Ende der Kripper Lederfabrik

von: Horst Krebs

Die Kripper Lederfabrik wurde um 1905 erbaut, im Jahre 2006 wurden die Einrichtungen ausgebaut. Die meisten Gegenstände  wurden versteigert. Viele Maschinen gingen nach Indien und Pakistan. Der letzte Tag der Lederfabrik war auf dem Wandkalender abzulesen. Die rote Markierung blieb auf dem 27. Juli 2006 stehen. Einhundert Jahre Arbeit und Brot neigten sich dem Ende.

Das Werkstelefon war schon ein Unikat. Keine Verbindung zur Außenwelt. Man erreichte das Büro und die Fachabteilungen auf dem Werksgelände. Bei der Entkernung des Fabrikgebäudes wurde das Telefon aus der Wand gerissen, ein Sammlerstück bester Güte.

Der Tag des Endes der Kripper Lederfabrik markiert das Ende einer großen Vergangenheit: "Kripper Leder", das stand für Qualität. Das Familienunternehmen war eine feste Größe in der Branche. Seit über 100 Jahren wurde in der Fabrik, im beschaulichen Kripp nahe Bonn gelegen, Leder verarbeitet. Und nicht selten für bekannte Namen – Brockhaus zum Beispiel. Monate lang stand die Fabrik leer, bis das Unternehmen in diesem Jahr endgültig zerschlagen wurde. Die Journalisten Volker Lannert und Benjamin O`Daniel sprachen mit ehemaligen Mitarbeitern und begleiteten die Insolvenz.

In Glanzzeiten gab es hier bis zu 120 Mitarbeiter. Ein ehemaliger Mitarbeiter sagte:“Ich habe die alten Stechuhren gesehen, da waren 120 Fächer für Mitarbeiter. Als ich hier eingestellt wurde, waren es noch 50 später dann 30 in der Produktion und jetzt ist niemand mehr hier.”

Hier wurde Kleinleder hergestellt, Buchleder produziert für Bibel und Kalender. Die Firma entstand 1905 und wurde gegründet durch den amerikanischen Großindustriellen Clemens Heitemeyer, kam später in den Besitz des italienischen Grafen Taveggi und war danach im Besitz der Familie Gummersbach.

Das war das Büro vom Gerbermeister, es war ständig abgeschlossen, da hier gefährliche Chemikalien gelagert waren, auf die nur er Zugriff hatte. Hier gab es etliche Farben und der Gerbermeister war verantwortlich für die geforderte Mischung dieser Farben.

Das wars. Die Maschinen sind ausgebaut und kommen in die Industrieversteigerung.

Hier eine kleine Chronik der Kripper Lederfabrik:

Erbauer der Fabrik war der amerikanische Unternehmer Clemens Heitemeyer. Er ließ das Fabrikgebäude aus gebrannten Steinen der daneben gelegenen im Jahr 1898 gegründeten Dampfziegelei mauern. Conte Cioacchino (Joachim) Taveggi, der italienische Schwiegersohn Heitemeyers, hatte offenbar die Idee zum Bau des Kripper Mausoleums für die gräfliche Familie, das heute als Gedenkstätte für die Zivilopfer des 2. Weltkrieges aus Kripp dient.

Später wurde die Fabrik vom Familienbetrieb Gummersbach übernommen. In den besten Zeiten waren in der Lederfabrik bis zu 120 Mitarbeiter mit Produktion und Versand beschäftigt. Zum Schluss arbeiteten dort aber nur noch 20 Mitarbeiter. Zuletzt hatte sich die Firma auf die Fertigung von Täschnerleder spezialisiert. Die Produktionsschiene Hand-Saffian Ziegenleder wurde beibehalten. Außerdem wurden nach einem alten galvanischen Verfahren Prägeplatten hergestellt und weltweit versandt. Bis zum Sommer 2006 wurde in der Fabrik hochwertiges Leder unter anderem für Bücher, Bibeln und Kalender verarbeitet. Auch "Brockhaus" ließ dort Umschlagleder fertigen. Am 27. Juli 2006 hatten die Angestellten dort schließlich ihren letzten Arbeitstag.[1]

Der Insolvenzverwalter der Kripper Lederfabrik GmbH und ein Privatinvestor aus der Region hätten einen Kaufvertrag über das Firmengelände geschlossen, berichtete die Rhein-Zeitung am 15. Dezember 2009. Mehrere junge Existenzgründer und ihre Firmen würden sich dort demnächst ansiedeln, habe Remagens Bürgermeister Herbert Georgi mitgeteilt. Verhandlungen gebe es allerdings noch "hinsichtlich des durch den Fabrikbetrieb belasteten Grundstücks". Der neue Besitzer wolle die Bausubstanz aus dem Jahr 1908 erhalten - auch deshalb, weil es sich "um ein ortsbildprägendes und geschichtsträchtiges Gebäude handelt."

Zur Ursache des Brandes am 29. April 2010 hieß es im General-Anzeiger: "Durch die Arbeiten eines Privatmannes mit einem Trennschleifer in einem der oberen Räume entzündeten sich dort vorhandene Farbreste durch den Funkenflug. Das so entstandene Feuer drang durch eine Bodenöffnung nach unten und setzte Vlies- und Zellstoff in Brand.




Alle unsere Fährendokumentationen in der Kripper Schriftenreihe wurden uns von Herr Alexander Bohrer zur Verfügung gestellt. Herr Bohrer erreichen sie unter alex@faehrenfan.de. Er ist Mitautor unserer Webseite www.Geschichte-Kripp.de

Die ersten Jahre nach dem 2.Weltkrieg waren harte und entbehrungsreiche Jahre. Sie waren geprägtdurch Trümmer und Aufräumarbeiten. Mitte der 1950er Jahre ging es den Menschen im Allgemeinen schon besser und der wirtschaftliche Aufschwung hatte eingesetzt. Immer mehr Menschen konnten sich ein Auto leisten und der Individualverkehr wurde mehr. So wundert es auch kaum, das auch die Fährgesellschaft davon profitieren konnte. Eine immer größer werdende Zahl an Fahrzeugen wollte täglich über den Rhein übergesetzt werden. Schon bald wurde der Fährgesellschaft klar, das die beiden bisherigen Fähren, die Autofähre "Linz-Bad Kripp“ und die kleinere Motorfähre "Finte“ dem Ansturm bald nicht mehr gewachsen sein würden. Beide Zusammen schafften im Schnitt 28 PKW pro Überfahrt, wobei die "Linz-Bad Kripp“ mit bis zu 20 PKW (je nach Größe) beladen werden konnte, während die "Finte“ mit Ihren 10 Tonnen Tragfähigkeit, im Normalfall aber nur Platz für 8 PKW hatte. Es war also ganz schnell klar, das die "Finte“ zu klein geworden war und keine Entlastung mehr für die "Linz-Bad Kripp“ darstellte; es musste eine größere Autofähre beschafft werden. Da gebrauchte Autofähren zu der damaligen Zeit nicht verfügbar waren, erst recht nicht in der gewünschten Größe und mit der benötigen Transportkapazität, begannen man alsbald mit den Planungen für den Bau  einer modernen und großen Autofähre. Am 2. November 1959 war es soweit, die Schiffswerft Hilgers AG in Rheinbrohl erhielt den Auftrag zum Bau der bis dahin größten Autofähre für die Fährgesellschaft Linz-Kripp GmbH, dem Fährschiff "St. Johannes“. Mit ihren technischen Daten war die Autofähre "St. Johannes“ mit Indienststellung 1960 zwar nicht die größte Autofähre auf dem Rhein, aber die neuste und modernste ihrer Art. Größer (länger) waren nur noch die beiden älteren Seitenpfortenfähren "Hitdorf“ zwischen Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel und die "Königswinter“ II, (Spitzname Oma) zwischen Königswinter und Mehlen und die etwa gleich große, nur ein Jahr jüngere Doppelendfähre "Loreley V“ zwischen St. Goarshausen und St. Goar. Die Kiellegung der "St. Johannes“ erfolgte am 29.01.1960 auf der Helling der Hilgers Werft in Rheinbrohl. Der eigentliche Baubeginn hatte schon früher begonnen, da die "St. Johannes“ in der neuen und modernen Sektionsbauweise gefertigt wurde.


Am 30.06.1960 liegt das Schiff klar und bekränzt in Rheinbrohl zur Fahrt nach Linz bereit, wo die Übergabe stattfindet.

Durch die Sektionsbauweise war es möglich, einzelne Bauteile und ganze Baugruppen in der Werfthalle vorzufertigen. Für den Zusammenbau auf der Helling, also der eigentliche Kiellegung, bedeutete das eine erhebliche Zeitverkürzung, so das der Stapellauf bereits 5 Monate nach der Kiellegung, am 21. Juni 1960 erfolgen konnte. Nach dem die  "St. Johannes“ den Stapellauf erfolgreich gemeistert hatte, wurde sie am Ausrüstungspier der Hilgers Werft vertäut und weiter komplettiert. Bereits 7 Tage später, am 30.06.1960 ist sie fertig ausgerüstet und liegt zur Überführungsfahrt nach Linz bereit. Für die kurze Fahrt nach Linz wurde sie von den Werftarbeitern mit Flaggen, kleinen Wimpeln und Kränzen geschmückt. Bis über die Toppen beflaggt und bekränzt, liegt sie so am Rheinbrohl Ufer, bereit um sich auf den Weg nach Linz zu machen, wo die feierliche Übergabe stattfinden soll.
War während  des Stapellauf bis hier hin noch alles glatt gelaufen, passierte an diesem Nachmittag kurz vor der Übergabe eine kleine Panne: Beim Ablegen kollidierte die "St. Johannes“ mit dem ebenfalls an der Werft liegenden Bunkerboot "Marleen“. Die Schäden blieben zum Glück an beiden gering.



Ankunft der St. Johannes in Linz

Um 15 Uhr Nachmittags trifft die "St. Johannes“ in Linz ein, wo sie bereits sehnlichst erwartet wird. Im Rahmen eines Festaktes wird sie an die neuen Eigentümer, der Fährgesellschaft Linz-Kripp GmbH und ihrer neuen Bestimmung übergeben. Mit dem Eintreffen des Neubaus in Linz / Kripp begann am 30. Juni 1960 ein neues Kapitel in der Geschichte der Fährgesellschaft. Eine bis dahin noch nie dagewesene Menge an überzusetzenden Fahrzeugen konnte nun mit den beiden großen Autofähren, der "St. Johannes“ und der "St. Martin“ bewältigt werden. Die kleine "Finte“ konnte da endgültig nicht mehr mithalten und wurde zum Jahresende an den Fährmann Heinz Lurz aus Kaiserswerth - Langst  verkauft.

Empfang der neuen Autofähre ”St. Johannes” in Linz durch die Linzer und Kripper Bürger. 
Foto: ® Archiv Fährgesellschaft

Im Laufe der 30 jährigen Dienstzeit in Linz am Rhein wurde die Fähre "St. Johannes“ natürlich regelmäßig renoviert und modernisiert. Einer dieser größeren Umbauten wurde bereits 1972 durchgeführt. Bedingt durch die Größe und dem Antrieb mit nur 4 feststehenden Schrauben über Schaltgetriebe, und den dahinter liegenden Rudern, war die "St. Johannes“ alles andere als wendig. Sie reagierte schwerfällig und lies sich im Bereich der Fährrampen nur schlecht manövrieren, vor allem war sie sehr windanfällig. Darum entschied sich die Fährgesellschaft, sie bei der Hilgers Werft mit 4 Schottel - Ruderpropeller umrüsten zu lassen. Dazu musste der Rumpf so umgebaut werden, das die Ruderpropeller in den Ecken unter den Pylonen eingebaut werden konnten. Die beiden Antriebsmotoren blieben unterhalb der Deckshäuser und wurden über lange Antriebswellen mit den Ruderpropellern verbunden. Die nicht mehr benötigten Ruder wurden ausgebaut und der Rumpf in diesem Bereich verschlossen

Mit den neuen Schottel Ruderpropellern erreichte die "St. Johannes“ eine bis dahin nicht gekannte Manövrierfähigkeit und Wendigkeit. Es war sogar möglich, sie auf dem Teller zu drehen oder seitwärts zu fahren. Diesen Vorteil konnte man nun gezielt nutzen, um auch bei stärkerem Schiffsverkehr eine Lücke zwischen den Schiffen für eine Überfahrt auszunutzen. Selbst die Anlegemanöver waren nun deutlich einfacher und gingen zügiger von-statten, was wiederum eine Zeitersparnis einbrachte. Das Anfangs verbaute Holzdeck, wurde in den Jahren durch ein robusteres Stahldeck mit Rautenbelag ersetzt, die Ketten zum heben der Fährklappen gegen Hydraulikzylinder ausgetauscht.

Manfred Geyer aus Kripp steuerte die St.Johannes

In den Folgejahren hielt auch ein modernes Radargerät Einzug in den Fahrstand der "St. Johannes“, wodurch sie wetterunabhängig wurde und nun auch bei Nebel oder schlechter Sicht übersetzten konnte. Auch farblich veränderte sich die "St. Johannes“: Mitte der 1980er Jahre wurde der ursprünglich gelbe Rumpf mit schwarzem Trenn- Zierstreifen in rot umlackiert. Für uns Schüler, die täglich nach Linz zur Schule fuhren, war die neue Radaranlage ein Rückschritt. Es fielen keine Schulstunden mehr aus.


März 1990 / Abschied von "St. Johannes" 

Auch für die "St. Johannes“ kam die Zeit, wo sie nicht mehr die Nr. 1 unter den Linzer Fähren war. 1971 kam die neue und größere Autofähre "Stadt Linz“, welche die alte "St. Martin“ ablöste und gleichzeitig die "St. Johannes“ zur Zweitfähre degradierte. 1987 folgte schließlich die noch größere Autofähre "Linz-Remagen“ (I) und degradierte sie nun Endgültig zur Ersatzfähre. Da sie nun überwiegend nur noch am Ufer vertäut vor Anker lag, versuchte die Linzer Fährgesellschaft sie unter anderem an die Elbe zu verkaufen, doch war sie für den dort geplanten Fährbetrieb zu groß und der Verkauf kam so nicht zu Stande. 3 Jahre suchte man vergeblich nach einem Käufer, bis schließlich im März 1990, nach rund drei Jahrzehnten als Autofähre im Linzer Fähreinsatz, nun auch die Zeit für die "St. Johannes" gekommen zu sein schien. Eine englische Maklerfirma zeigte Interesse und kaufte Sie zum Einsatz als Fähre auf dem Magogoni Creek zwischen Dar es Salaam City und Kigamboni, gelegen  in Tansania, an der Küste des Indischen Ozean.

1994 Was wurde aus der "St. Johannes“ 

1994 machte sich der Traditionsverein Kripp auf die Suche nach der ehemaligen "St. Johannes“. Dank der Hilfe der Deutschen Botschaft in Dar es Salaam wurde man auch schnell fündig. Am 04.06.1994 erhielten Sie die amtliche Bestätigung, das die "M.V. Alina“, die ehemalige "St. Johannes“, auf einem Trockendock einer Werft in Dar es Salaam stark beschädigt und nicht betriebsbereit zur Generalüberholung liegt. Ein großes Loch wurde beim Abriß eines Propellers in den Bug gerissen, und ein weiterer Propeller ging verloren. Er ruht unauffindbar auf dem Grund des indischen Ozeans. Mangels Ersatzteilbeschaffung wird die Fähre in Zukunft nur noch mit 2 Antriebspropellern und somit nur noch mit halber Kraft fahren. Auch Manfred Geyer, einer der früheren Fährmänner der "St. Johannes“, hat sich nach seiner Pensionierung auf die Suche nach der alten Fähre gemacht und wurde ebenfalls fündig. Die "M.V. Alina“ war erneut stark beschädigt, ob von einem Unfall oder durch einen Sturm, konnte bisher nicht geklärt werden. Aufgrund der sichtbaren Beschädigungen liegt die vermutet nahe,  das es eine Kollision mit einem Schiff gegeben haben muss, da bei der "M.V. Alina“ einer der Tragarme der Fährklappen verbogen ist.


