedient.

Während der französischen Zeit (1794-1814) waren im Zuge der Sekularisierung Wegekreuze verboten. Unter Pastor Kern (1951-1968) wurden die Feldprozessionen zuerst in verkürzter Form abgehalten und später gegen den Willen der Kripper Gläubigen gänzlich eingestellt. Diese Denkmäler und Kleinode, die sich im Kreisgebiet über Generationen hinweg als Andachtsstätte oder Stätte der Besinnung arn Wegesrand behaupten konnten, wurden 1995 von der Kreisverwaltung aus denkmalpflegerischen Gründen mittels einer Schnellerfassungsliste erfasst und katalogisiert. Dabei wurden die Kripper Kreuze und die Hochwassemotkapellnicht aufgeführt. Die Gründe der Nichtkatalogisierung sind uns unbekannt geblieben.

Eine systematische Dokumentation zur Aufarbeitung der Ortsgeschichte gab uns 1993 die Inspiration zu einer internen Bestandsaufrrahme der Wegekreuze von Kripp.Die Kreuze und ein kleiner Hausaltar sind in Kripp noch erhalten und werden hier in der Kripper Schriftenreihe beschrieben.

Das Hagelkreuz

Beginnen wir in den Kripper Schriftreihen mit dem ältesten und größten Kreuz von Kripp, dem ,,Hagelkreuz", das bereits schon vor der Entstehung unseres Weilers in der Remagener Gemarkung von Remagener Bürgern errichtet wurde und als Segensstation eucharistischer Prozessionen diente.

  

Dieses Hochkreuz aus Stein mit einer Nische zum Abstellen der Monstranz, stellt als Wetterkreuz mit der Jahreszahl 1693 das älteste Wegekreuz in Kripp dar, das über 300 Jahren die dortigen Feldfluren vor Unwetter und Hagelschlag schützen sollte. Dieses Kultmal als Zeichen tiefster Frömmigkeit steht auch heute noch an der Römerstraße, 1200 m nördlich von der Quellenstrasse entfernt auf weiter und einsamer Feldflur zwischen Remagen und Kripp. Dieses in der Remagener Gemarkung Flur 32 befindliche steinerne Gliederkreuz ist unter dem Namen ,,Hagelkreuz" bekannt. Der im Bereich des Standortes befindliche Flurname "Am Hagelkreuz" verdankt dem Kreuz seinem Namen, der den ehemaligen alten Flurnamen ,,Am Birnbaum" im Laufe der Zeit verdrängte. 

Diese vorherige Flurbezeichnung war auf einen inmitten dieser Flur stehenden Birnbaum von überaus seltener Größe zurückzuführen, welcher am 12.März 1776 enem Orkan zum Opfer fiel. 1) Das Hagelkreuz wurde 1693 errichtet, anlässlich "...ein in festo St. Johannis entstandenes Ungewitter und dabey sich ereigneter ungewöhnlicher Wasserflut, die Länderey und Weingarten vollends abgeschwemmt......" Der damalige immense Schaden wurde mit 2000 Reichstaler beziffert.

Das Hagelkreuz wurde 1693 errichtet, anlässlich "...ein in festo St. Johannis entstandenes Ungewitter und dabey sich ereigneter ungewöhnlicher Wasserflut, die Länderey und Weingarten vollends abgeschwemmt......" Der damalige immense Schaden wurde mit 2000 Reichstaler beziffert. Die Kreuzesaufschrift lautet: Anno 1693 H.J.M. - A.G.B. Die Buchstaben dürfen als Abkürzung für die Namen der Stifter stehen.

