Kripper Fähren 1954 - 2006


von Alex Bohrer


1954 / Neues Motorboot "Egon von Fürstenberg" (II)


Das Motorboot "Egon von Furstenberg" (I) war am 22. August 1945 von den Franzosen beschlagnahmt worden, und am 09. Mai 1949 wurde es mit großem Schaden zuruckgegeben. Nach dem es 1951 umfangreich Instand gesetzt und repariert worden war, wurde es 1954 gegen das größere und neuere Motorboot "Rolandsbogen" des Rolandswerther Fahrmanns Ferdinand Braun getauscht. Getauft wurde es auf den Traditionsnamen "Egon von Furstenberg" (II).


Motorboot „Egon von Furstenberg“ (II) Fotosammlung: Traditionsverein Kripp

Quelle: D3, E3


1959 / Umbenennung der "Linz-Bad Kripp"


Durch den stetig wachsenden Verkehr, beginnt die Fahrgesellschaft 1959 mit den Planungen fur eine neue und leistungsstarkere Autogrosfahre. Da man sich noch nicht auf einen Namen fur die neue Fahre festgelegt hat und auch der Name „Linz-Bad Kripp“ in Frage kommen konnte, wird die bisherige Motorfahre „Linz-Bad Kripp“ in „St. Martin“ umbenannt.

Quelle: B, D5


Fähre St. Martin Ansichtskarte Verlag Schoning & Co

Quelle: B, D5

30. Juni 1960 / Fährschiff "St. Johannes"


 Am 2.November 1959 erhielt die Hilgers Werft in Rheinbrohl den Auftrag zum Bau einer neuen und größeren Autofahre, der "St. Johannes". Die Kiellegung der „St. Johannes“ erfolgte am 29.01.1960, der Stapellauf 5 Monate spater. Ein neues Kapitel in der Fahrgesellschaft beginnt mit dem Eintreffen des Neubaus am 30. Juni 1960 in Linz / Kripp Mit einer Lange von 32m, 13m Breite und einem Tiefgang bis zu 1,10m, ergibt sich eine Tragfahigkeit von 100t. Damitkonnten 15 - 20 PKW oder bis zu 400 Personen transportiert werden

Foto: Kiellegung "St.Johannes" Manfred Geyer.

Angetrieben wird sie von 2x Motoren mit je 100PS, die auf 4x feststehende Propeller mit dahinter liegendem Ruder wirken. Durch den stetig Anstieg des PKW - Ubersetzverkehr in den 1960er Jahren, wurde die „Finte“ mit ihrer geringen Kapazitat von 6 - 8 PKW sehr schnell zu klein und konnte auch als Ersatzfahre mit der groseren Autofahre „St. Martin“ nicht mehr mithalten. Das Endgultige aus kommt 1960 mit der Anschaffung des Fahrenneubau, der Autofahre „St. Johannes“ (I). 


 Fährschiff „St. Johannes“ Foto G. Ziss

Da sich 3 Autofähren zeitgleich in Linz nicht einsetzen lassen, wurde sie 1961 an den Schiffer und Fährmann Heinz Lurz aus Langst verkauft. Dort erhalt sie den Namen „Peter“ (II), wurde aber bereits 1976 in „Fritz Kohler“ umgetauft. 1981 kauft sie der Bauunternehmer Ernst Josef Nonn aus Brohl- Lutzing, um sie beim Umbau des Klosters St. Clemens zur Klosterschule, als Baufahre zur Insel Nonnenwerth einzusetzen. Nach der Fertigstellung wird sie 1984 nach Nassau (auf den Bahamas) verkauft, wo sich ihre Spur bis heute verliert.


Quelle: *Chronik Fähre


Oktober 1967 / Bau der Fußgängerunterführung


Im Oktober 1967 begann die Umgestaltung im Bereich des Stadtparks und des Linzer Fahranlegers wegen dem Bau der geplanten Fussgangerunterfuhrung. Diese sollte unter der B42 hindurch fuhren, so dass zukunftig die Fährgaste der Fähre, Passagiere der Ausflugsschiffe, und auch Besucher des nahen Stadtparks, gefahrlos an den Rhein und zur Fahre und zu den Schiffen hin gehen. Bis dahin mussten man immer über einen der Zebrastreifen über die viel befahrene Bundesstrase 42, die Linz vom Rheinufer trennt. Leider fiel der schon große Jakobsbaum der Umgestaltung zum Opfer, der dort an der Ecke vom Stadtpark, schon seit mindestens 1863 gestanden hat und bei dem auch nicht klar ist, ob er nicht sogar noch älter gewesen ist.


Quelle: Stadtarchiv Linz


29. April/ 50. Jähriges Bestehen der Fährgesellschaft


Auch in den Folgejahren ging die Entwicklung der Fahrgesellschaft immer weiter aufwärts. Immer mehr und immer größer werdende Fahrzeuge wurden Rhein rüber befördert. Darum mussten auch die Fähren immer wieder modernisiert oder durch größere ersetzt werden.

Zum 50 jährigen Bestehen der Fährgesellschaft im Jahre 1970 machte sich die Fährgesellschaft daher ein besonderes Geburtstagsgeschenk und beschloss den Neubau des Fährschiffs "Stadt Linz". Dieser wurde bei der Schiffswerft Oberwinter GmbH in Rolandseck in Auftrag gegeben.


08. Mai 1971 / Fährschiff "Stadt Linz"

 Das bei der Schiffswerft Oberwinter am 05.11.1970 auf Kiel gelegte Fährschiff wurde nach einer Bauzeit von nur 6 Monaten am 21.04.1971 vom Stapel gelassen. Am 08. Mai 1971 wird das neue Fährschiff „Stadt Linz“ im Rahmen eines Festaktes seiner Bestimmung übergeben.  Mit einer Länge über Klappen von 54m bei einer Breite von 15m und einem Tiefgang von 1 m ergibt sich eine Tragfähigkeit von 135t und somit eine mögliche Transportkapazität von 26 PKW + 200 Personen. Damit gilt die „Stadt Linz“ zu der Zeit als größte Auto- und Personenfähre auf dem Rhein zwischen Basel und Rotterdam.


Quelle: B, D5


09. Juni 1971 / Abschied von "St. Martin"

Nach 23 Jahren Übersetzverkehr seinem bisherigen Einsatzort. Dazwischen Linz und Kripp nahm ´St. Martin´ am 9. Juni 1971 Abschied von seinem bisherigen Einsatzort. Das Fahrschiff wurde an den Hollander W. H. Martens 
in Huissen bei Arnheim verkauft und war dort bis seinem bisherigen  Einsatzort. Das Fährschiff wurde an den Holländer W. H. Martens in Huissen bei Arnheim verkauft und war dort bis 1986 als Leih und Ersatzfähre eingesetzt. Anschließend wurde es nach Portugal verkauft, wo es bis heute verschwunden bleibt.
Foto: Looveer, Huissen (NL)

Quelle: B, D5


03.10.1973 / Neue Personenfähre "Nixe"


Ausschlieslich dem Personenverkehr dienen noch das alte Motorboote "Egon von Furstenberg" und die am 03. September 1973 angeschaffte Personenfähre "Nixe" (I) von der Schiffswerft Oberkassel. Die Nixe wird aber fur die Fährverbindung zwischen Remagen und Erpel verpachtet und ist so nur selten in Linz anzutreffen, (z. B. als Ersatzfähre oder bei Hochwasser, sie lag dann vor dem Haus Bucheneck oder am fahreigenen Steiger vor der Rheinpromenade. Bis zum 01. Juli 2006 verbleibt die Nixe in Erpel im Einsatz, bis sie durch die neue „Nixe“ (II) abgelöst wird.

2007 wird die alte Nixe (I) über den Schiffsmakler BST Dintelsas BV aus Dintelsas (NL) an die Stadt Ochsenfurt am Main verkauft. Sie soll dort wahrend der Dauer der Sanierung der alten Mainbrücke, als Behelfsfähre fur Fußgänger und Radfahrer eingesetzt werden. Am 31. Dezember 2011 ist die Brucke fertig und die Zukunft der „Nixe“ offen, doch da sie sich großer Beliebtheit und Popularität auch weit über die Stadtgrenzen hinaus erfreut, gründet sich im Marz 2012 der Förderverein Nixe, der die Ochsenfurter Altstadtfähre erhalten mochte. Sie wird seit dem an den Wochenenden im Fährdienst und für Charter-/ Ausflugsfahrten genutzt. 

Quelle: D3, Chronik Fahrgesellschaft



26. Februar 1983 / Neue Personenfähre "St. Apollinaris"


Am 26. Februar 1983 wird die "St. Apollinaris", eine neue Personenfahre von der Schiffswerft Oberwinter abgeliefert. Sie wird fur den Personentransport zwischen Linz und Kripp eingesetzt und lost das bis dahin noch im Dienst befindliche und in die Jahre gekommene Motorboot "Egon von Furstenberg" (II) ab. Mit ihren 21m Lange, 5m Breite und 0,80m Tiefgang, kann die „St. Apollinaris" 168 Personen ubersetzen.


Quelle: D3, Chronik Fahrgesellschaft



Ansichtskarte Rahmel Verlag GmbH, 5024 Puhlheim


Herbst 1986 / Eine neue Fähre wird geplant


In den siebziger und achtziger Jahren nahm die Zahl der übergesetzten Fahrzeuge standig zu. 1971 wurden 415.000 und 1986 bereits 615.000 Fahrzeuge von einem zum anderen Ufer des Rheins befördert. Diese positive Entwicklung und der Aspekt auch fur die Zukunft funktionstuchtig und optimal ausgerustet zu sein, ließen im Herbst 1986 den Verwaltungsrat der Fährgesellschaft zu dem Entschluss kommen, den Bau eines neuen Fährschiffes in Auftrag zu geben.

Mit einer Kostensumme von 2,6 Millionen Mark wurde der Auftrag an die Schiffswerft in Germersheim vergeben. Mit der Planung und Bauaufsicht wurde Diplom-Ingenieur Hans Stolle aus Unkel beauftragt. Die technische Bauaufsicht hatte der Germanische Lloyd.


Quelle: B, D5


14. Oktober 1987 / Autofähre "Linz-Remagen" (I)


Am 14. Oktober 1987 wurde die neue Autogrosfahre eingeweiht und ihrer Bestimmung ubergeben. Taufpaten waren die Ehefrauen der Burgermeister von Linz und Remagen, Gerti Luck und Carola Kurten, die das Fahrschiff auf den Namen "Linz-Remagen" (I) tauften.



Foto: A.Bohrer 14.06.2009

Die neue Großfähre hat eine Länge von 56m, ist 16,53m breit, und hat einen Tiefgang von 1,20m. Sie kann bei 150t Tragfähigkeit, 30 PKW oder 600 Personen tragen. Vier Schottel Ruderpropeller mit einer Antriebsleistung von je 205 PS sorgen fur den Vortrieb. Die Bauzeit betrug nur 4,5 Monaten.


Quelle: *2,5


10. März 1990 / Abschied von "St. Johannes“


Die "St. Johannes" (I) war rund drei Jahrzehnte als Autofähre zwischen Linz und Kripp im Einsatz. Am 10. Marz 1990 wurde sie von einer englischen Maklerfirma zum Einsatz in der fernen Bucht von Dar es Salaam (Tansania) am Indischen Ozean angekauft. Als „M.V. Alina“ setzt sie seitdem taglich im Hafen von Dar es Salaam City und dem Distrikt Kigamboni uber. Parallel zum Verkauf der "St. Johannes" (I) wird die "Stadt Linz" in "St. Johannes" (II) umbenannt


Quelle: *2,5



                                  Foto: Archiv Willy Weis

30. Juni 1997 / Abschied von "St. Johannes (II)"


Nach 26 Jahren war auch fur die "St. Johannes" (II), ex "Stadt Linz", die Zeit gekommen. Sie wurde an die Weser zur Fähren Bremen-Stedingen GmbH verkauft. Nach einem Umbau bei der Rolandswerft in Motzen, wurde sie als „Vegesack“ in Dienst gestellt. Anfang 2004 wird sie zum Reserveschiff und in „Stedingen“ (III) umgetauft. 2005 erfolgt der Verkauf uber Schraven B.V., Huissen, NL nach Irland.

Seit Oktober 2005 ist sie unter dem Namen "F.B.D. Tintern" für die Fährgesellschaft „Passage East Car Ferry“ aus Waterford (Ireland) im Einsatz.


Quelle: *2,5

                                             Foto: W. Langes, www.fjordfaeren.de

15. Juli 1997 / Neue Autofähre "Linz-Remagen" (II)

Am 15. Juli 1997 folgte die bis dahin größte und modernste Autofähre, die "Linz-Remagen" (II).

Gebaut bei der Meidericher Schiffswerft in Duisburg, ist sie mit 56m Lange, 17m Breite und 1,2m Tiefgang, 1999 die größste Autofähre auf dem Rhein. Angetrieben wird sie von 4x 242 PS Schottel Pumpjets. Bei 150t Tragfahigkeit konnen rund 30 PKW oder bis zu 600 Passagiere sicher transportiert werden.

Mit Zugang der neuen Fahre wird die erste "Linz Remagen" in "St. Johannes" (III) umbenannt.


Quelle: *2,5


                                              Foto: A. Bohrer 22.04.2010

16. März 1998 / Verkauf der "St. Apollinaris"


Da der Personen- und Fahrradverkehr zwischenzeitlich auch bequem uber die Autofahren abgewickelt werden kann, (alle Autofahren erhielten seit dem Umbau der „Stadt Linz“ Mitte der 1980er Jahren einen seitlichen Galerieanbau), wird die Personenfahre "St. Apollinaris" nicht mehr benötigt. Am 16. Marz 1998 wird sie an Kapitan Bernd Steusloff, von der Fahrgastschifffahrt Steusloff OHG aus Rerik (Ostsee) verkauft. Dort wird sie um 5m verlangert und als Fahrgastschiff „Ostseebad Rerik“ (I) wieder in Dienst gestellt.

Durch die gute Geschaftsentwicklung, wird sie Anfang 2000 durch ein größeres Fahrgastschiff ersetzt und an die Personenschifffahrt Kapitan Ingo Muller & Sohn OHG aus Demmin verkauft.

Heute fährt das Fahrgastschiff „Hansestadt Demmin“ durch das schöne Peenetal“ wie Kapitan Muller auf seiner Webseite schreibt.

Seit dem Umbau ist die „Hansestadt Demmin“ 26m lang, verfügt uber ein Sonnendeck fur 72 Personen, einem Salon fur 66 Personen und uber einem Tresen im Vorschiff hinter der Brücke.


Quelle: *6, Chronik Fährgesellschaft


31. August 1998 / Neues Arbeitsschiff "St. Martin“


Durch den Wegfall der Personenfahre „St. Apollinaris“ fehlte nun ein kleines Boot fur die Kripper Mitarbeiter der Fährgesellschaft, mit dem man zum Beginn und Ende des täglichen Dienstes der Autofähren ubersetzen konnte. Daher wurde am 31. August 1998 das bei Stahlbau Gunther Muller aus Spessart gebaute, neue Arbeitsboot, mit dem Namen "St. Martin" in Dienst gestellt. Es wird seit dem zum Ubersetzen des Fährpersonals und fur Wartungsarbeiten an den Fährsteigern genutzt.


Quelle: *6, Chronik Fahrgesellschaft






Fotos: A. Bohrer


 

Am 01. Juni 2006 wird das neue Fährboot "Nixe" (II) (Werft: Stahlbau Gunther Müller, Spessart), auf der Fährverbindung Remagen - Erpel in Dienst gestellt. Es ist 24m lang, 6m breit, verfügt über 2 Motoren je 47KW und kann 75 Personen an Bord nehmen. Ein weiteres Novum der neuen "Nixe" ist eine Rampe im Bugbereich, über die es moglich ist, Radfahrer von den NATO-Rampen aus auf die jeweils andere Rheinseite zu befordern. Es bietet sogar Platz für einen Pkw / Kleintransporter mit einem Gewicht bis zu 3,5 Tonnen (z.B. Rettungsfahrzeuge).