2014 Letzte Informationen

Ich habe daher erneut Google Maps bemüht und den Hafen von Dar es Salam abgesucht. Gegenüber den Cargo Terminal für die Hochseeschiffe wurde ich fündig: Mehrere Schiffe liegen dort am Strand auf und rosten vor sich hin. Für diesen Bereich habe ich bisher nur ein Foto finden können. Es zeigt den Strand und einen Teil einer der Hallen. Die Halle ist mit einem seitlich von der Decke hängenden Sichtschutz ausgestattet und verhindert so einen Blick auf das darunter abgestellte Schiff. Die 4 Hallengebäude sehen mir auch nicht nach einer regulären Schiffswerft aus, obwohl vom Strand aus eine kleine Helling an Land führt. Oberhalb davon gibt es eine kleine Drehscheibe, über die die Schiffe unter die Hallendächer gefahren werden können. Es könnte sich daher um einen militärischen Sicherheitsbereich handeln. Auch sehen die dort am Strand liegenden Schiffe nicht zivil aus (außer natürlich der ”MV Alina“). Über den Zustand der ”MV Alina“ lässt sich natürlich nicht viel sagen anhand der Google Maps Fotos, außer das sie keine Antriebsmotoren mehr zu haben scheint, da die Schottel Navigatoren, die auf Deck gestanden haben, nicht mehr erkennbar sind. Nach aktueller Quellenlage würde ich daher davon ausgehen, das die ”MV Alina“ seit Ende 2010 außer Dienst gestellt ist, nachdem sie durch die neue ”MV Maggogoni“ ersetzt wurde. Ob Ihr Zustand eine weitere Verwendung möglich macht, ist nicht anzunehmen.


Kripp anno 1848

Öffentliche Belobigung für Adam Breuer und Wilhelm Hoven 

weis/funk  Kripp 2014  

Nachfolgendes berichten wir über ein Unglück bei Kripp, dass dank der Beherztheit zweier Kripper vor 166 Jahren gut ausging. Beide Schiffsknechte wurden gerettet. Wie wir einer Veröffentlichung des „Amtsblattes der preußischen Regierung zu Coblenz für das Jahr 1848“ unter der laufenden Nummer 621 -Oeffentliche Belobigung A.II. 4537- entnehmen konnten, schickte am 21. Juni 1848 ein auf dem „Rheine zu Thal fahrendes Kohlenschiff, welches bis Kripp vor Anker gehen wollte, 2 Schiffsknechte mit einem Nachen ab, um 2 Anker auszuwerfen. Da das Schiff, nachdem dies geschehen, seine Bewegung fortsetzte, wollten die Knechte den einen Anker wieder heraufziehen, doch faßte dieser in demselben Augenblick und drückte nun das Seil, noch ehe dasselbe an Bord des Schiffes losgemacht werden konnte, den Nachen mit den beiden Knechten unter Wasser. 
Da diese nicht schwimmen konnten, so würden sie wahrscheinlich ertrunken sein, wenn nicht die mit einem kleinen Fischernachen  in der Nähe befindlichen Schiffer Adam Breuer und Wilhelm Hoven von Kripp herbeigeeilt wären und die beiden Knechte auf die Gefahr hin, daß hierbei ihr eigener kleiner Nachen umschlage, aus dem Wasser gezogen hätten.
Wir bringen diese menschenfreundliche Handlung hiermit gerne zur öffentlichen Kunde.

Coblenz, den 11. September 1848.“ 1)

Zu diesem gefundenen Artikel möchten wir die Seite 11 unseres veröffentlichten Tagebucheintrages von 1904 des Kripper Gottfried Valentin hinweisen, in dem Gottfried Valentin exakt vor 100 Jahren folgendes Ereignis in Kripp schriftlich fixierte: (siehe www.Geschichte-Kripp.de/Zeitdokumente)

„Am 14 Dez..1904 sind wir beim fischen mit dem Geil in höhe der Station 126,2 (heute Stromkilometer 628,2, kurz oberhalb der Ahrmündung ) zimlich weit ab vom Lande hängen geblieben und kamen nicht mehr los. Wir schickten zu Joh. Breuer um Hülfe welcher auch schnell mit Grundhaken und Leine zur Stelle war und suchten die Stelle um das Geil herum ab, beim 3ten mahl suchen brachten wir eine schwere Kette zu Tage. Wir ließen das Dreibord da liegen und fuhren mit Breuer nach Hause einen schweren Nachen und Hebezeug holen, nun holten wir die Kette an wie es mit der Hand nicht mehr ging, setzten wir einen Flaschenzug an und brachten nach vieler Mühe ein schwerer Anker mit zirka 10 Mt Kabel und 10 Mt Oeringkette herauf. Wir kamen nun mit unserem Netz allmählig los, mit der beschädigung derselben hat es noch leidlich gut gegangen. 2)

Es könnte gut angehen, dass es sich bei dieser Fundsache um den gleichen Anker handelte, der 56 Jahre vorher beinhahe fast 2 Menschen das Leben gekostet hätte.

Anmerkungen zu den Personen:
Adam Breuer <513.3>, wurde getauft am 21.11.1822, war Schiffer in Kripp.
Wilhelm Howen <1651>, wurde geboren am 11.11.1816, Maurer und zukünftiger Mann von Maria Anna Breuer (*16.1.1820 Kripp), einer Schwester von Adam Breuer. Heirat vor 1847. 3)

Quellen:
1) Amtsblatt der preuß. Regierung zu Koblenz vom 11.Sept.1848, Nr. 621 Öffentliche Belobigung
2) Tagebhuch Gottfird Valentin 1904 in www.Geschichte-Kripp.de/Zeitdokumente
3) Familienbuch der kath. Pfarrei Sankt Peter und Paul, Remagen von 1649 bis 1899, von Dr. Gerhard Hentschel.


Kripper Kaminrohrfabrik 1881


weis/funk  Kripp 2014

Auf der Suche nach alten Fotos für einen Beitrag 1) der alten Bahnschranke am Godenhaus, die bis zum Ausbau der B 266 hinter dem westlichen Ortsausgang von Kripp die Gleisüberquerung der ehemaligen Kripper Chaussee der Bahnstrecke Köln-Koblenz in Höhe des ehemaligen Rittersitzes sicherte, stießen wir im Godenhaus zufällig, Dank der leihweise Überlassung alter Unterlagen und Dokumente der heutigen Gutsbesitzerfamilie Knops, auf historische Quellen. Neben dem gesuchten Foto, unter anderem auch auf eine recht interessante „Acte der Gräflich von Speeschen Rentei Düsseldorf betreffend der Verpachtung von Ackerfeldern zum Ausziegeln an der Kripp“, die uns einen recht interessanten Aufschluss über ein ortsbekanntes Areal offenbahrte. 2



Einem unter der Nr. 26331 vom 19.April des Jahres „achtzehnhundert ein und achtzig (1881)“ des Königlichen Notars Justizrath Carl Otto zu Düsseldorf geschlossenen Pachtvertrag zwischen dem Rentmeister Norbert Berenbrok, handelnd namens des Königlichen Kammerherrn Herrn Reichsgrafen Franz von Spee zu Cromford und Bernard Goedkoop, Kaufmann zu Linz am Rhein zu Folge, wurden nachfolgende 6 Ackergrundstücke vom 1. April 1881 auf die Dauer von 10 Jahren verpachtet

Gegenstand dieses in 9 Artikeln geregelten Pachtvertrages waren die „dem Reichsgrafen Franz von Spee zugehörigen in der Gemeinde Remagen an der Kripp belegenden im Kataster unter Flur 6 Parzelllennummer 418, 480, 481, 482a, 482b und 651/483 eingetragenen Ackergrundstücke, in einer Gesamtgröße von 2 Hektar und 5,5 a und 31 qm“ 3)


Der 1849 geborene Pächter Bernard Goedkoop war der Sohn des KaufmannsLerucha Goedkoop, der bereits 1878 in der Liste der Meistbeerbten von Kripp anlässlich der Loslösungsbestrebungen von Remagen Erwähnung findet und dem zufolge in Kripp über Besitz verfügte. 4)
Er vermählte sich 1878 in Kripp mit Berta Volk, aus deren Ehe im gleichen Jahr in Kripp die Tochter Dorathea Amalie entspross. 5)



Dem Reglement laut Art. 3 des notariell geschlossenen Pachtvertrages zur Folge durfte der Pächter den Boden nur bis zu einer Tiefe von „8 rheinischen Fußen“ (2,52 m) ausziegeln.
Des weiteren regelte Artikel 5 des Pachtvertrages, dass nach Pachtablauf die ausgeziegelten Grundstücksparzellen planiert und frei von allen Ziegelbrocken und sonstigen nicht zugehörenden Gegenständen geräumt zurückgeliefert werden. Des weiteren durfte von diesem Pachtgrundstück die Zufuhr von Kohlen und Materialien sowie Abfuhr der Ziegel ausschliesslich nur über diealten Straße“ (heutige Römerstraße) erfolgen.

Als einmaliger Pachtzins wurde eine Summe von 13.670 Mark vereinbart, obwohl im Allgemeinen als damalige Grundlage für die Pachtkalkulation eine angenommene Ausbeute von 500 Ziegel je Kubikmeter Lehmboden diennte. Das ergab pro Morgen (2.500 qm) bei 1 m Lehmstärke eine Ausbeute von 1.250.000 Ziegel, bei 2 m Lehmstärke von 2.500.000 Ziegel und bei 3 m Lehmstärke von 3.750.000 Ziegel, die hätten geformt werden könnenDer Pachtzins lag je nach Lage und Lehmgüte pro 1.000 Ziegel zwischen 1 bis 1½ Mark pro Jahr.

Wie gelangte dieses Areal in Spee`schen Besitz?

Einem geometrischen Kartenvergleich mit alten Flurkarten und den heutigen Messtischblättern entnahmen wir, dass es sich bei diesen vorgenannten Parzellen um das heutige Gelände der Kripper Grundschule bis hin zur Römerstraße handelte. 6) Der Urkatasterkarte des Weilers Kripp zu Folge, „angefangen am 18. Oct. und beendigt am 29. Oct.1827 durch den Katastergehülfen Herrn Reiff“ gefertigten Handriß der Flur VI, genannt Weiler Kripp“, gibt es erstmals Aufschlüsse über die damaligen  Eigentumsverhältnisse dieser bezeichneten Parzellen. 




Neben den damaligen Eigentümern der Parzellen 482/483 sowie 481, Heinrich und Hermann Tempel sowie ein Johann Josepf Palm von Kripp ist in Parzelle 480 ein Heinrich Borckmann vom Gutenhaus (Godenhaus) verzeichnet. Gewisser Leutnannt Heinrich Borckmann aus Berlin war zu dieser Zeit Eigentümer des Godenhauses


Urheberrecht Geo-Basis-DE/LVermGeoRP2014-06-25 mit freundlicher Genehmigung Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland Pfalz, 56073 Koblenz. Jedwede Weiterverwendung erfordert einen Hinweis auf die Datenquelle.

In den Zeiten französischer Fremdherschaft (1794-1815) stand das Godenhaus im Besitztum des Generaleinnehmers de Neuville zu Düsseldorf. Nach der Inbesitznahme der Rheinlande durch Preußen (1815) konnte bis zum Verkauf an Graf Spee 1864 und späterer Verpachtung besagter Ziegelfelder durch die gräfliche Verwaltung in 1881 keine Ankaufsdokumente der restlichen im Pachtvertrag nachbarlichen Feldparzellen von Palm und Tempel aufgefunden werden. In wie weit und wann die benannten nachbarlichen Ackergrundstücke, ausser Nr. 480, in den Besitz des Godenhauses gelangten, konnte von uns nicht mehr nachvollzogen werden.

Ende dieser Ziegelei
Der erweiterten Korrespondenz der gräflichen Rentei entnehmen wir, dass der Pächter auf diesen auszuziegelnden Ackerparzellen ab 1881 neben dem Verkauf von Brennmaterial, Ziegelsteine. Dachziegeln und Kaminrohre fertigte und vor Ablauf der Pachtzeit durch einem uns unbekannten Umstand in Konkurs geriet. 
Mit der Abwicklung der Konkursangelegenheit wurde die Liquidationsfirma Fa. P.W. Schiefelbusch beauftragt, die sich jedoch während ihrer Tätigkeit ebenfalls aus uns unbekannten Umständen, vermutlich wegen familiärer Probleme, auflöste. Dies entnehmen wir aus einem Verzeichnis des 1859 geborenen Liquidators Peter Wilhelm Schiefelbruch, der 1889 eine Johanna Emilie Kamberg heiratete und im gleichen Jahr die Geburt eines Sohnes Peter Wilhelm und 1892 die Geburt eines Sohnes Paul Schiefelbruch angezeigte.

Nunmehr wurde zwecks weiterer Konkursabwicklung der zu Kripp wohnende Ziegeleibesitzer Adolf Martin mit den liquidatorischen Obliegenheiten der aufgelösten Handelsgesellschaft Schiefelbusch & Co. amtlich beauftragt. 8)


Einem Schreiben gemäß vom 9.2.1894 des zwischenzeitlich zum Oberentmeister beförderten Berenbrok befanden sich noch nach dem Konkursantrag auf dem ehemaligen Ziegelgelände zwei große Ziegelhütten als Produktionsstätten, „welche, da das Land wieder in Kultur genommen werden soll, zu diesem Zwecke dem Hofpächter Kröll verpachtet ist, an den Zimmermeister Schlagwein zu Löhndorf zum Preise von 55 Mark auf Abbruch verkauft sind.“ 

Nachdem nun die auf dem Pachtgrundstück bevorrateten Ziegelsteine nun liquidatorisch verwertet wurden und die Ziegelhäuser auf Abbruch an den Zimmermeister aus Löhndorf gelangten, erfolgte neben der Verfüllung des errichteten Wasserbrunnens die Räumung des Areals von Steinbrocken und Planierung des Pachtgrundstückes in den übernommenen Zustande von 1881, so dass nach der Übergabe das Grundstück wieder durch den Godenhauspächter Kröll in Kultur genommen werden konnte.