Aber älter als dieses "Hagelkreuz" sind in Remagen die Hagelfeiern. ln früheren Jahren, auf Christi Himmelfatrt, ging alljährlich eine Prozession durch die Feldflur, nach 1693 nachweislich immer bis zum Hagelkreuz, die als Abwendung des Schadens von Hagel und Gewitter auch " Hagelfeier" genannt wurde.
Diese Prozessionen sind im 16. und 17. Jahrhundert nachweisbar, weil daran in Begleitung durch die ,,Schützen" in Begleitung von einigen,,Jungen" der Bannbegann stattfand. Dieser war eine Revision der Gemarkungsgrenzen des städtischen Banns. Dazu trafen sich alljährlich auf dem Marktplatz Ratsherren, Schöffen, Steingeschworene, Bürger, Mark-und Flurschützen, sowie die Kuh- und Schweinehirten. Die Teilnahme am Bannbegann war oberste Pflicht, auch für die Jugendlichen. Brauch war es, strittige Objekte mit Maien abzustecken. Eventuelle Grenzstreitigkeiten mit anderen Gemeinden wurden an Ort und Stelle verhandelt, beigelegt und nach gemeinsamer Festlegung der alten Grenzen begann das neuerliche ,,Absteinen" mittels Bannstein durch die für die Grenzsicherung des Gemeindelandes verantwortlichen ,,Steingeschworenen." 2)
Erwähnenswert sei der Streit mit Sinzig in 1663, hervorgerufen durch einseitige illegale Vergrößerung etlicher Morgen zum Schaden von Remagen, die 4 Jahre später eine Vermessung auslöste.


Kreuzaufbau
Das Hagelkreuz ruht auf einem Steinsockel von 60 cm im Quadrat, aus dem ein Steinquader von 44 cm mal 40 cm bis auf einer Gesamthöhe von 2 Meter mittig empor steht, der durch eine seitlich überstehende und nach oben hin verjüngenden profilierte Steinabdeckung mit aufstehendem Kreuz bei 3,60 Meter seinen Abschluss findet. Der horizontale Kreuzbalken misst 47 cm. In 1,15 Meter Höhe beginnt nach einer 30 cm vorspringenden Nischenplatte mit abgestuften Kanten die Halbrundnische von 27 cm Breite, nach 80 cm Höhe halbrund in Kielform mit einem eingemeißelten kleinen Malteser-Kreuz auslaufend.

Auf der Kreuzvorderseite sind unter der Kreuzesinschrift INRI (Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum = Jesus von Nazareth, König der Juden) die Dornenkrone, rechts und links die Hände, das Herz, und darunter die Füße eingemeißelt. Diese Symbole stellen neben den Schmerzenssymbole der Kreuzigungsszene in vereinfachter Form den Ersatz für den fehlenden Korpus dar. Das darunter liegende Wappen mit Zirkel dürfte das Zeichen des Baumeisters sein.

Der eingemeißelte Schriftzug ,,Anno 1693" steht für das Jahr der Errichtung und die Anfangsbuchstaben,,H.J.M - A.G.B" meistens für die Namen der Stifter. Das Kreuz bedurfte 1988 wegen aufkommender Instabilität aufgrund starker Witterungseinflüsse einer dringenden Restaurierung durch die Wassenacher Firma Ewerhardt im Sinne der Denkmalpflege, wobei zum besseren Erkennen die Leidenssymbole ausgemalt wurden. 3)

Quellen:

1) ,,Die Flurmnenvon Renagen", Wilhelm J. Iangen, Reragen 1925, S. iI, FIur i2
2) Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweibr 196i, S-89, ,,Vier lehrreiche Remagener Flurnanen", nachWilh. J. Langen
desgl. Rlein-Ahr-Anzeiger Nr. 34 v. 26.8.93, Seite4, " Seit 300 Jahren droht das Kreuz Wind und Wetter." , H.J. Fuchs
3) Remagener Chronik Nr. 35/88, 5.5, "Hagelkreuz ist restanrierl".
Diesbezügliche weitere interessante Informationen entnahnen wir Berichten aus dem Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1983, "Kleinere religlöse Denkmäler im Ortsbezirk Ringen.", Seite 139-144 von Ottmar Prothman, sowie der Remagener Chronik NR 34/93 v. "Nur ein Kreuz?" von Karl Dreesbach

Fotos vom alten Kripp
vorgestellt von Horst Krebs