Quelle: *6, Chronik Fahrgesellschaft


Gesamtquellenverzeichnis:Quellen:

Fotos / Ansichtskarten aus dem Stadtarchiv Linz am Rhein

StAL BA [unverzeichnet_1] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_2] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_3] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_4] AK: Neuwieder Postkartenverlag Ernst Gronemeyer, Neuwied am Rhein, Rheinufer Linz mit Gierponte (ca. 1907 - 1910)

StAL BA [unverzeichnet_5] Foto: Fähre „St. Martin“ und Personenboot „Egon von Fürstenberg“ II StAL BA 1 AK: Rheinufer Linz mit Gierponte, (ca. 1894 – 1902)

StAL BA 34 AK: Blick vom Kripp i. HG Hummelsb., Luftbildaufnahme: Anmerkung: identisch mit StAL BA 520

StAL BA 91 Foto: Rheinfahrt, Die Aufnahme zeigt die umgebaute Querseilfähre im Zeitraum ab 10.1926 - 1932:

StAL BA 184 AK: Linz von Kripp aus gesehen, Autofähre „St. Martin“ und Personenfähre „Egon von Fürstenberg“ (II) Ende 1950er Jahre

StAL BA 208 Foto: Rheinfahrt, Querseilfähre, Aufnahme aus den Mitte 1930er Jahre (1932 – 09.1935)

StAL BA 219 Foto: Fährpächter, Bekanntmachung 1846

StAL BA 520 AK: Gertrud Schäfer, Linz a. Rhein, (gel. 15.09.35) Luftbildaufnahme: Rheinbefliegung 1931, Linz + Kripp mit Fähre Kern Luftbild 1145 R.L.M. freigegeben

StAL BA 633 AK: Neuwieder Postkartenverlag Ernst Gronemeyer, Neuwied, Stadtansicht von Kripp mit Gierponte um 1912 (gelaufen: 17.8.1926)

StAL BA 662 Foto: Stadtansicht von Kripp, Querseilfähre an der Anlegestelle in Linz Aufnahme aus den 1930er Jahren

StAL BA780 Foto: Rheinfahrt, 1. Fähre nach dem Krieg

StAL BA781 Foto: Rheinfahrt, Fähre mit Kahn

StAL BA 836 Foto: Rheinfahrt, Aufnahme aus den 1930er Jahren (1932 – 09.1935)

StAL BA 964 AK: siehe BA 520

StAL BA 1151 Foto: Blick vom Kaiserberg (ca. 1990 – 1997) mit Autofähre „Linz-Remagen“ (I) und „St. Johannes“ (II) und Personenfähre „St. Apollinaris“

StAL BA 1190 AK: Wwe D. Brückmann, Linz am Rhein, Rheinufer Linz mit Gierponte um 1903 StAL BA 1243 Foto: 6 Fotos vom Neubau des Arbeitsboot „St. Martin“ der Fährgesellschaft, vom Bauzustand am 8. Juni 1998 in der Werfthalle von Stahlbau Müller

StAL BA 1251 AK: Rheinufer Linz mit Personenfähre „Egon von Fürstenberg“

StAL BA 1307 AK: Hotel-Restaurant Kölner Hof und Blick nach Kripp mit Querseilfähre (Zeitraum 1932 – 1935)


Quelle A: Akten aus dem Stadtarchiv Linz:

StAL 2/10-7 Verwaltung des Gemeindewesens Gerechtsame Rheinfähre Linz-Kripp 1913-1919 auch 1933-1947 mit Zeichnungen, Vortrag etc. (siehe Sammlung Fuchs)

Quellenabkürzung:

StAL 2/10-7 (1862) = StAL 2/10-7 Rheinfähre zu Linz 1862

StAL 2/10-7 (1913) = StAL 2/10-7 Rheinfähre Linz - Kripp 1913-1919

StAL 2/10-7 (1933) = StAL 2/10-7 1933 Fähre Linz – Kripp

A1 StAL 2/10-7 (1862) Fährtarif zu Linz vom 27.05.1829 

A2 StAL 2/10-7 (1862) Allgemeine Kontrakts-Bedingungen zur Verpachtung von Staatsfähren 1849 (5 Seiten)

A3 StAL 2/10-7 (1862) Allgemeine Bedingungen zur Verpachtung von Staatsfähren 1849

A4 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht Zusammenfassung 1925 – 1929 (2 Seiten) + Übersicht ausgegebene Monatskarten

A5 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1925

A6 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1926 (2 Seiten)

A8 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1928 (2 Seiten)

A9 StAL 2/10-7 (1913) 28.02.1913 Wasserbauamt an die Stadt Linz betreffs Kündigung des Pachtvertrages des Pächters Dörries

A10 StAL 2/10-7 (1913) 10.04.1913 Wasserbauamt an die Stadt Linz betreffs Entscheidung Übernahme der Verpachtung

A11 StAL 2/10-7 (1913) 19.04.1913 Handschriftliches ?

A12 StAL 2/10-7 (1913) 30.04.1913 Pachtvertrag Dörries (6 Seiten)

A13 StAL 2/10-7 (1913) 31.04.1913 Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (2 Seiten)

A14 StAL 2/10-7 (1913) 21.08.1913 Mitteilung vom Wasserbauamt betreffs der Verpachtung der Fähre an den neuen Pächter A. Dörries

A15 StAL 2/10-7 (1913) 13.11.1913 Bürgermeister Linz an Bürgermeister in Emmerich wegen Erkundigungen zum dortigen Fährbetrieb (2 Seiten)

A16 StAL 2/10-7 (1913) 17.11.1913 Heymann Simon an Bürgermeister Linz betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Fährschiff (2 Seiten)

A17 StAL 2/10-7 (1913) 17.11.1913 Abschrift des Abtretungsvertrags vom 03.03.1832 über die Fährgerechtsame der Stadt Linz, für die Überfahrt vom rechten zum linken Rheinufer, an die königliche Regierung zu Koblenz

A18 StAL 2/10-7 (1913) 18.11.1913 Heinrich Wassmuth (Spediteur) an Bürgermeister betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Fährschiff

A19 StAL 2/10-7 (1913) 20.11.1913 Schulte & Söhne (Eisengroßhandlung) an den Bürgermeister A20 StAL 2/10-7 (1913) 21.11.1913 Antwort des Bürgermeisters aus Emmerich betreffs den angefragten Erkundigungen zum Fährbetrieb

A21 StAL 2/10-7 (1913) 27.11.1913 Weinstock (Holz- & Baumaterialien) an den Bürgermeister betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Dampffähre

A22 StAL 2/10-7 (1913) 15.12.1913 Bürgermeister Linz an das königl. Wasserbauamt Köln betreffend der offenen Sachstandsanfrage und Mitteilung über die Ablehnung des geplanten Schaldenbetriebs (2 Seiten)

A23 StAL 2/10-7 (1913) 22.12.1913 Wasserbauamt an Bürgermeister Linz: Antwort zum Sachstand der Planungen zum Fährbetrieb (2 Seiten)

A24 StAL 2/10-7 (1913) 24.04.1914 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Vorschlag von Dörries wegen Verlegung der Badeanstalt / Entwurf (2 Seiten)

A25 StAL 2/10-7 (1913) 25.04.1914 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Vorschlag von Dörries zur Verlegung der Linzer Badeanstalt (2 Seiten)

A26 StAL 2/10-7 (1913) 29.04.1914 Einladung an BM zu einer Besprechung am 01. Mai 1914 beim Wasserbauamt

A27 StAL 2/10-7 (1913) 02.05.1914 Protokoll der Besprechung vom 01. Mai 1914 beim Wasserbauamt (2 Seiten)

A28 StAL 2/10-7 (1913) 11.07.1914 Schreiben des Verein zur Wahrung städtischer und gewerblicher Interessen in Linz an Herrn Minister für öffentliche Arbeiten mit der Bitte um Hilfestellung in Sachen Fährangelegenheit Dörries (2 Seiten)

A29 StAL 2/10-7 (1913) 18.09.1914 Bescheid der Rheinstrombauverwaltung an den Verein zur Wahrung städtischer und gewerblicher Interessen in Linz betreffs der Eingabe des Herrn Minister für öffentliche Arbeiten bezüglich der Linzer Fährangelegenheiten

A30 StAL 2/10-7 (1913) 29.03.1915 Wasserbauamt an den Bürgermeister betreffs Mitteilung des Ergebnisses zur eingeleiteten Untersuchung vom 18.05.1915 gegen den Fährpächter Dörries

A31 StAL 2/10-7 (1913) 06.04.1915 Wasserbauamt an den Bürgermeister betreffs Mitteilung des Ergebnisses der eingeleiteten Untersuchung aufgrund der eingereichten Bürgerbeschwerden vom 05.04.1915 gegen den Fährpächter Dörries (2 Seiten)

A32 StAL 2/10-7 (1913) 01.03.1918 Antrag des Fährpächters Dörries an den Landrat wegen Erhöhung des allgemeinen Fährtarifs (4 Seiten)

A33 StAL 2/10-7 (1913) 25.04.1918 Protokoll des Wasserbauwart Hill über die Vernehmung des Fährpächter Dörries betreffs der Beschwerde des Linzer Spediteurs Johann Lück

A34 StAL 2/10-7 (1913) 01.05.1918 Antwort vom Wasserbauamt an die Gebr. Lück betreffen der eingereichten Beschwerde

A35 StAL 2/10-7 (1913) 05.05.1918 Antwort der Gebr. Lück an das Wasserbauamt (2 Seiten)

A36 StAL 2/10-7 (1913) 07.05.1918 Protokoll zum Beschluss des Bau-Auschusses vom 03. Mai 1918 betreffs Fährangelegenheit

A37 StAL 2/10-7 (1913) 16.12.1918 Protokoll der Sitzung des Bau-Ausschuss vom 15. Dez. 1918 betreffend der Zustände an der Linzer Fähre

A38 StAL 2/10-7 (1913) 12.05.1919 Beschluss der Stadtverordneten vom 12. Mai 1919 betreffend Schreiben an die Schifffahrtsgruppe West

A39 StAL 2/10-7 (1913) 15.05.1919 Bürgermeister an Schifffahrtsgruppe West betreffs der Wiederaufnahme des Fährbetriebs Linz - Kripp

A40 StAL 2/10-7 (1913) 21.05.1919 Antwort der Schifffahrtsgruppe West an den Bürgermeister A41 StAL 2/10-7 (1913) 23.06.1919 Eingabe d. Bürgermeister an den Ortskommandanten von Kripp zur Wiederaufnahme des Fährbetriebs

A42 StAL 2/10-7 (1913) 11.08.1919 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Fährangelegenheit, Tariferhöhung, Beschwerden (4 Seiten)

A43 StAL 2/10-7 (1913) 23.09.1919 Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Sept. 1919 betreffs Überwachung und Einleitung weiterer Schritte zur Eintritt in die Fährpacht (2 Seiten)

A44 StAL 2/10-7 (1913) 04.10.1919 Protokoll zur Sitzung der Stadtverordneten vom 08.10.1919 betreffen den gefassten Beschlüssen vom 29. Sept. 1919 mit aktuellem Sachstand bezüglich des Fortschritt bei Übernahme der Fährpacht sowie dem aktuellen Stand bei den Verhandlungen mit Remagen (2 Seiten)

A45 StAL 2/10-7 (1913) 04.10.1919 Bürgermeister Linz an den Oberpräsidenten betreffs Eintritt in den Pachtvertrag zur Fähre Linz

A46 StAL 2/10-7 (1913) 06.11.1919 Sachstandsanfrage des Bürgermeister Linz an den Bürger- meister von Remagen betreffend der gemeinsamen Pachtung der Linzer Fähre

A47 StAL 2/10-7 (1913) Abschrift der Baubeschreibung des Fährschiff Königswinter (11 Seiten) A49 StAL 2/10-7 (1913) Abschrift des Liefervertrags für eine Doppelschrauben- Dampffähre für Königswinter (6 Seiten)

A50 StAL 2/10-7 (1913) Zusammenfassung Fährangelegenheit v. 1913 – 1920 (8 Seiten)

A51 StAL 2/10-7 (1933) Plan Landebrücken 01.09.1931

A52 StAL 2/10-7 (1933) 01.05.1933 Bericht über die Entwicklung der Fähr-Gesellschaft seit der Gründung 1920 (6 Seiten)

A53 StAL 2/10-7 (1933) 04.05.1933 Bericht über die kaufmännische Überprüfung der Rheinfähre Linz-Kripp GmbH (9 Seiten)

A54 StAL 2/10-7 (1933) 21.05.1933 Antworten und Bemerkungen zur kaufm. Überprüfung durch den Geschäftsführer Unkel (2 Seiten)

A55 StAL 2/10-7 (1933) 14.01.1935 Ausbietung Fährpacht zu Linz 
A56 22.01.1953 Schreiben vom 22.01.1953 an den Bürgermeister wegen Behinderung der Fähre durch die Ausflugsschiffe an den Landungsbrücke

A57 Jahresbericht von 1926 an das Bauamt bzgl. Nutzung der Fähre

A58 StAL MA15 Chronik Rheinfahrt von Fuchs

A59 Auszug aus den Akten der Provinzial-Steuerverwaltung Neuwied betreffend die Fähre Linz / Rhein (9 Seiten) A60 StAL 4 Nr.17 Rheinwerft (2 Seiten)

Quelle B: W. Langes ( www.fjordfaehren.de ):

Webseite über Wagenfähren (Autofähren) damals und heute und umfangreiches Privatarchiv

Quelle C: Traditionsverein Kripp (Horst Krebs und Willy Weis):

C1 Webseiten: www.mein-kripp.de / www.ons-kripp.de / www.geschichte-kripp.de und umfangreiches Privatarchiv

C2 Chronik von Kripp, Herausgeber Traditionsverein Kripp, verantwortlich: Dr. Peter Ockenfels

C3 Zeitungsbericht: „Kripp: Tödlicher Irrtum! von W. Weis und H. Funk


Quelle D: Bücher
D1 Anton und Anita Rings: „Linz ein Stadtbild im Wandel“

D2 „1100 Jahre Linz am Rhein 874 – 1974“ Kapitel 5. Verkehr, Post und Nachrichtenübermittlung (Seite 317 - 319)

D3 „Aus der Geschichte der Rheinfähre Linz – Kripp“ von Josef Siebertz veröffentlicht 1974 im Festbuch zur 1100 Jahrfeier von Linz.

D4 1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich, „Die Rheinfähre Langst –Kaiserswerth“ von Franz-Josef Radmacher

D5 „Seit 550 Jahren ist die Rheinfähre Brücke zwischen Westerwald und Eifel“ Artikel im Heimatjahrbuch des Kreis Ahrweiler von Hermann Josef Fuchs von 1995

Quelle E: Sonstige Quellen 

 E1 Stammtafel Heinrich Lurtz (Eigene Recherchen und Auskünfte von Herrn Lurz, Ockenfels)

E2 Rechercheergebnisse Fähren Rolandseck

E3 Rechercheergebnisse Personenfähren / Motorboote Nonnenwerth

E4 Rechercheergebnisse Fähren aus Kaiserswerth – Langst-Kierst

E5 Stadtarchiv Remagen: Rede von Stadtbaurat i.R. Walter Fuchs: "Entwicklung der Rheinfähre Linz-Kripp" gehalten zur Einweihung der Querseilfähre am 7. Juli 1948 im Lokal "Zur Fähre" in Kripp

Kurzchronik der Fährgesellschaft (Excel-File von der Fährgesellschaft selber)
03.11.1834 1. Gierponte 1893 neue eiserne Gierponte durch die Pächterin Wwe. Christian Lurz 1920 Gründung einer GmbH mit 14.000,- DM, Beteiligung durch die Städte Linz und Remagen 1937 erste freifahrende Fähre 09.02.1945 Zerstörung der Fähre durch Bombenvolltreffer 07.07.1948 Beschaffung einer kleineren Fähre 1949 Beschaffung der Fähre "St. Martin", verkauft 09.06.1971 1953 Beschaffung der Fähre "Finte", verkauft 1960 nach Langst 30.06.1960 neue Fähre "St. Johannes", Erbauer - Hilgers-Werft, Rheinbrohl 08.05.1971 neue Fähre "Stadt Linz", verkauft an die Fähren Bremen - Stedingen 15.07.1997 neue Fähre "Linz-Remagen" Erbauer - Meidericher Schiffswerft, Duisburg 16.03.1998 Verkauf der Fähre "St. Apollinaris" an Bernd Steußloff, Kröpelin 31.08.1998 neues Arbeitsschiff "St. Martin" 01.06.2006 neue Fähre "Nixe", (Betreibung zwischen Remagen und Erpel in Eigenregie) Erbauer - Stahlbau Müller, Spessart


Besetzung Kripp 1918

aus amerikanischer Sicht

von Horst Krebs


Der Einsatzplan wurde am 22. Dezember 1922 geschrieben. Der Truppe stand das Kartenmaterial Bonn/Mayen im Maßstab 1:50.000 zur Verfügung. Die Mappe habe ich in Amerika gefunden. Teile der Dokumente sie unten


                                                                                                                                                                             Foto Horst Krebs

Der obige Anweisungsplan war für den 22. Dezember 1918 um 09:00 Uhr morgens vorgesehen. Ich habe dieses Dokument in deutsch übersetzt:

1. Der Feind hat sich auf eine Linie Sinzig – Oedingen zurückgezogen, wird uns aus der Nähe von Bodendorf berichtet.
2. Die 84th Infantery Brigade wird Sinzig einnehmen. Dieses Battalion wird die Infantery Attacke unterstützen.
3. Zwei Stunden zuvor werden die Companies A, B, C (eine Kolonne weniger) und die Company D auf der Linie Hütte – Koisdorf in Position gebracht (außer der letzten Kolonne). Eine Company rechts, die anderen links in der vorgesehenen Reihenfolge.
4. Von einer Stunde vor bis 15 Minuten nach der Attacke wird Company A Feuerschutz geben für den Bereich der Straßenkreuzungen auf der östlichen Seite von Waden B östlich bis zur Eisenbahnlinie. Von einer Stunde vor bis 15 Minuten nach der Attacke wird Company B Feuerschutz geben für den Bereich der Straßenkreuzungen auf der östlichen Seite von Waden B westlich der Straße Sinzig – Ahrenthal. Diese Company wird 15 Minuten nach dem Angriff das 1st Battalion, die 167th Infantry innerhalb 500 Meter unterstützen und wird sich selbst in Position bringen von der Kreuzung Waden B bir zur Straße Sinzig – Ahrenthal.
Die Companies A und B bleiben solange in ihren Positionen, bis das Battalion vor ihnen ihre gesteckten Ziele erreicht hat und sich weiter auf der direkten Route mit der Angriffswelle und der Unterstützung der Infantery die Position gewonnen hat. In dieser Position wird die Infantery jede Attacke der Widerständigen unter Feuer nehmen. Company A übernimmt den Schutz östlich der Eisenbahn und Company B übernimmt den Schutz westlich.
Anschließend wird Waden B von den Companies A und B verlassen und die Straßen werden besetzt in Sinzig vom Norden und Westen, sowie gleichzeitig die Straßen nach Kripp vom Süden und vom Westen. Zusätzlich wird Company D indirekten Feuerschutz geben von den nördlichen Hängen des Helenenberges und des Mühlenberges. Beim Eintreffen dieser oben angegebenen Positionen werden die beiden Kompanien als Reserve bereitstehen. Company C, von einer Stunde vor dem Angriff bis 45 Minuten danach, wird die Eisenbahnlinie nordöstlich von Sinzig bis zur Straße nach Kripp unter Feuerschutz nehmen. Company D wird gleichzeitig die Straße Sinzig – Bodendorf absichern.
5. Die dritte Angriffswelle, Company C, wird dem Kommando Offizier der 167th Infantery während der Zusammenarbeit unterstehen.
6. Unsere weiteren Kriegsgeräte bleiben an der Straße Franken – Waldorf versteckt, bis wir sie brauchen oder anderweitig befehligt wird. Pferdewagen werden entladen in der Schlucht von Ziemet und später weitergeführt zu den Hügeln nördlich von Ahrenthal. Folgeaufträge werden für weitere Deponien erstellt.
7. Ausrüstungsstelle wird an der Harbachsmühle sein.
8. Ich bin pünktlich in Ahrenthal, anschließend um 200.2 am ZIEMET

Winn, Major, Commanding

Verteilungsliste: C.G. 84th Inf.Brig.;C.O. 149th M.G.Bn.; C.O.167th Inf.; C.O. 168th Inf.; C.O. 151st F.A.; Div M.G.O.; Bn. S.O. und alle Zugführer und Begleiter

Es gab während der Besatzungszeit auch Gefangene, meist Soldaten aus den eigenen Reihen, welche die Militärgesetze missachtet hatten. Die Gefangenen und das Gelände in Kripp wurden rund um die Uhr bewacht von Wachmanschaften mit je 10 Soldaten pro Schicht. Jede Wachmanschaft bestand aus 3 Schichten je 2 Stunden dazu gehörig 2 Sergeanten, 3 Corpoarals und einen Hornisten. Auf dem Foto unten ist solch ein Wachprotokoll dargestellt. Es wurden dort nicht nur die Namen des Wachpersonals aufgeführt, sondern auch die Anzahl der Gefangenen im Lager oder im Hospital, die Ereignisse der Wachgänge sowie die Unterschriften des Kommandierenden der Wach- manschaft sowie des Offiziers vom Dienst. Die Eintragungen des , auf der nächsten Seite abgebildeten Wachprotokolls, entstanden am 9. März 1919 nachmittags von 16:30 bis 22:30 in Kripp von der 151th Machine and Gun Battalion.