Nach Erfüllung seiner Aufgabe meldete der Kripper Ziegelmeister Adolf Martin als amtlich eingesetzter Liquidator dem gräflichen Oberrentmeister Berenbrok Vollzug mit dem positiven Bemerken.: „da dass zur Ausnützung verpachtete Ziegelgrundstück tatsächlich zum großen Teile nicht ausgenutzt worden ist und dadurch bedingter Wertertragnis des Grundstückes zu Gunsten des Eigentümers verbleiben dürfte.“ 

Eigentumswechsel

Auf Grund der Notwendigkeit einer dringend benötigten neuen Grundschule erkannte man seitens der Stadtgemeinde den geeigneten Wert dieser ehemaligen Ziegelgrundsstücke durch ihre zentrale Grundstückslage im Flurdistrikt „Im Maar“ sowie ihrer Größenordnung von 12.650 m². 
Diese Größenordnung bot nun neben der Planung einer vierklassigen Schule mit ausreichendem Schulplatz noch die Möglichkeit der Erstellung einer Sportanlage 9) 
Ab 1955/56 erfolgten die ersten Verkaufsgespräche zwischen den Grundstückseigentümern der Erbengemeinschaft Dr. Niessen als ehemalige Gutsbesitzer des Godenhauses und der Stadt Remagen. Nach mehreren Stadtratssitzungen entschloss man sich nun zur Realisierung dieses Vorhabens. 
Demnach war das heutige Schul- und Sportplatzgelände von der Pastor-Keller-Straße bis zur Römerstraße von 1881 bis 1891 zur gewerbsmäßigen Lehmausbeutung teilweise ausgeziegelt.

Neue Kripper Grundschule 1963 von der Voßstraße aus gesehen.

Einem in der Akte befindlichem Schreiben einer Wwe. Frau Joseph Coenzler aus Sinzig vom 9.6.1899 zur Folge, soll sich in der Nähe gegenüber dem Garten eines Herrn Prof. Andrea noch eine Ziegelei eines gewissen J.Schütz mit tiefem Lehmvorkommen befunden haben.

Vermerk: (Ein gewisser Prof. Dr. Hans Andreae war laut General-Anzeiger Nr.157 vom 19.7.2014 Fabrikant in Burgbrohl und Begründer des Eifelvereines Burgbrohl 1889)


Quellen:
1) siehe www.Geschicht-Kripp.de/Anekdoten/Godenhausschranke.
2) Acte der Gräflich von Speeschen Rentei Düsseldorf betreffend der Verpachtung von Ackerfeldern
zum Ausziegeln an der Kripp.
3) Speescher Pachtvertrag Nr. 26331 vom 19.4.1881
4) LHAKo 635/465
5) Dr. Hentschel, „Evangelische Bürgerliste von Remagen“
6) lt. Angaben des Vermessungstechnikers Georg Scheuer, Kripp
7) Urkataster des Weilers Kripp von 1827
8) Acte der Gräflich von Speeschen Rentei Düsseldorf betreffend der Verpachtung von Ackerfeldern
zum Ausziegeln an der Kripp. (Korrespondenz)
9) Schulchronik; unbekannter ZA: “Beratungen über den Schulneubau in Kripp"




Militärmanöver in Kripp

weis/funk 2011

Pontonbrücke 1908

Vom 16. bis 19. September 1908 schlugen die Koblenzer Pioniere bei einem Manöver zwischen Linz und Kripp eine Pontonbrücke über den Rhein, um Truppenbewegungen über fließende Gewässer zu üben. Dabei stieß ein talwärts fahrender Dampfer gegen die Pionierbrücke und riss 20 Pontons von der schwimmenden Brücke ab. 
Über diesen Zwischenfall berichtet Valentin in seinem Tagebuch:

„In der Nacht vom 16 ten zum 17 ten Septb. 1908 haben hier bei einem Manöver die Coblenzer Pioniere eine Pontonbrücke von Kripp nach Linz über den Rhein geschlagen. Morgens marschierten viele Truppen von Kripp nach Linz über dieselbe. Um 1 Uhr mittags wurde die Brücke geöffnet zum Durchfahren der inzwischen angesammelten Dampfer und Schiffe. Ein Schraubendampfer hatte die angegebene Fahrt nicht richtig eingehalten und ein Anhängerschiff daselbe trieb nach der Linzerseite gegen die Brücke und riß zirka 20 Pontons von der Brücke weg. Die Ankertaue waren alle gerissen und es dauerte bis zum Abend, ehe dieselbe wieder hergestellt war. Dann marschierte das ganze 8 te Armeekorps von Linz nach Kripp über dieselbe. An beiden Seiten des Rheines hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt und schauten zu. Der Schraubendampfer kam zu Thal gefahren. Das ganze Brückengeräth war mit Wagen hierhin gefahren worden. Am 19 ten Septb. wurde die Brücke wieder abgeschlagen und mehrere Schraubendampfer zogen die Pontons mit Brückenmaterial beladen wieder nach Koblenz. Es ist kein Menschenunglück beim An-und Abbau der Brücke vorgekommen".1)

Pontonbrücke 1912. (Kaisermanöver) 

1912 fand in Kripp die Abhaltung eines großes Kaisermanövers statt. Das gesamte Feld zwischen Remagen und Kripp diente als Manövergebiet, einschließlich des Ortes Kripp. Zu diesem Zweck waren vorher alle abgedeckten und nicht mehr benötigten Brunnen in den ehemaligen Ziegelgruben im Krippe Feld mit einer großen Fahne zu kennzeichnen, um Unfälle durch einbrechende Pferde –wie bereits schon geschehen - zu vermeiden. 


Pioniere mussten zur Sicherung eines Überganges auf die andere Rheinseite manövermäßig einen Brückenkopf in Fährnähe errichten. Im Pfahlbauverfahren wurden Rampen an beiden Flussufern angelegt werden, um die Pontons daran zu befestigen zu können. Ein eigens mehrerer Zentner schwerer Hammerkopf wurde an im Flußwasser angelegten senkrechten Laufschienen von ca. 20 Soldaten an Seilen hochgezogen, der dann auf Kommando "Leinen los" durch sein Eigengewicht auf den Pfahlkopf herabsauste und diesen in der Rheinufersohle mit vielen Schlägen einrammte. Der gesamte rhythmische Arbeitsablauf lief im Takt durch ein von den ausführenden Pionieren nachfolgendes Lied singend selbst bestimmt und so lange wiederholt, bis der Pfahl in Fertigtiefe eingerammt war. Das Kommando "Hau ruck" stand für das anziehen der Seile und "eins, zwei, drei" für das loslassen derer. " Hau Ruck! Er muss hinein, durch Stein, eins, zwei, drei" (Im melodischen Fluss)



In einem Manövergefecht sollte dieser Brückenkopf von den im Kripper Feld herannahenden Infantriesoldaten gestürmt und eingenommen werden. Ein großes Scheingefecht fand am Kripper Rheinufer und der Unterkripp zwischen den rivalisierenden Manöverteilnehmern mit Platzpatronen vor den Augen der dort schaulustigen Kripper Bürgergesellschaft statt, die sich aus neugierigen Kindern, ehemaligen Gedienten und der Honoration zusammensetzte. Eine Gruppe von Soldaten, hoch zu Ross, die unübersehbar hohe Ränge bekleideten mit einem hohen Offiziersstab inspizierte die Kampfhandlungen in Feldflur und Ufernähe.
 Der Sieg war an diesem Tage gewiss! 2)

Zu dem militärischen Ereignis vermerkt Valentin lediglich lapidar und nur Schiffahrtsbezogen:
"Vom 18 ten auf den 19 ten September 1912 haben die Coblenzer Pioniere zwischen Kripp und Linz bei einem Korpsmanöver eine Brücke über den Rhein gebaut. Am 21 ten ist dieselbe wieder abgebaut und am 22 ten das ganze Material und Mannschaft mit 2 Schraubboote nach Coblenz gefahren worden. Ein Unfall hat sich nicht ereignet". 3)



Zur allgemeine Wehrpflicht damaliger Zeit bleibt anzumerken, dass diese eingeschränkt war. Gehobenes und vermögendes Bürgertum sowie Adlige unterlagen zwar nicht der allgemeinen Wehrpflicht, man konnte es aber für die nachfolgende Söhne des Adels– da der erstgeborene Sohn den Landbesitz erbte - es als eine gesellschaftliche Pflicht ansehen, dass diese unter gewissen Bedingungen dem Berufsmilitär beitraten. So bestand die Möglichkeit, sofern man Obersekunda-Reife hatte, sich als „Einjährige Freiwillige“ unter Investition von Ausrüstung, Ausbildung, sowie Kost und Logis sich zum Reserveoffizier ausbilden zu lassen. Mittels des militärischen Dienstgrad eines „Sekond-Lieutenant“ hatte man Anspruch mit den Titel „Hochwohlgeboren“, der sonst Adligen vorbehalten war, angesprochen zu werden. „Sekond-Lieutenant“ war der unterste Offiziersdienstgrad. 4)


Quellen: 
1) Tagebuch der Familie Georg Valentin, Kripp 1876-1920, Seite 16 
2) mündl. Angaben Michael Schumacher, geb. 1902, Kripp+ 
3) Tagebuch der Familie Georg Valentin, Kripp 1876-1920, Seite 21 
4) mündliche Angaben des Kripper Kiesgrubenbesitzers Balthasar Wahl+




Skulptur "Kripper Fente"  

 weis/funk Oktober 2012

Zwei beeindruckende Skulpturen zieren seit September 2012 als Kunstwerk im öffentlichen Raum den Ortsmittenplatz des ehemaligen Treidelortes Kripp. Sie sind als „Station 21“ Teil eines touristischen Stadtrundganges, der zu rund 50 interessanten Punkten und Sehenswürdigkeiten im gesamten Remagener Stadtgebiet führt. In Kombination mit einem umfangreichen gastronomischen Führer ist der Stadtrundgang als Faltblatt kostenlos bei der Touristinformation der Stadt Remagen erhältlich und steht im Internet unter www.remagen.de zum Download bereit.
Die Skulpturen symbolisieren mit Blickrichtung die Beobachtung der alljährlich zur Laichzeit ankommenden ersten Fintenfischschwärme in vergangenen Zeiten durch die am Rhein spielenden Kripper Kinder, umgangssprachlich „Kripper Fente“genannt und deren Benachrichtigung an die Eltern mit dem Ruf: „Bapp! de Finte kumme!“ (Vater! die Finten kommen). Gewählt wurde dieser Standort auf Anfrage der Leihgeber durch das Votum des Kripper Ortsbeirates mit neun „Ja“ Stimmen und zwei Enthaltungen. 


Am 18.10. 2012 fand die offizielle Übergabe der Skulpturen in einer kleinen Feierstunde durch die Leihgeber an den Remagener Bürgermeister Herbert Georgi in Anwesenheit von Ortsvorsteher Heinz Peter Hammer statt. Zugegen waren auch der zuständige städtische Wirtschaftsförderer Marc Bors, Anke Schäfer als Vorstandsmitglied der namentlichen Karnevalsgesellschaft „Kripper Fente“, Uwe Schindler vom Rheinhotel „Arte“ als Kunstliebhaber sowie der Zeitzeuge Herbert Syberz.


„Bapp! De Finte kumme“

Diese Meldung, worauf sich die Bevölkerung von Kripp zu einem Massenfischen der Finten zur Ahrmündung begab, riefen alljährlich die am Rhein spielenden Kripper Kinder ihren Vätern zu, wenn sie das Spektakel der Laichzüge erblickten, denn im Mai, wenn deren Laichzeit begann, zogen diese zu den Laichplätzen zur Ahrmündung in einer solchen Vielzahl, dass die Oberfläche von dicht gedrängten Fischleiber aufgepeitscht wurde. Der Fintenfisch trat in so großen Schwärmen seine Reise flussauf an, daß man den Fischzug vom Ufer aus mit bloßem Auge erkennen konnte und stellte bei seinem Erscheinen in der Ahr eine Attraktion dar. Dieses Naturspektakel wurde letztmalig zum Beginn des 2. WK beobachtet. 

Während dieser Attraktion wurden die Rücken an Rücken im Wasser stehenden Finten vielfach mit breit flächigen Kohlengabeln aus der Ahr geschöpft und in Weidenkörben wegen des Überangebotes mit Pferdefuhrwerken bis zu den Großmärkten Bonn und Köln gekarrt und dort feilgeboten.

Während der Fangsaison sorgte der schmackhafte Fintenfisch in Kripp, täglich in vielen Variationen und Kombinationen dargereicht, für viele fleischlose Tage und wurde von den umliegenden Nachbarorten wegen seiner Quantität und Qualität als „arme Leute Fisch“ verschrieen.

FINTENFISCH – (zool. Alosa fallax) (Kat. Maifische) Als Schwarm-und Zugfisch auch ugs. als Süßwasserhering bezeichnet, kennzeichnet er sich durch seinen lang gestreckten, flachen Körper, dem silbrigen Bauch und blaugrünen Rücken aus. Sein heringsförmiger Körper ist mit Rundschuppen bedeckt. Recht auffallend sind seine vergleichsweise großen Augen in seinem recht kegelförmigen Kopf. Er gehört zur Ordnung der heringsartigen Fische (zool.Clupeidae) ebenso wie der Maifisch. Wegen seiner Laichzeit fällt er unter die Gattung der Maifische.
Besonderes Merkmal ist sein weit geschlitztes Maul, seine stark gegabelte Schwanzflosse und auffallend dunkle runde Tupfer hinter den Kiemendeckeln, die bis zu sechs parallel zur Körperlängsachse angeordnet sind und an Größe und Farbintensität zum Schwanz hin abnehmen.
Bei einer Größe bis 50 cm Länge weist er ein maximales Gewicht von 2 Kilogramm auf und wird wegen seines schmackhaften Fleisches trotz seines Grätenreichtums geschätzt. 
Während der Laichreife im Altersbereich zwischen 2 bis zu 6 Jahren wanderten die Finten alljährlich im Frühjahr von den Meeresküstengewässern flussaufwärts. Beim Aufstieg zu den stromaufwärts liegenden Laichplätzen der Flussunterläufe hielten sie sich stets im Oberflächenwasser auf und waren für die Fischer gut erkennbar. 
Für die Finten war mit dem Erreichen der Ahrmündung als maximale Entfernung vom Meer ihre Laichreise beendet. Nicht zu verwechseln mit den artverwandten Maifischen, die zum Laichen noch weiter bergwärts zogen. Im Gegensatz zu den Finten mit sechs Punkten unterschieden sich diese nur durch einen dunklen Punkt hinter dem Kiemendeckel. Das Ahrmündungsgebiet bot mit seinem flachen fließenden und kiesgründigen Gewässer optimale Voraussetzungen für den Laichvorgang der Fintenweibchen, dass sie für das Abrubbeln ihres Laiches von bis zu 200.000 Eiern bevorzugten. 
Nach erfolgter Eiablage und Besamung durch die männlichen Finten folgte die Abwanderung dieses Saisonfisches, jedoch spätestens am 20. Mai. wieder zurück ins Meer. Ein halbes Jahr später zogen die geschlüpften Jungfische ebenfalls ins Meer. Sie ernährten sich hier neben Insekten und Würmern auch von Kleinstfischen und Krebstieren. Das maximale Lebensalter eines Fintenfisches betrug 8-10 Jahre. (www.Geschichte-Kripp.de/Zeitdokumente/Fischerei)

Künstlerportrait
Geschaffen wurden diese Skulpturen von dem international anerkannten spanischen Künstler Antonio Mari Sart der sich als Schöpfer und erfahrener Hersteller von geschmiedeten Formen durch die Förderung der UNESCO mit seinen erfolgreichen Ausstellungen in der Bandbreite abstrakter ausdrucksstarker Tier-und Menschenfiguren in New York, Paris, Amsterdam und Brüssel, insbesondere im Land Valencia es inzwischen zu Weltruhm gebracht hat. 
Höhepunkt seines Schaffens war die Plastik “mirando al futuro“ für den spanischen Astronauten Pedro Duque als Hochzeitsgeschenk des spanischen Kronprinzenpaares Felippe und Letizia 2004.