Am 16. März 1919 ist in Kripp eine Inspektion des Oberkommandierenden General Pershing geplant. Der Empfang soll unterhalb der Straße des Rheinufers erfolgen.

Ein amerikanischer Augenzeuge, der sein Quartier in der Villa Hettlage hatte, berichtet:
Seit einigen Tagen bringen wir unser Quartier auf Vordermann. Wir haben Reinigungs- und Poliermittel bekommen, um in Bereitschaft für eine Inspektion des Generals John J. Perching zu sein.

Unsere Ausrüstung soll einer Inspektion unterwofen werden und alles wird gesäubert, damit alles in bester Ordnung ist, wenn „Black Jack“ durch die Quartiere geht. Die größte Aufmerksamkeit soll aber unserer Kleidung gelten. Der Major versucht alles, dass die Präsentation erfolgreich wird, alle unsere Uniformen und Mäntel wurden gebügelt. Des weiteren wird sichergestellt, dass alle Armstreifen, Abzeichen und Bereichsleiterinsignien ordnungsgemäß vorhanden sind. Viele dieser Überprüfungen haben auch in anderen Bataillionen in den letzten Tagen stattgfunden, um ein einheitliches Bild abzugeben.

 Foto Horst Krebs


Nun endlich, der Tag ist gekommen, wo General Pershing nach Kripp kommt. Ein kalter, feuchter und kühler Tag, aber wir haben Glück, dass die Empfangstruppe hier an den Wohnungen entlang des Rheinufers stehen muss, und so haben wir nur einen kurzen Weg im Gegenzug zu anderen Bataillionen, die einen längeren Weg machen müssen. Es wurden keine Pferde oder zu ziehende Geräte überprüft, es gilt nur die Inspektion des Soldaten. Bis 10:00 sind wir alle positioniert, der Empfang ist für 11:00 angesagt, soweit die Gerüchte es sagen.

Seit 08:00 Uhr sind die Truppen unterwegs zu ihren Empfangsstellungen. Unser Bataillion ist schon um 09:00 aufgestellt und marschiert über den Paradeplatz um sich als letztes Bataillion zu positionieren. Die Gesichter der ersten Reihe sind nach vorne gerichtet, links die Reihen stehen in einem Abstand von zwei Meter gegenüber.

Am Ende der Reihe kommt dann Generaql Pershing, der Kommandeur der amerikanischen Besatzungsarmee gefolgt vom kommandierenden General des gesamten Army Corps, dem General unseres Army Corps sowie die Kommandoführer der Regimenter und Bataillione und den Captains. In der Wartezeit dürfen wir uns bewegen und uns umdrehen, aber nicht die Position verlassen. Die Truppen der Hauptquartiere stehen etwas höher zum Fluß, da wo die Wohnhäuser stehen. Es ist 11:00, es ist 12:00 und kein General Pershing. Wir bewegen uns etwas, um uns warm zu halten. Warum in der Welt kommt er denn nicht, und wenn er am Nachmittag kommt, warum stehen wir denn schon so früh hier. Dieser Besuch des Generals soll der erste Schritt unserer Heimreise sein, und wenn dieser Tag schon so schlecht in der Zeit organisiert ist, wie wird das denn aussehen, wenn wir den Rückzug aus Deutschland antreten sollen.

Mehrere kleine Gruppen von Zivilisten sind hier und da auf den höher gelegenen Flächen versammelt um General Pershing persönlich zu sehen. Um 13:00 ertönt ein Hornsignal von der HDG Truppe, welches jetzt unsere Aufmerksamkeit erfordert. Wir hören die Stimmen der Kompaniechefs und sehen, wie eine Limousine vor uns auf der Straße erscheint. Der Trompeter bläst den Ruf: „Der General“. General Pershing montiert sein Lieblingspferd, einen weißen Schecken, genau, wie es die anderen Generäle auch tun. Dann reitet er im schnellen Galopp um die Außenseite der Division, während die HDG Band Musik spielt. Dann beginnt am anderen Ende die Inspektion. Insgesamt gibt es elf Musikeinheiten, es wird ohne Unterbrechung gespielt.

Um 15:30 erfolgt die Inspektion bei uns. General Pershing beeilt sich, es gibt bei jedem Regiment nur ein oder zwei kurze Stopps, um den Männern Fragen zu stellen, wie schnell sie antworten und wie qualitativ die Antworten sind. Der

General lobt die Ordentlichkeit des Machine Gun Bataillions und erklärte dem Captain, dass es das ordentlichste Bataillion gewesen ist, dass er bislang gesehen hatte. Die Inspektion ist um 16:00 beendet. General Pershing steigt auf die Ballustrade eines Gebäudes und hält eine 10 minütige Rede. Er lobte unsere Division und bekräftigte unseren Anteil, diesen Krieg gewonnen zu haben, und er versprach, dass wir alle bald nach Hause kommen werden. Wir bedankten uns bei dem General und sagten ihm, das es das gewesen ist, was wir hörten wollten. Oh, boy, wir waren glücklich. Was für ein wunderbarer Tag. Damit löste sich die Ansammlung auf, alle traten den Heimweg an. Manche hatten nur ein bis zwei Kilometer zu marschieren, so wie wir, andere kamen erst gegen morgen an. Und waren sie alle glücklich? Ja, der General sagte, wir kommen jetzt alle nach Hause, nur das zählt für uns. Jetzt haben wir Hunger wie ein Bär, und es tun uns diejenigen leid, die erst morgen früh etwas zu essen bekommen.

                                                                                                                                                                                  Foto: Horst Krebs


Die amerikanische YMCA, das deutsche Äquivalent der CVJM, war stets ein begleitender Bestandteil der Truppen. Am Beispiel der Einladung amerikanischer Offiziere bei Graf Taveggi in Kripp im Batterieweg am 25. Dezember 1918, war ein Mitglied der YMCA zugegen. Im Gästebuch des Grafen sehen wir oben rechts die Unterschrift von M. Grier, YMCA. Die Kopie der Gästebuchseite haben wir 2012 von der Enkelin des Grafen erhalten, die heute noch in England wohnt.

                                                                                                                                                                         Foto: Horst Krebs

Brigade General Francis F. Marshall war 1918 der Führer und Generalstabschef der 1st US Infantry Division in Frankreich, und es war seine Aufgabe 600.000 Soldaten wieder nach Amerika zurückzubringen. Er bekam hohe Auszeichnungen und wurde von 1918 bis 1924 der Stellvertreter von Chef Adjudant General Pershing.  
Im Juni 1919 war Brigade General Francis F. Marshall einige Tage Übernachtungsgast bei Graf Taveggi in Kripp im Batterieweg. Am 15. Juni 1919 trug er sich bei Graf Taveggi in Kripp in dessen Gästebuch ein. Der Eintrag lautete: „Lasst uns tanzen – aber wo ist die Musik?“

1918, als die Rainbow Division im Dezember in Sinzig und Kripp Quartier bezog, als Teil der Besatzungsarmee, erstellte die YMCA eine Liste der Truppenbewegung der Rainbow Armee, angefangen im November 1917 bis zum Endziel Kripp Dezember 1918. Kripp war die letzte Station der Rainbow Division. Von hier ging es im April zurück nach Brest/Frankreich auf ein Schiff nach Amerika. Auf den 3 Aufzeichnungen unten läßt sich der Weg verfolgen. Die YMCA erstellte diese Liste wegen den Kostenabrechnungen. Sie wurden vom amerikanischen Militär bezahlt.

In einer Autobiographie des amerikanischen Corporals Alfred H. Phillips liest man über Kripp im Jahre 1919:

Wir gingen Patrouille in Kripp, da es an der Randzone des besetzten Gebietes lag. Kripp liegt an einem großen Fluss, und gegenüber dieses Flusses war das Land nicht mehr besetzt. Ohne Erlaubnisschein war es den Krippern nicht erlaubt, den Fluss zu überqueren. Das galt auch für die Menschen auf der gegenüberliegenden Seite, die den Fluss nicht überqueren durften.
Es gab einen Gastwirt auf der Kripper Seite, der unerlaubt den Fluss überquerte und dort den Alkohol kaufte. Das funktionierte, da wir nur von 06:00 morgens bis Mitternacht patroullierten. Wir hatten in Kripp Räumlichkeiten, in denen wir von Mitternacht bis 06:00 in der Frühe übernachten konnten. Eines nachts hatten wir ihn erwischt, als er mit seinem Boot mit den Fässern Alkohol anlegte. Wir befahlen ihm, dass Boot am Ufer zu entladen, dann rollten wir die Fässer weg. Am nächsten Tag hatten wir einen Wagen besorgt, auf dem wir das „Strandgut“ aufluden. Es waren 15 Gallonen bester Cognac, den wir später in der Truppe verteilten. Das Wetter hier ist nicht so brütend heiß, an den Straßen und auf den Feldern gibt es viele Obstbäume. Äpfel, Birnen und Pflaumen und es gibt hier die besten Erdbeeren, die du jemals gesehen hast.

Im April 1919 begann dann der schrittweise Rückzug der amerikanischen Besatzungsarmee. Die Ahrwiesen rechts und links der Ahr waren die Futter-plätze von tausenden von Pferden und Eseln, vornehmlich von den amerikanischen Truppen, die sich schon auf dem Heimweg befanden und die Tiere hierlassen mussten. Kripp wurde hier zur Sammelstelle wegen der weiträumigen Lage, wo die Tiere essen und laufen konnten.

Auf der linken Seite oben fließt die Ahr in Richtung Mündung in den Rhein

                        Fotoquelle:US Remount Station at Kripp,Germany 1919,Greg Krenzelog,Veterinary Corps


Die meisten Tiere wurden hier in Kripp verkauft, viele nach Belgien und Luxemburg, aber auch die Kripper beteiligten sich an dem Erwerb der Tiere, teils für die eigene Landwirtschaft, anderseits als Nahrung für die Bevölkerung. Der ehemalige Johannessaal in der heutigen Quellenstraße diente den Amerikanern als Auktionshaus.

Die beiden unteren Fotos sind aus einem Album einer amerikanischen Familie, dessen Großvater in der Veterinary Group in Kripp dabei war. Es handelt sich um den Soldaten, der in der zweireihigen Gruppe der sechste von links ist. Dieses Foto ist eindeutig von Kripp und wurde von dem Soldaten selbst beschriftet mit „Kripp Germany“. Bei dem Foto darunter sieht man den gleichen Soldaten mit gekreuzten Beinen. Dieses Foto soll auch von Kripp sein, konnte aber bislang noch nicht belegt werden. Corporal Alfred H. Phillips schrieb hier: 
Circa 35 Km von Koblenz liegt Kripp. Dort gab es vier Veterinär Schwadrone. Die 301, 303, 305 und die 306. Wir bekamen Pferde von allen Teilen des besetzten Gebietes. Einmal hatten wir über 2000 Pferde und Esel gleichzeitig auf den Ahrwiesen.


Schwadron auf der Ahrwiese bei Kripp. Oben links steht „Kripp Germany“

Quelle:US Remount Station at Kripp,Germany 1919,Greg Krenzelog,Veterinary Corps. Neil Bruntrager who originally posted the pictures. His grandfather was in this corps and stationed at Kripp 


Irgendwo 1919 in Kripp

Quelle:US Remount Station at Kripp,Germany 1919,Greg Krenzelog,Veterinary Corps. Neil Bruntrager who originally posted the pictures. His grandfather was in this corps and stationed at Kripp .

Hier anschließend noch 2 Bilder von den Kripper Ahrwiesen 1919 aus dem Kriegstagebuch von Walter A. Erickson, Remount Squadron No. 302, A.E.F


Foto Nähe Godenhaus


Die Pferdewagen auf der Kripp/Sinziger Ahrwiese 1919


Kripper Ordensschwestern


von Willy Weis & Hildegard Funk


Die karitativen Tätigkeiten und die christlichen Vereine bilden seit jeher einen lebendigen Baustein der Pfarrgemeinde. Ordensgemeinschaften oder Kongregation sind meist mehr dem aktiven Leben der Krankenpflege, der Caritas, der Schule und der Erziehung verpflichtet.
Eine kaum zu überschätzende Lebendigkeit stellte für den Ort Kripp die Ansiedlung von Ordensleuten dar. Mit deren Antritt began für Kripp eine segensreiche Wirksamkeit, die bis in die jüngste Vergangenheit währte. Sei es, dass man den Kripper Bürgern in seelischen Nöten als Ansprechpartner Hilfestellung oder im medizinischen Bereich Beistand leistete.

  

Das wenig bodenständige und ruppige Kripper Völkchen benötigte zu damaliger Zeit dringend eine intensive Fürsorge und verlangte von den geistlichen Betreuerinnen ein hohes Maß an Arbeit, sowie Durchsetzungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Bald stellte sich das fürsorgerische Umfeld als äußerst schwierig heraus.Eine hervorragende Vorarbeit leisteten die Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu aus dem Kripper Frauenkloster, die in einem Haus aufdem Kripper Batterieweg- dem späteren Sanatorium- untergebracht waren und aus Überzeugung von der dringenden Notwendigkeit einer organisierten gemeinsamen Wohlfahrtspflege tätig waren.

Nach dem Fortgang 1925 folgten die Franziskanerinnen aus dem badischen Erlenbad. Erst waren es drei, nachher vier Schwestern, die neben ihrer Fürsorgearbeit 1930 auch noch das Haus am Batterieweg umbauten. Seit 1934 war das Kloster im Eigentum der Marienschwestern des Apostolischen Bundes von Schönstatt. 

Am 18.November 1934 begannen die Schönstatt-Schwestern mit ihrer Sozialrbeit und der seelsorgerischen Betreuung. Zu den Schwestern der ersten Stunde gehörte die beliebte Schwester Eleonore, sowie die Schwestern Johannita und Fabiola als Krankenschwestern. Die Schwestern betrieben neben der fürsorgerischen Arbeit noch eine ambulante Krankenbetreung und -pflege, richteten eine Nähschule ein und erstmals in Kripp eine Kinderverwahrschule im Johannessaal. 

Ihre erste Bleibe fanden die Schwestern im Haus des Pfarrers Brückert auf dem Batterieweg, zeitweise bis zur Bombadierung in der Villa Nagel, im Pfarrhaus hinter der Kirche und später im alten Jugendheim auf dem Batterieweg. 1951 zog die Schwesterngemeinschaft endgültig in das Schwesternhaus in der Mittelstraße 4, unmittelbar an der ehemaligen Volksschule. Das Haus wurde im Zuge der Ortsmittenplanung 1987 abgerissen.

Als besonderes organisatorisches Talent erwies sich Schwester Eleonore, in dem sie Veranstaltungen mit Kindern im damaligen Johannessaal aufführte und mit dem Erlös Bauvorhaben im alten Kindergarten durchführte. Außerdem unterhielten die Schwestern eine Einrichtung zur Bildung der weiblichen Jugend.

Das Jugendheim diente den Schwestern als Bleibe und Schwesternstation mit Kindergarten. 1948 kamen die Schwestern Luzina und Bonvita nach Kripp. Schwester Eleonore verließ 1935 für einige Jahre Kripp, um das Amt einer Oberin in Brodorf an der Saar zu übernehmen. 1942 kehrte sie wieder nach Kripp zurück.

Die letzten in Kripp tätigen Schwestern waren waren Bonvita und Eleonora. Trotz ihren hohen Alters ließen bei beiden die Energie, die Nächstenliebe und die Opferbereitschaft nie nach. Ihre beeindruckende, charismatische Persönlichkeit, verankert in tiefer Gottgläubigkeit und gepaart mit viel Güte und Menschlichkeit, war Vorbild all derjenigen, die jemals mit ihnen in Kontakt waren.
Ganz besonders Schwester Bonvita besaß das Charisma, eine Atmosphäre stillen Friedens und warmer Herzlichkeit um sich zu verbreiten. Ihre menschliche Wärme war für viele Hoffnung auf dem Weg der Gesundung, oder sie spendete den Sterbenden in der letzten Stunde Trost. Schwester Bonvita, die sich die Fürsorge der Kranken zum Ziel gesetzt hatte, widmete sich als hämopathische Krankenschwester über 37 Jahre der Not und der Krankheit, besonders der Hauspflege älterer, gebrechlicher Kripper Bürger, in grenzen- und selbstloser Nächstenliebe. Sie war über Kripp hinaus für ihr hämopathischen Fähigkeiten bekannt. Sie lernte durch ihre Hausbesuche die soziale Situation der Kripper in ihrer zeit genaustens kennen. Mit schier unerschöpflichen Vorrat an Güte und Geduld verzehrte sie sich in selbstloser Nächstenliebe als "Schwester aller Kranken und Leidenden"

Für viele Kripper ist das erzieherische Wirken von schwester Eleonore, die über drei Generationen im Kindergarten besonders die Akzente in der Vor- und Früherziehung setzte, auch heute noch unauslöschlich im Gedenken rthalten geblieben. Ihre Aufgabe bestand in der offenen Erziehungs- und Sozialarbeit außerhalb des Klostergemäuers. 

Die bis 1975 tätige Kindergartenschwester Eleonora, die sich ab dieser Zeit als Küsterin für die Belange der Kirche einsetzte, war bis zu ihrem Abschied aus Kripp noch aktiv, obwohl sie seit 1984 eigentlich im Ruhestand leben sollte. In Folge des hohen Alters und akuten Nachwuchsmangels sah sich das Mutterhaus gezwungen, ihre Kripper Schwestern 1986 auf das Altenteil nach Wildburg bei Vallendar zurückzubeordern, um ihnen dort den wohl verdienten Ruhestand zu bieten.

Hier verstarb 1989 Schwester Eleonora und am 11. Januar 1996 Schwester Bonvita. Unter großer Anteilnahme der Kripper Bevölkerung wurde sie dort beigesetzt. Über ein halbes Jahrhundert widmeten sich die Schönstatt-Schwestern ausschließlich karitativ dem Wohle ihrer Mitmenschen in Kripp und haben auf Grund ihrer langjährigen Tätigkeit Gewaltiges auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege, insbesondere für die Armen und Kranken, geleistet. Mit ihrem Fortgang hinterließen sie in der Sozialstruktur von Kripp eine große Lücke.

Als Dank und Würdigung für ihr karitativen Dienste an der Kripper Bevölkerung wurde Schwester Bonvita zu Ehren schon zu Lebzeiten eine geplante Straße in der Ortsmitte auf dem ehemaligen Gelände des Schwesternhauses und Kindergartens nach ihr benannt.

Jud Cahn aus Kripp


von Willy Weis & Hildegard Funk

Zum Tode des ehemals in Kripp wohnhaften jüdischen Bürgers Erich Cahn. 


Seit 1994 beschäftigen wir uns ehrenhalber mit der Aufarbeitung der Ortsgeschichte von Kripp. Bei dieser selbst gestellten Aufgabe befassten wir uns auch mit dem dunkelsten Kapitel Deutscher Geschichte, dem Antisemitismus, wovon leider auch zeitweise eine in Kripp lebende jüdischen Familie betroffen wurde, die wegen ihres Glaubens während der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen 1933 bis 1945 aus der bürgerlichen Normalität heraus gedrängt, denunziert, verfolgt und teils dem Holocaust zum Opfer fiel.


Drei Jahre recherchierten wir in dieser Angelegenheit vor Ort, ohne jedoch so richtig weiter zu kommen. Dabei fiel auf, dass uns keiner eine präzise Auskunft geben wollte oder konnte. Das auffällige Verhalten und Schweigen der älteren Zeitzeugen auf unsere präzis gestellten Fragen machten uns nun erst recht neugierig. 


Auf der Suche dieser leidvollen Geschichte der ehemals in Kripp wohnenden jüdischen Familie des Siegfried Cahn gelangten wir einige Jahre später durch einen eher zufälligen Hinweis einer Kripper Zeitzeugin auf die Spur des vorletzten überlebenden ehemaligen jüdischen Mitbürger Erich Cahn von Kripp, der nun nach einer Odyssee unter dem Namen Eric Murray in Australien lebte. Über 7 Jahre knüpften wir im schriftlichen Touch ein vertraulich freundschaftliches Band an, um die Spuren jüdischer Vergangenheit in Kripp zu erhellen. Hier zeigte sich unser Briefpartner sehr kooperativ.
Wichtige Dorfinterna von Kripp und eine Menge an Fragen über den schicksalhaften Werdegang der Familie wurden zum Kontingent Australien ausgetauscht. Dadurch war es uns möglich, eine fast lückenlose ausführliche Darstellung über das leidvolle Schicksal der ehemals sechsköpfigen Kripper Familie nachzuvollziehen.

Über Erich Cahn gelangten wir auch an seine ältere Schwester Edith in Llanos/ Argentinien. Sie lehnte jedoch jegliche Fragen ab, da es für sie gefühlsmäßig zu belastend sei und sie an diese schwere Zeit nicht mehr erinnert werden möchte.

Anlässlich einer bevorstehenden Stolpersteinverlegung für diese ehemals in Kripp lebende und später in Wiesbaden deportierte jüdische Familie Cahn erhielten wir in Kripp angesagten Besuch von engagierten Mitarbeiterinnen des „Aktives Museums Spiegelgasse“ für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden. Nach einem intensiven Austausch an vorhandenem Informations-und Datenmaterial zwischen den Besuchern Frau Dr. Schaub sowie Rechstanwältin- und Notarin Karin Rönsch erfolgte eine persönliche Einladung zur Stolpersteinverlegung am 4. Oktober 2011 nach Wiesbaden-Sonnenberg, vor dem ehemaligen Elternhaus der Mutter Berta Cahn, geb. Jacoby, in der Schuppstr. 2 (früherer Eingang Danziger Str. 4), von wo aus sie mit ihren beiden Kindern Ingeburg Lore und Heribert nach Ostpolen deportiert wurde. Über dieses traurige Ereignis wurde Erich Cahn in Australien von uns mittels Pressemeldungen und Fotos informiert.

Wir versuchen nun im nachfolgenden Bericht, den tragischen Lebensweg der ehemals in Kripp wohnenden Familie Cahn während der Nationalsozialistischen Zeit teils mit lokalgeschichtlichem Interesse zu beleuchten.

Kripp, ab 1938 „Judenfrei“

Schicksal der ehemals in Kripp lebenden jüdischen Familie des Siegfried Cahn

Über das Schicksal der ehemaligen Kripper jüdischen Familie Cahn wird hier erstmals berichtet. Nur noch wenige ältere Kripper Bürger erinnern sich heute an die hilfsbereite und beliebte jüdische Familie und deren Schicksal mit fort
fortschreitender Brutalisierung der Lebensumstände von Juden im Dritten Reich bis hin zum Holocaust.

Bis in die Zeit des 1.Weltkrieges wohnten in Kripp eine kleine Anzahl jüdischer Familien, die sich jedoch im Laufe der Jahre durch Wegzug oder altersbedingtes Ableben bis auf die sechsköpfige Familie des Installateurs Siegfried Cahn reduzierte. Konfessionell organisiert gehörten sie zur Remagener Synagogengemeinde, einem seit Anfang des 19. Jahrhunderts bestehenden kleinen jüdischen Rabbinat mit eigener Synagoge, deren Mitgliederzahl sich zwischen 1925 bis 1936 von 31 auf 16 verringerte. 1)

Cahn wohnte seit 1916 mit seiner 1913 in Linz angetrauten Ehefrau Bertha, geb. Jakoby, und seinen 4 Kindern, Edith, Heribert, Erich und Ingeburg Lore in seinem Haus in der damaligen Hauptstraße 85, heutiges Haus der Familie von Berg, Quellenstraße 49, direkt links neben der jetzigen Bäckerei Etscheid.

Sie wurden bis zur beginnenden NS-Zeit von den Einheimischen als ihresgleichen akzeptiert. 2)

Einen amtlichen Siedlungsnachweis für die Existenz der jüdischen Familie Cahn in Kripp ergeben die Einträge der Einwohnerbücher des Kreises Ahrweiler von 1926/ 27 und 1936 sowie das Adressbuch der Industrie- und Handelskammer Koblenz von 1926.

Siegfried Cahn entwickelte aus politischer Sicht gesehen eine dem damaligen „Zeitgeist“ aufgeschlossene Richtung. Seine loyale deutsch-nationale Gesinnung ergibt sich aus der Quartierliste der zurückziehenden deutschen Truppen nach dem verlorenen 1.Weltkrieg. Laut Quartierentschädigungsliste vom 11.11.-3.12.1918 wurden der Familie Siegfried Cahn für die Unterstellung von Pferden und Einquartierung von Soldaten insgesamt 6,63 Mark vergütet. 3)
Der Bruder seiner Ehefrau fiel im Ersten Weltkrieg 1918 als Kriegsfreiwilliger mit 21 Jahren an der Westfront.

Während der Weimarer Zeit war er als Anhänger der „Frei-Rheinland-Bewegung“ in Kripp und Remagen recht aktiv. Der patriotische gesinnte Siegfried Cahn, der seine Familie so „deutsch“ wie möglich ausrichtete, bestritt neben seinem Hauptberuf als Installateur seinen Lebensunterhalt mit Pferd und Wagen als ambulanter Händler mit Obst, Gemüse und Altwaren. Gemeinsam mit seinem Freund, dem damaligen Kripper Friseur Sebastian Lützig, ugs. "de Lützigs Bass" genannt, betrieb er auf den nahe liegenden Jahrmärkten zur Freude der Kinder ein Kettenkarussell, das von ihm auf einer oberen speicherähnlichen Scheibe per Muskelkraft angetrieben wurde.

Kleines graues Haus der Familie Cahn, links neben dem großen Backsteinhaus gelegen

Die Familie Cahn war im gesellschaftlichen Kripper Dorfleben voll integriert und die schulpflichtigen Kinder im hiesigen christlichen Schulbetrieb, die jüngeren Kinder in der hiesigen Verwahrschule mit eingebunden. In der Kripper Bürgerwelt galt der ugs. genannte "Jud Cahn" als eine sympathische Erscheinung. 4) Die in Kripp allseits beliebte Familie bemühte sich sehr mit allen Nachbarn in freundschaftlicher Beziehung zu leben.
Eine enge Freundschaft, die über eine gute nachbarliche Beziehung hinausging, pflegten sie mit der Metzgerfamilie Linden, den Familien des Ortsbauernführers Rick, Fritz Schäfer, Elli Bachem und Luise Betzing. Besonders Frau Cahn stand mit ihrem sozialen Engagement der kinderreichen Kripper Familie Stoffels hilfreich zur Seite, nähte als exzellente Schneiderin für diese und den Nachbarskindern gerne unentgeltlich Bekleidung und brachte als Tanzlehrerin vielen Kripper Mädchen die ersten Tanzschritte bei. Sie stillte nach Angaben ihres Sohnes Erich einen Sohn der befreundeten Familie Fritz Schäfer und das Kind Elli Bachem von der neben liegenden Bäckerei.

Der zweite links neben der Schwester ist Erich Cahn, der 2012 in Australien verstorben ist. Rechts neben ihm sein Bruder Heribert, der in Sobibor ermordet wurde.

Der aufkommende internationale Antisemitismus und Ressentiments gegen eine über Jahrhunderte integrierte Volksgruppe, die bisher in Harmonie Seite an Seite mit anderen Bewohnern gelebt hatten, schwappte auch auf Deutschland über und wurde von der aufkommenden politisch rechts stehenden NSDAP aufgegriffen. Die organisierte Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben vollzog sich nach der Machtergreifung Hitlers in mehreren Etappen mit Diskriminierung, Entrechtung bis hin zur Entwürdigung. Angeblicher Anlass der judenfeindlichen Propaganda der Nazis war der wachsende Einfluss der Juden während der Weimarer Zeit auf Kultur, Wirtschaft und Politik, dem nach der Machtübernahme Hitlers durch entsprechende erniedrigende Judengesetze und Verordnungen entgegen gewirkt wurde. Darunter fielen auch die antisemitischen Kampagnen des reichsweiten „Judenboykotts“ am 1. April 1933 sowie die während des Reichsparteitages der NSDAP verkündeten Nürnberger Gesetze vom 15.9.1935, die eine diskriminierende gesellschaftliche Sonderstellung der Juden zum Schutze der arischen Rasse beinhalteten.

Das Reichsbürgergesetz „ entzog allen die nicht deutsch oder artverwandten Blutes waren, das Bürgerrecht. Das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbot u.a. die Eheschließung zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes. Es fanden Überprüfungen der arischen Abstammung statt. Für die Deutschen im "Dritten Reich", die nun als Juden verfemt und ihrer bürgerlichen Rechte beraubt wurden, wurde es immer enger unter der Herrschaft des organisierten Antisemitismus der Nationalsozialisten. Viele Betroffene erkannten, dass es in Deutschland für Juden als „Nichtarier“ und „Staatsangehörige ohne Rechte“ keine Zukunft mehr geben werde. Durch den Entzug jeglicher Existenzgrundlage durch die „Arisierung“, verbunden mit dem ständigen psychischen Druck von täglichen Diffamierungen und Boykottierungen lebten die Cahns in Kripp in einer Atmosphäre sozialer Isolation,Unsicherheit, Angst und großer wirtschaftlicher Not. Die gesellschaftliche Ausschließung und Meidung von der übrigen Gesellschaft empfand die Kripper Familie mit großer Hilflosigkeit und Bitterkeit. Obwohl man früher mit den anderen Ortsbewohner im Einklang zusammenlebte, schauten nun viele Kripper durch die Propaganda verängstigt, betreten weg oder verschlossen ihre Augen. Nur von wenigen war solidarische Hilfeleistungen zu erwarten. 

Erste Hassattacken erlebte Erich Cahn schon als 9 jähriges Schulkind auf dem Kripper Schulhof, als seine katholischen Schulkameraden nach dem Katechismusunterricht verbal über ihn herzogen und anfeindeten mit dem Satz: "Ihr Juden habt Jesus umgebracht". 5) Im Laufe der sich steigernden Judenhetze und antisemitischer Entwicklung während der Nazizeit erwägte die gesamte Familie ins Ausland zu emigrieren. Es sollte jedoch anders kommen! Während eines Dämmerschoppens in der seinem Haus gegenüberliegende Gaststätte „Zur Traube“ (heutige "Dorfschenke") ließ Siegfried Cahn sich in einem heftigen Streitgespräch mit einem parteibeflissenen Remagener zu der verbalen Äußerung provozieren, die ungeahnte nachhaltige Folgen und Trennung von seiner Familie zur Folge haben sollte. "Der Hitler kann mich mal am A... lecken" und verließ wutschnaubend das Lokal. „Morje widd där jehollt. Ich sorje dafür, dat där (Cahn) fott kütt“ (Morgen wird Cahn geholt. Ich sorge dafür, dass Cahn weg kommt) gab der Nazibesessene den verweilenden Gästen, unter anderem Cahns Freund Fritz Schäfer zu verstehen und dass er von diesem Vorkommnis Meldung mache und Cahn morgen mit Sicherheit abgeholt würde. Schäfer, sich der akuten Gefahr bewusst, warnte daraufhin Cahn und riet ihm noch in der gleichen Nacht zur Flucht. Mittels blauem Monteuranzug und einer geschulterten Hacke getarnt floh dieser 1936 zu Fuß nach Luxemburg und entging somit Hitlers Schergen. 6) Die Absicht, seine Familie später nachzuholen, gelang ihm jedoch nicht.

Nur weil sie Juden waren, wurde diese angesehene und hilfsbereite Kripper Familie von den Nazis unterdrückt und diskriminiert. Kein Geschäft durfte ihnen etwas verkaufen. Aber – da war doch noch die nächste Nachbarschaft und einige echte Freunde. Trotz Verbots im Umgang mit Juden streckten sie aus Mitgefühl und Hilfsbereitschaft den Cahns die hilfreiche Hand aus, soweit es eben möglich war. Einige suchten Balance zu finden um sich selbst nicht zu gefährden. Um ihre Kripper Bekannten und Freunden nicht der Gefahr auszusetzen, von Denunzianten als "Judenfreund-oder knechte" angeschwärzt zu werden, gingen die Cahns nach außen hin auf Distanz zu diesem Personenkreis. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemühten sich diese dennoch, der Familie Cahn beizustehen, indem sie ihr in irgendeiner Weise halfen. Und seien es nur zugedachte Lebensmittel, die man unbemerkt am Tage in den Gärten versteckte, damit diese von den Betroffenen nachts abgeholt werden konnten. Hier werden die vorgenannten Kripper Freunde und Bekannten von dem Sohn Erich besonders erwähnt. Diese Solidarität war der einzige schwache Trost, den der Mutter Cahn mit ihren Kindern in dieser Zeit noch blieb. Den Unterhalt ihrer Familie bestritt sie während der Abwesenheit ihres Mannes als gelernte Schneiderin mit vielen kleinen Gelegenheitsarbeiten, u.a. mit heimlichen Zuschneidern beim Schneider Betzing.