Die Signatur von Antonio Mari Sart


Vermerk: Teile des ersten und letzten Buchstaben seines Namens sind seine Signatur antonio mari. Der Punkt im a steht für das i. Der Beinamen Sart wird nur für offizielle Zwecke beigefügt.Alle nennen ihn nur Antonio Mari 

Die Kreativität des in Javea geborenen Künstlers entwickelte sich aus der Idee, dem starren Material Eisen durch seinen Eingriff mit seiner Hände Arbeit und seiner künstlerischer Kreativität Leben zu geben. Die Faszination der Formbarkeit des starren Materials Eisen durch Erwärmen im erweichten Zustand nach seinen Ideen zu formen und in seinem Sinne zu beherrschen gab ihm die Inspiration zu seinem künstlerischen Schaffen. 

Die kulturelle Stadt Javea an der Costa Blanca ist stolz auf ihren bescheidenen und bekannten „Esculptor“.Die Anfertigung dieser vom Künstler signierten Skulpturen wurde 2006 speziell für dieses Kripper Thema der Fintenfische von den Leihgebern bei dem spanischen Künstler Antonio Mari Sart in Auftrag gegeben und angefertigt. Beabsichtigtes Ziel war es, diese als kulturellen und künstlerischen Beitrag in der Ortsmitte zur Erinnerung an eine Naturerscheinung zum Wohle und Freude aller Ortsbewohner aufzustellen. Die Motivation und der Ausdruck und die künstlerische Herstellung dürften ein ausgesprochenes Highlight für unser Dorf, geschaffen aus der Idee einer ortsverbundenen Historie sein. 

Im Fischereilexikon über die Rheinfischerei von Werner Böcking „Nachen und Netze“ ist unter dem Suchbegriff „Kripper Finten“ sogar der Begriff „Kripper Fenten“ als Necknamen für die Kinder, sowohl auch für die Einwohner von Kripp verzeichnet. (www.Geschichte-Kripp.de)



Weinanbau in Kripp  

weis/funk Oktober 2012

Der Anbau der Weinrebe, nahezu zwei Jahrtausende seit der Römerzeit, ist einer der ältesten Kulturbegleiter unserer Region. Für die umliegende Weinregion jedoch blieb Kripp wegen seiner geringen Anbaufläche fast bedeutungslos. Nicht allzu viel ist über den Weinanbau in Kripp zu erfahren. Selbst das im Landeshauptarchiv Koblenz archivierte Weinstockverzeichnis von Remagen brachte keine Erkenntnisse über die Kripper Rebflächen. 

Infolge eines verheerenden Unwetters mit Hagelschlages am 15. August 1736 wird erstmals der Weinanbau in Kripp durch einen amtlichen Eintrag vom 29. August 1736 „…der Weinstock nicht vor diß Jahr aus zehn Morgen einen Eymer Drauben zu bekommen seyn, und das newe Holz zerschlagen, dass auff zukommendes Jahr wenig zu hoffen noch geben kann…“ vermeldet und mit einer Größenordnung von 10 Morgen beziffert. 1) 
Ferner findet sich ein weiterer Nachweis über einen Weingarten im Bereich der Straße „Auf der Schanze“, wo bereits 1781 ein Eintrag im Stadtarchiv „an den Schantzen ein Weingarten“ erwähnt wird. 2)
Erst eine um 1808/ 09 durchgeführte Kartierung unseres Ortes mit exakter Landvermessung im Dreieckpunktverfahren durch den Ingenieurgeographen Boutinol unter Leitung des französischen Militärgeometers Oberst Jean Joseph Tranchot gibt erstmals Aufschluss darüber, welche Gebiete in Kripp in welcher Größenordnung zu dieser Zeit bestockt waren, wobei die befindlichen Rebstöcke für den Eigenbedarf in den Hausgärten vermutlich wegen der geringen Menge nicht aufgeführt sind. 3)
Die in der Karte mit der Signatur V (für vignoble = Weingärten) ersichtlichen angelegten Weinkulturen (siehe Abbildungen) auf der Niederterrasse zur Alluvialterrasse des Rheins in Flur 35 (Flurstücke „Auf der Kaul“, „Im Feldwingert“) und Flur 6 (Flurstücke „Auf Hoppegarten“, „Auf der Schanz“, „Auf Fitze“) befanden sich in einem für diese Pflanzen geeigneten nährstoffreichen Lehmboden, der zwar zur Quantität erheblich beitrug, jedoch der Qualität und Güte abträglich war. 
Auf dem nach Norden unmittelbar hinter dem großen Weingarten angrenzenden Flurstück „In der Steinreusch“ in Flur 34 konnten keine weiteren Bestockungserkenntnisse erlangt werden, obwohl anno 1331 eine solche Namensbezeichnung in Rheinbrohl aussagekräftig für eine kieshaltige Weingartenflur stand, bzw. noch 1723 in Heimersheim „steinreuschiges Land“ Erwähnung fand.
Ein weiterer Hinweis ergibt sich aus einer alten Flurbezeichnung „an den Linzer Weingärten 1366, 1670; die leider katastermäßig bis auf den Vermerk der ungefähren Lage: „an der Kripp, gegenüber Linz“ nicht mehr eingeordnet werden kann. 4)

Der in Kripp nachweisbare größte und ausgedehnte zusammenhängende Feldwingert (Feldweingarten) mit einer Ausdehnung von annähernd 800 m Länge und 200 m maximalster Breite befand sich in der Flur 35 der Niederterrasse im Fährbereich vom Sandweg bis zum Rheinufer mit 99.000 m². Dieses Messergebnis ergibt sich aus dem ersten Kartenwerk von Kripp, der Tranchot-Karte. Geringe Messungenauigkeiten sind auf Grund des zurückliegenden Zeitraumes und damalige Technik der  Vermessung unter Umständen möglich.


Größter geschlossener Weingarten in Kripp (pink gerastert) von 99.000 m² , sowie 10 Einzelgärten (braun eingepunktet) mit insgesamt 16.000 m² . Ausschnittsvergrößerung aus der Tranchot-Karte 1803-1820,   1:25.000,© GeoBasis-DDE/LVerm Geo RP2011-05-10 /  manuelle Kartenbearbeitung Willy Weis

Außerhalb dieses Großweingarten in dieser Flur befanden sich noch 10 einzelne parzellierte Wingerte (Weingärten) in den Größenordnungen zwischen von 700 bis 2.700 m². Es ist davon auszugehen, das diese kleinen Wingerte, außerhalb des großen geschlossen Ertragsweingartens von je 700, 900, 1300, 1400, 1500, 1700, 1800, 2200, 2300, 2700 m² gelegen, im Eigentum oder Bewirtschaftung verschiedener Krippener und Linzhausener Familien gestanden haben dürften und neben der Eigenversorgung einen ertragreichen Nebenerwerb darstellten. Sie summierten sich nochmals in Flur 35 zu einer Gesamtrebfläche von 16.000 m². 5)


Ausschnitt aus dem Handriss des Kripper Urkatasters von 1827, aus dem die vielen kleinen Besitzerparzellen als Folge des Realerbteilungsrechts sichtbar sind. © GeoBasis-DE/LVermGeoRP2011-05-10       6)


Realerbteilung 
Auf Grund der vielen kleinen Besitzerparzellen infolge des Realerbteilungsrechtes im Bereich dieses Großweingartens in Flur 35 kann jedoch angenommen werden, dass ähnlich wie in anderen Weinorten diese unrentablen Betriebsgrößen überwiegend pachtweise in der Bewirtschaftung durch die damaligen Hotelbetreiber (späteres Rheingold) gestanden haben könnten. Ein Nachweis dortiger Weinfelder bis annähernd 1892, wo sich noch 1907 die Thomas`chen Besitzungen (Hotelbesitzungen) befanden, ist dokumentiert. 7)


 Archiv Weis

Es besteht daher die Vermutung, dass man die Kripper Weine aus dem zusammenhängend geschlossenen Weingarten fast ausschließlich für den gewerblichen Bedarf der dortigen Hotelgastronomie benötigte. Inwieweit wieviel Wein aus der Güte abträglicher Trauben als Anfangsmaterial zur Weinessigbereitung der hiesigen Weinessigfabrik „Obermann & Sorgenfrei“ benötigt wurden, entzieht sich leider unserer Kenntnis

Hinzu käme noch in Flur 6 im Distrikt „Auf Fitze“ ein kleinerer geschlossener Weingarten mit 7.500 m², was eine insgesamte Größenordnung damaliger Kripper Rebstockflächen von 122.500 m² = 12,25 Hektar ergibt. (Siehe Abb.3) 


Geschlossene Weingartenlage in Flur 6, „Auf Fitze“, mit 7.500 m2, davon 2.100 m² in der Sinziger Gemarkung. Diese Flur ist die südöstlichste Spitze der Gemarkung Remagen zwischen Rhein, Quellenstrasse, Badenackerweg und Sinziger Gemarkungsgrenze. (rote Strich-Punkt-Linie = Gemarkungsgrenze / (x) = vermeintliche Weingärten)                                   Ausschnittsvergrößerung aus der Tranchot-Karte 1803-1820, M: 1:25.000, © GeoBasis-DE/LVermGeoRP2011-05-10 /  manuelle Kartenbearbeitung Willy Weis


Bei einer zu damaliger Zeit geschätzten untersten Hektarertragslage von 10 hl/ ha dürfte sich für Kripp Summa sumarum ein jährlicher Weinertrag zwischen 12.000-13.000 Liter als Minimum errechnen lassen. Es gibt jedoch auch Schätzungen von damals üblichen doppelten Hektar-Ertragslagen in den Bereichen zwischen 20- 25 hl/ ha.
Was jedoch dort genau an Weinsorten gestockt wurde, konnte nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. 
Einer preußischen Karte von 1843 entnehmen wir einen fast vierzig prozentigen Rückgang des gesamten Rebflächenanbaues in Kripp von ehemals 122.500 m² auf 71.000 m² = 7,1 Hektar. Diese Feststellung ergibt sich aus der nachweislichen kartierten Reduzierung des Großweingartens von 99.000 m² auf 61.500 m², sowie einer Reduzierung der ehemals 10 Einzelweingärten mit 16.000 m² auf 5 Gärten mit insgesamt 10.000 m² bestockter Fläche. 8)
Der Grund dieses gravierenden Rückganges dürfte vermutlich durch den Beitritt Preußens 1833 zum Deutschen Zollverein zu suchen sein, deren Regelungen es erlaubten, pfälzische Weine nunmehr in Preußen zollfrei einzuführen, was in hiesiger Region einen drastischen Einbruch des Weinhandels auslöste.


Reblausbefall
Mit dem erstmaligen Befall der Rebstöcke in einem geschlossenen Weinbaugebiet der naheliegenden Landskron hielt die Reblauskrankheit 1881 Einzug in heimische Weingebiete. 
Seitens der Reichsregierung schlug man durch rigorose Maßnahmen Alarm, um einen desaströsen Reblausbefall wie in Frankreich, der zwischen 1865 und 1881 rund 660.000 Hektar von den 2,5 Millionen Hektar Weinanbaufläche zerstörte und weitere 582.000 Hektar befiel, mittels „Feuer und Chemie“ entgegenzutreten.
Administrativ versuchte man auf Reichsebene den aus Amerika an Mehltau resistenten Rebsetzlingen eingeschleppten Schädling Reblaus ( Phyllocera) – eine erstmals 1874 in einer Bonner Weindomäne am Annaberg entdeckte und südlich ausbreitende Traubenkrankheit direkt nach Bekanntwerden 1875 gesetzmäßig entgegenzutreten. Mit dem Maßregelwerk des preußischen Reichsgesetzes Nr. 1067 gegen die Einschleppung und Verbreitung „der Reblauskrankheit betreffend“, wurde eine Basis für solide Vorschriften mittels lokaler Bekämpfung gelegt. 
Dieser Erlass zwang nun die Weinbauern, geeignete Maßnahmen gegen die Traubenkrankheit zu ergreifen.
So musste bei Erkennen eines Seuchenherdes zur Prävention, um die Kalamität auf ihren derzeitigen engen Herd zu beschränken, dem Gesetz befolgend alle befindlichen Rebstöcke in einem gewissen Umkreis der befallenen Weinstöcke aus gehauen und mit Hilfe von Petroleum verbrannt werden. Des Weiteren wurden in den in Meter abständenn mittels Pfahleisen getriebenen 1,25 m tiefen Erdlöchern jeweils 200 Gramm Schwefelkohlenstoff eingebracht und mit Erde zugepfropft sowie die betroffene Erdoberfläche mit Petroleum übergossen.
Die Chemikalie Schwefelkohlenstoff bezweckte eine Vernichtung sämtlicher in der Erde befindlicher Rebläuse und deren Eier sowie aller im Boden stecken gebliebener Rebstockwurzeln, während das Petroleum alle auf der Erdbodenoberfläche sowie in den obersten Bodenschichten befindlichen Insekten abtötete, deren Vernichtung durch die Wirkung des eingebrachten Schwefelkohlenstoffs nicht gesichert war. 9) 
Das Betreten des befallenen Distriktes wurde polizeilich untersagt und weiträumig abgesperrt, um die Weiterverbreitung des Insektes u. a. durch mechanisches Verschleppen (anhaftende befallene Erde an Schuhwerk und Gerätschaften) zu verhindern. Neben der unterirdischen Wanderung der Wurzelläuse oder Verpflanzung von Reben verbreitete sich der Schädling oberirdisch, insbesondere bei warmen klimatischen Verhältnissen geschlechtlich durch die geflügelten Reblausinsekten weiträumig fort.
Nach einer verpflichtenden Entseuchung des Bodens mit Schwefelkohlenstoff oblagen die verseuchten Weingärten einer 10-12 jährigen Brache. 10) 
Die Rechtsgrundlagen der Maßnahmen des gesetzlich-administrativen Vorgehens gegen die Reblauskrankheit auf Reichsebene wurden neben der bereits erwähnten Maßregelwerk Nr. 1067 von 1875 in den Jahren 1883 mit der Nr. 1501 sowie 1904 mit Nr. 3058 ergänzt.
Diese bei den betroffenen Winzern unbeliebten gesetzlich vorgeschriebene Regelungen und Vernichtungsmaßnahmen erzeugten in Folge der Einkommenseinbußen vorerst Widerstand bei den hiesigen Weinbauern.
Zu Beginn des 20. Jahrhundert konnte man der Reblauskrankheit erfolgreich mit Experimenten von Kreuzungen begegnen, indem man gewünschte nicht „reblausresisstente“ europäische Rebsortenstecklinge auf amerikanische „reblaustolerante“ Unterlagsreben (Wurzelstöcke) aufpfropfte.