Durch die zunehmenden Pressionen gegen die Juden total verarmt, verkaufte Frau Cahn zur Sicherstellung ihrer Existenz das Haus an der zwischenzeitlich umbenannten damaligen Hermann-Göring-Strasse, heute Quellenstraße 49, unter Wert für 6000 Reichsmark an eine Remagener Familie und zog mit den Kindern Heribert und Ingeburg- Lore zu ihrem verwitweten Vater Meyer Jacoby nach Wiesbaden-Sonnenberg, Danziger Str. 4, um mit diesem gemeinschaftlich von ihrer „Substanz“ zu leben. 1939 erbte sie dieses Haus nach dem Ableben ihres Vaters.
Nun war Kripp, wie es für die „Parteieifrigen“ im damaligen Zeitjargon hieß, ab 1938 endlich „Judenfrei“. 


Das obige Bajonet wurde auf dem Grundstück des Jud Cahn 2005 ausgegraben. Die Länge des Bajonet beträgt 51 cm, Klingenlänge 40 cm, Klingenbreite 24 mm. Die Spitze ist mittig auslaufend, und die Hohlkehle befindet sich auf der gesamten Klingenlänge. Das Bajonet ist nachweislich aus dem 2. Weltkrieg, weil erst ab Juli 1942 die Griffe aus Bakelit hergestellt wurden. Bei dem auf Cahn''s Grundstück ausgegrabenem Bajonett handelt es sich um das amerikanische Modell E05. Es ist in seiner Grundform (Holzgriffschalen, Leinenscheide) ab 1905 in den U.S. Streitkräften geführt worden.

Die älteste Tochter Edith, die nach Angaben von Zeitzeugen zur katholischen Kirche konvertierte und in Linz einen holländischen Schiffer aus Duisburg heiratete, konnte nachdem für sie die Grenze der Hoffnungslosigkeit überschritten war rechtzeitig dem Leid der Zeit entgehen, in dem sie 1936 das Reichsgebiet verließ und über Spanien nach Südamerika emigrierte. Sie lebte in Llanus nahe Buenos Aires und verstarb dort 2005 im Alter von 90 Jahren. 7)
Der Sohn Erich (*7.3. 1923 in Kripp) verließ im März 1938 Kripp und besuchte in Köln eine jüdisch technische Schule. Nach eigenen Angaben emigrierte er 1939 nach Britisch Palästina, dem heutigen Israel und gründete dort eine Familie. 1954 stellte er aus Herzliya/ Israel einen Wiedereinbürgerungsantrag an die Stadt Köln. Auf der Suche nach einer politischen Heimat und beruflicher Zukunft versuchte er ab Januar 1957 in Deutschland wieder Fuß zu fassen, entschloss sich jedoch nach kurzem Aufenthalt in der Schweiz im Dezember 1959 mit seiner Familie nach Australien zu emigrieren, wo er unter dem Namen Eric Murray in Carnegie/ Victoria lebte. Mit der „Endlösung der Judenfrage“ auf der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 wurde das Schicksal der ehemals in Kripp lebenden jüdischen Familie endgültig besiegelt.

Drei Jahre nach der Übersiedlung nach Wiesbaden ereilte Mutter Cahn dort mit ihren beiden Kindern 1942 das jüdische Schicksal, indem sie von der Gestapo abgeholt und zum Sammelplatz an der Synagoge der Wiesbadener Friedrichstraße 33 verbracht wurden. Über die Viehverladerampe des Wiesbadener Bahnhofsgelände deportierte man am 10.6.1942 die ehemaligen Kripper Bürger und weitere Juden mit der Reichsbahn, Zug Nr. „Da 18“, über Frankfurt nach Lublin im besetzten Ostpolen, wo eine „Selektion arbeitsfähiger Juden“ zwischen 16 bis 60 Jahren für das Lager Maidanek statt fand.
Nichtverwendungsfähige sowie Frauen und Kinder wurden zur Vernichtung nach Sobibor transportiert und dort ermordet. Dies traf auch für den 22 jährigen Sohn Heribert zu, der, weil etwas geistig behindert, nicht für den Arbeitseinsatz Maidanek „selektiert“ wurde. 8)
Das Lager Sobibor war ein reines Vernichtungslager ohne Unterkünfte oder lagermäßigen Einrichtungen für die Deportierten, unmittelbar an der Bahnlinie auf freien Feld in einer Größe von 400 x 600 m Größe gelegen. Die "fabrikmäßige" Tötung der ankommenden Transporte fand in 6 Gaskammern aus Ziegelsteinen sofort innerhalb von 3-4 Std. statt. Mittels eines fest installierten 8 Zylinder Motor mit 200 PS wurden Abgase in die Kammern eingeleitet. Nach einem qualvollen 20 minütigen Erstickungstod durch Kohlenmonoxyd wurden die Leichen unmittelbar nach dem Vergasen der Masse wegen zuerst von Arbeitskommandos in 60 x 20 m Gruben vergraben, später exhumiert und in dem dortigen Krematorium verbrannt. 

Insgesamt wurden dort 250.000 Juden ermordet, davon alleine im Todesjahr der ehemals Kripper Familie 101.370. Das Lagerkommando bestand aus 20-30 SS- Angehörigen und 90-120 „Hilfswilligen“, unter anderem später auch der berüchtigte Ukrainer John Demjanjuk (+ März 2012) als „Hilfswilliger“ tätig. Lagerleiter der „Todesfabrik“ Sobibor vom April bis September 1942, also zur Zeit der Ermordung der Familie Cahn, war ein Obersturmführer Franz Stangl. (© MediaWiki)

Außer den Angehörigen der ehemaligen Kripper Familie, die sich durch Flucht oder Emigration rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, endete der antisemitische Naziterror für die 50jährige Berta Cahn, geb. Jakoby, den 21jährigen Sohn Heribert und der 11jährigen Tochter Ingeburg Lore im Vernichtungslager Sobibor tödlich, wo sie im Juni 1942 von SS- Schergen ermordet wurden. 9)

Die damalige Hilfeleistung der Kripper Freunde in der Not blieb nicht unvergessen. In den Notjahren der Nachkriegszeit schickte die in Argentinien lebende Edith Cahn der Familie Föhr Lebensmittelpakete aus Argentinien.

Siegfried Cahn, der sich zwischenzeitlich in Arbon im Kanton Thurgau/ Schweiz aufhielt, heiratete und verstarb dort in Winden /TG am 30. November 1967.
1948 entlastete Siegfried Cahn als ehemaliger Sympathisant der Frei-Rheinland-Bewegung seinen besten Kripper Freund und Kameraden Josef Föhr, der während der Nazizeit wegen seiner antinationalsozialistischen Gesinnung als erklärter Regimegegner in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau inhaftiert war, mit einer von einem Schweizer Notar beglaubigten „Eidesstattliche Erklärung“. 
Diese diente dem Kripper in der Nachkriegszeit zu seiner politischen Rehabilitation. Aus diesem Schreiben geht hervor, dass Josef Föhr seinen Freund Siegfried bei seiner Flucht nach Luxemburg bis zur Reichsgrenze hilfreich begleitete 10.)

Mit schrecklicher Gewissheit fielen drei ehemalige jüdische Bürger aus Kripp dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer. Nur weil sie Juden waren, sollten sie nach all den Jahren des Zusammenlebens plötzlich vernichtet werden.



Erich Murray erfuhr nach fast 70 Jahre durch unsere Angaben den genauen Todestag, Todesort und Umstände der Ermordung seiner geliebten Mutter und Geschwister. Eine traurige Nachricht, die ihn zutiefst berührte. Zu seiner großen Freude und Überraschung konnten wir ihm 2011 Kopien einige seiner Gedichte zusenden, die er 1938 einer Emmy Millmann in ihr Poesie-Album schrieb. Unter anderem auch ein Gedicht seiner ermordeten Mutter. Emmy Millmann war eine damalige Spielkameradin aus seiner jüdischen Verwandtschaft, die nach Uruguay auswanderte. Dieses Album wurde aus den Trümmern des abgerissenen Hauses Cahn, Danziger Str.4 geborgen und im Wiesbadener Museum „Spiegelgasse“ für Deutsch-Jüdische Geschichte archiviert. 



Unsere letzten Mailanfragen vom 13. März 2012 konnte Eric Murray nicht mehr beantworten, denn laut Mail seiner Tochter endete seine schicksalhafte Odyssee endgültig mit seinem Ableben am 1. März 2012. Am 4. Oktober 2011 wurden in unserem Beisein vor dem Eingang des ehemaligen Hauses Cahn in Wiesbaden-Sonnenberg zur Mahnung und steten Erinnerung an das einst „unfassbar Geschehene“ in den Gehwegplatten drei namentliche Stolpersteine verlegt. Dort, wo einst Mutter Cahn mit ihren beiden Kindern zur Deportation abgeholt wurden. 


Dieses vom Kölner Künstler Gunter Demnik initiierte Kunstprojekt der Stolpersteine „Hier wohnte ...“ ist derzeit das größte dezentrale Denkmal weltweit.

Nachtrag:
Mit Bekanntmachungen, veröffentlicht unter Nr. 79 des Deutschen Reichsanzeigers sowie im Preußischen Staatsanzeiger vom 3.4.1939, wurde Siegfried Cahn in Abwesenheit die deutsche Staatsbürgerschaft zum 31.3.1939 aberkannt und für verlustig erklärt. 



Des weiteren konnte in Erfahrung gebracht werden, dass Siegfried Cahn um 1945/46? von Luxemburg über Bayonne (F) nach Cuba gelangte, um von dort aus in die USA zu immigrieren. 

Siegfried Cahn * 13. 8. 1887 Bornheim/ Bonn; + 30. 11.1967 Winden TG , Schweiz
1. Ehe 1913 in Linz mit Berta, geb. Jakoby
1916-1936 whft. Kripp
1936 Flucht nach Luxemburg/
31.5.1939 Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit
Immigration 1945/46 ? über Bayonne (F) via Cuba nach USA
später Emigration in die Schweiz ( Arbon Berglistr.41,Kanton Thurgau)
2. Ehe in der Schweiz nach 1945
+ 30.11.1967 in Wingen/ TG (Schweiz)

Berta Cahn, geb. Jakobi *4.2.1891 Wiesbaden-Sonnenberg,
1913 Eheschließung mit Siegried Cahn in Linz
1916-1938 whft. Kripp
1938 verzogen nach Wiesbaden-Sonnenberg, Danziger Str. 4, (heute Schuppstr 2)
+ 10.6.1942 deportiert, ermordet im Juni 1942 im Vernichtungslager
Sobibor / Südostpolen


Edith Cahn * 22.7.1914, vermutlich in Linz/Rhein
• °° (Herrn OELLERS, emigrierte 1935 vorab alleine nach Argentinien)
• 1936 emigrierte nach Argentinien (Edith Cahn)
• + 12.1.2005 in Llanos Buenos Aires /Argentinien mit 90 Jahren

Heribert Cahn * 18. 3. 1920 in Kripp,
bis 1938 whft. Kripp
1938 verzogen nach Wiesbaden
10.6.1942 deportiert, + ermordet im Juni 1942 im Vernichtungslager
Sobibor / Südostpolen

Ingeburg-Lore * 17.1.1931 in Kripp,
bis 1938 whft. Kripp
1938 verzogen nach Wiesbaden
10.6.1942 deportiert, + ermordet im Juni 1942 im Vernichtungslager
Sobibor / Südostpolen.

Erich Cahn * 7.9.1923 in Kripp
bis März 1938 whft. Kripp
3/1938 Köln (Jüd.-Techn. Schule)
3/1939 Emigration nach Britisch-Palästina / Familiengründung
1954 Antrag auf Wiedereinbürgerung an die Stadt Köln
1957-1959 Aufenthalt Deutschland /Schweiz
1959 Auswanderung nach Carnegie/ Australien
2012, 1. März , Eric Murray nach Angaben seiner Tochter verstorben

Vermerk: Die Nachkommen der Familie Eric Murray (Erich Cahn) wurden hier nicht aufgeführt. (Datenschutz). Fast alle Personendaten wurden der umfang- reichen Korrespondenz von Eric Murray entnommen.
1.) Städtebuch Rheinland- Pfalz und Saarland, 1964, Prof.. Dr. E. Keyser, S.359, Nr. 15e, Kolhammer- Verlag)
sowie Statistik des Arrondissement Bonn 1808: Remagen 21 Juden, Gemeinde Chronik Niederzissen, S. 503
2.) Schriftliche Angaben Eric Murray ( Erich Cahn)
3) LHKO 635/ 593).= Quartierliste
4.) mündliche Aussage des Zeitzeugen Ludwig Rüth
5.) wie 2
6.) Angaben von Fritz Schäfer und Michael Schumacher+ 7.) Gertrud Schäfer, Kripp
8.) Wiesbadens jüdische Juristen, v. Rolf Faber und Karin Bönsch, Wiesbaden 2011, S.23, Fußnote 45
9.) mündliche Angaben und schriftliche Nachweise aus Archivunterlagen durch Frau Dr. Schaub sowie Karin Rönsch, Rechtsanwältin und Notarin, beide Wiesbaden und freiwillige Mitarbeiterinnen des „Aktives Museum Spiegelgasse“ (AMS) für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden, sowie Bundesarchiv Stand 2.9.2010 unter www.bundesarchiv.de/gedenkbuchg/directory.htm, sowie 
10.) Notariell beglaubigte Erklärung des Erich Cahn vom 12.10.1948 


Quellen:


Schriftliche Angaben der überlebenden Familienmitglieder

a.) Korrespondenz mit Eric Murray (Erich Cahn), Carnegie/ Australien.
(+ 1.3.2012)
b.) Edith Oellers, geb. Cahn aus Argentinien lehnte in einem kurzen Schrift-wechsel Auskünfte über ihre Person und dem Familienschicksal generell mit der Begründung ab, dass sie die Tragödie mental nicht noch einmal durchleben möchte. (+ 2005), sowie mündliche Angaben der Zeitzeugen Fritz Schäfer +, Löhndorf ; Eheleute Katharina und Michael Schumacher + ;Eheleute Georg + und Gertrud Schäfer; Margarethe Föhr +, alle Kripp


Anhang der Korrespondenz mit Eric Murray aus Australien

 


Kripper Pfarrheim


von Willy Weis & Hildegard Funk


Nach dem Kapellenbau in Kripp wuchs stetig eine kleine Glaubensgemeinde heran, die seit 1803 als Filiale im Pfarrverband Remagen stand, aber schon in frühen Jahren den Wunsch nach Unabhängigkeit hegte. Unermüdlich versuchten die Kripper Gläubigen , sich von der Pfarrei Remagen zu lösen.


Der Bau des geräumigen Pfarrhauses aus Ziegelsteinen unmittelbar hinter der Kirche war die 
letzte Tat des stets emsigen Kripper Vikars Rohsmann                                              Foto: Ruch


Pfarrer Windeck, der diese Bestrebungen der jungen Gemeinde unterstützte, richtete 1835 ein Gesuch an den damaligen preussischen König Friedrich Wilhelm, in Kripp einen Vikar anstellen zu dürfen. Zur Begründung führte er die Entfernung zu Remagen und die wachsende Seelenzahl der Kapellen-gemeinde von 310 Köpfen an. Der Weg für Alte, Gebrechliche und Kinder war bis zur eigentlichen Pfarrkirche in Remagen zu weit, und die Wege waren je nach Witterung unpassierbar und derart schlecht, dass 1843 für das "Richten der Schuhe des Pastors bei 1,5 Jahren Dienstweg" im sogenannten oder auch Kirch-enrechnungsbuch ein Betrag von 20 Silbergroschen ausgewiesen wurde. Für die Dotierung schlug Pfarrer Windeck 500 frs. jährlich vor, weitere 500 frs. sollten aus Remagener Pfarrobligationen frei gemacht werden, während Kripp selbst für eine freie Wohnung Sorge tragen sollte. Als das Gesuch negativ beschieden wurde, sorgte Kripp für sich selbst und lieh sich auswärtige geistliche Herren aus, um den Sonntags= gottesdient feiern zu können. Ab 1842 zelebrierte der jeweilige Remagener Kaplan die Frühmesse, und ab 1858 zahlte die Gemeine Kripp 50 Taler Vergütung an Pfarrer Knöppel für den Kaplan zwecks Abhalten eines Hochamtes.


1864, fast 100 Jahre nach Errichten der Kapelle, bildete sich ein Kirchenvorstand, um die Loslösung von Remagen zu erreichen. 1876 erscheint Kripp mit einer eigenen Kirchenrechnung.

Der Kapellenvorstand wurde im 1877 in Folge des Kulturkampfes aufgelöst und zur Übergabe des Kapellenvermögens an die Remagener Pfarrei aufgefordert. Unter dem Vorsitz von Johann Kirchbaum reagierte der Kapellenvorstand empört. Alle Tricks und Mittel wurden gefunden, damit die Übergabe des Vermögens an Remagen heraus gezögert werden konnte. Das dies den Kripper Gläubigen nicht einerlei gewesen ist, geht aus dem regen Schriftwechsel des Remagener Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Schneider mit den Behörden hervor, in dem er sich höheren Ortes mit geharnischten Schreiben über das Kripper Verhalten beschwerte:"Wie Euer Wohlgeboren ersehen, haben die Kripper einen Staat im Staate bildend die Angelegenheit schon auf eigen Faust geordnet."

Zur Errichtung einer eigenen neuen Kirchenanlage und zur Dotierung einer Pfarrstelle, förderte dann auch Pfarrer Lenzen durch eine großzügige Stiftung die Abtrennung von Remagen. 1896 kam die kirchliche Behörde, nachdem sich bereits 48.000 Mark im Fond Lenzen angesammelt hatten, dem Wunsch der Kripper Gläbigen nach und ernannte Kaplan Rohsmann zum Vikar von Kripp.

Diesem Vikar, der sich schon seit langem der Filiale Kripp mit gamnzem Herzen angenommen hatte, verdankt die Pfarrei Kripp sehr viel. Er war es, der den lang gehegten Wunsch nach einer Kapellengemeinde zum Abschluss brachte. Dieses Ereignis, vom Remagener Kirchenvorstand am 10.März 1910 beschlossen, vom Bischof Korum am 29.August 1910 urkundlich beglaubigt und von der königlichen Regierung Coblenz am 26.September 1910 bestätigt, wurde öffentlich von der Kanzel in Remagen und Kripp bekannt gegeben. 

Der Bau des geräumigen Pfarrhauses aus Ziegelsteinen, unmittelbar hinter der Kirche, war die letzte Tat des stets emsigen Kripper Vikars Rohsmann. Im Folgenden bemühte er sich um die vollkommene Selbständigkeit, die er jedoch leider nicht mehr erlebte. Am 2.Oktober 1914 verstorben, fand er die letzte Ruhestätte in seinem geliebten Kripp. 

Endlich erfolgte vier Jahre nach Antrastellung am 31.Oktober 1918 die kanonische Dismembration und Errichtung der Pfarrei, die urkundlich am 1.Dezember 1918 in Kraft trat. Bei Erhebung zur selbständigen Pfarrgemeinde fanden nach behördlich vorgesehenen Wahlen für die neue Kirchen-Gemeindevertretung folgende Personen erstmals Aufnahme: Peter Brenner (Vorsitzender), Gustav Grundmann (Stellvertreter), Hermann Blank, Michael Rick, Jakob Blank, Jakob Geef, Joh. Hubert Zihs, Anton Rick, Michael Palm, Johann Tempel, Michael Breuer, Severin Luchs, Jakob Tempel, Johann Hammer, Hugo Laudi und Christian Betzing.


Die Pfarrei Remagen, zu der Kripp von 1803 bis 1908 als Filiale gehörte, war bis zum Jahr 1802 dem Erzbistum Köln angegliedert. Danach kam sie zum Bistum Aachen, bis sie dann im Jahr 1824 durch die Umsetzung der Bulle "De salute animarum" von 1821 dem Bistum Trier zugeschlagen wurde. An eigenen, in Kripp angestellten Geistlichen versahen ab 1909 Johannes Rohsmann, Vikar zu Kripp bis 1914, Josef Adolf Brückert von 1914 bis 1918 als Vikar, von 1918 bis 1931 als Pfarrer und von 1930/31 bis 1936 Pfarrer Anton Halft ihre seelsorgerische Tätigkeit. Die Pfarrei wurde 1936 von Pastor Dr. Emmerich Wilhelm Keller übernommen, der durch seine verbalen Angriffe gegen das NS Regime wegen "staatsabträglicher Aeußerungen" von der Gestapo verhaftet und in Verhören terrorisiert wurde. Wegen seiner oppositionellen Haltung wurde ihm ein Sicherungsgeld von 100 Reichsmark auferlegt, es wurde ein Unterichtsverbot verhängt und er wurde vom Oberlandesgericht Köln wegen der genannten Vorwürfe zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Ein tragischer, tödlicher Verkehrsunfall riss den von rastloser Energie erfüllten Menschen am 25.April 1951 aus seinem schaffensreichen Leben.


Pfarrer Josef Kern übernahm die seelsorgerische Tätigkeit in Kripp bis 1968. Zur weiteren seelsorgerischen Betreuung wurde nachfolgend eine "unio aeque principatis" der beiden Pfarreien Peter und Paul in Remagen und Johannes Nepomuk in Kripp mit entsprechender Stellenbesetzung eines Vikars in Kripp am 15.Juni 1968 beschlossen, jedoch aus Priestermangel am 21.August 1986 wieder aufgelöst. Die Grunddienste werden von der Pfarrei Peter und Paul im Pfarrverband übernommen. Sie ist Ansprechpartner für alle religiösen Angelegenheiten und für solche Angelegenheiten wie Taufscheine, sowie Messbestellungen, 
Aufgebote usw., die dann im Pfarramt Remagen erledigt werden.

Die kirchliche Verwaltung wird vom gewählten Kripper Pfarrgemeinderat erledigt. Er ist für den Ablauf der Liturgie zuständig. Der Pfarrverwaltungsrat als gewähltes und auch verantwortliches Gremium, ist für die Liegenschaften und das Vermögen der hiesigen Kirchengemeinde, sowie für die technische Administration der Kirchengebäude zuständig. Die Pfarrei ist der Rendantur angeschlossen.



Wasserversorgung Kripp


von Willy Weis & Hildegard Funk


Eine Chronologie der Kripper Wasserversorgung.

Wasser, unser unentbehrlichstes Lebensmittel, das auch durch garnichts zu ersetzen ist, ist ein Naturprodukt, das in unserem Bereich bis 1998 aus dem Rheinuferfiltrat des hiesigen Grundwassers entnommen wurde. Kaum einer denkt heute darüber nach, mit welcher Mühe unsere Vorfahren in Kripp trotz des reichlichen natürlichen lokalen Wasserangebots sich mit der Beschaffung des wichtigsten Lebensmittels abplagen mussten.

Mit einer Selbstverständlichkeit erwartet man heute, dass zu jeder Jahreszeit Tag und Nacht ausreichend, qualitativ einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung steht. Ab 1998 ist die hygienische Wasserversorgung komplikationslos gewährleistet durch das Frischwasser des Wahnbachtalsperrenverbandes.

Dies war nicht immer so! Über die Versorgung mit Trinkwasser in Kripp konnte außer einer in 1821 getätigten Ausgabe von "23 Thaler und 3 Silber= groschen für Aufwendungen der Kripper Wasserversorgung“ 1) bis 1862 nichts in Erfahrung gebracht werden, jedoch aufgrund des reichlichen Wasserumfeldes dürfte es für den damaligen kleinen Ort Kripp keine Versorgungsprobleme gegeben haben. Unabhängig von dieser ersten Quellenlage war jedoch davon auszugehen, dass die am Rhein wohnenden Kripper Pioniere vor 300 Jahren ihren Wasserbedarf aus selbst errichteten einfachen Ziehbrunnen deckten, deren Wasserförderung mittels einer vertikal angebrachten Holzrolle mit Schwengel und einem am Seil befestigten Schöpfeimer erfolgte.

Der Ziehbrunnen ist eine von Menschenhand senkrecht geschaffene meist zylindrische Schachtung im Erdreich, deren Abteufung in die Grundwasser führende Schicht erfolgte. Diese bisherige vage Vermutung fand unsere Bestätigung 2007, als bei Abrissarbeiten an der ehemaligen Villa Nagel während unserer zufälligen Anwesenheit ein solcher Brunnen mit dem Baggerlöffel angeschnitten wurde. Die Brunnenwand des fast zugeschütteten Brunnens mit einem lichten Maß von 120 cm im Durchmesser bestand aus verschiedenen unbearbeiteten hiesigen Natursteinen, teils auch aus großen Rheinkieseln. Es dürfte sich dabei vermutlich um den ersten Brunnen in Kripp gehandelt haben. Seine exakte Lage war an der heutigen nordwestlichen Gebäudeecke der heutigen „Rheinresidenz“, Quellenstr.1, circa 7 m von der Bordsteinkante entfernt. 2)

Mit fortschreitender Wassertechnik Anfang Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Wasserversorgung auf den Dörfern vereinfacht. Es folgten nun manuell betriebenen Schwengelpumpen, die zur Deckung des damaligen Wasserbedarfs das Grundwasser mittels eines Saugkolben an die Oberfläche förderten. 


Offengelegter Brunnen Quellenstrasse 1                                                            Foto Weis


Mit fortschreitender Wassertechnik Anfang mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Wasserversorgung auf den Dörfern vereinfacht. Es folgten nun manuell betriebenen Schwengelpumpen, die zur Deckung des damaligen Wasserbedarfs das Grundwasser mittels eines Saugkolben an die Oberfläche förderten.

1862 ist dokumentiert, dass im „September die dritte Gemeindepumpe mit Brunnenschacht an der Unterkripp am Hof des Adolf Breuer neben der Bezirksstraße“ (heute Rheinallee 21) angelegt wurde. 3)

Bis 1905 stellten fünf dieser manuellen Schwengelpumpen in der heutigen Rheinallee, Quellenstraße (Kirchenvorplatz), Quellenstraße (Dorfschänke), Quellenstraße (Hochwassernotkapelle) und in der Mittelstraße (Karrak), die örtliche Wasserversorgung sicher. 4)

Unseren Recherchen zur Folge dürften diese von der Sinziger Firma F.H.Ott erstellt worden sein. Der gleiche Pumpentyp befindet sich noch heute in der Ortschaft Grafschaft-Oeverich und wurde dort nachweislich 1911 von der 1859 durch Friedrich Hermann Ott gegründeten Sinziger Schlosserei errichtet. 5)



Mit fortschreitender Wassertechnik Anfang mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Wasserversorgung auf den Dörfern vereinfacht. Es folgten nun manuell betriebenen Schwengelpumpen, die zur Deckung des damaligen Wasserbedarfs das Grundwasser mittels eines Saugkolben an die Oberfläche förderten.

1862 ist dokumentiert, dass im „September die dritte Gemeindepumpe mit Brunnenschacht an der Unterkripp am Hof des Adolf Breuer neben der Bezirksstraße“ (heute Rheinallee 21) angelegt wurde. 3)

Bis 1905 stellten fünf dieser manuellen Schwengelpumpen in der heutigen Rheinallee, Quellenstraße (Kirchenvorplatz), Quellenstraße (Dorfschänke), Quellenstraße (Hochwassernotkapelle) und in der Mittelstraße (Karrak), die örtliche Wasserversorgung sicher. 4)

Unseren Recherchen zur Folge dürften diese von der Sinziger Firma F.H.Ott erstellt worden sein. Der gleiche Pumpentyp befindet sich noch heute in der Ortschaft Grafschaft-Oeverich und wurde dort nachweislich 1911 von der 1859 durch Friedrich Hermann Ott gegründeten Sinziger Schlosserei errichtet. 5)


Pumpenhaus Wasserturm, heute abgerissen

Des weiteren wurden zur Speisung des 80 Kubikmeter großen Wasserhochbehälters unterhalb des Wasserturmgeländes ein Pumpenschacht und ein Pumpenhaus errichtet. Zum Schutz des Trinkwasservorkommens wurde dieses Pumpenumfeld entsprechend als Wasserschutzzone ausgewiesen. 6)

Laut Tagebucheintragung des Kripper Bürgers Georg Valentin für das Jahr 1904 zu Folge wurde bereits im gleichen Jahr in Kripp mit der unterirdischen Verlegung der ersten öffentlichen Wasserleitungsrohre begonnen. „Im Frühjahr wurde mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen. Anfangs November des nähelichsten Jahres war dieselbe fertig“ 7)

Dieser Eintrag steht jedoch im zeitlichen Widerspruch zu dem Eintrag im Lagerbuch der kath. Pfarrarchivs. „ Im Sommer 1905 wurde im Ort mit dem Bau des Wasserleitungsnetzes begonnen und im November in Betrieb genommen.“ 8)

Das geförderte Grundwasser, dass mittels Motorpumpen in den Hochbehälter gepumpt wurde , drückte nun das Trinkwasser aufgrund des hohen Gefälldruckes durch ein geschlossenes Rohrnetz zu den Konsumenten.



Kripper Wasserturm mit Pumpenhaus 1952   (Foto: M.Schumacher+)


Diese Errungenschaft zog nun auch eine komfortablere Bauweise mit sich, indem nun die Wasserklosett auf den Halbetagen seitlich der Treppenhäuser angebaut wurden und sukzessive die Plumpsklos im Hof entfielen.
Des weiteren war mit einer zentralen geschlossenen Wasserversorgung über das gesamte Jahr witterungsunabhängig und problemlos ausreichend hygienisches

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Qualitätswasser zu erhalten. Die historischen Schwengelpumpen und Pützen, die neben der Dorfidylle von jeher durch einem Schwatz, Neuigkeiten-und Nachrichtenaustausch immer als Kommunikationszentrum galten, verloren mit zunehmender Rohrvernetzung und jedem neuen Wasserhausanschluss allmählich an Bedeutung.


Infolge Luftkriegsschäden kam in den letzten Kriegsmonaten zeitweise die zentrale Wasserversorgung des Ortes Kripp zum erliegen. Zur Wasserversorgung des Ortes musste wieder auf Pumpen und Brunnen zurückgegriffen werden. Desgleichen im strengen Winter 1945/ 46, als streckenweise die Unterflur liegenden Hauptwasserleitungsrohre infolge Frosteinwirkung barsten.

Die eiligst zu Kriegsende hergerichtete ehemalige Schwengelpumpe an der Kirche erfüllte somit wegen Versorgungsengpässe nach vierzigjähriger Ruhezeit als Kriegsnotpumpe nochmals ihren Dienst zur örtlichen Wasserversorgung. 9)
Nach dem Zweiten Weltkriege wurde wegen verschärfter Hygienebestimmungen des Trinkwassers und des erhöhten Wasserkonsums infolge der weiteren raschen Ortserweiterung eine neue Pumpstation unumgänglich. Mit der Inbetriebnahme der Wasseraufbereitungsanlage "Im Sand", wodurch nur noch aufbereitetes Wasser in das Kripper und Remagener Netz eingespeist wurde, erfolgte 1973 eine Trinkwasserqualitätsverbesserung. Als Reservebrunnen dienten nun die zwei Kripper Brunnen Weinbergstraße und Sandweg, deren Abschaltung danach vorgenommen wurde. 10) Der nun funktionslose Wasserturm fand bis zum Verkauf 1980 an einen Privatmann Verwendung als Feuerwehrgerätehaus. Um die Wasserergiebigkeit zu erhöhen, wurde 1980 im Sand ein weiterer Brunnen abgeteuft.


Nach Einstellung der Brunnenförderung am Wasserturm wurde die dortige Wasserschutzzone aufgehoben. 11)


Planungsvorhaben Wasserverbund "Goldene Meile"

Durch den überregional gesehen erneut gestiegenen Wasserbedarf bedurfte es für den östlichen Ahrkreis einer neuen Konzeption. Planungsvorhaben eines Wasserverbundes für den östlichen Ahrkreis mit einem Wasserwerk in der nähelich gelegenen hydrologisch wertvollen Sinziger Niederau, deren mächtige Niederterrassensedimente sich förmlich für eine recht leistungsfähige Trinkwassergewinnungsanlage aufdrängten, standen zur Diskussion. Aufgrund der absolut positiven Aspekten einer Grundwasserhöffigkeit durch die vorhandenen quartären Lockersedimente sowie einer Analyse des dortigen Rheinuferfiltrates mit positiven Werten in puncto Wasserqualität signalisierte 1993 der Remagener Stadtrat, dem geplanten Wasserverbund "Goldene Meile" mit einer leistungsfähiger zentraler Trinkwassergewinnungsanlage in der Sinziger Niederau mit einem Kostenanteil von 26 % zuzustimmen. 12) 
Das mehrheitlich von den Kommunalpolitikern für Sinzig, Remagen, Bad Breisig, Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Grafschaft gewünschte zentrale Wasserwerk in der Sinziger Niederau wurde jedoch vorerst zurückgestellt und 1998 ein neuer Wasserliefervertrag für nördliche Stadtteile Remagens für die nächsten 10 Jahre mit der Stadt Bonn abgeschlossen. 13)


Die seit 1971 angestrebte kleine Lösung eines Wasserzweckverbandes „Wasserversorgung Goldenen Meile“ in der Sinziger Niederau als Verbundlösung für das östliche Kreisgebiet wurde durch einen Wasserversorgungsvertrag ab 2001 durch die Stadt Bonn auf die Dauer von 30 Jahren gemäß der Mitgliedschaft Remagens im Wahnbachtalsperrenverbandes gesichert. Dabei soll der Brunnen in Nähe des Balthasarkreuzes in Rheinnähe mit einer täglichen Kapazität von 60.000 m³ als Notbrunnen erhalten bleiben.
Seit April 2002 versorgt nun komplikationslos der Wahnbachtalsperrenverband täglich 591 Kripper Hausanschlüssen mit einwandfreiem Trinkwasser mittels eines 21,137 km langen örtlichen Rohrnetzes, wobei die aktuelle Länge der Versorgungsleitungen ohne Hausanschlüsse 13,464 km beträgt. 14)

Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit des Trinkwassers in Notzeiten wurden jedoch präventiv die vorhandenen niedergebrachten Brunnen mittels einer Verbundleitung zwecks Einspeisung in das Versorgungsnetz für den Notfall aufrecht erhalten.


Notbrunnen
Zur Prävention für den Fall aller Fälle wurde im Rahmen des Ausbaues des Dorfmittenplatzes neben der Schwengelpumpe ein Notbrunnen abgeteuft, dessen Wasser notfalls im Lufthebeverfahren mittels Kompressor an die Erdoberfläche gehoben werden kann.


Sonderstatus
Um die damalige wassermäßige Eigenversorgung im westlichen Ortsteil von Kripp, der bis zum Gebietsänderungsvertrag 1973 ab dem Friedhof gemarkungsrechtlich zu Sinzig gehörte, zu gewährleisten, wurde 1921 ein Brunnen, ugs. Pötz genannt, an der damaligen Kripper Straße, heute Anwesen Becker, Quellenstraße 171, errichtet, der, ebenso wie die Pumpe vor der Pfarrkirche kurz vor Kriegsende als Kriegsnotpumpe zur Wasserversorgung des westlichen Ortes in der weise diente. indem von kommunaler Seite ein manuelles Brunnendrehwerk zur Wasserschöpfung mittels Eimer und Seil installiert wurde. Zu geregelten Zeiten versah ein behördlich abgestellter "schwelgender Wassermann“seinen Dienst, um die wassernotleidende Kripper Westgemeinde mit dem nötigsten "eimergeschöpften Nass" zu versorgen. 15)

Letzte Schwengelpumpe

Als einzigste unserer fünf Kolbenpumpen ist heute nur noch die Schwengelpumpe auf dem Ortsmittenplatz geblieben, die bis zur dortigen Aufstellung bei der Anlegung dieses Platzes über Jahre verwaist in einer Ecke vor dem Hotel Rhein-Ahr ihr Schattendasein fristete. Ab 1996 hatte der hiesige Bürger-und Heimatverein e.V. unter dem Vorsitz des Verfassers sich zur Aufgabe gestellt, die letzte Pumpe, die einst unsere Vorfahren per Hand bedienten, als Denkmal an einen prädestinierten Platz zu würdigen. Unter Federführung gleichen Vereines konnten durch Gemeinschaftsveranstaltungen aller Ortsvereine anlässlich des jährlichen Lichterspektakels „Rhein in Flammen“ für dieses Vorhaben über 10.000 DM gesammelt und auf einem Sonderkonto hinterlegt werden.