 Reblaus (Phyllocera)
Was machte nun die besondere Gefährlichkeit dieses winzigen Insekts für den Weinbau aus? Dazu zunächst einige knappe Vorbemerkungen zur Biologie und zur Herkunft des Schädlings. In unseren Breiten tritt aufgrund der klimatischen Verhältnisses zumeist eine 1 bis 2 mm große, überwinterungsfähige Wurzellaus und nicht die Blattgallenlaus auf. Sie pflanzt sich nur parthenogenetisch, d. h. ohne Befruchtung, fort. Die unterirdisch lebende Wurzellaus legt dabei bis zu 40 Eier. Aus diesen schlüpfen nach einer Woche Jungtiere, die sich nach drei Wochen wiederum fortpflanzen, so dass in einem Jahr 6 bis 8 Reblausgenerationen entstehen können. Aus den Larven der Wurzelläuse können sich im Sommer bei sehr warmen Temperaturen auch in unseren Breiten sog. Nymphen (Weibchen) entwickeln. Diese kriechen am Stamm empor, häuten sich mehrmals und bekommen Flügel. Sie legen oberirdisch einige wenige geschlechtsdifferenzierte Eier ab, aus denen im Spätsommer ungeflügelte Geschlechtstiere (Sexuales) schlüpfen. Diese leben nur kurze Zeit und dienen allein der geschlechtlichen Fortpflanzung der Art. Die befruchteten Weibchen legen dabei jeweils nur ein einziges großes „Winterei“, das in der Rinde des Weinstockstammes abgelegt wird. Aus den Wintereiern schlüpfen im Frühjahr weibliche Rebläuse (Gründerinnen). Diese leben oberirdisch, rufen Blattgallen an den Reben hervor und produzieren parthenogenetisch zahlreiche Nachkommen, die im Herbst ins Erdreich zurück kriechen, wo sie wieder als Wurzelläuse leben. Die dort lebenden Rebläuse stechen mit ihren Saugborsten in die Rebwurzeln und saugen diese aus. An den frischen Trieben entstehen dadurch gallenartige Verdickungen. Später schwellen auch die stärkeren und dicksten Wurzeln an. Die befallenen Wurzeln gehen allmählich durch Fäulnis zugrunde. Oberirdisch wird dieser Prozess durch ein Kränkeln und Verkümmern der Blätter und Triebe sichtbar. Nach einigen Jahren ist das Zerstörungswerk der Reblaus vollendet. Die Pflanze stirbt ab und wird von den Schädlingen verlassen (U. Sedlag „Insekten Europas“ aus: Der „Krieg gegen die Reblaus im Ahrtal, S. 141-149 von Dr. Wolfgang Bender, Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1994)
Ein kleiner Seuchenherd mit 6 Reblaus infizierten Weinstöcken in einer Größenordnung von ca. 2 ar und 10 m² ist 1891 in Kripp in Flur 6 im Distrikt „Am Kirschbaum“ dokumentiert. (Denkschrift Nr.14) Um die Kalamität auf ihren derzeitigen engen Herd zu beschränken, wurde präventiv eine großräumige Absperrung um den detektierten Ort gezogen und dem Gesetze nach entseucht. 10) 

Niedergang hiesiger Weinkulturen.
Mehrere ungünstige Faktoren veränderten die wirtschaftliche Situation völlig.
Starke Fröste im Februar 1827, 1844/ 45 und April 1854, die in der unmittelbaren Umgebung eine Unmenge von Weinreben vernichteten, dürften - wenn auch keine speziellen Anmerkungen für unseren Ort aufgefunden wurden- auch an den Kripper Weinkulturen nicht spurlos vorübergegangen sein. Gleiches dürfte auch für die produktionslosen Jahre 1798 und 1814, wo in den Herbstnächten des Oktobers im hiesigen Bereich gänzlich alle Weintrauben erfroren sowie für den unfruchtbaren Jahrgang 1805, wo der Ernteertrag im Bereich Remagen mit Null dokumentiert ist, entsprechend für den Kripper Bereich gegolten haben. 11) 
Genauere Angaben erwiesen sich auf Grund der dürftigen Quellenlage als äußerst schwierig.
Weitere Unwetterkatastrophen, Schädlingsbefall, Missernten und drastische Einbußen im Weinhandel durch Regelungen des deutschen Zollvereins sowie Veränderungen der Trinkgewohnheiten mittels Tee und Kaffee durch aufkommenden Kolonialismusses sorgten für die zunehmende Bedeutungslosigkeit des Kripper Weinbaues, der sich letztendlich annähernd ab 1892 sukzessive mit der Rodung der Weinstöcke im Fährbereich vollzog. 12)
Die letzten für Kripp größeren Weinlesen dürften demnach in Kripp zwischen 1890 und 1892 stattgefunden haben. Der örtliche Weinkultur ging somit um 1900 zur Neige.
Ein letzter Hinweis auf eine hiesige Weinkultur ergibt sich aus einer alten Karte, worauf die katasterliche Einmessung eines 1890 gebauten Kelterhauses eines Jacob Neu, Auf dem Zaunweg 55 (heute Mittelstr. 30) in der Größenordnung von 9,30 m x 6,30 am 1. Mai 1891 dokumentiert ist. 
Badenackerhang Lediglich die Straßenbezeichnung „Weinbergstraße“ soll heute noch an ehemalige Wingerte im Badenackerhang erinnern, obwohl wir keinen Bestockungsnachweis für dortiges Gebiet, weder aus dem im Landeshauptarchiv Koblenz archivierten alten Weinstockverzeichnis von Remagen noch aus der Tranchot-Karte finden konnten. Selbst im Handriss des Urkatasters des Weilers Kripp von 1827 sind im Badenackerbereich nur zwei kleinere Parzellen als „Wingerte“ (Weingarten) ausgewiesen. Dabei handelt es sich um die Parzelle Nr. 19 einer Witwe Roth aus Sinzig sowie die Parzelle 20 eines Edmund Breuer aus Kripp.
Jedoch beim Betrachten dieser Südhanglage drängt sich ungewollt die Annahme auf, dass dort die Römer, die die Weinkultur ins Rheintal brachten, den Anbau von Weingärten am prädestinierten Badenackerhang als eine der Sonne zugeneigte Weinlage in der Nähe der ehemals dortigen „Villa Rustica“ pflegten. Diese Vermutung ist jedoch nirgends dokumentiert bzw. keine alten aufgefundenen Rebkerne bezeugen eine dortige ehemalige autochthone Weinkultur. -Denkbar ist es, wir wissen es jedoch nicht!-
Bevor jedoch keine neuen Erkenntnisse vorhanden sind, ist es erlaubt, diese These aufzustellen. Hinweise werden stets dankbar entgegen genommen.
Des weiteren wird angemerkt, dass die zwei auf der Tranchotkarte in der Mitte des Badenackers im Verlauf des dortigen gleichnamigen Weges „grün“ eingezeichneten Langparzellen von annähernd 8.000 m² (300 m x 27 m) und annähernd 1900 m² (70m x 27 m) nicht wie bisher von vielen Ortsansässigen angenommen, Weingärten darstellen. Ein dort von den damaligen Geometern in der Kartierung eingezeichnetes „T“ steht für „Terres labourables“ und bedeutet neben der grünlichen Farbunterlegung Ackerland.  (siehe Abb.3, Kennzeichnung (x)) 

Im Bereich dieser bisher vermuteten ehemaligen Stätten des Weinanbaues haben Mitglieder des Traditionsvereins 2008 in der Weinbergstraße hinter dem Wasserturm zur Erinnerung an die Vergangenheit der dortigen vermeintlichen kleinen Weinkultur symbolisch ein Fass aufgestellt und fünf Weinstöcke der Rebsorte „Regent“, eine pilzresistente Ess- und Weintraube, angepflanzt.

Nachtrag: Der Kripper Winzer Josef Föhr hatte im Keller des Haues Batteriewg 3 die Weintrauben seines Linzer Weinbergs gekeltert und zu Wein verarbeitet. Laut Einwohnerbuch des Kreises Ahrweiler von 1926/27 ist folgender Eintrag verzeichnet:
"Föhr, Jos.Winz., Batterieweg 3"

                                                                                                                                                                
Quellen:
1) Rheinischer Antiquarius Abt.III, Bd.9, S. 258) 
2) W.J. Langen, „Remagen in den Kriegen des Mittelalters bis nach dem spanischen Erbfolgekrieg“, Remagen 1907, S.13, Fußnote 1
3) Erste Kartenaufnahme der (französischen) Rheinlande (1803- 1814), Ausschnitt aus Blatt 112, das zur Deckung mit modernen 
Darstellungen um 2,5° nach Osten gedreht ist. 
4) Die Flurnamen von Remagen, W.J.Langen, S.32, 34
5) Eigene Messung mit CD-ROM „Landschaft im Wandel“, TK25, Linz am Rhein 5409 1808-1997, (Tranchot-Karte), Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz) 
6) Handriss des Kripper Urkatasters von 1827
7) W.J. Langen, „Remagen in den Kriegen des Mittelalters bis nach dem spanischen Erbfolgekrieg“, Remagen 1907, S.13, Fußnote 1
8) wie 5, jedoch preuß. Kartenaufnahme von 1843 
9) Der „Krieg“ gegen die Reblaus im Ahrtal, Dr. Wolfgang Bender, Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1994, S. 141 ff 
10) Heimatchronik des Kreises Ahrweiler 1968, Reg. Dir. K. Broicher, S. 328 
11) wie 9, siehe lfd. Nr.4 des Herdes 205, S.42, Denkschrift Nr.34 , 1981 kleiner Herd von 6 Rebstöcken infiziert, Umfang gesunder Stöcke 206 des Herdes 2 a 10 m² 
12) W.J. Langen, Remagen in den Jahren 1793- 1817, S.72-74) 

Bemerkungen:
Wingerte= alte Bezeichnung für Weingärten
Morgen = 
a) altes regional unterschiedliches Flächenmaß um die 25 ar. 
b) Fränkischer Morgen = 20 a, oder 1 Morgen = Fläche die 1 Person an einem Morgen mähen kann 
c) Ab dem 20. JH ist der Morgen des ehemaligen Norddeutschen Bundes mit 2.500 m² = 25 ar aktuell 
d) Der damalige Morgen um 1700 in Remagen betrug 150 Ruten, daraus ergibt sich 1 Morgen = 4 Viertel, 1 Viertel = 4 Pinten, 
1 Pinte = 9 Ruten 6 Fuß, 1 Rute = 16 Fuß (Klaus Flink, Heft Nr. 2, „Zur Topographie der Stadt Remagen)
e) 1 Hektar = 10.000 m²
Hohlmaße= 
1) regional unterschiedliches früheres Flüssigkeitsmaß, besonders für Weine. 1 Eimer = 32,5 Liter (33-35 Liter), 4 Eimer = 
1 Ohm, 1 Ohm = 130 Liter, 1 preußisches Ohm = 137,4 Liter (Landes-Lehr-Anstalt Walporzheim, Herr Lawnik)

2) 1 HL(Hektoliter =100 Liter



Erste Ordensschwestern 1917-1925 

weis/funk Mai 2012

Die „Dienerinnen vom heiligsten Herzen Jesu“ von 1917 -1925 als erste Ordensschwestern“ im ersten Kloster von Kripp. 

Bei unserem damaligen Bericht über die dringende Notwendigkeit einer organisierten gemeinsamen Wohlfahrtspflege durch Ordensschwestern in Kripp anlässlich der Einweihung des Schwesterndenkmals am 3. Oktober 2009 konnten wir wegen fehlender Hinweise lediglich nur etwas über die „Zeitspanne“ (1917-1925) des Wirkens der ersten Schwestern von Kripp, der „Dienerinnen des hlgst. Herzen Jesu“ berichten, die im Volksmund „Herz-Jesu-Schwestern“ benannt wurden und eine hervorragende Vorarbeit auf dem sozialen Gebiet leisteten. Mit dem Hinweis: „Genaueres vermag man jedoch wegen fehlender Hinweise nicht zu berichten!“ schlossen wir das Thema dieser Kongregation ab und berichteten recht ausführlich über die nachfolgenden Ordensschwestern der „Franziskanerinnen vom badischen Erlenbad“ und den „Schönstatt-Schwestern“. 1)

Eine neulich im Landeshauptarchiv Koblenz unter dem Signum LHAKo 635/611 aufgefundene Akte (Orden und Kongregation) ergab bezüglich der Besetzung von Ordensleuten in Kripp neue ausführliche Erkenntnisse für die Zeit von 1917-1925 über die Herz-Jesu Schwestern.
Angestellte Recherchen führten uns über ihre letzte Niederlassung in Gersweiler/Saar zum Mutterhaus der Kongregation der "Dienerinnen des hl. Herzen Jesu" nach Wien, wo wir bereitwillig Auskunft über das Wirken ihrer Schwestern in Kripp erhielten. Nun konnte man konkret den Weg und das Wirken dieser Schwestern ab 1917 in Kripp nach vollziehen und endlich einen lückenlosen Nachweis aller jemals in Kripp tätigen Ordensschwestern zum Abschluss bringen.

Die „Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesu“ waren die ersten Ordensschwestern in Kripp. Demzufolge wurde auf Vorschlag des einst in Kripp wohnenden Grafen Taveggi das Mutterhaus in Wien 1917 durch Pfarrer Brückert ersucht, für die organisierte private Krankenpflege und der Leitung eines Kindergarten in Absprache mit dem hiesigen Kirchenvorstand, Schwestern anzufordern. Anhand einer „Nachweisung des Personalbestandes der zu Kripp, Kreis Ahrweiler, bestehenden Niederlassung der Genossenschaft der Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesu aus dem Mutterhaus Wien“ 2) des hiesigen Pfarrvikars Brückert wurden die nachfolgenden ersten Schwestern für ihre Tätigkeiten zur Ausübung der ambulanten Krankenpflege, Kinderbewahrschule und Handarbeitsschule am 15.7.1917 von Gersweiler an der Saar zur neuen Niederlassung in Kripp versetzt.

Ehemaliges Schwesternhaus in Gersweiler/Saar, Krughütter Str. (heute Nr. 43)


Diesem war zum Jahresende 1916 ein „Gesuch der Kirchengemeinde Kripp um Genehmigung zur Niederlassung barmherziger Schwestern mit dem Mutterhause der Dienerinnen vom heiligen Herzen Jesu in Wien zur Übernahme einer Kleinkinderschule und eines ambulanten Krankenpflegedienstes“ 4) an den Bürgermeister zu Remagen vorausgegangen, der es wohlwollend mit folgender Bemerkung am 2. Januar 1917 an den Landrat weiterleitete: „...daß die Einrichtung einer Kleinkinderschule in Kripp im Allgemeinen und besonders jetzt in den Kriegszeiten sehr nötig und mit Freuden zu begrüßen ist, ebenfalls ist erwünscht, daß die Schwestern die ambulante Krankenpflege übernehmen.
Das die Errichtung einer Kleinkinderschule von den Bewohnern sehr willkommen geheißen wird, geht zu Lasten..( )..daß sich fast alle Familien, darunter 10 Familien Andersgläubiger...( )..zur Aufbringung der Kosten bewilligt haben. Die Schule wird voraussichtlich von mindestens 50 Kinder besucht. Das Schulgeld wahrscheinlich auf 1 Mark monatlich bezahlt werden“. 5) 

Dem Kripper Gesuch wurde unter dem Aktenzeichen I b Nr.358 des Ministerium des Innern mit folgendem Wortlaut stattgegeben:
„Auf den Bericht vom 30. April d.Js. -IIb. 8 II Aug. wollen wir auf Grund des Artikels 6 des Gesetzes vom 14. Mai 1880 und des Artikels 13 des Gesetzes vom 21. Mai 1886 genehmigen, dass in Kripp, Kreis Ahrweiler, eine neue Niederlassung der Genossenschaft der Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesu aus dem Mutterhaus Wien behufs Ausübung ambulanter Krankenpflege errichtet werde. Zugleich wollen wir der genannten Genossenschaft widerruflich gestatten, in Verbindung von Kindern mit dieser Konfession, welche sich noch nicht im Schulpflichtigen Alter befinden, in der daselbst neu zu errichtenden Kleinkinder- Bewahrschule, sowie die Leitung und Unterweisung in einer Handarbeitsschule, für Katholische Mädchen in nicht mehr schulpflichtigem Alter als Nebentätigkeit zu übernehmen.
Was die Berufung der einzelnen in der neuen Niederlassung bezw. bei Ausübung der Nebentätigkeiten zur Verwendung gelangenden Schwestern betrifft, so sind hierfür die hinsichtlich der Aufnahme und Verwendung von Ordensmitgliedern erlassene allgemeinen Bestimmungen gleichfalls massgebend.
Diejenigen Schwestern, welche sich mit der Krankenpflege beschäftigen, dürfen bei Ausübung der Nebentätigkeiten nicht Verwendung finden.
Euer Hochwohlgeboren ersuchen wir ergebenst das Erforderliche zu verfügen....