                                                                                                                                                                                    Foto: Weis

Somit fand die historische Schwengelpumpe, die neben der ehemaligen Wasserversorgung auch noch ein markanter kommunikativer Treffpunkt der Ortsbevölkerung darstellte, ab 2003 auf dem neuen Dorfmittenplatz, wenn auch jetzt in ihrer Aufgabe funktionslos, als Relikt ehemaliger Wasserversorgungs-technik mittels eines Wasserspiels nach 100 Jahren als dekoratives Element einen angemessenen würdigen Platz inmitten des Ortes


Quellen: 

1) LHAKO 635/ 465, Loslösungsbestreben (Verzeichnis der Gemeindekasse Remagen von 1817-1846
laut Regierungsanordnung vom 5.3.1847, Nr.358 )
2) Zeitzeuge und Foto von Willy Weis, Kripp 2007 3) Chronik von Kripp zum 125jährigen Bestehen des des JGV Freundschaftsbund Kripp e.V.,v. H.P.Kürten, S. 8
4) Zeitzeuge Michael Schumacher Kripp (1902-2000)
5) Hinweis Ottmar Prothmann, Oeverich 6) Heimatjahrbuch 1995, Kreis AW, S.141 ff, Willy Weis & Hildegard Funk, Kripp, „Der Kipper Wasserturm“
7) Tagebuch Valentin, S. 11 (1904)
8) Lagerbuch Kath. Pfarrarchiv Kripp (lose Blatteinlage)
9) Zeitzeuge: Heribert Ueberbach, Kripp +
10) Rundschau 10.1.1974
11) Chronik von Kripp zum 125jährigen Bestehen des des JGV Freundschaftsbund Kripp e.V.,v. H.P.Kürten,S.22 12) Rhein Ztg. Nr. 123 v.29.5.1996 „Knopfdruck mit großer Wirkung“ 13) Rhein-Ztg. Nr.154 Freitag 5.7.96, „Weiter Wasser aus Bonn" 14) EVM Remagen, Koblenz, Stand 3/2014 15) mündl.Angaben Albert Becker, Kripp, +




Die Wacht am Rhein


von Willy Weis & Hildegard Funk

Im entmilitarisierten Rheinland, das nach dem Versailler Vertrag in 3 Besatzungszonen aufgeteilt wurde, lag Remagen mit Kripp in der 1. Besatzungszone, die bis 1926 besetzt blieb. Zuerst von den Amerikaner, danach von den Franzosen. Das übrige Kreisgebiet lag in der 2. Besatzungszone. Im Mittelabschnitt des linken Rheinufers besetzten amerikanische Soldaten das Gebiet des Kreises Ahrweiler. Die Besetzung Remagens und Kripp erfolgte im Dezember 1918 durch amerikanische Kavalleristen. Quartiere wurden benötigt. Eine Sanitätsabteilung belegte in Kripp die damalige Villa Hettlage, heutiges Verwaltungsgebäude der Firma Vito- Irmen.

Die neuen Ereignisse in Kripp wurden vom hiesigen Bürger Valentin in seinem Tagebuch wie folgt festgehalten: Die Westfront war also planmäßig am 5. Dez. geräumt. Die feindlichen Truppen kamen direkt hinterher. Im hiesigen Gebiet liegen Amerikaner, hier im Ort liegen 700 Mann, es sind aber gute Leute. Wir haben 2 Mann. (…) 1)


Gasthof Rhein-Ahr: 1. Einquartierung amerik. Soldaten am 6.12.18


Sehr zur Freude der hiesigen Schulkinder wurde zeitweise die Kripper Schule beschlagnahmt und diente den US- Besatzern vorübergehend für Einquar-tierungen. Die Anzahl der amerikanischen Besatzungsmitglieder der „151st M.G. Bn & 318 Mobile Sanitary Unit. der 42.nd Division“ betrug in Kripp um 780 Soldaten, inklusive der 30 Offiziere und der 45 in Kripper Häusern gegen Entschädigung fest einquartierten Soldaten, sowie der 180 in hiesigen Ställen untergestellten Pferden. Die Tagesvergütung für die Einquartierung betrug 2,00 Mark pro Offizier, 0,40 Mark pro Soldat und 0,10 Mark je Pferd. Die restlichen annähernd 700 Soldaten waren zum Schlafen in Zeltquartieren untergebracht, wofür der Gemeinde pro Soldat und Tag 0,10 Mark vergütet wurde. 2)

An Einquartierungsgelder für Kripp der 42. Division fielen für den Zeitraum vom 21.12.1918 bis 5.4.1919 insgesamt 15.787,70 Mark an, wovon alleine 10.000 Mark für die Kripper und 469,33 Mark für gemietete Gastwirtschaften entfielen. Weitere Quartierzeiten sind belegbar und werden wegen der Fülle von uns hier nicht mehr aufgeführt, wohl jedoch der Vermerk des Bürgermeisteramtes Remagen über nicht gezahlte zustehende Quartiergelder "...für die Zeit vom 6.4.- 31.7.1919 mit 3263,30 Mark von Mr. Major Quartiermaster nicht gezahlt worden ist, weil diese Unterlagen nicht korrekt waren. Ich bitte die diesseitige Stelle benachrichtigen zu wollen, sobald das Geld gezahlt werden kann."3)

Die Landeshauptkasse Kassel vergütete 1920 der hiesigen Schützengesellschaft 140 Mark „für Entschädigung der Amerikaner auf dem Schützenplatz 4)
Offiziere bevorzugten Privatunterkünfte und logierten teils in den ehemaligenVilla Nagel, Hettlage oder den rheinwärts liegenden Räumen der Kripper Dampfwaschanstalt.

Ein amerikanischer Ortskommandant, der sein Quartier in der gräflichen Villa Taveggi auf dem Batterieweg bezog, soll ein gewisser Oberleutnant Georg-Catlet Marshall gewesen sein, der 30 Jahre später durch sein nach ihm benanntes humanitäres Hilfsprogramm „Marshallplan“ (European Recovery Programm = ERP) für das wirtschaftliche Wiederaufbauprogramm (1948- 1952) des zerstörten Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt wurde und 1953 dafür den Nobelpreis erhielt. 5)
Durch seine Freundschaft mit dem damaligen Ortskommandanten gelang es dem Grafen, so manche Bedrängnis der Besatzer von der Kripper Bevölkerung abzuwenden. An Hand der Gästebucheintragung des Grafen Taveggi waren verschiedene hochrangige Militärs bei ihm zu Gast, unter anderem in 1918 ein Lieut. Englebert MAY (Ord.- Officer, Castle Kripp) sowie ein Herman NIEMEYER, BOLLMANN- Major & Comm. of the Field Artillery oder von Weihnachten 1919 „Officer of the 151 Machine Gun Battalion of the 42nd Rainbow Division, the Field Remount Squadron 302“ sowie viele andere hochgestellte Persönlichkeiten. 6)

Welche wohlwollende Vergünstigungen sich aus dieser Freundschaft auf die Kripper Jugend übertrug, geht sinngemäß aus einem Bericht des damaligen Stadtsekretärs Knott hervor, der folgende Begebenheit des 21. Juni 1919 schriftlich fixierte. „Einen Tag vor einer Veranstaltung des JGV Kripp erschien auf dem Bürgermeisteramt ein Vereinsmitglied und verlangte im barschen Ton die Genehmigung zur Abhaltung einer Tanzmusik, über deren Ablehnung bereits vorab der Bürgermeister mit Begründung „Es geziemt sich nicht, dass Deutsche in der augenblicklichen für das Vaterland so unglücklichen Zeit tanzen. Die Erlaubnis wird nicht erteilt!“ entschieden hatte.
Daraufhin erschien umgehend ein anderes Kripper JGV- Mitglied in Begleitung des amerikanischen Ortskommandanten und einem US-Soldaten auf dem Bürgermeisteramt und verlangte nun recht fordernd und barsch nach vorgetragener Kritik „Wir haben 4½ Jahre lang im Schützengraben gelegen und lange genug getrauert, lassen die sich schämen, die den Krieg schuld sind. Morgen wird getanzt“ eine Tanzgenehmigung, die nunmehr nochmals im Befehlston des Kripper Ortskommandant kurz und bündig mit dem Zusatz„Sofort“! vom 1. Beigeordneten verlangt wurde. Für „Ruhe und Ordnung“ würde schon gesorgt. Ein kleiner errungener Sieg der Kripper Junggesellen über die Remagener Stadtverwaltung, der natürlich in Kripp gebührend gefeiert wurde. 7)

Nach dem verlorenen Krieg wurden fast in jedem Ort in den besetzten Gebieten Kirmessen und Tanzbelustigungen abgehalten. Valentin schrieb voller Entsetzen über diese Vergnügungssucht in seinem Tagebuch: “Kirmessen und Tanzbelustigungen aller Orts und dabei noch im besetzten Gebiet. O, welche Zustände. Das Geld wird mit vollen Händen zum Fenster hinaus geworfen, und erst die Sittlichkeit, o, Sodoma Gomorra“. So nahmen die beginnenden „Goldenen Zwanziger“ in Kripp ihren Anfang 8)

Zwar war der Druck des Krieges von den Krippern gewichen, doch es dauerte noch eine längere Zeit, bis sich der normale Ortsalltag wieder einstellte. Für die streng preußisch erzogenen Kripper war die lässige legere Lebensart der Besatzer mit ihren lockeren Umgangsformen in der Tat gewöhnungsbedürftig, sie zeigten sich jedoch den Besatzern gegenüber recht freundlich. Die ersten amerikanischen Besatzungstruppen der Rainbow- Divison (Regenbogen-division) empfanden die Kripper überwiegend als eine umgängliche und humane Truppe. Von der Besatzungsmacht wurde für die Zivilbevölkerung der Passzwang eingeführt und die Ausgehzeit auf 22.00 Uhr beschränkt. Des Weiteren hatten alle Haushaltungsvorstände die Pflicht der Auflistung aller sich im Haus befindlichen Personen auf einen Zettel, der leserlich außen an der Türe zu befestigen war.

 

Morgenappell auf dem Kripper Feld

Nur einige wenige Kripper erhielten unter besonderen Voraussetzungen die Erlaubnis der Besatzungsmacht zum Übersetzen mittels Nachen ins rechts-rheinische gegenüberliegende Linz. Zur Aufrechterhaltung der Moral bei den Truppen diente als Präventivmaßnahme der sogenannte „Schokomädchen-Erlass“, der es weiblichen Personen ohne behördliche Aufenthaltsberechtigung in diesem Bezirk nicht gestattete, sich während der Besatzungszeit ohne Angaben besonderer Berechtigung hier aufzuhalten. Laut Bekanntmachung des Remagener Bürgermeisters unter Nr. 122 A vom 22. März 1919 erging diesbezüglich von der 83. Infantrie-Brigade des Amerikanischen Expeditionskorps nachfolgende Anordnung:

a. Keine Frauen oder Mädchen aus dem Gebiete nördlich von Rolandseck oder östlich vom Rhein dürfen das Gebiet der 83. Brigade betreten, ohne einen Paß, der vom Bürgernmeister oder Ortsvorsteher desjenigen Platzes, den sie besuchen wünschen, unterzeichnet und vom Militärkommandanten dieses Platzes gegengezeichnet ist. Ausnahmen: Solche Frauen oder Mädchen, welche mit der Eisenbahn anreisen auf Grund von Pässen, die von Alliierten Militärbehörden ausgestellt sind, und wo es bei der Entfernung offenbar wirklich unmöglich ist, Pässe wie oben gefordert zu erlangen, darf erlaubt werden einzureisen unter der Bedíngung, daß sie in Empfang genommen werden von wohlbekannten geachteten Bürgern oder von Civilpersonen für die sich die deutschen bürgerlichen Behörden verbürgen. b. Frauen oder Mädchen die auf Grund von Pässen der Alliierten Militärbehörden nach Punkten jenseits des Gebietes der 83. Brigade reisen, sollen nicht angehalten werden, doch dürfen dieselben den Zug nicht an irgendeinem Bahnhof innerhalb dieses Gebietes verlassen. Übertretungen werden streng bestraft. Der Bürgermeister“9)
Um einigermaßen bei der schlechten Versorgungslage über die Runden zu kommen, wurde auch während der Besatzungszeit die Zwangswirtschaft beibehalten. Trotzdem man sich mit den vielen Widrigkeiten der Nachkriegszeit zu arrangieren versuchte, wurden viele Verordnungen der Besatzer von den Krippern als reine Schikane empfunden.
Wie ernst es die amerikanischen Besatzern mit der Hygiene des Ortes nahmen, ergeht aus den nachfolgenden Begebenheiten. Der Fabrikant Grebe, der die ehemalige Kripper Kapelle als Lagerraum angemietet und die wöchentliche Reinigung des dortigen Rinnsteines versäumt hatte, wurde von zwei amerikanischen Soldaten mit aufgepflanzten Bajonett aus seiner Villa geholt und unter Bewachung persönlich zur Reinigung des Rinnsteines am Johannessaal gezwungen. 10)


Läuse, die unheimlichen allgegenwärtigen 2. Feinde an der Front wurde erfolgreich mit dieser Maschine bekämpft.


Des weiteren ging schriftliche Order der Besatzungsmächte an die Kripper Bürger, dass jeder private Misthaufen in den Höfen wegen Geruchsbelästigung mit Stroh geruchssicher abzudecken sei. Das Nichtbefolgen der schriftlichen Aufforderung zur zwangsweisen Reinigung des Ortes wurde als Kriegsgerichts-sache erklärt. Die im Landeshauptarchiv archivierten Anordnungen der Besatzungsmacht werden hier jeweils unter Beibehaltung der Orthographie transkribiert.

Befehlsbschrift!

Headquarters 83RD Infantry Brigade
American Expeditionary Forces.
G e r mn a n y
29. December 1918.

Vom :General 83rd Inf. Brigade.

Zum : Bürgermeister von Remagen, unt Remagen Lant.

Inhalt : Aufreumung.

" 1. In Remagen und Remagen Lant wo Amerikanische Truppen sint hat sich in dieser Zeit fiel dreck gesamelt zum beispiel blech kannnen unt papier. Welches sehr schlimm aussiet.

2. Am Donnerstag den zweiten Januar 1919 Sint sie angeortnet das alle stäte, unt dörpher in eurer kreis die bei Amerikanischen Truppen besätz sint reine zu machen von diesem vorher genanten dingen. So das Remagen, unt Remagen Lant recht proper sint. Diese Arbeit wird unter der befehl des Sanitary Offizier des amerikanischen Armee sein.

3. Sie werden den Sanitary Offizier von Remagen besuhen dieser wirt euch bescheit geben wie diese arbeit geshen soll. Dieses sollen auch die Gemeinde forsteher tuhn. Diese Besuhung muss bei abent Januar ersten Gemacht werden."


Auftrage des Brigade General Caldwell
gez. Unterschrift.
Wm. B. Livingston
1st Lieut. Aide-de-Camp.
Brigade Officer for Civil Affairs


11) LHAKO 635/ 826
(Vermerk = Abschrift der Archiveinlage unter Beibehaltung der Orthographie)


Im krassen Widerspruch stand dagegen das Verhalten der Besatzer, die für das Beheizen ihrer Gulaschkanone im Hof bei Lohmers (Hotel Rhein-Ahr) zu bequem waren, Kohlen, die für die Besatzungstruppen zentral auf dem Schulhof gelagert waren zu holen und die Öfen statt dessen mit Speckseiten befeuerten. Das Gebiet um die Gulaschkanone war stets zu den Mahlzeiten ein beliebter

Spielort für die hungrigen Kripper Kinder.Je nachdem welch herzensguter Soldat gerade Küchendienst versah, konnte man etwas von dem übrig gebliebenen Teig-oder Essensrest erhaschen“. 12)

Die abgebrannten Speckschwarten wurden danach zur Entsorgung vom Küchenpersonal einfach in die Wiesen geworfen, die zur Freude des hiesigen Schumachers damals mangels des sehr teuren Ledermaterials behelfsweise als Schuhsohlen dienten. Auf der rechten Seite der heutigen B 266 von der Kiesgrube der heutigen Betonunion bis zur Bahnlinie befand sich ein riesiges Militärcamp. In zwei großen Zelten, jedes davon doppelt so groß wie ein Kirmeszelt,


Fuhrpark rechts der Ahr 


wurden von den Besatzern Freizeitgestaltungen und Truppenbelustig-ungen wie Boxen, Tanzen und Kinoveranstaltungen abgehalten. Angrenzende Mannschaftszelte erweiter-ten das Camp. Zwei lange Holzbaracken befanden sich in Höhe der heutigen Betonunion, worin die Lebensmittel der Besatzer deponiert waren. Die Villa Hettlage, (heutiges Vito- Irmen Verwaltungsgebäude) diente als Sanitätsstation der Truppe und war dementsprechend eingerichtet worden.