Der Minister der Geistlichen und         Der Minister des Innern.
Unterrichtsangelegenheiten                 Im Auftrage:
Im Auftrage: gez. Gerlach                     gez. Dr. Freund 

An den Hern Regierungspräsidenten 
zu Coblenz “ 6)

Damit für die Schwestern eine vertraglich verpflichtende Unterkunft vor Ort gewährleistet war, kaufte Pastor Brückert 1917 eigens für die Unterbringung der Schwestern formell, ohne jedoch Eigentumsinteresse zu zeigen, das Haus (heute Voßstr. 8) und ließ dort im Erdgeschoss ein Verbandszimmer einrichteten. Der Eigentumsverzicht des Seelsorgers ergibt sich aus dem Urkundentext der notariellen Kaufurkunde vor dem Sinziger Notar A. Molls vom 5. Mai 1917 zwischen der Verkäuferin Antonie Lambion, geb. Fiedler und Adolf Brückert, Vikar zu Kripp als Käufer, indem der Kripper Vikar erklärte, lediglich formeller Eigentümer zu werden mit der Verpflichtung ( ) „.. das Grundstück der demnächst juristische Persönlichkeit erlangenden Schwesternniederlassung katholischer Konfession“ nach Übernahme von Hypotheken, unter anderem auch eine zu Gunsten des Kripper Gastwirtes Johann Georg Lohmer über 2000 Mark sowie einem „sofort zahlbaren Restkaufpreis von 5000 Mark in deutscher Kriegsanleihe zweiter Ausgabe zum Nennwerte“, zu übertragen. 7) 

                  Das ehemalige Schwesternhaus in der Voßstr.8 Damaliger Eigentümer: Pastor A. Brückert, Kripp

Schon einen Monat nach dem Einzug der Schwestern wurde von diesen im dortigen Hofe auf Grund des kriegsbedingten Lebensmittelmangels zeitweise eine allgemeine Kriegsküche für Bedürftige eingerichtet.
Gleichzeitig richtete man im Johannessaal eine Kinderbewahrschule (ein Kindergarten für die Kleinen, die noch nicht in die Schule gehen) ein, wo die Kleinkinder für einen kleinen Obulus zur Entlastung der Mütter gut aufgehoben unter fachgerechter Obhut standen, damit diese sich intensiver um ihre harte Alltagsarbeit kümmern konnten. 

Somit fand auch unser damaliger Vermerk aus den Annalen der Katholischen Jungfrauenkongregation Kripp über einen erstmaligen Hinweis von 1921 einer angeblichen „Kinderverwahrschule“ in Verbindung mit diesen Ordensschwestern Bestätigung.

Ebenfalls begann man mit dem ambulanten Krankenpflegedienst. Zum 1. November 1920 wurde im Johannessaal (heute Haus Quellenstr. 34), wo sich der Kindergarten befand, eine Handarbeits- und Strickschule eröffnet. Wegen baulicher Mängel und Unbeheizbarkeit des Johannessaals wurde im Winter 1923 dort nur noch in einem oberen kleinen beheizbaren Raum Handarbeitsschule gehalten. Im Winter 1924/25 wurde in 2 Räumen der Villa Hettlage, heutiges Bürogebäude der Fa. Vito-Irmen, der Schwesternbetrieb abgehalten. Ab Sommer standen keine Unterkunftsräume mehr zu Verfügung, was die Kirchengemeinde, die für die Räumlichkeiten hätten aufkommen müssen, zur Aufhebung der Niederlassung zum 1.Juli 1925 veranlasste. 

Hierzu wird im Einzelnen auf die nachfolgende Textabschrift der in Wien archivierten Schwesternchronik verwiesen, die von uns unter Beibehaltung der Orthographie transkribiert wurde.


Chronik des Schwesternhauses der Dienerinnen des hlgst. Herzens Jesu in Kripp a/Rh. 

Im Jahre 1917 wurde das Mutterhaus in Wien, welches damals noch unter der Leitung der nun selig im Herrn ruhenden ehrw. Generaloberin Mutter F l o r a stand, ersucht, für die Gemeinde Kripp einige Schwestern zu überlassen. Der in dieser Gemeinde wohnende Graf Tawetschi (Taveggi) war gesonnen weltliche Schwestern für private Krankenpflege und zur Leitung eines Kindergartens nach Kripp zu erlangen. Da die Gemeinde durchweg aus Katholiken besteht, sprach dieselbe den Wunsch aus, hier katholische Schwestern zu haben, worauf sich der hochw. Herr Pfarrer Brückert bemühte, die selbe zu erhalten. Da jedoch die Kirchengemeinde damals nicht in der Lage war ein Haus zu erbauen, so erbot sich der hochw. Herr Pastor Brückert, dasselbe von seinem Privatvermögen zu kaufen, um es den Schwestern zur Verfügung zu stellen. Es wurde mit der Kirchengemeinde beschlossen, dass das Kapital einschließlich der Zinsen in monatlichen Sammlungen eingebracht werden soll und wenn dies geschehen ist, das Haus entweder als Eigentum der Kirche oder der Schwestern gelte. Nachdem die Vorgesetzten in Wien davon unterrichtet waren, wurden 3 Schwestern und die Oberin Schwester Relinda für diese Niederlassung bestimmt. Am 15. Juni 1917 wurden die Schwestern in die Gemeinde eingeführt. Da in dem Gebäude (heutiges Wohnhaus Voßstr. 8) noch manche Renovierungen vorgenommen werden mussten und diese beim Eintreffen der Schwestern noch nicht vollendet waren, hatten die Schwestern gleich Gelegenheit dem hlgst. Herzen Jesu durch manche Opfer und Entbehrungen in ihrem neuen Heim Sühne zu leisten. Das Jahr 1917 brachte über die ganze Bevölkerung einen großen Lebensmittelmangel und es wurden allgemeine Kriegsküchen errichtet. Am 10. Juli 1917 (10.7.1917 ist eröffnet) mussten auch die Schwestern die hiesige Kriegsküche für einige Zeit übernehmen, womit die erste Tätigkeit der Schwestern begann. Gleichzeitig fand eine zweite Schwester Beschäftigung in der Verwahrschule, wo sich die Kinder von morgens 8 Uhr bis abends 6 Uhr aufhielten. Zu bemerken ist, dass als Verwahrschule die frühere Pfarrkirche, jetzt Johannessaal genannt, eingerichtet wurde, da in dem Kloster selbst dafür kein Raum war. Mit demselben Tag konnten die Schwestern auch ihre dritte Tätigkeit, die Krankenpflege aufnehmen. Nachdem die Schwestern ungefähr 14 Tage in ihrem neuen Heim waren und sich bemühten dasselbe klösterlich wohnlich einzurichten, überraschte sie freudig der Besuch der lieben, unvergessenen Mutter Donata sel. und der jetzigen, sehr verehrten lieben Ehrw. Mutter Nicodema. Gleich am Anfang konnten die Schwestern nicht daran gehen eine Kapelle zu errichten, da ihnen der notwendige Raum fehlte. Dieses wurde ihnen erst nach einiger Zeit ermöglicht, da eine Frau, die sich erbot die Zinsen des Hauses abzutragen und noch den ganzen ersten Stock des Klosters bewohnte, auszog. Es wurde nun in einem Zimmer ein kleines Oratorium errichtet. (1.Etage, Straßenfront) Das Jahr 1919 brachte wieder eine Abwechslung. Das linke Rheinufer wurde von amerikanischen Truppen besetzt und alle Bewohner desselben mussten einige Soldaten beherbergen. Auch das Kloster musste einige für ungefähr 7 Monate aufnehmen. Dadurch entstand eine Störung in dem gewünschten Ausbau der Kapelle. Nach Abzug der Truppen konnte man weiter daran denken. Es wurde ein größerer Raum dafür genommen und durch die Güte unserer Wohltäter konnte die Kapelle in den jetzigen Zustand gebracht werden. Nun fehlte noch das Zentrum der Kapelle, der liebe Heiland. Der hochw. Herr Pastor Brückert tat die ersten Schritte um die Erlaubnis zur Aufbewahrung des Allerheiligsten zu erhalten. Im Mai 1920 hatten die Schwestern die Ehre den hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Mönch in ihrem Kloster (heute Haus Voßstr.8) zu empfangen. Sie legten dem hochwdgst. Herrn bei diesem Besuch nochmals die Bitte um Gewährung der Erlaubnis vor, worauf der hochwürdigste Herr Weihbischof dies freudig gestattete, jedoch mit der Bedingung, dass 5 Schwestern in diesem Hause wohnen müssten. Am 1. September 1920 traf die für die Handarbeitsschule bestimmte Schwester ein, womit sich die Zahl der Schwestern erhöhte. Das Fest der lieben Patronin des Ordens, der heil. Marg. Marie, brachte den Schwestern den lieben Heiland ins Haus. An diesem Tage zelebrierte der hochw. Herr Pastor Brückert in der Kapelle die hl. Messe, welche eine Ansprache und eine nochmalige Einsegnung der Kapelle voranging. Am 1. Nov. d.J. wurde die Handarbeitsschule–und Strickschule eröffnet, welche ebenfalls im Johannessaal, wo sich der Kindergarten befand, eingerichtet wurde. Einige Monate hielt Sch. M. Eleutheria die Handarbeitsschule in diesem ungesunden Raume, wo man nicht lüften konnte, da die Fenster zu hoch waren. Bald erkrankte dieselbe und starb noch im Sept. d. nächsten Jahres an Tuberkulose. Schw. M. Serafika kam an diese Stelle. Das furchtbare Heimweh nach einer ordentlichen Schule lies die Schwester nicht in Kripp und somit kam Sch. Apollinaris als Kindergärtnerin dorthin. Es ging dasselbe Leiden an. Schw. Friedberta war in der Handarbeitsschule und Schw. Apollinaris war im Kindergarten. Beide Schwestern mussten in den Wintermonaten große Opfer bringen, da die Räume nicht zum erheitzen waren. Einmal fiel sogar ein Stück von der Decke herunter, da das ganze Haus schon ziemlich baufällig war. Herr Pastor sann auf einen Neubau, der schnell begann, aber ebenso schnell wieder endete, da die böse Inflation eintrat und alles Geld dafür verloren ging. Im Winter dieses Jahres wurde bloß die Handarbeitsschule gehalten, im kleinen oberen Raum, wo leider das Ofenrohr versagte und der ganze Rauch im Lokale blieb. Herr Pastor wollte dort kein Geld mehr hineinstecken und für den nächsten Winter waren bei der Familie Hettlage in einer schönen Villa (heutiges Bürogebäude der Fa. Vito -Irmen) 2 Räume in Aussicht genommen. Im Winter 1924/25 wurde dort auch Schule gehalten, doch im April kamen die Herrschaften, die im Winter in Düsseldorf sich aufhielten, nach Kripp, um hier ihren Sommeraufenthalt zu verbringen. Die Schwestern mussten ausziehen und saßen mit den Kindern auf der Straße. Laut Bericht über diese Schulverhältnisse bestimmten die ehrw. Vorgesetzten die Niederlassung aufzuheben, da die Gemeinde für die Räumlichkeiten hätte aufkommen müssen. Die Kündigung kam Ende Mai. Am 1. Juli sollte geräumt werden, das ging aber nicht so leicht. Es wurde noch von mehreren Einwohnern ein Brief mit Unterschriften nach Wien geschrieben, aber es half nichts mehr. Als nun die wiederholte Rückantwort eintraf, hatte Hochw. Herr Pastor den Kirchenvorstand zusammenrufen lassen und überall gesagt, die Schwestern holen alles mit. Auf Wunsch des Kirchenvorstandes wurde das Inventar von Seite der Schwestern dem Vorstand übergeben. Nachher war zwischen dem Kirchenvorstand und den Schwestern eine Aussprache, ohne den hochw. Herrn Pastor, und man wollte die Schwestern mit Gewalt zurückhalten. Was das Inventar anbelangt, wollte der Kirchenvorstand nicht zugeben, das die Schwestern es mitnehmen. Der Herr Pastor selbst äußerte in nicht sehr feiner Art: „da müsste das Gericht entscheiden!“ Er müsse das Recht der Gemeinde wahren. Die Schwestern wollten das Recht der Genossenschaft wahren. Nach diesem Wirrwarr musste auf Verlangen eine höhere Instanz entscheiden. Schw. Baldegundis und Schw. Floriberta fuhren zum hochwürdigsten Herrn Bischof Bornewasser (Vorher zum Herrn Visitator Christ, der uns den Rat gab den hochw. Herrn Bischof zu fragen). Inzwischen hatte man in Kripp bei den Schwestern schon das Amtsgericht verständigt und den Schwager des Herrn Nagel, welcher Rechtsanwalt war, kam zu den Schwestern. Es wurde die Wäsche, sowie alle Einrichtungsgegenstände aufgenommen mit der Bemerkung, „es darf nicht fortgeholt werden“. Als die Schwestern von Trier zurückkamen, teilten sie die Ansicht des hochwgst. Herrn Bischof dem Herrn Pastor mit und dieser Rechtsstreit wurde unterdrückt. Die Wohltäter wurden gefragt, wem sie die Sachen gespendet, dem Haus oder den Schwestern; mehrere sagten, was sie gespendet, haben sie den Schwestern gegeben. Es wurde nun mit dem Kirchenvorstande eine Besprechung vorgenommen und blieb der Kelch, Altar, Bänke, Kreuzwegstationen, Herz-Jesu-Statue und 6 Leuchter zurück. Alles andere wurde gemäß der Bestimmung der Ehrw. Mutter Nicodema, Generaloberin, nach Kelkheim und Kühr gebracht.“ 8)

Hinweis!
Den Verfassern als ehemalige Eigentümer (1978-1999) dieses Hauses ist es noch erinnerlich, dass bei Umbauarbeiten im Wohnbereich der 1. Etage sakrale Verzierungen vorgefunden wurden. 

Insgesamt im Einsatz waren folgende Schwestern der „Dienerinnen des hl. Herzen Jesu“:

Sr. Relinda (M.Hennek) Oberin, Sr. Friedberta (J. Axt), Sr. Dionora (M. Wiora), Sr. Silveria (M. Kirn), Sr. Floriberta(Anna Edel= hauser), Sr. Friediana (Margareta Degen), Sr. Quenburga (Helene Mathieu), Sr. EulatheriaSr. SerafikaSr. ApollonarisSr. Baldegundis von 1917 bis 1925 in der Niederlassung Kripp, teils auch zeitweise, tätig. Die Schwestern verließen das Haus in der Voßstraße am 9. Juli 1925. 

Verkauf des Schwesternhauses.