Hinter dem Godenhaus bis zur Ahr hin befanden sich in der Sinziger Feldflur "Grün" auf 100 Morgen- Gebietsgröße einige kleine Flugzeughangars, mit einem kleinen provisorischen US- Flugplatz auf den Rheinwiesen (Sinzig, Rasterweg) und rechts der Ahr in der Flur "Auf Grün" ein Militärfuhrpark von 60 Morgen. 13)

Der Gewölbekeller des Godenhauses und Räume des Remagener Brückenturms dienten den Besatzern als Prison (Gefängnis). Ein interner Wechsel der amerikanischen Besatzungsmacht erfolgte am 5. April 1919. Die Ablösung der bisherigen humanen Rainbow-Divison (Regenbogendivision) erfolgte durch die 2. Kleeblatt-Division, die mit sofortiger Wirkung ein strengeres Regiment aufzog und ein striktes Verbot der Fraternisierung einhielt. Hierzu vermerkt Valentin:„Am 5 ten April 1919 ist die bisherige Amerikanische Besatzung durch andere Amerikanische Truppen abgelößt worden erstere sind nach Amerika. Es ist von den bisherichen Truppen recht viel Annoliert worden." 14)

Ein um 200 Morgen großes Areal des Ahrmündungsgebietes von Kripp bis hinter Sinzig war zur Besatzungszeit eingezäunt und glich einer riesigen Pferdekoppel. Hier befand sich in den Fluren "Godenhaus-und Linzerwiesen, im Dorn und im Brühl" das Pferdedepot mit über 25.000 Pferde und Mio´s (hochbeiniger Bastard von Eselhengst und Pferdestute) der US- Armee. Täglich kamen neue hinzu. Es sollen sogar zeitweise bis zu 40.000 gewesen sein. 15)
Die Kommandantur der Pferdeverwaltung befand sich zeitweise in der Kripper Kapelle, dem heutigen Wohnhaus Quellenstr.34. Zwei mal wöchentlich wurden hier Pferdeversteigerungen abgehalten. 16)

 
Hierzu vermerkt Valentin in seinem Tagebuch 
" Die Amerikaner haben den ganzen hohen Dorn (Flurbezeichnung an der Ahrmündung) vom Leinpfad bis alte Straße einschließlich Ahr rechtes Ufer und von der alten Straße einschließlich Mühlenteig bis zur Eisenbahn linkes Ahrufer eingezäunt für Pferdeplätze. Zirka 25.000 Pferde sind da eingebracht, wovon 2 x wöchentlich Pferde versteigert werden und kommen immer wieder andere dazu. Kein Grashälmchen sieht man mehr auf diesen Plätzen".17)

Wegen der Gefahr der Überweidung wurden täglich Unmengen an gepresstem Heu als Beifutter vom Bahnhof Sinzig nach Kripp transportiert. Zum großen Unmut des Besatzungskommandanten wechselten während der Besatzungszeit viele Pferde und Mulis aus dem Kripper Pferdedepot illegal für einige Flaschen Kripper "Hochprozentiges" den Besitzer und gelangten nachts schwimmend von Kripp ans Linzer Ufer, um von dort aus, wie zahlreiche Berichte im Landeshauptarchiv Koblenz belegen, bis in den Westerwald unter der Hand verkauft zu werden. 18)

Der Pferdediebstahl nahm zeitweise derart überhand, so dass die Besatzungskommandantur beim Remagener Bürgermeister Beschwerde erhob und hohe Strafen androhte. So wurde der Sohn eines Bauern von der Oberkripp inflagranti beim illegalen Pferdedeal ertappt und mit einer derart hohen Strafe belegt, dass die Eltern zur Auslösung einige Felder verkaufen mussten. 19)


Zur Vorbeugung von weiteren Pferdediebstählen erfolgte auf Anordnung der amerikanischen Behörden eine Bekanntmachung des Remagener Bürgermeisters vom 2. Januar 1919....daß keine Boote zum rechten Rheinufer fahren und dort landen dürften, mit....“

gez. Bürgermeister Geelen, m. d. B. um Abschrift an die Bezirksvorsteher mit der Bitte um weitere Veranlassung übersandt. 20) Der Fährbetrieb wurde vom US-Ortskommandanten bis zum 21.7.1919 eingestellt.



Das beschlagnahmte Remagener Personenboot "EXPRESS" mit MG-Heckaufbau 
während der permanenten Patrouillenfahrt zwischen Remagen und Koblenz. 

Zwei mal wöchentlich wurde der angefallene Pferdedung der 25.000 Besatzungspferde am westlichen Ortsausgang Kripp´s, weit unterhalb der jetzigen Abzweigung von der B 266 zum Godenhaus, auf einem riesigen dampfenden mehrerer Meter hoher Misthaufen angefahren, der für die Landwirte für die Auflockerung des Ackerbodens im Remagener Feld abgegeben, aber wegen des minimalen Düngeeffektes ungern angenommen wurde.


Abschrift

HEADQUARTERS THIRD ARMY
AMERICAN EXPEDITIONARY FORCES
MARCH 25 1919

"PROKLAMATION"

"Die Anhaufung von Pferde-oder Viehdunger, in den von amerikanischen Truppen besetzte Ortschaften, muss vor den 1st Mai 1919, weggeschafft werden. Darnach wird die Anhaufung von Dunger in Ortschaften dadurch verhutet das er wenigstens zweimal jede Woche weggschaft wird. Der Dunger mag auf die Felder gestreut, oder auf Haufen zusammon gebracht werden, die wenigstens 1000 Meter ausserhalb der Ortsgrenzen sein müssen. Wer dieser Verordnung zuwiederhandelt wird vor das Kriegsgericht gestellt werden."

By command of Major General DICKMANN

KALIN CRAIG,
Brigadier General,G.S.
Chief of Staff.

By order of Captain LYRCH;

O:C:C:A:

21) (LHKO 635/ 826, Abschrift der Archiveinlage unter Beibehaltung der Orthographie)

Zum Ärger der Ortsbewohner zogen während den Trockenperioden riesige Staubwolken, verursacht durch die herumlaufenden Pferde und Mio´s, je nach vorherrschender Windrichtung über Kripp und überzogen Bäume, Feldfrüchte und Gebäude mit weißlichem Staubpartikeln getrockneten Pferdedung.

Gottfried Valentin notiert dazu nach einer schrecklichen Trockenperiode von 32 Grad Celsius im September 1919 in seinem Tagebuch "Ganze Wolken von Staub, verursacht durch die Pferde und Mio´s zogen je nachdem der Wind kam durch die Luft, nichts wie Staub überall. Bäume, Futter, Bohnen, Gemüße alles voll Staub". 22)

Des Weiteren waren die Ortsbewohner starken Geruchsbelästigungen durch die Pferdehaltung, besonders durch ein riesiges Pferdemistdepot in Höhe des Godenhauses bei hier überwiegend herrschenden Westwinden ausgesetzt. Noch Jahre nach der Besatzungszeit wuchsen überall auf diesen Wiesen an ehemaligen Pferdedungstellen Unmengen von Champions. Laut Chronik Sinzig waren die ganzen Wiesen "im Dorn" weithin mit Senfpflanzen überwuchert, ..."welche durch die stellenweise dick aufgelagerte Dungdecke des amerikanischen Pferde-Depots zu üppigen Wachstum gediehen." 23)

Bei einer unerwartet schnellen Hochwasserflut im Winter 1919/ 20 sollen viele Maultiere und Pferde auf den Ahrwiesen ertrunken sein. Bei diesem Hoch-wasser verfingen sich unzählige Benzin- und Lebensmittelfässer eines überfluteten US- Magazins am Oberrhein im Weidengestrüpp des Ahrmünd-ungsbereiches zur Freude der Kripper. Es wurde viel gelandet, doch die Besitzfreude währte nicht lange. Hierzu vermerkt Valentin: 



authentisches Foto der angelandeten Fässer 


Hierzu vermerkt Valentin: 

"Eine unmenge Zeug kam getrieben Fässer gefüllte Amerikanische Benzinfäßer, Eichen und Buchenstämme sehr viel anderes Holz...( )...Joh und Peter haben auch sehr viel gelandet...()...Beim 2ten Hochw: war in Benndorf ein Amer: Öhllager abgetrieben. 1000 und abertausende volle und leere Faß und Kisten kamen wie Eisschollen den Rhein herunter getrieben. da gabs zu landen, aber alles abgegeben nichts erhalten." 24)

Vermutlich wegen Verstöße gegen die für die amerikanischen Besatzungsmacht bestehende Prohibition erging im Mai 1922 vom Koblenzer Hauptquartier der Besatzer an den US-Ortskommandanten folgendes Schreiben:

HEADQUARTIERS AMERICAN FORCES IN GERMANY ZONE MAJOR, 1st. BRIGADE 115 STADTHAUS, COBLENZ
Alle Befehle betreffend des Verkaufs von Getränken an die Truppe sind noch in Kraft im ganzen amerikanisch besetzten Gebiet. Bitte benachrichtigen sie den Bürgermeister von Remagen dementsprechend.
gez. Pinkerton“.25)

Laut Nachweisung der sich im Stadtgebiet mit festem Wohnsitz aufhaltenden Amerikaner, Engländer, Franzosen und Belgier, aufgestellt am 11.1.1923, waren in Kripp 2 ausländische Familien gemeldet. Dies waren 3 englische Staatsangehörige der Familie Cranford-Kehrmann, whft. seit 1921 in Kripp, Rheinallee 8 (späteres Kurhaus), sowie die 3 belgischen Staatsangehörige der Familie Franz Mertens (gräflicher Chauffeur), whft.: seit 13.11.1922 in Kripp, Batterieweg 13, heute Haus 16-18. 26)

Nach dem Abzug der Amerikaner kam 1923 die französische Besatzungsmacht.
Kripp blieb jedoch von größeren Einquartierungen verschont. Es begann die bitterste Zeit der Armut, da die Franzosen selbst nichts zu verteilen hatten. Unter französischer Besatzung verkehrte die Fähre mit einer Nachenverbindung zum unbesetzten Linz nur stundenweise beschränkt auf einen eingegrenzten Personenkreis.
Das in 3 Besatzungszonen besetzte Rheinland wurde sukzessive von 1926 bis 1930 von den fremden Besatzungsmächten geräumt. Die 1. Zone mit dem am südlichsten Punkt endenden Gebiet Remagen mit Kripp wurde von der französischen Besatzungsmacht am 31. Januar 1926 geräumt, was in Remagen und Kripp am 6. Februar 1926 gebührend gefeiert wurde. Anlässlich der "Befreiungsfeier" zog man nachmittags mit Musik, Böllerschüssen und mit einem festlichen Geläute der neuen Glocken zur Ahrmündung, um dort unter Jubel der hiesigen Bevölkerung an einer einzementierten Eisenstange die von der Frankfurter Nationalversammlung 1848 übernommene deutsche schwarz - 
rot - goldene Flagge zu hissen und das Besatzungsende zu dokumentieren. Während dem Glockengeläute dieser Feier huldigte man telegraphisch dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Berlin. 27)

Später, Anfang Dezember 1929, feierte man im benachbarten Sinzig und im restlichen Kreisgebiet das Ende der II. Besatzungszone mit Musik und Feuerwerk und am 30. Juni 1930 fand laut Haager Konferenz die Räumung der III. und letzten Besatzungszone statt. Das Rheinland war nun endlich wieder frei von fremder Besatzung. Überall wurde die Befreiung des Rheinlandes überschwänglich gefeiert. Eigens zu diesem Anlass fuhr das Luftschiff „Graf Zeppelin“ in der sogenannten „Befreiungsfahrt“ am 6. Juli 1930 in Richtung Andernach an Kripp, Sinzig, Bad Breisg und Brohl vorbei. 28)
Als Schaden durch die Besatzungstruppen für die Gemeinde Kripp wird durch den Landrat lediglich der Verlust eines Kahnes im Werte von 400 Mark aufgeführt. 29)

Fotonachweise:
Rhein-Ahr, Villa, etc. ?
Johanneskapelle: Repro: Willy Weis
Boot: Archiv Weis/Funk,

Alle anderen militärbezogene Fotos sind Archivfotos des US-Nationalarchiv Washington und wurden dort von den Verfassern reproduziert. Die jeweiligen Scan-Nr. liegen den Verfassern vor.


Quellenangaben:
1) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S. 32 2) LHKO 635/ 939, Billeting Certificate und Distributing List) 3.) LHAKo 635/ 939 4) Protokollbuch der St.-Sebastianus-Schützengesellschaft Kripp, siehe Jahr 1920- 5) unbekannter ZA zum Tode der Gräfin Elfriede 1966 6) Auszug des gräflichen Gästebuches durch die mit uns korrespondierende Urenkelin in England 7) LHAKo 635/ ?? 8) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S. 34 9) LHAKo 635/ 826 10) mündl. Angaben des Zeitzeugen Michael Schumacher ,* 1902, + 2000, Kripp 11) LHAKo 635/ 826 12) mündl. Angaben des Zeitzeugen Paul Ueberbach, Kripp + 13) Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass Sinzig, S. 170 14) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S. 33 15) Leonhard Janta, AW) 16) mündl. Angaben der Zeitzeugen Michael Schumacher + und Alois Ueberbach+, Kripp 17) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S. 33 18) LHAKo 635/826 =Berichte der amerikanischen Militärbehörde über US- Pferdediebstähle, mündl. Angaben des Zeitzeugen Alois Ueberbach + 19) mündl. Angaben des Zeitzeugen Michael Schumacher + 20) LHAKo 635/ 826 21) LHAKo 635/ 826 22) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S.
34 23) Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass Sinzig, S. 170, Fußnote 55 24) Tagebuch des Kripper Bürger Gottfried Valentin, S. 36 25) LHKAo 635/827 26) LHAKo 635/ 792 27) mündl. Angaben des Zeitzeuge n Michael Schumacher ,* 1902, + 2000, Kripp. dsgl. Chronik der Stadt Remagen 1879-1931, S. 46 ff von Klaus Flink sowie Sinzig und seine Stadtteile, H. Kleinpass,S.175 Anmerkung der Verfasser: Der Ursprung der Flaggenfarbkombination Schwarz- Rot- Gold, die freiheitlich demokratische Bestrebungen dokumentieren soll, geht zurück von den Uniformfarben des Lützowschen- Freicorps (schwarzes Tuch mit roten Aufnähern und goldenen Knöpfen) zur Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon (1813, als Synoym freiheitlich demokratischer Bestrebungen. Dieses Jägercorps wurde 1813 von Freiherr Adolf von Lützow, preuß. Generalmajor ab 1822, auf Wunsch Wilhelm Friedrich III. von Preußen aus patriotisch gesinnten Freiwilligen aufgestellt. 28) Heimatjahrbuch 1998 Kreis Ahrweiler, S.105-107, „Zeppeline über der „Goldenen Meile“, von Willy Weis und Hildegard Funk. 29) LHAKo 635/ 743 Bekanntgabe Landrat.



Gedenkkreuz Ahrtal


von Willy Weis & Hildegard Funk


Das schmucklose Holzkreuz im unteren Bereich der Straße "Zum Ahrtal" im Kreuzungsbereich des Badenackerweges in Nähe der historischen Furt über die Ahr ist eine Neuerrichtung von 1979 als Ersatz für ein ehemaliges altes Kreuz, dass an gleicher Stelle über "Hundert Jahre" lang gestanden haben soll und vor einiger Zeit der Verwitterung zum Opfer fiel.

Neuerrichtung 1979 auf dem Bild Horst Fuchs, Ludwig Berger und Johann Berger


Das Holzbalkenkreuz steht auf einem Betonsockel von 40 x 35 cm, und es hat eine Höhe von 2,65 Meter und eine obere Kreuzbalkenbreite von 107 cm. Ein geschiefertes Holzdach von 20 cm Breite bietet dem Kreuz einen gewissen Schutz vor Witterungseinflüssen. Oberhalb des dort angebrachten gekreuzigten Christuskorpus aus Zinkspritzguss von 28 cm Höhe und 20 cm Armspannweite befindet sich eine Tafel mit der Kreuzesinschrift "INRI" ( Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum = Jesus von Nazareth, König der Juden).


                                                                                                         Foto Weis

Das Holzkreuz befindet sich erhöht am Wegesrand des nach Norden hin leicht ansteigenden Badenackerhanges, eingebettet in idyllischer natürlicher Lage von Wiesen mit Obstbäumen. Es ist über 6 Treppenstufen, flankiert von zwei Tujas und Kriechkoniferen zu erreichen. Alten Flurbezeichnungen zur Folge befand sich in diesem Bereich der Flur 6 der mittelalterliche Richtplatz der Remagener Gerichtsbarkeit, wo verurteilte Diliquenten bis 1740 durch den Henker gerichtet wurden. Dies ist katasterlich nachvollziehbar. (,ahm Remagener Gericht, ahm Gericht 1536). An dieser Stelle dürfte wohl das erste und älteste Kreuz aus dem Mittelalter gestanden haben.

Gemäß katasterlichen Einzeichnungen in alten Gebietskarten hat dort, 125 m südlich der Quellenstraße, schon immer ein Kreuz gestanden.  Der Grund für ein dortiges Kreuz ergibt sich aus dem Mittelalter, denn dem alten Glaube nach blieben an solchen Orten die unruhigen Geister der Gerichteten weiterhin lebendig. Aus diesem Grund errichtete man dort Gedenkkreuze, um spukenden verderbten Seelen der Gerichteten Einhalt zu bieten.

Verständlicher Weise nach durften diese Kreuze aus Angst vor Spuk oder Niedergang weder versetzt noch entfernt werden. Anno 2007 wurde dieses 1979 errichtete Kreuz durch Initiative des Heimat- und Bürgervereines Kripp renoviert und weiterhin gepflegt. 


Fotos vom alten Kripp
vorgestellt von Horst Krebs