Die vertragliche Bindung einer Stiftung zum Wohle der Jugend war für unseren Geistlichen Herrn Brückert die Initialzündung für den Bau eines Katholisches Jugendheim als soziales Universalgebäude auf dem Batterieweg mit integriertem Kindergarten. Diese Entscheidung hatte später für ihn persönliche und finanzielle Folgen.
Brückert, der sich unter Einsatz von erheblichen persönlichen Vermögenswerten für den sozialen Gedanken engagierte, geriet mit der Finanzierung seines Jugendheimes aufgrund einer spekulativen Finanzierung mit einer ausländischen Bank derart in Bedrängnis, so dass das Bistum zur Rettung des Jugendheimprojektes finanziell einspringen musste. 
Wie man aus dem Text der nachfolgenden notariellen Erklärung ersehen kann, muss es zwischen den Parteien zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein, was nun der zwischenzeitlich zur Kirchengemeinde Heckenmünster/ Wittlich versetzte Pastor Brückert zur Verwertung seiner Immobilie auf der Voßstraße (ehemaliges Nonnenkloster) zwecks Ausgleichszahlungen veranlasste, folgende Vollmacht vor dem in Trier amtierenden Notar Dr.jur W. Lamberty unter Az. 201/32 abzugeben:

„Ich bevollmächtige hierdurch mit der Befugnis zur Übertragung der Vollmacht, den zu Oberwinter wohnenden Gemeindevor= steher und Makler Herrn Bernhard Geisthoff, das mir zugehörige, in Kripp, Voßstr.3 (heute Nr.8) gelegene Hausgrundstück zu beliebigen Preise zu verkaufen, oder auf sonstige Art zu veräussern, die Kaufbedingungen zu vereinbaren, den Kaufpreis in Empfang zu nehmen und darüber rechtsgültig zu quittieren, denselben abzutreten, Eintragungen, Löschungen und Vermerke jeder Art in das Grundstück zu bewilligen und zu beantragen, überhaupt alles erforderliche vorzunehmen, was zum Verkaufe erforderlich ist.....gez. Brückert.“

Der Inhalt dieser obigen Urkunde mag die damalige Dissonanz zwischen der Kirche und Pastor Brückert widerspiegeln und „Selbstredend“ sein. 

Der nachfolgende Kripper Pastor Halft erwarb von dem Bevollmächtigten das zur Verwertung stehende ehemalige Nonnenkloster 1932 als Wohnsitz zum Preise von 8507,70 Goldmark. Eine Goldmark entsprach damals einem Wert von 1/2790 Kilogramm Feingold. Aus diesem Verkaufserlös hatte Brückert seine persönlichen Verpflichtungen des aus dem Bankencrash entstandenen Schaden für das Jugendheim, zu dem er sich verbürgt hatte, auszugleichen. Gemäß Urkunde des Sinziger Notars Adams vom 3. März 1932 erlangten als Erlös aus diesem Verkauf, abzüglich der eingetragenen Aufwertungshypotheken zu Gunsten des Kripper Gastwirtes Johann Georg Lohmer 724,62 und 483,08 Goldmark nebst Zinsen“, etc… 9) 

Quellen:

1) Zeitdokument www.Geschichte-Kripp.de/Ordensschwestern, dsgl. Heimatjahrbuch 2011 Kreis Ahrweiler, S.189 ff, „Vom 
    segensreichen Wirken von Ordensschwestern in Kripp“, Willy Weis/ Hildegard Funk, Kripp 
2) LHAKo 635/611 (Orden und Congregationen) 
3) wie 2 
4) wie vor 
5) wie vor 
6) wie vor 
7) Notarielle Urkunde im Eigentum der Verfasser stehend 
8) Chronik, Archiv des Mutterhauses der Schwestern des hl. Herzen Jesu in Wien 
9) Notarielle Urkunden, etc., im Besitz der Verfasser

sowie im Allgemeinen der „Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichts= kunde, XII. Abtlg 1b Neue Folge, 11. Lieferung, / hier: Beiheft IX/5 „Ordensentwicklung seit dem 19. Jahrhundert“.


Fotonachweis: 
1.) Schwesternhaus Gersweiler aus: „100 Jahre St. Michael Gersweiler 1886-1986“ 2) Ordenschwestern: Archiv der Dienerinnen des hlgst. Herzen Jesu Wien, Repro: Slg. Weis/ Funk 3.) Haus Voßstraße: PK- Archiv Weis/ Funk

Personalaktenauszüge über die in Kripp tätigen Schwestern.

 Sr. M. Silveria, Magdalena Kirn:
 geboren: 12. Februar 1886 in Faha, Kreis Saarburg Eintritt: 18. September 1914 Profess 30. März 1916 Einkleidung: 19. März 1917 Ewige Gelübde: 21. August 1923 verstorben: 16. April 1963 (Osterdienstag) in Kelkheim Wirkungsbereich: Krankenpflege, Hausarbeit, Assistentin, Oberin 1913 – 1916 Wieden 1916 – 1917 Landesgericht 1917 – 1925 Kripp 1925 – 1928 Lorchhausen 1928 – 1930 Weberherrn 1930 – 1930 Mutterhaus 1930 – 1949 Kelkheim 1949 – 1952 Fischbach (als Oberin) 1952 – 1963 Kelkheim


 Sr. M. Friedberta, Maria Josefine Axt:
 geboren: 10. Juni 1888 in Petersberg, Fulda Eintritt: 17. Oktober 1910 Einkleidung: 24. August 1911 Profess: 23. September 1913 Ewige Gelübde: 28. August 1920 verstorben: 20. August 1972 (Sonntag) in Gondorf Wirkungsbereich: Kindergarten, Handarbeitsschule, Oberin 1910 – 1910 Mutterhaus 1910 – 1911 Rudolfspital 1911 - 1913 Mutterhaus 1913 – 1914 Altenkessel 1914 – 1917 Gersweiler 1917 – 1925 Kripp 1925 – 1926 Landsweiler 1926 – 1927 Hatzenport
1927 – 1931 Hallwang 1931 – 1934 Kirchheim 1934 – 1938 Reisweiler (als Oberin) 1938 – 1946 Kirchheim 1946 – 1952 Steinbach 1952 – 1956 Haselstein 1956 – 1958 Kirchheim 1958 – 1963 Kelkheim (als Oberin) 1963 – 1972 Gondorf 


 Sr. M. Relinda, Maria Hennek:
 geboren am: 17. November 1883 in Oppeln Einkleidung: 19. März 1906 Profess: 7. Juli 1908 Ewige Gelübde: 7. Juli 1914 Verstorben: 27. August 1935 in Beuthen Wirkungsbereich: Krankenpflege, privat und im Spital 1905 – 1906 Mutterhaus 1906 – 1909 Franz Josef Spital 1909 – 1914 Altenkessel 1914 – 1917 Gersweiler 1917 – 1922 Kripp (als Oberin) 1922 – 1928 Gleiwitz 1928 – 1935 Beuthen


 Sr. M. Floriberta, Anna Edelhausen
 geboren am: 12. Juli 1886 in Hohenruppersdorf, Bez. Matzen, Öst. Eintritt: 9. März 1905 Einkleidung: 10. Oktober 1905 Profess: 15. Oktober 1907 Ewige Gelübde: 7. Juli 1914 verstorben: 23. Juli 1967 (Sonntag) in Unter St. Veit, Wien Wirkungsbereich: Handarbeitsschule, Spital, Hausarbeit, Oberin 1905 – 1907 Mutterhaus 1907 - 1907 Unter St. Veit (Wien) 1907 – 1908 Mutterhaus 1908 – 1908 Unter St. Veit und Allgemeines Spital (Wien) 1908 – 1910 Mutterhaus 1911 – 1915 Hütteldorf (Wien) 1915 – 1918 Dietrichgasse (Wien) 1918 – 1918 Schwarzau und Zöbern 1918 – 1919 Theresianum 1919 – 1920 Preyer-Spital 1920 – 1922 Altenkessel 1922 – 1925 Kripp (als Oberin) 1925 – 1926 Mutterhaus 1926 – 1929 Bommersheim 1929 – 1934 Gaweinstal 1934 – 1945 Niederhollabrunn 1945 – 1951 Hütteldorf (Wien) 1951 – 1955 Salzburg 1955 - 1962 Auersthal (als Oberin) 1962 – 1967 Hütteldorf (Wien) 1967 – 1967 Unter St. Veit (Wien)


 Sr. M. Fridiana, Margarete Degen:
 geboren am: 4. Jänner 1886 in Weibern, Kr.Adenau Einkleidung: 19. März 1906 Profess: 7. Juli 1908 Ewige Gelübde: 7. Juli 1914 verstorben: 22. Dezember 1929 in Kühr
Wirkungsbereich: Krankenpflege, Hausarbeit 1905 – 1906 Franz Josef Spital in Wien 1906 - 1911 Allgemeines Krankenhaus in Wien 1911 – 1917 Niederfell - Kühr 1917 – 1925 Kripp 1925 – 1929 Niederfell – Kühr 


 Sr. Dionora, Martha Wiora
 geboren am: 9. September 1892 in Wilcza, Kr. Rybnik (POLEN) Eintritt: 16. Juni 1913 Einkleidung: 19. März 1914 Profess: 30. März 1916 Ewige Gelübde: verstorben: 15. Jänner 1919 in Kühr / Niederfell an der Mosel (Dienstzeit in Kripp aus der Archivalie nicht nachvollziehbar, vermutliche Abordnung)


 Sr. M. Quenburga, Helene Mathieu
 geboren am: 16. Juli 1888 in Ottenhausen, Kr. Saarbrücken Eintritt: 19. Juli 1915 Einkleidung: 4. Mai 1916 Profess: 13. August 1918 Ewige Gelübde: 21. Juli 1925 verstorben: 8. Jänner 1959 in Kühr / Niederfell Wirkungsbereich: Spital, Privatpflege, Hausarbeit 1915 – 1924 Rudolfspital in Wien 1924 - 1925 Überherrn 1925 – 1932 Rudolfspital in Wien 1932 – 1959 Niederfell – Kühr (Dienstzeiten in Kripp aus der Archivalie nicht nachvollziehbar, vermutliche Abordnung)


                                                                   Caritas und Krankenpflege-Verein.


Auch wenn das genaue Gründungsdatum leider nicht ermittelt werden konnte, so könnte die Idee und Gründung dieses örtlichen Sozialvereins aus der Einrichtung der ambulanten Krankenpflege der „Dienerinnen des hl. Herzen Jesu“ zurück zu führen sein. Ein Nachweis über eine Vereinstätigkeit ergibt sich aus einer undatierten Eintragung in deren Kassenbuch, demzufolge sich die erste Mitgliederzahl von anfangs 212 auf 154 im Jahre 1926 reduzierte. Der Grund dieser recht auffälligen Rückläufigkeit dürfte vermutlich auf einen Protest der Ortsbevölkerung gegen den amtierenden Kirchenrat beruhen, der sich in streitbaren Verhandlungen gegen die in der Bevölkerung beliebten Schwestern stellte und zu einer Auflösung der Kripper Niederlasung der Dienerinnen vom hlgst. Herzen Jesu führte. 
Diesem vorgenannten Eintrag zur Folge dürfte die Vereinsgründung mit dem Eintreffen der ersten Ordensschwestern, der „Dienerinnen vom heiligsten Herzen Jesu“ (1917-1925) in Kripp erfolgt und von den 1926 nachkommenden Franziskanerinnen vom badischen Erlenbad weitergeführt worden sein. Des weiteren dürften selbstredend für die rege Tätigkeit dieser ersten Schwestern sein, dass während ihrer Anwesenheit in der Zeit 1923/24 in Kripp über 603 Mitglieder von 1.000 Einwohnern in katholischen Vereinen unter dem Seelsorger Brückert als Präses aktiv waren.
Die Mitglieder hatten für sich und ihre Familienangehörigen die Berechtigung zur kostenfreien Krankenpflege durch die Krankenschwestern von Kripp. Medikamente waren nicht mit einbegriffen. Den Mitgliedern wurden Beitragskarten, die zum Beitragsnachweis mit monatlichen Beitragsmarken beklebt werden mussten, ausgegeben. Auf diesen Karten wurden Vermerke über Besuche der Krankenschwestern zum Nachweis eingetragen.

Für die Nichtmitglieder wurde ab 1926 eine Tariftaxe erarbeitet. Demnach kostete eine medizinische Behandlung im Schwesternhaus 0,50 RM, ein Hausbesuch zur Tageszeit 1,00 RM / Nachtzeit 2,00 RM, eine Krankennachtwache 3,00 RM und eine Tagespflege 2,50 RM.
Auf Antrag wurden der Kripper Krankenpflegestelle vom Kreiswohlfahrtsamt ein jährlich unterstützender Zuschlag von 200 RM angewiesen.
Über die Beendigung dieses Vereines als sogenannte „Kripper Krankenkasse“ konnte leider bisher nichts in Erfahrung gebracht werden. 


Quellen: (allesamt Kath. Pfarrarchiv Kripp) 1. Kassenbuch des Caritas u. Krankenpflegevereins Kripp a/Rhein von 1926-1933. 2. Mitgliedsausweis Nr.17 von 1928 (Schumacher) 3. Mitgliedsausweis Nr.49 von 1932 (Pastor Halft) 
4.Schreiben der LVA  Rheinprovinz Düsseldorf v.17.10.1932, XA 93/25


Der Kripper Wasserturm

Willy Weis / Hildegard Funk 1994

Der Wasserturm mit Pumpanlage und Wasserwerk ist ein Zeugnis kommunaler Wasserversorgung in Kripp. Die Absicht, die leicht zu verunreinigenden Dorfbrunnen um die Jahrhundertwende durch eine kommunale zentrale Trinkwasserversorgung zu ersetzen, war die Geburtsstunde unseres Wasserturms.

So wurde behördlicherseits um 1900 im Zuge strenger Bestimmungen zur Verbesserung der Hygiene und zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung die Errichtung eines neuen Wasserleitungsnetzes in Erwägung gezogen. Ein kombiniertes System aus Pumpanlage, Wasserwerk, Hochdruckreservoir und Leitungssystem sollte entstehen. Von 1904 an wurde dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt.

Baubeschreibung:

Der Wasserturm, der 1904 an der höchsten Stelle in Kripp, derWeinbergstraße, erbaut wurde, hat einen äußeren Sockeldurchmesser von 7,50 m und verjüngt sich nach 20 m auf 5 m konisch zulaufend. Das Mauerwerk ist, abgesehen von dem 4,20 m hohen verputzten Sockel, aus Kripper Ziegelsteinen als Sichtmauerwerk hergestellt. Der Turm ruht auf einem 3,50 m tiefen konisch auslaufenden Ringfundament mit einer maximalen unteren Ringbreite von 2 m. Über ein abschließendes verputztes Kranzgesims mit auslaufenden kleinen Bogenschnitten erhebt sich der über dem Mauerwerk hinausragende Wasserbehälter, der „Wasserkopf", der mit einer Stahlkonstruktion umkleidet und mit Kalkzementputz versehen ist. Als Putzträger dient ein umlaufendes Drahtgeflecht. Der Aus-sendurchmesser des verputzten Oberteiles beträgt 7,50 m. Der innenliegende Stahltank hat ein Volumen von 80 Kubikmeter und liegt voll auf dem konisch verjüngenden Turmschaft auf. Durch eine linksgewendelte Steintreppe, die direkt im Mauerwerk eingelassen ist, erreicht man nach fast 100 Stufen das Oberteil des Turms, das durch 8 Vertikalfenster genügend ausgeheilt ist. Dreizehn Fenster, die spiralförmig verteilt über die Treppenstufen vertikal eingelassen sind, erhellen den Turmschaft. Tatsächlich besteht der Turm nur aus zwei Räumen; aus einem geräumigen Treppenhaus von ungefähr 5 m Mitteldurchmesser und 20 m Höhe und dem Wasserkopf mit einem phantastischen Ausblick auf die Rhein- und Ahrlandschaft.

Ein rundes Schieferdach mit einer Neigung von ca. 50° und einem seitlichen Überstand von ca. 0,80 m bilden leider zur Zeit den oberen Abschluß. Bis 1988 gab es noch eine Turmspitze aus einer Stahlkonstruktion mit seitlichen Lamellen.



Der noch vollständige Wasserturm mit dem angeschlossenen Pumpwerk

Das Kripper Wahrzeichen: Der Wasserturm, Zustand 1994

Diese musste infolge ihres ruinösen Zustandes aus Sicherheitsgründen im Wege einer Ersatzvornahme durch die Kreisverwaltung entfernt werden, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Seit dieser Zeit lag die Spitze auf dem Gelände des städtischen Bauhofes in Remagen und rostete still vor sich hin, bis sie im April 1994 verschrottet wurde.

Ab 1907 übernahm die Stadt Remagen die Wasserförderung und -Versorgung in Kripp. Nach dem Bau des Turmes wurde die umliegende Gegend zum Wasserschutzgebiet erklärt. Zum Sammeln des Wassers wurde unterhalb der Weinbergstraße, am Badenackerweg, ein Schöpfbrunnen vorgetrieben, um den ein Pumpenhaus gebaut wurde. Zum Heben des Wassers diente eine Pumpe mit Gasmotor, durch die das Wasser in einer Druckleitung 25 m hoch in den im Wasserturm befindlichen Hochbehälter gepumpt wurde.

Ein Wahrzeichen

Der Wasserturm half 70 Jahre lang mittels eines dauerhart geregelten Wasserdrucks, das Wasser über die Verteilungsanlage in die Kripper Stuben zu transportieren. Unser guter alter Wasserturm, von den französischen Touristen liebevoll „chateau d'eau" (Wasserschloß) genannt, wurde 1994 neunzig Jahre alt. Von den Krippern zum Wahrzeichen ernannt, prägt er mit seinen annähernd 35 Metern, in unmittelbarer Nähe des Kirchturms stehend, die Dorfsilhouette.

Unser Dorfjuwel, dessen Glanz allmählich verblasst und einer dringenden Renovierung bedurfte, hatte Mitte der 70er Jahre durch den Einsatz moderner Methoden seine eigentliche Funktion verloren. Infolge erhöhten Wasserverbrauchs konnte er den Bedarf nicht mehr decken und wurde durch die neue Pumpstation „Im Sand" abgelöst. Von diesem Zeitpunkt an diente er der Freiwilligen Feuerwehr Kripp als Gerätehaus und dem Energieträger RWE als Trafostation. Der Abriss wurde erwogen, als die Feuerwehr ein eigenes modernes Gerätehaus baute und das RWE in die neue Trafostation umzog. Die Kripper Bürger, die gegen das Abrissvorhaben Sturm liefen, konnten sich jedoch durchsetzen.

So wurde 1980 von der Stadt Remagen der Kripper Wasserturm für 65.000.- DM an einen Kölner Architekturprofessor mit der Rückfallklausel verkauft, dass der Turm in den Besitz der Stadt Remagen zurückfällt, sollte er nicht nach einer gewissen Zeit von dem Erwerber zu Wohnzwecken genutzt werden.

Zwei Weltkriege hat er unbeschadet überstanden. Nunmehr nagt der Zahn der Zeit an ihm. Bisher wurden keine sichtbaren baulichen Aktivitäten zur Erhaltung bzw. Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes vorgenommen. Der Turm befindet sich in einem verwahrlosten Zustand, einzelne Putzteile bröckeln ab und die Eingangstür verfault. Löcher in der Dachver-schlagung sind mit bloßem Auge erkennbar, nistende Vögel fliegen ein und aus. Wollen wir unser Wahrzeichen erhalten, sind bauliche Maßnahmen dringend erforderlich.

Trotzdem, wenn auch lädiert und funktionslos, gibt der Wasserturm heute noch Zeugnis technischen Wirkens.

Da er im Bewusstsein der Kripper Bürger immer eine große Rolle gespielt hat, besitzt er für uns einen hohen Identifikationswert. Er ist in seiner Art der einzige Wasserturm der Umgebung. Es dürfte für uns eine vordringliche Aufgabe sein, ihn wenigstens in seinem äußeren Erscheinungsbild zu erhalten.

Eine Unterschutzstellung des Bauwerks durch die Denkmalbehörde wäre wünschenswert. Die ursprüngliche Form des Turmes ist bis auf die Dachspitze erhalten. Mit einigen guten Ideen und baulichen Maßnahmen könnte auch dieser schwierige Baukörper innen optimal und attraktiv nutzbar hergerichtet werden. Wollen wir hoffen, daß alle Mißverständnisse und Hemmnisse mit einer guten Portion Willen und Mut beseitigt werden und in Kripp die bisherige 90jährige Dorfsilhouette auch weiterhin erhalten bleibt.

Anmerkung Horst Krebs:
Heute,im Jahre 2018 sieht der Wasserturm so aus wie auf dem unteren Foto. Dieses Foto ist nicht Teil der Dokumentation Weis, da mittlerweile Jahre vergangen sind. (seit 1994)

Anhang zum Thema Wasserturm:

Immer vor der Wahl missbrauchten die Kripper Parteien den Wasserturm für ihre Wahlkampfzwecke. Nach der Wahl dann keine Reaktionen. Das hat Familie Weis bewogen, in dieser Angelegenheit bei Minister Brüderle in Mainz vorzusprechen. Ebenfalls auch mit Guido Ernst. Hier die Korrespondenz:






Bewaffneter Aufstand der Rheinhalfen anno 1848

Zu den Vorgängen in Kripp und Umgebung

Willy Weis/Hildegard Funk

Bis zum Aufkommen der Dampfschiffe hatte die Treidelschiffahrt ein Monopolstellung am Rhein. Schiffe wurden vor allem mit Pferdekraft mittels eines vorgespannten Seiles auf dem linksrheinischen Leinpfad bergwärts gezogen.

Dies änderte sich mit der Dampfschiffahrt, die schließlich die traditionelle Treidelschiffahrt verdrängte und ihr den Todesstoß versetzte, da sie ja vom Ufer losgelösten, von Wind und Wetter unabhängigen Schiffsverkehr ermöglichte.

Der Halfenaufstand

Der aus Existenzangst aufkommende Ärger und Verdruss bei den Rheinhalfenkolonnen, machte sich dann ab 1830 durch zunehmende Feindseligkeit gegenüber den Dampfschiffern bemerkbar. Die Situtation verschärfte sich nach 1841 rapide, als die Zechenbesitzer Haniel und Stinnes zum Transport ihrer Kohle starke Schleppdampfer auf dem Rhein einsetzten. Der Konkurrenzkampf eskalierte, als die ergrimmten Rheinhalfen im April 1848 zu den Waffen griffen und vorbeifahrende Schiffe beschossen. Dieser „Halfenaufstand" begann am 3. April 1848 und bestand aus einer fast dreiwöchigen, nicht organisierten Schießerei auf Dampfschiffe. Inszeniert wurde sie von aufgebrachten Rheinhalfen, wobei der Anlass, eine in Köln einberufene Versammlung aufgebrachter Segelschiffer gewesen sein dürfte, die zur Rettung der Treidelschiffahrt ein Verbot aller eisernen Kähne und eine Verstaatlichung aller Schleppdampfer forderte. Als Ausnahme wollte man nur Notfälle gelten lassen, z. B. Unpassierbarkeit des Leinpfades bei Hochwasser oder Eisgang, Pferdemangel etc.. Ein auf dieser Versammlung allenthalben umhergehendes „Gerücht", die Halfen sollten nur auf Schleppboote schießen, „man bürge dafür", daß dies nicht bestraft würde, dürfte vermutlich die Initialzündung für den Halfenaufstand gewesen sein, dessen revolutionärer Funke Anfang 1848 schnell auf die anderen Treidelstationen von Wesseling bis Weißenthurm übergriff.1)

Die Kripper Rheinhalfen
Um den Untergang der Treidelschiffahrt durch solche „Selbsthilfe" aufzuhalten, machten die Kripper Rheinhalfen ihrem Unmut Luft, indem sie die vorbeifahrenden Dampfschiffe tätlich angriffen und mit Flinten, Böllern („Katzeköpp" genannt) und einer Kanone auf die Ruderstühle der Dampfschiffe schossen.

Die Steuerstühle und Dampfaggregate waren von den Schiffseignern deshalb vorsorglich mit Eisenplatten gesichert worden. Die Sterumänner versahen ihren Schiffsdienst hinter den mit Eisenblechen verbarrikadierten Steuerstühlen. Für die Männer an den Rudern auf den Anhängekähnen hatte man ebenfalls Schutzplatten angebracht. Als Munition bei den großkalibrigen Waffen dienten unter anderem nicht mehr benötigte Hufnägel, Steine etc..In Kripp soll ein dort anwesender Engländer der aufgebrachten Kripper „Halfenwehr" das Exerzieren an einer von ihm beschafften Kanone beigebracht haben.2)

Erst das Eintreffen einer Schwadron des 4. Dragoner Regiments aus Bonn sorgte in Kripp nach kurzem Eingreifen wieder für Ruhe und Ordnung und brachte die hiesigen bis zur Verzweiflung aufgebrachten aufständischen Rheinhalfen zur Raison. Während ihrer Einquartierung in weideten die Dragoner ihre Pferde im Flurbereich. „Am Dorn", direkt im Ahrtmündungsbereich. Einige Halfen, die in Kripp Gewalttätigkeiten gegen die Schleppschiffe verübt hatten, wurden in Bonn „gefänglich" untergebracht, wobei sich der 36jährige Gottfried Küster und Josef Marr, beide Acker zu Kripp, sich wegen der gegen sie wegen der Beschießung von Dampfschleppschiffen in Kripp eingeleiteten Untersuchungen durch die Flucht entzogen haben und durch den Ober-Prokuratur von Runkel am 14. Juni 1848 zwecks Verhaftung und Vorführung beim Untersuchungsrichter öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben wurden.

Durch starke Militärpräsenz wurde der Rheinhalfenaufstand in der dritten Aprilwoche 1848 endgültig zerschlagen. Zur Aufrechterhaltung der „öffentlichen Sicherheit und Ordnung" wurden mobile berittene Militäreinheiten in verschiedenen Orten entlang des Rheines von Bonn bis Koblenz einquartiert.3)

Verschiedene Vorfälle
Amtlichen Verlautbarungen zufolge nahmen am 3. und 8. April 1848 Weißenthurmer Halfen und Bauern den Düsseldorfer Schlepper „Niederrhein II" von dem Turmer Werth aus, hinter Erdwällen verschanzt, mit annähernd 90 Schüssen unter Feuer. Dagleiche erlitten am 4. April das Schleppschiff „Overstolz" und der Schlepper „Franz Haniel".4)

Das Dampfschiff „M. Stinnes" wurde am 6.4. wurde unter dauerndem Beschuß von Halfen rheinaufwärts verfolgt.

Mit einem Kanonenschuss auf die uferbegleitenden Halfen wehrten sich die Dampfschiffer gegen diese Übergriffe. Zur großen Freude der Halfen brachen sie aber dennoch ihre Bergfahrt ab und kehrten bis Andernach zurück. Daraufhin wurden Husaren aus Bonn nach Weißenthurm verlegt. Von Kripp aus wurde am 9. April 1848 der Raddampfschlepper „Mannheim I" beschossen, ohne daß jedoch die 13-köpfige Mannschaft Schaden erlitt. Das 130 PS starke stählerne Schiff war 1842 von einer englischen Werft in Greenwich gebaut worden. Es war 60,35 m lang und 13,5 m breit.5) Auf den Schleppdampfer „de Rijn" schossen Halfen am 15.4. von Bonn-Rheindorf aus.


Die "Mannheim I", auf die in Kripp beim Halfenaufstand geschossen wurd

Weiteren Dampfschiffen erging es am 18.4. ähnlich bei Wesseling. Die Schleppschiffe setzten jedoch ihre Bergfahrt bis Bonn fort, wo sie oberhalb der Stadt zu ihrem Schutze Truppen an Bord nahmen. Um militärische Präsenz zu zeigen, patrouillierten auf der rechten Rheinseite Dragoner, auf dem linken Rheinufer Ulanen. Mit Hilfe der mitfahrenden Truppen erzwangen sich diese Schiffe beim Weißenthurmer Werth die Durchfahrt. Die „Truppen luden Während des Übersetzens vor Neuwied scharf, worauf das Werth geräumt wurde."6)

Widerspruchslos nahmen die Treidler ihre erlittenen Einkommenseinbußen nicht hin. Sie protestierten weiter. Erst ein Regulativ durch die Frankfurter Nationalversammlung konnte die aufmüpfigen hiesigen „Wassergewerbler" zufriedenstellen.


Das „Böllerdenkmal" in Kripp erinnert seit 1995 an den „Aufstand der Rheinhalfen". Errichtet wurde es vom Kripper Bürgerund Heimatverein

Im Konkurrenzkampf mit den immer weiter aufkommenden Dampfschiffahrtsgesellschaften unterlagen die Rheinhalfen jedoch schließlich endgültig. Vorbei war die Zeit, in der Schiffe mit Leinen und durch Muskelkraft expediert wurden.
Selten konnten sich die Halfen auf die neue Schiffahrt umstellen. Die Halfen mußten umlernen und wurden beispielsweise in Kripp teilweise Ziegelbäcker oder Ackerbauern.
Die harte Arbeit am und auf dem Strom, durch die in Kripp ganze Familien ernährt wurden, prägte die Menschen und die gesamte Sozialstruktur des Ortes Kripp. Mit dem Rückgang der Treidelei auf dem Rhein endete auch ein Stück Kripper Ortsgeschichte.

Heute erinnert nur noch ein 1995 vom Kripper Bürger- und Heimatverein in den Rheinanlagen errichtetes „Böllerdenkmal" an die Existenzangst und die verzweifelten Aktionen der ehemaligen Kripper „Wassergewerbler".

Quellen und Literatur:
Stadtarchiv Bonn, II 1626, Vom Rhein zur Ahr.
Festschrift JGV Kripp, H. P. Kürten
Bonner Wochenblatt Nr. 110 v. 20. 4. 1848, Nr. 115 v. 26. 4. 1848
Oldtimer, S. 43 Nr. 109, S. 86, Nr. 38
Oldtimer, S. 37, Nr. 75
Oldtimer, S. 40, Nr. 35, S. 84, Nr. 39
 „Oldtimer der Rheinschifffahrt", 150 Jahre Dampfschifffahrt auf dem Rhein, Binnenschifffahrtsverlag Duisburg o. J.
- Godesberger Heimatblätter, Heft 26,
 Jahresheft des Vereins Heimatpflege und Heimatgeschichte, Bad Godesberg e. V.
„2000 Jahre Rheinschifffahrt", Koblenz 1991.


                                       
                                      Fotos vom alten Kripp
vorgestellt von Horst Krebs